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Kenmochi, Isamu

Geboren
Tokio, 2. Januar 1912
Gestorben
Tokio, 3. Juni 1971
Land
Japan
Geschlecht
männlich
GND-ID
Weitere Namen
Kemmochi, Isamu
Berufe
Möbelgestalter*in; Designer*in
Wirkungsorte
Tokio
Zur Karte
Von
Papist-Matsuo, Antje
Zuletzt geändert
09.01.2024
Veröffentlicht in
AKL LXXX, 2014, 64; Vollmer III, 1956, 35

VITAZEILE

Kenmochi, Isamu, jap. Designer, Möbelgestalter, *2.1.1912 Tokio, †3.6.1971 (Suizid) ebd.

LEBEN UND WIRKEN

Stud. am Tokyo College of Industrial Arts (Tôkyô kôtô kôgei gakkô) in der Fak. für Holztechnik (Abschluss 1932). Danach tritt er in die Abt. für Holzbearbeitung am 1928 gegründeten Industrial Arts Inst. (IAI) in Sendai ein, wo er sich von Funktionalität und Technik von lokal gefertigten Gebrauchsgegenständen und Kunsthandwerk inspirieren lässt. 1934 lernt K. im IAI in Tokio den Architekten Bruno Taut kennen (der als Berater die erste Ausst. des IAI im Kaufhaus Mitsukoshi besucht) und wird sein Schüler. K. ist fasziniert von B.Tauts Idee, Möbel und and. Produkte zunächst in Originalgröße zu bauen und zu erproben, ehe man die Zchngn an die Hersteller schickt. B.Taut bestätigt K.s. Bestreben nach einer Modernisierung der jap. Inneneinrichtung und nach dem Einsatz preiswerterer Technologien. Während des Krieges erforscht K. im IAI in Sendai die Möglichkeiten der Verwendung von Holzprodukten - v.a. Sperrholz - für den Flugzeugbau. K.s Erkenntnisse ebnen den Weg zu neuen Einsatzmöglichkeiten für dieses Material. Ebenfalls intensive Unters. zur Funktionalität von Stühlen. K. betrachtet die westliche Sitzkultur als einen Schlüssel zur Modernität für Japan. Während seiner Tätigkeit am IAI (Zusammenarbeit u.a. mit Kosugi Jirô und Yoshitake Mosuke), wird das Inst. zur führenden jap. Einrichtung für Industriedesign der nächsten Jahrzehnte. K. publ. eine R. von Art. im hauseigenen, einflussreichen Mag. Kôgei Nyusu (Industrial Art News, 1932-74), auch über seine Reise 1952 in die USA. Dort lernt K. den Bildhauer und Designer Noguchi Isamu kennen. Sie arbeiten zus. an versch. Entwürfen für Bambusmöbel, die jedoch nie in Produktion gehen. 1953 nimmt er als erster jap. Designer an der Aspen Internat. Design Conference teil. K. ist Mitbegr. einiger der wichtigsten Design-Organisationen Japans (zus. mit Yanagi Sôri, Watanabe Riki, Kamekura Yûsaku), u.a. 1952 der Japan Industrial Designers Assoc. (JIDA) (Nihon indasutoriaru dezainaa kyôkai) sowie des Japan Design Committees (1953) und der Japan Interior Designers Assoc. (1956). Diese Vrgn suchen bewusst den internat. Austausch und nehmen an Konferenzen und Ausst. teil. 1955 verlässt K. das IAI und gründet sein eig. Designbüro, Kenmochi Design Association. K. konkretisiert ab diesem Zeitpunkt seine Ideen, etwa mit der Innenausstattung des jap. Pavillons bei der Expo '58 in Brüssel (Zusammenarbeit mit dem Architekten Maekawa Kunio) (Grand Prix). Als Leiter seines eig. Design-Büros übernimmt er internat. gebräuchliche Design-Verfahren, die B.Taut in Japan eingeführt hatte, wie 1:1 Zchngn und den Bau von Prototypen. K.s bekannteste Entwürfe stammen aus dieser Zeit, als er die aus dem jap. Kunsthandwerk üblichen natürlichen Werkstoffe in mod. Formen kleidet und mit neuen Herstellungsverfahren verarbeitet. 1959 wird K. Prof. an der Tama Art Univ. in Tokio. 1963 gewinnt sein Büro den Mainichi-Preis für Entwürfe von Betriebseinrichtungen für die Fa. Tendo Mokko. 1968 entwirft K. die Innenausstattung der Ersten Klasse in der Boing 747 für die Fluggesellschaft Japan Air Lines. 1970 erhält er für seine Entwürfe von Straßenmöbeln für die Expo '70 in Ôsaka den zweiten Mainichi Preis. 1971 verübt K. Selbstmord durch Gas. - Einer der bedeutendsten jap. Industrie- und Möbeldesigner der Nachkriegszeit. Seine Entwürfe decken eine große Bandbreite von Gebrauchsgegenständen und Innenausstattungen ab. Neben Sitzmöbeln auch zahlr. Tische (Brasileira, 1968, Holz), Lampen und Essbesteck. Weiterhin Büroeinrichtungen und Hotelinterieurs (Atami Garden Hotel, 1960; Keiô Plaza Hotel, Tokio, 1971). K. verfolgt die Idee von preiswerten Designmöbeln, die den mod., meist beengten Wohnanforderungen in Großstädten der Nachkriegszeit gerecht werden können. Exemplarisch der Stuhl (1954, Holz, Bambus), den K. für die Ausstattung der beiden Musterräume des IAI in der Ausst. Design and Technology präsentiert. Aufgrund seiner Qualität und niedrigen Herstellungskosten wird der Esszimmerstuhl auch für den Export vorgesehen. Durch die Kombination von trad. Mat. und mod. Technik ist dieses Möbelstück maßgeschneidert für den neuen Lebensstil der Nachkriegszeit. Das Mat. Bambus versteht K. als ideal, um jap. Trad. des Kunsthandwerks und Designs mit nat. Identität und Modernität zu vereinen. Hier wird der Einfluss der Mingei-Bewegung im Werk des K. sichtbar, indem die Verwendung natürlicher Materialien zum Sinnbild für eine jap. Moderne wird (es ist K., der den Begriff "Jap. Modernity" im Möbeldesign prägt). 1958 entwirft er einen Stapelhocker (Sutakkingu chiea, Buchenholz), der bis heute produziert wird. Der Hocker verkörpert exemplarisch die gestalterischen Prinzipen des Designers, v.a. Einfachheit, Schönheit und Funktionalität. Als Hw. K.s gilt der 1958 entworfene Rattansessel (Musashino Art Univ.). Ursprünglich einem Auftrag der Fa. Yamakawa Rattan Comp., Tokio entsprungen, die Rattanerzeugnisse der Fa. zu modernisieren, gelingt K. ein organisch gestaltetes, fast skulpturales Möbelstück, das ikonischen Stellenwert erringt. Der für die Bar des Hotel New Japan in Tokio (Zusammenarbeit mit Tange Kenzô) entworfene Cocktailsessel nutzt in auffälliger Weise die Flexibilität des Rattanmaterials, um runde Konturen und einen voluminösen Gesamteindruck zu erzielen. Seine leichte und dennoch solide Form passt sowohl in öff. Räume als auch in Privatwohnungen (wird seit 1960 bis heute mit nur leichten Abwandlungen produziert). Der Erwerb dieses Modells 1964 durch das MMA New York gilt als Meilenstein auf dem Weg zur internat. Anerkennung des zeitgen. jap. Möbeldesigns (Ausz.: G-Siegel für gutes Design, 1966; G-Siegel für zeitloses Design, 1982). Weiterhin bedeutend der Sessel Kashiwado (1961, lackiertes Zedernholz, Philadelphia). Benannt ist der Sessel aufgrund seines massigen, imposanten Erscheinungsbildes nach einem damals berühmten Sumo-Ringer. Der Sessel ist eine kühne Konstruktion aus dicken Zedernklötzen, die einen U-förmigen Querschnitt ergeben (Ausz.: G-Siegel für gutes Design, 1966). Durch die Holzmaserung entsteht ein dekoratives Muster, das aus der trad. jap. Holzkunst bekannt ist. Die ausführende Fa. Tendo Mokko ist bereits in den 1950er Jahren dazu übergegangen, unabhängige Designer zu beschäftigen, um Dinge herzustellen, die vorher nie versucht wurden. 1966 gestaltet K. die Innenausstattung des Kyôto Internat. Conference Center, in der deutliche Anleihen an trad. Ausstattung von Innenräumen (Tempel) deutlich werden. Weiterhin Entwürfe für Verpackungen von Yakult in Japan.

WERKE

New York, MMA. Philadelphia, Mus. of Art. Tokio, Musashino Art Univ. Mus.

SELBSTZEUGNISSE

Gekkan Mingei, 4, 1 1(1942):23; Kikaku kagu, To. 1944; Amerika tsûshin, To. 1952.

AUSSTELLUNGEN

Einzelausstellungen:

2004 Akita, Akita Senshû Mus. of Art u.a. (K). -

 

Gruppenausstellungen:

2005 Nagoya, Aichi Pref. Mus. of Art: Asian potential: art nursed by sea and islands (K) / 2007, New York, Isamu Noguchi Mus.: Design: Isamu Noguchi and I. K. (K) / 2010 Tokio, Mikimoto Hall: Design '60s vs. '00s (K)

 

QUELLEN

Thieme-Becker, Vollmer und AKL:

Vo3, 1956

 

Weitere Lexika:

U.Abendroth, World Design, Univ. of Minnesota 2000; M.Byars, The Design Enc., Lo. 2004; J.M.Woodham, A dict. of mod. design, Ox. u.a. 2006.

 

Gedruckte Nachweise:

K.I. no Sekai Henshu Iinkai (Ed.), K. I. no sekai, To. 1961; Designers internat. index, I, Lo. u.a. 1991; K.B.Hiesinger/F.Fischer, Jap. Design seit 1950 (K Düsseldorf, Tb/B). 1995; A.Eichler (ED.), DINA Art 4 (K Frankfurt am Main u.a.), He. 2001; J.Miller, Möbel, Starnberg 2006; Y.Kikuchi, Jap. Modernisation and Mingei Theory: Cult. Nationalism and Oriental Orientalism, Routledge 2013.

 


VOLLMER

Kemmochi, Isamu, jap. Holzarbeiter u. Musterzeichner, *2. 1. 1912 Tokyo, ans. ebda. Stud. am Technolog in Tokyo. Bereiste Amerika 1952/53. Mitgl. d.Shinseisaku-kyokai. Musterzeichnerchef am Staatl. Laboratorium für Gew. u. Industrie. Lit.: SBZ, Bd 28, m. 3 Abbn. - NBN. - Kögei-News, 22 (1954).