O’Keeffe, Georgia (Totto), US-amer. Malerin, Bildhauerin, Grafikerin, *15.11.1887 Sun Prairie/Wis., †6.3.1986 Santa Fe/N.Mex., 11.12.1924 Heirat mit Alfred Stieglitz, wirkte ab 1918 in New York und seit 1949 in Abiquiú/N.Mex.
O'Keeffe, Georgia
O. wurde als älteste Tochter von Francis und Ida Totto O. in eine Fam. mit irischen, ungar. und niederl. Wurzeln geboren. O., das zweite von sieben Kindern, erklärte mit zwölf Jahren, dass sie Malerin werden würde. 1903 verkaufte ihre Fam. die gut gehende Farm mit Milchwirtschaft in Wisconsin und zog nach Virginia, wo sich ihre finanzielle Situation verschlechterte. O.s künstlerisches Talent zog die Aufmerksamkeit der Direktorin des Chatham Episcopal Inst., Charlotte Willis, auf sich, wo O. 1905 ihren Schulabschluss machte. Im Anschluss studierte sie ein Jahr Aktzeichnen bei John Vanderpoel an der School of Art in Chicago. 1906-10 litt O. unter schweren Erkrankungen, u.a. Typhus, die ihre Arbeit und ihre künstlerische Ausb. beeinträchtigten. Nach ihrer Genesung besuchte sie 1907-08 die Art Students League in New York, wo sie bei den Malern Kenyon Cox, Francis Luis Mora und William Merritt Chase studierte. Im Jan. 1908 besuchte O. zum ersten Mal Alfred Stieglitz’ Gal. in der Fifth Ave. 291 (auch als "291" bek.), die in New York als das bedeutendste Zentrum für Fotokunst und die neuesten Entwicklungen europ. Kunst galt. Dort sah sie die umstrittenen Zchngn des frz. Bildhauers Auguste Rodin und traf das erste Mal auf den bek. Fotografen Stieglitz. O. vertiefte ihre Studien bei Chase und erhielt schließlich den William-Merritt-Chase-Preis für das realistische Stillleben Untitled. Dead Rabbit with Copper Pot (1908, Art Students League College) ein Stip., das ihr den Besuch der Amitola Summer Art School am Lake George/N.Y. ermöglichte. Aufgrund der Krankheit ihrer Mutter unterbrach O. ihr Stud. und arbeitete 1908-10 als Werbegestalterin in Chicago. Nach ihrer Rückkehr nach Charlottesville/Va. überzeugte ihre Schwester Ida sie davon, sich 1912 in Sommerkurse für Kunst an der Univ. einzuschreiben. Sie studierte mit Alon Bemant, selbst Student von Arthur Wesley Dow am Teachers College der Columbia Univ., der sie dazu brachte, Wassily Kandinsky und feministische Werke zu lesen. Während ihrer Studienzeit 1912-14 unterrichtete O. in Amarillo/Tex. Studenten. 1914-15 studierte sie bei Dow am Teachers College der Columbia University. Dows Methoden thematisieren die Prinzipien von Linie, Farbe und "Notan" (die Gleichgewicht von Hell und Dunkel) sowie die Idee "Fläche auf schöne Weise zu füllen" (A.W. Dow, Composition, N.Y. 1899). Im Herbst 1915 stellte Stieglitz’ Gal. 291 neue Werke Pablo Picassos und Georges Braques, die Papier collés, aus; außerdem die ersten ästhetischen Darst. afrikanischer Plastiken sowie Marsden Hartleys 1914 in Berlin gemalten Abstraktionen. Im Herbst 1915 nahm O. eine Stelle als Kunstlehrerin in einer Methodistenschule für Frauen am Columbia College in South Carolina an. In der Abgeschiedenheit arbeitete sie dort an Werken, die ihren Durchbruch zur Abstraktion markierten: O. rückte vom realistisch-impressionistischen Stil ihrer Lehrer ab und verbannte die Farbe aus ihren Werken. Oftmals auf dem Boden arbeitend, begann sie eine Ser. abstrakter Zchngn, die sie charcoral landscapes (Kohle-Lsch.) nannte. In Briefen an Anita Pollitzer, eine Freundin von der KHS, bezog sich O. zweimal darauf, Kandinskys "Über das Geistige in der Kunst" (1914, übers. von M.Sadler) gelesen zu haben. E. Dez. schickte sie ihre Arbeiten zu Pollitzer, die die Zchngn "am Tag vor Neujahr 1916" (Pollitzer, 1988, xxiii) in die "291" brachte, um sie Stieglitz, dem großen Befürworter der Moderne, zu zeigen, den beide jungen Künstlerinnen verehrten. Stieglitz reagierte enthusiastisch und würdigte O. nicht nur als "ungewöhnliche Frau [...] mit empfindsamem Gemüt", sondern bemerkte auch, wie Pollitzer später anführte, "At last a woman on paper" ("endlich eine Frau, die malt", Brief von Pollitzer an O., 1. Jan. 1916, Beinecke). Für ihre Lehrzulassung kehrte O. zum Frühling 1916 an das Teachers College zurück; das Stud. an der Columbia Univ. schloss sie dagegen aus finanziellen Gründen nie ab. Drei Wochen später wurden zehn frühe Kohle-Zchngn O.s in einer Gruppen-Ausst. in der "291" präsentiert, die Stieglitz als Experiment betrachtete. O. zog nach Canyon/Tex., um dort im Sept. die Ltg des Inst. für Malerei am West Texas State Normal College zu übernehmen. Die aquarellierten Zchngn, inspiriert von den Ebenen Texas, wurden ihr nächstes bed. Thema. O. sah Dows Unterricht als Auslöser ihrer frühen Arbeiten: "Es war Arthur Dow, der meinen Beginn beeinflusste, der mir half, etwas Eigenes zu finden." (Kuh, 1962). Stieglitz stellte O.s Arbeiten abermals im Herbst 1916 in der "291" aus. Eine Gruppen-Ausst. schloss auch and. US-amer. Künstler aus Stieglitz’ Kreis ein, u.a. Marsden Hartley, John Marin, Abraham Walkowitz, Stanton Macdonald-Wright. O. und Arthur Dove, die 1910 die ersten abstrakten Öl-Gem. Amerikas ausstellten, wurden mit Stieglitz’ Truppe als "Adam und Eva" gepaart, indem sie eine Verbindung zw. geschlechtsspezifischen Abstraktionen und natürlichem Ausdruck herstellten. Von Apr. bis Mai 1917 zeigte Stieglitz in einer Einzel-Ausst. O.s texanische Arbeiten "Neue Arbeiten mit Öl und Aqu., Kohle-Zchngn, Skulpturen" (Greenough, 2000, 546-547), abstrakte Reflexionen über die Natur, darunter Light Coming on the Plains, no. 1-3 (1917, drei Drucke, Fort Worth/Tex., Amon Carter Mus.), Train at Night in the Desert (1916, New York, MoMA) sowie Evening Star no III (1917, ebd.). Eine Kohleversion von Train at Night in the Desert (Privatbesitz) markierte O.s ersten Verkauf. Nach einem Besuch ihres jüngeren Bruders Alexis in einer Militärbasis in Zentral-Texas, der während des 1. WK in die Armee eingezogen worden war, schrieb O. an Stieglitz: "Ich habe niemals zuvor in aller Ernsthaftigkeit die Notwendigkeit von Kunst gefühlt - sie schien niemals nötig" (2. Dez. 1917). Aufgrund des Ausbruchs der Span. Grippe verließ O. A. Febr. 1918 abrupt ihre Lehrerstelle. Der Fotograf Paul Strand, dessen abstrakte Fotogr. aus den Jahren 1916-17 für O. bed. waren, brachte die Malerin aus San Antonio/Tex. zurück nach Canyon, wo sie sich wieder erholte; am 9. Juni 1918 kehrten sie dann mit dem Zug nach New York zurück. Der Briefaustausch zw. O. und Stieglitz intensivierte sich während ihrer Zeit in Canyon: Die Korrespondenz aus dieser Zeit macht ein Viertel der über 5000 Briefe aus, welche sich die beiden bis Stieglitz' Tod 1946 schrieben. Nach ihrer Rückkehr nach New York arbeitete O. vermehrt mit Ölfarben und verfolgte die abstrakte Malerei, die auf ihren Arbeiten in Texas basierte, als auch vegetative Formen und Kombinationen aus geometrischen und organischen Formen. Einige Arbeiten betonen formale Parallelen zu den Rhythmen der Musik wie bei Dow (Music: Pink and Blue II, 1918, New York, Whitney). Sie lebte und malte zuerst in dem Studio im Speicher des Sandsteinhauses von Stieglitz’ Bruder (59th Street Studio, Öl, 1919, Privatbesitz). Im Hochsommer 1918 verließ Stieglitz seine Frau Emmeline und begann neue fotogr. Arbeiten, die sich auf O. konzentrierten. Im Aug. hielt sich das Paar in der Sommerresidenz der Fam. Stieglitz am Lake George in den Adironback Mountains/N.Y. auf, was den Beginn ihrer kreativen Partnerschaft markierte: im Herbst und Winter Ausst. in New York und ausgedehnte Aufenthalte in der Sommerresidenz für das schöpferische Arbeiten. Stieglitz stellte seine neuen Fotogr. von O. im Febr. 1921 in der Gal. Anderson aus. Zw. den 145 ausgestellten Arbeiten waren "acht Hände, drei Füße, drei Hände und Brüste, drei Rümpfe, zwei 'Interpretationen'" (Lowe, 1983, 433), die als pars pro toto die Liebe zu O. reflektieren. Diese modernistischen und erotischen Werke beeinflussten die Rezeption O.s weiterer Arbeiten erheblich. Ihr Bekanntheitsgrad als "Woman: 1918-20" aus Stieglitz’ Fotogr. wurde unwiderruflich mit ihrer Malerei verbunden. Nach der Ausst. 1917 stellte O. fast sechs Jahre lang nicht mehr in New York aus. Erst durch den Artikel "Die Weiblichkeit erreicht eine neue Tödlichkeit" in der Zs. Vanity Fair (The Female of the Species Achieves a New Deadliness, 1922: 50), in der sie neben fünf and. Künstlerinnen porträtiert wurde, erlangte sie neue Aufmerksamkeit. 1923 öffnete ihre zweite Einzel-Ausst. "Alfred Stieglitz Presents One Hundred Pictures by Georgia O., American" mit einer Reihe von neuen Abstraktionen, bestehend aus Öl-, Aqu.- und Kohlearbeiten, die sechs abstrakte Aktstudien aus der Canyon-Periode miteinschlossen. Der Titel war proklamatisch, indem der Fokus auf O.s Unabhängigkeit von der europ. Akad.-Ausbildung lag. Allerdings traten ihre urspr. Darst. hinter and. Zusammenhängen zurück, wie etwa der zeitgen. Faszination mit Sigmund Freuds Theorie, O.s Bed. in Stieglitz‘ neuen Fotografien und der neuen polit. Macht der Frau im Kontext der Aufnahme des Frauenwahlrechts in die US-amer. Verfassung. Kritiker, wie Marsden Hartley und Paul Rosenfeld, entdeckten verkörperlichte sexuelle Motive in O.s abstrakter Formsprache und die Presse konstatierte, dass ihre Arbeiten "ein klarer Fall Freud’schen unterdrückten Verlangens in der Malerei" seien ("a clear case of Freudian suppressed desires in paint", The Brooklyn Eagle, 1923). Diese Auffassung trieb O. dazu, sich von der Abstraktion abzuwenden, wobei sie 1922 noch geschrieben hatte: "Nothing is less real than realism". Ihre Reaktion war, sich nun auf "das Objekt" zu konzentrieren. So begann die Künstlerin Früchte, Blumen und Bestandteile von Stillleben, Nahaufnahmen der Botanik in der Art der Fotografien Stieglitz’, Strands und Edward Streichens zu malen. 1925 legte Stieglitz in einer großen Gruppen-Ausst. u.d.T. "Alfred Stieglitz presents Seven Americans" den Schwerpunkt auf US-amer. Kunst und zeigte neben Werken von Dove, Hartley, Marin, Bilder der Fotografen Strand und Stieglitz sowie Charles Demuth 31 Werke von O. Sie stellte Blumen und Stillleben aus, bewegte jedoch ihren Stil in eine neue Richtung und präsentierte ihr erstes Hochhaus-Gem. New York with Moon (1925, Madrid, Mus. Thyssen-Bornemisza). Ab 1925 lebten Stieglitz und O. im Shelton Hotel in New York, in dem sie bis 1942 das Dachgeschoss bezogen. O. malte über dreißig Gem. US-amer. Hochhäuser und leere Straßen wie Schluchten, die ihr New York der späten 1920er Jahre definierten. Ein Paradebeispiel ist das Jugendstilähnliche Radiator Building: New York-Night(1927), mit seinen verschlüsselten Referenzen zu Stieglitz (Nashville/Tenn., Fisk Univ., The Stieglitz Coll.). Ihre Ausst. in der Intimate Gall. 1927 zeichnete sich durch Hochhäuser, Muscheln und Blumen (Black Iris, 1926, New York, Metrop. Mus.) aus und wurde von den Kritikern für seinen spirituellen Gehalt gepriesen ("vast in spiritual content", Jewell, 1928, S. 12). Zusätzlich zu der Retr. von 15 Werken im Brooklyn Mus. markierte dies die Wende der Kritikermeinung und eine Abkehr von den psychologisierenden Interpretationen. Callas (auch Calla-Lilien gen.) wurden 1928 schließlich zu O.s Markenzeichen. In ihrem ersten Portr. im New Yorker wurde sie als "Lady of the Lillies" (Coates, 1929) tituliert. Kritiker betonten ihre mystische Qualität und fügten an, dass der Öffentlichkeit ihre Arbeiten zu "okkult" seien (McBride, 1929). In der Ausst. "Nineteen Living Americans" im MoMA zur US-amer. Kunst im Jahr 1929 wurden fünf Gem. O.s ausgestellt; abermals war sie die einzige teilnehmende Frau. Der Sommer 1929 markierte O.s Aufbruch nach New Mexico auf der Suche nach neuen malerischen Motiven. Wüstenblüten waren weiterhin Teil ihrer mod. Bildsprache (Yellow Cactus, 1929, Privatbesitz), allerdings eröffneten sich für sie neue Themen in Form der Kulturen US-amer. und Latein-amer. Ureinwohner; die Archit. und Lsch. des Nordens New Mexicos überwogen jedoch. Die übergroßen Büßerkreuze der Friedhöfe, wo sich lok. Trad. mit kath. Pflicht mischte, wurden zu einer Serie (z.B. Black Cross, N.M., 1929, Chicago, Art Inst.). Außerdem schätzte sie die organische Archit. aus Lehm und malte 1930 die Ranchos de Taos Kirche in New Mexiko, die sie als "eine der besterhaltenen [Kirchen] der ersten span. Einwanderer der Vereinigten Staaten" bez. (O., 1976). Diese Sommerreise schenkte der Malerin neue Lebensenergie und sie kehrte E. Aug. mit 27 neuen und ausst.-fertigen Arbeiten zu Stieglitz an den Lake George zurück. Im Dez. 1929 zogen Stieglitz und O. in neue Räumlichkeiten, An American Place - ein Neubau auf der Madison Ave. an der 53. Straße, die Stieglitz’ letzte Gal. wurde. Die Sommer der 30er Jahren waren geprägt von O.s Pilgereisen in den Südwesten, das Jahrzehnt geprägt von der Großen Depression. 1931 veränderte O. ihre Motive und wandte sich ausgebleichten Knochen in der Wüste zu. Von O.s Darst. schlichter Pferde- und Rinderschädel wurde eines der bekanntesten, Cow’s Skull - Red, White and Blue (1931, New York, Metrop. Mus.), in der Folge ein US-amer. Symbol für die Zeit des Dust Bowl sowie für Beharrlichkeit. Nach einer gescheiterten Komm. für die Radio City Music Hall 1932 und Eheproblemen mit Stieglitz, hörte O. auf zu malen und blieb der Stadt für ein volles Jahr fern. 1933 wurde sie in ein Krankenhaus eingewiesen und begann erst A. 1934 wieder zu malen. Der regenerative Einfluss des afro-amer. Schriftstellers Jean Toomer, der Dez. 1933 am Lake George verbracht hatte, um zu schreiben, kam in O.s Briefen zum Ausdruck (Jean Toomer Papers and Stieglitz/ O. Archives, Beinecke Rare Book and Mss. Libr.). 1934 kaufte das Metrop. Mus. Black Hollyhock, Blue Larkspur, eines der ersten Gem. einer Frau in der Slg, an, das während O.s erstem Sommer in New Mexiko entstanden war. Im Aug. 1934 entdeckte O. die Ghost Ranch, eine isolierte Touristenranch nordwestlich von Santa Fe, am Flussbett des Chama, im Tal des Shining Stone. Dort und im nahegelegenen Dorf Abiquiú entfalteten sich die letzten Jahrzehnte ihrer Karriere: Sie malte Schädel mit Geweihen, die sich stark vom blauen Himmel abhoben und die für einen Zustand der Transzendenz stehen, obwohl O. stets bestritt, dass die Darst. den Tod thematisierten. Über den Bergen, entgegen der Wolken, auf zersprengten Bäumen positioniert oder in einer schieren Fantasie über den Hügeln erhoben, waren diese Schädel für sie im Wesen lebendig (Ram's Head, White Hollyhock - Hills 1935, New York, Brooklyn Mus.; Deer’s Skull with Pedernal 1936, Boston, Mus. of FA; From the Faraway Nearby 1937, New York, Metrop. Mus.). O.s Malerei thematisierte zudem die Lsch., dramatische rote und gelbe Klippen, das flache Profil der hauptsächlich scharfkantigen Berge des Pedernals, die Aussicht von den hist. Felsformationen (Pedernal: Autumn 1945, G. O. Mus.). Dahinter glühten die Klippen der Piedra Lumre (My Back Yard 1940, Cincinnati, AM). O. sagte, dass "die Palette aller Farben eines Malers in der Wüste [zu finden sind]". Ab 1936 fand eine Wende in O.s Rezeption statt, ihre Arbeiten wurden von nun an von den Kritikern gefeiert. 1938 erhielt sie ihre erste Ehrendoktorwürde am College of William and Mary/Va., die Alma Mater ihres ältesten Bruders Francis. Der Philanthrop Aldrich Rockefeller, Mitbegründer des MoMA, vermachte der Kunst-Gal. des Colleges O.s White Magnolie (1932). 1942 folgte die Univ. von O.s Geburtststaat Wisconsin dem Beispiel Virginias und verlieh ihr einen Doktor der Literaturwissenschaften. Daniel Cotton Rich, Kurator des Art Inst. in Chicago, wo O. die KHS besucht hatte, richtete 1943 eine Retr. aus und zeigte, dass sie zur bekanntesten US-amer. Künstlerin avanciert war. Eine neue Ser. aus 19 Arbeiten, der die Darst. von tierischen Beckenknochen zugrunde lagen und die nach ihrer Retr. entstand, versetzte Rich in Staunen (Magazine of Art, März 1944). Die Wiederkehr der Tierknochen in ihren Arbeiten erfolgte parallel zu and., neuen Arbeiten, wie etwa der Ser. The Black Place. Diese basierte auf einer Bergreihe 150 Meilen westlich von der Ghost Ranch, die O. mit Elefanten verglich. Ein Kritiker schrieb, dass allein die Black Place-Ser. O. "als Künstlerin Rang und Namen" gab (M. Breuning Art Digest, 1. März 1944). 1946 honorierte das MoMA O. mit der ersten Einzel-Ausst. einer weiblichen Künstlerin in der Gesch. des Museums. Fotomontagen zeigen, dass eine minimalistische Qualität betont wurde, ein rigider Stil aus Abstraktion und Realismus (Farmhouse Window and Door 1929, MoMA). Nachdem Stieglitz nur zwei Monate nach der Eröffnung im MoMA im Juli 1946 verstarb, verzichtete sie für drei Jahre auf ihre Kunst und zog in Stieglitz’ Anwesen. 1949 zog sie dauerhaft nach Abiquiú/N.Mex. und beendete An American Place 1950 mit einer Ausst. von 33 jüngeren Werken. 1951 begann das MoMA die Ursprünge und Bedeutung von Abstraktion neu zu überdenken und bemerkte, dass O. neben sechs and. Künstlern die Abstraktion in ein gänzlich unrepräsentatives Extrem steigerten (Abstract Painting and Sculpt. in America, MoMA 1951:34). 1966 gab eine Ausst. im Amon Carter Mus. in Fort Worth/Tex. O. die Gelegenheit, ihr Gem. Sky above Clouds zu einem Wand-Gem. zu vergrößern. Im Mai 1966 feierte Artforum O.s Lebenswerk mit einer Rez. ihrer Ausst. in Texas und machten ihr Gem. Pelvis Series – Red with Yellow (1945, G. O. Mus.) zum Titelbild. Die erneute Anerkennung der US-amer. Kunstwelt festigte ihre ikonische Position in der Gesch. der Abstraktion, in der Lsch. des US-amer. Westens und akklamierte ihre zunehmend minimalistischen Komp., wie in ihrem Gem. Sky Above Clouds (1965). Im März 1968 posierte O. für die Titelstory "Stark Visions of a Pioneer Painter" im LIFE Magazine. Mit fast 90 Jahren veröffentlichte sie ihre Autobiographie (1976); sie gestattete dem Filmemacher P. M. Adato eine Dokumentation über ihr Leben und ihre Kunst aufzunehmen; und letztlich gab sie für eine Ausst. 51 Originale von Stieglitz’ Fotografien frei. (G. O.: A Portr. by Alfred Stieglitz, New York, Metrop. Mus., 1978). Die Neubewertung O.s in den Anfängen der abstrakten Malerei in Amerika wurde 1986-2009 in versch. Ausst. thematisiert (u.a. 1986 Los Angeles/Ca., LACMA und 2009 New York, Whitney Mus. [Wander-Ausst.; K]). Sie erhielt zahlr. Ehrungen und Ehrendoktorwürden, u.a. von der Harvard und Columbia University. Nat. Ausz. folgten in Form der Freiheitsmedaille, verliehen durch Präs. Ford (1977) und der Nat. Med. der Künste durch Präs. Reagan (1985). O. starb am 6. März 1986 im Alter von 98 Jahren. Ihre Asche wurde von ihrem letzten Ass., Juan Hamilton, vom Gipfel des Pedernal verstreut. Obwohl sie ihren Besitz, in dem sich zum Zeitpunkt ihres Todes mehr als 2000 Kunstwerke befanden, Hamilton vermachte, wurde das Test. von den überlebenden Verwandten angefochten und stattgegeben. Stattdessen ging ein großer Teil in die neu gegründete G.-O.-Foundation (2006 aufgelöst), welche die Förderungen ihrer Arbeiten an zahlr. US-amer. Mus. betreute; so wurde ihre vergrößerte, weiß lackierte Bronze-Abstraktion 1995-96 im Garten des Weißen Hauses ausgestellt. 1997 wurde das G.-O.-Mus. eröffnet und ihre letzte Wohnstätte in Abiquiú/N.Mex., heute im Besitz des Mus., wurde 1998 zu einem nat. Denkmal erhoben.
O., in: K.Kuh, The Artist’s Voice: Talks with Seventeen Artists, N.Y. 1962; O./D.Bry, Some Memories of Drawings (1974; 1988 ); O., Georgia O’Keeffe, N.Y. 1976; C.Giboire/G.Lovingly (Ed.): The Complete Correspondence of G.O. and Anita Pollitzer, N.Y. 1990; B.Lynes/L.Paden (Ed.), Maria Chabot-G.O.: Correspondence 1941-49, Santa Fe 2003; S.Greenough (Ed.), My Faraway One: Selected Correspondence of G.O. and Alfred Stieglitz, 1915-33, New Haven/Lo. 2011
Einzelausstellungen:
1999 Washington, D.C., Phillips Coll. (K) / 2004 Ann Arbor, Mich., Univ. of Michigan AM (Wander-Ausst., K) / 2008, '12 Santa Fe, N.Mex., Georgia O’Keeffe Mus. (beide Wander-Ausst., K) / 2009: San Francisco, MMA; 2009 New York, Whitney (Wander-Ausst.; K) / 2011 Rom, Fondazione Roma Museo (Wander-Ausst., K) / 2012 München, KH (Wander-Ausst; Retr.; K) / 2013 Glen Falls, N.Y., The Hyde Coll. (K Wander-Ausst.) / 2016 London, Tate Modern (Retr.) / 2021 Madrid, MN Thyssen-Bornemisza (Retr., K) / 2022 Riehen, Fond. Beyeler (Retr., K). -
Gruppenausstellungen:
Santa Fe, N.Mex., Georgia O'Keeffe Mus.: 2007: Modernism and the Feminine Voice (Wander-Ausst., K); 2011: Shared intelligence (Wander-Ausst., K) / New York: 2011 Metrop. Mus.: Stieglitz and his Artists (K); 2013 MoMA: American Modern (K) / 2014 Indianapolis, MoA: G.O. and the Southwestern Still Life (Wander-Ausst., K). / 2024-25 Mannheim, KH: Die Neue Sachlichkeit - Ein Jahrhundertjubiläum (K).
Thieme-Becker, Vollmer und AKL:
Vo3, 1956
Weitere Lexika:
Pavière, Flower III.2, 1964; EAAm III, 1968; AAW I, 1974; Samuels, 1976; Bauer, GEM VI, 1978; ContempArtists, 1983; Falk, 1985; Dunford, 1990; DA XXIII, 1996; B.Weidle, in: Künstler. Kritisches Lex. der Gegenwartskunst, Ausg. 39, Heft 23, M. 1997; I.F. Walther, Künstler-Lex., in: Kunst des 20. Jh., II, Köln u.a. 1998; Bénézit X, 1999; R.Kostelanetz, A dict. of the Avant-Gardes, N. Y. 22000; Delarge, 2001
Gedruckte Nachweise:
E.A. Jewell,, New York Times v. 22.1.1928; R.Coates, The New Yorker 7:1929; H.McBride, New York Sun v. 9.2.1929; Realismus. Zw. Revolution und Reaktion 1919-39 (K Paris/Berlin), M. 1981; S.D. Lowe, Stieglitz, N.Y. 1983; A.Pollitzer, A woman on paper, N.Y. 1988; Brooklyn Mus. of Art (K), Brooklyn, N.Y. 1997; D.Finn, 20th-c. Amer. sculpt. in the White House garden, N.Y. 2000; U.Grosenick (Ed.), Women artists, Köln u.a. 2001; D.B. Džojner, Chudožniki amerikanskogo zapada 1830-1940 (K Sankt-Petersburg), Bad Breisig 2003; S.R. Ressler (Ed.), Women artists of the Amer. West, Jefferson, N.C./Lo. 2003; B.Grad, Arch. of Amer. Art Journal, XXXVIII:1998(3-4)2-19; W.Corn, The Great Amer. Thing, Berkeley, Calif. 1999; B.B. Lynes, G.O., 2 Bde, New Haven/Lo. 1999 (WV); S.Greenough, Mod. Art and America, Boston, Mass. 2000; M.Brennan, Painting Gender, Constructing Theory, C., Mass. 2001; J.Moore (Ed.), G.O. and the Calla Lily in Amer. Art,1860-1940, New Haven 2002; R.Bowman/B.B. Lynes, O.K.'s O.K.s (K Milwaukee AM), Lo. 2002; Seeing America. Paint. and sculpt. from the coll. of the Memorial AG of the Univ. of Rochester (K), Rochester, N.Y. 2006; W.M. Corn, Amer. art 23:2009(2)54-79; N.Scott, G.O., Critical Lives, Lo., 2015; S.Scott, A Strange Mixture, Norman, Okla. 2015; T.Barson, G.O., Lo. 2016; J.Davis u.a., Kunst der Vereinigten Staaten 1750-2000, B. 2024
Archive:
New Haven/Conn., Yale Univ., Coll. of Amer. Lit., Beinecke Rare Book and Ms. Libr.: Alfred Stieglitz/G.O. Arch.; New York: MoMA Arch.; Santa Fe/N.M.: G.O. Mus. Research Center; Washington/D.C.: Arch. of Amer. Art; Stieglitz/O'Keeffe Arch.: Korr. O.-Stieglitz, MSS 85.
Onlinequellen:
R.Robinson, Amer. Nat. Biography Online; Dict. universel des Créatrices, 2023
O'Keeffe, Georgia, verehel. Stieglitz, amer. Malerin (Öl, Pastell u. Aguar.), *15. 11. 1887 Sun Prairie, Wis., ansässig in New York. Stud. bei Vanderpoel am Art Inst. in Chicago. bei Chase in New York u. bei A. Bernent an d. Virginia Univ., zuletzt bei A. W. Dow an d. Columbia Univ. Anfängt. hauptsachl. Kohlezeichngn. Heiratete 1924 den Kunstphotogr. Alfred Stieglitz. Blumen, Früchte ("Apfelfamilien"). Stilleben, Landschaften. Bereiste 1932 Kanada. Häufiger Aufenthalt in New Mexico. Entwarf für die Steuben-Glasgesellschaft ornamental verzierte Schüsseln, Schalen u. Vasen. Vertreten u.a, in d. Phillips Memorial Gall. in Washington, D.C., im Mus. of Art in Brooklyn, N.Y., im Cleveland Mus. of Art, im Pennsylv. Mus. in Philadelphia. Pa., im Mus. of Mod. Art in New York u. im Metrop. Mus. of Art ebda. Koll.-Ausst. 1942, 45 u. 50 in d. Gall. "An American Place" in New York, 1943 im Chicago Art Inst., 1946 im Mus. of Mod. Art New York, 1952 u. 55 in d. Downtown Gall. ebda, 1953 in d. Mayohill Gall. in Del Raybeach. Lit.: Who's Who in Amer. Art, 1: 1936/37. - Monro. - Barr, m.Abb.- Mellquist, m. Abb. - S. La Follette. Art in America, New York 1934. - Bull. of the Cleveland Mus. of Art, 24 (1937) 51/53, m. Abb. - Formes, 21 (1932) Abb. nach p. 208. - D. Kstwerk (Baden-Baden), 1 (1946/47) H. 3 p. 44; 4 (1950) H. 8 p. 87.-. Prisma (Munchen), 1(1967) H.6, p. 16 (Abb.), Tat. II zw. p. 16/17. - The Studio, 101 (1931) 438; 141 (1951) 69 (farb. Abb.); 148 (1954) 68 (Abb.). - The Art Index (New York), 1941ff. passim. - Kat. d. Tentoonst. "Amsterdam schildert", Stedel. Mus. Amsterdam 1950, m. 2 Abbn p. 20. - Kat. d. Ausst. Amer. Malerei, Berlin 1951, Nr 69.