Tatlin (Tatline; Tatljin), Vladimir Evgrafovič (Wladimir Jewgrafowitsch; Vladimir Yevgrafovich; Volodymyr Jevhrafovyč; Vladimir Avgrafovi), russ. Maler, Bildhauer, Architekt, Designer, Bühnen- und Kostümbildner, Kunsttheoretiker, Hochschullehrer, *16.(28.)12.1885 Moskau, †31.5.1953 ebd.
Tatlin, Vladimir Evgrafovič
Sohn eines Ingenieurs. Verlässt als 13-Jähriger das Elternhaus und lebt von Gelegenheitsarbeiten (Schiffsjunge, Malergehilfe), was zur späteren Legendenbildung beiträgt. Ausb./Stud.: ab 1902 FHS für Malerei, Bildhauerei und Archit., Moskau; 1903 Exmatrikulation aufgrund von Disziplinlosigkeit. 1904 Ausb. an der Handelsmarine-Schule in Odesa; 1905-10 Stud. an der KSch Penza (Kunstlehrer-Dipl.); ein Kommilitone ist Aristarch Vasil'evič Lentulov. Verkehrt in Penza im Salon der Fam. Cege. 1908 oder '09 lernt T. in Moskau Michail Fedorovič Larionov kennen. Erste Ausst.-Teiln. 1909 in Moskau, dritter Salon der Zs. Zolotoe runo. Sommer 1910 mit Larionov in Tiraspol. Nachfolgend in Moskau Kontakt zu Velimir Chlebnikov, Vladimir Majakovskij und den Mitgl. der Burljuk-Familie. 1911 liefert T. die Ausstattung für das Volksdrama Car' Maksem'jan/Zar Maksem'jan im Moskauer Lit.-künstlerischen Zirkel; 1912 Mitarb. am futuristischen Künstlerbuch Mirskonca/Welt vom Ende. Ferner beteiligt an Ausst. der Gruppen Mir iskusstva/Welt der Kunst, Oslinnyj chvost/Eselsschwanz, Bubnovyj valet/Karo-Bube und des Salons Izdebskij. Ab 1911 auch Ausst. mit Sojuz molodeži/Bund der Jugend (ab 1913 Mitgl.). Der Bruch mit Larionov stürzt T. in eine Krise. Er eröffnet ein eig. Atelier (Aktzeichnen in kubistischer Manier), das auch die Architekten Aleksandr und Viktor Aleksandrovič Vesnin sowie Aleksej Alekseevič Morgunov, Valentina Michajlovna Chodasevič, Ljubov' Sergeevna Popova, Nadežda Andreevna Udal'cova, Alexis Gritchenko, Robert Rafailovič Fal'k und gelegentlich Kazimir Malevič besuchen. T.s Bühnen- und Kostümentwürfe für die Oper Žizn' za carja/Ein Leben für den Zaren sind 1913 eine Hauptattraktion der Mir iskusstva-Ausst. in St. Petersburg. Febr.-A.März 1914 ist T. durch Vermittlung von Sergej Vasil'evič Čechonin in Berlin, wo er während der russ. Volkskunst-Ausst. im Kaufhaus Wertheim (Leipziger Str.) als blinder Sänger und Bandura-Spieler auftritt. Vor der Rückreise Atelierbesuch bei Pablo Picasso in Paris. In Moskau provoziert T. wenig später das Publikum mit ersten Konterreliefs. Während eines im Dez. 1915 von der Ausst. Moskauer Künstler für Kriegsopfer zeitweise entfernt wird; erwirbt der Textilfabrikant Sergej Ščukin ein Konterrelief für seine Priv.-Sammlung. Zur selben Zeit verschlechtern sich die Beziehungen zu Malevič. Im Atelier von Vera Efremovna Pestel' beginnt T. mit Bühnen- und Kostümentwürfen zu R.Wagners Oper Der fliegende Holländer. E.1915 publiziert er eine eig. Broschüre parallel zur Teiln. an der von Jean Pougny und Ksenija Leonidovna Boguslavskaja organisierten Ausst. "Letzte futuristische Bilderausstellung 0,10" in Petrograd. Bekanntschaft mit Lev Aleksandrovič Bruni und den der Avantgarde gewogenen Kritikern Nikolaj Punin und Sergej Konstantinovič Isakov, auch mit Aleksandr Michajlovič Rodčenko. Im März 1916 organisiert T. in Moskau die Futurismus-Ausst. Magazin/Der Laden; im Mai besucht er Chlebnikov in Caricyn zus. mit dem Dichter Dmitrij Petrovskij. Nach der Febr.-Revolution 1917 engagiert sich T. in versch., meist kurzlebigen Kulturinstitutionen (u.a. "Linker Block der Kunstschaffenden", Maler-Gewerkschaft ProfChudŽiv, Komm. zum Schutz der Kulturdenkmäler im Mossowjet); schreibt auch für die Ztg Anarchija. Außerdem beteiligt an der Ausmalung des Künstlercafés Pittoresque in Moskau; Freundschaft mit Sof'ja Isaakovna Dymšic-Tolstaja. 1918-19 ist T. Vors. des Moskauer Künstler-Kollegiums der Abt. Bild. Künste des Volkskommissariats für Bildungswesen; ab E.1918 Prof. und Leiter der Malerateliers von Svomas/Freie Wkstn in Moskau und Petrograd; ebd. 1919 auch Leiter der Wkst. für Mat., Raum und Konstruktion. Ab A.1919 Arbeit an einem nicht realisierten Denkmal für die Okt.-Revolution, das später in Monument der III. Internationale (1919-25, zahlr. Zchngn und drei Modelle) umbenannt wird. Das erste der drei mithilfe von Tevel Šapiro, Iosif Aleksandrovič Meerzon und Pavel Vinogradov entstandenen Modelle wird E.1920 in Moskau und Petrograd ausgestellt. In beiden Städten, aber auch in München (Zs. Der Ararat) wird das Projekt öff. diskutiert. In Berlin veranstalten George Grosz, Raoul Hausmann und John Heartfield auf der 1.Internat. Dada-Messe eine künstlerische Aktion zugunsten von T.s sog. Maschinenkunst. Im Sommer 1919 zieht er zus. mit Malevič, Morgunov und Dymšic-Tolstaja von Moskau nach Petrograd; Ankauf von Werken durch das Russ. Mus., die Tret'jakov-Gal. und den Mus.-Fond des Narkompros. 1921 veröffentlicht Punin die Monogr. T. Protiv kubizma/T. Gegen den Kubismus. 1922 übernimmt T. in Petrograd die Ltg der Abt. Materielle Kultur am MChK/Mus. für künstlerische Kultur. Besuch von Grosz und E.Plitsch bei T., der 1922 in Berlin an der 1.Russ. Kunst-Ausst. in der Gal. van Diemen (1923 in Amsterdam) teilnimmt. Eine USA-Reise kommt wegen Finanzproblemen nicht zustande. 1923 ist T. Regisseur, Bühnenbildner und Hauptdarsteller bei der Aufführung von Chlebnikovs Stück "Zangezi" am MChK. 1923-25 Zivilehe mit der Ärztin und Biologin Marija Andreevna Gejuce (Heinze), 1924 Geburt des Sohnes Vladimir (1943 gefallen). Im gleichen Jahr Konflikt mit Malevič am GINChUK/Inst. für Künstlerische Kultur, woraufhin T. 1925 als Doz. für formal-techn. Disziplinen an das Kunst-Inst. in Kyjiv wechselt und für das dortige Kindertheater zus. mit Jevhen Jakovyč Sahajdačnyj Bühnenausstattungen entwirft. 1926-27 Studien zu Anatomie und Flugverhalten der Vögel; fertigt im Geheimen Tle für einen Flugapparat. 1927 Kontakt zu dem Filmregisseur Les Kurbas und Beschäftigung mit Buch-Ill. (auch 1929), schließlich Umzug nach Moskau zus. mit der Bildhauerin Marija Petrovna Cholodnaja und deren Sohn. In Moskau wird T. 1927 mit Unterstützung von Pavel Ivanovič Novickij Doz. am VChUTEIN/Höheres künstlerisch-techn. Inst., bis 1931 an der Fak. für Holz- und Metallverarbeitung, ab 1930 auch an der Fak. für Keramik. 1929 lehnt es T. ab, die Ausstattung für das Satire-Drama "Banja" von Majakovskij unter der Regie von Vsevolod Mejerchol'd zu übernehmen, gestaltet 1930 aber den Katafalk für die Beerdigung Majakovskijs. Ab 1931 Prof. am Inst. für Silikate und Bau-Mat. in Moskau. Ausz.: 1931 Verdienter Künstler. 1929-32 fertigt T. zus. mit vier Helfern drei Exemplare des Flugapparats Letatlin, präsentiert im Mai 1932 im Puškin-MBK Moskau während T.s einziger größerer Einzelausstellung zu Lebzeiten. 1934 Teiln. an der von der sowjetischen Geheimpolizei (GPU) organisierten Exkursion Moskauer Künstler zur Baustelle des Weißmeer-Ostsee-Kanals. In den 1930/40er Jahren Arbeiten für versch. Theater wie das MChT-2 und das Kammertheater Moskau, das Dramatische Theater Sverdlovsk, das Lensowjet-Theater, das Mossowjet-Theater. Teiln. an der künstlerischen Gest. der Allunions-Landwirtschaftsausstellung. Während der Kampagne gegen den Formalismus 1936 verteidigt T. als einer der wenigen die "analytische Kunst" der 1910/20er Jahre. Lebt zus. mit der Buchillustratorin Marija Ivanovna Pleskovskaja (*1905, †1954), der Bildhauerin Sara Dmitrevna Lebedeva und ab 1944 mit der Szenografin Aleksandra Nikolaevna Rudovič (später Korsakova), die er heiratet. In der Kampagne gegen "volksfeindliche" Theaterkünstler 1948 bezieht T. wiederum Position und erhält Unterstützung von dem Architekten Lev Vladimirovič Rudnev, der ihn als Konsultant in das Planungsteam für das Hochhaus der Moskauer Univ. aufnimmt. 1953 leitet T. eine Künstlerbrigade, die Anschauungsmaterial für die Univ. herstellt. Bestattet auf dem Friedhof des Neujungfrauenklosters in Moskau. - T. gilt als "Vater" des russ. und sowjetischen Konstruktivismus und wird mit seinen Materialkonstruktionen einer der bedeutendsten und einflussreichsten Vertreter dieser künstlerischen Strömung. Im Unterschied zu seinen Kollegen ist er eher experimentell als auf die praktische Umsetzung seiner Ideen und Projekte orientiert, was mitunter zu Polemiken führt. Seit Beginn der Karriere arbeitet T., ausgehend von Malerei und Zchng, gattungsübergreifend, bevorzugt und dauerhaft auch für das Theater. Er entwirft Gebrauchsgegenstände, archit. und plastische Objekte, illustriert Bücher; darüber hinaus ist er an kunstpolitischen und -theoretischen Debatten beteiligt, ohne eine geschlossene Kunsttheorie auszuformulieren. Nach der Revolution wirkt T. auf versch. Posten an der Neuausrichtung der Kunst-Inst. mit und ist in Moskau, Petrograd und Kyjiv als Hochschullehrer tätig. T.s künstlerische Anfänge, z.B. die Gem. Ogorod/Gemüsegarten und Gvozdika/Nelke (beide Öl/Lw., 1908-09), sind in Farbigkeit und impressionistischem Pinselduktus von Larionov beeinflusst, wobei sich in List'ja landyšej v kuvšine/Maiglöckchenblätter in einem Krug (Öl/Lw., nicht später als 1910) die Arbeit mit Farbflächen und dunklen Konturen verstärkt. Gleiches gilt für die Zchngn dieser Zeit in Verbindung mit einer geschwungenen Linienführung (Prodavec sukna. Flotskie formy/Tuchverkäufer. Seemannsuniformen,nach 1910). In der F.entstehen von der Ikonenästhetik inspirierte Beispiele einer semantisch anspielungsreichen, aber formal vereinfachten dynamischen Flächenkunst mit Bezug zur Porträttradition wie Matros/Matrose (Öl/Lw., 1911) und Portret chudožnika/Porträt eines Malers (Öl/Lw., 1912,), die auch als Selbstbildnisse gelten, sowie Prodavec ryb/Fischverkäufer (Öl/Lw., 1911). Die zahlr. Kostüm- und Bühnenentwürfe dieser Zeit, z.B. für Car' Maksem'jan (Bleistift, Aqu./Papier, 1911) lassen eine zunehmende Annäherung an die expressive Auslegung des russ. Neo-Primitivismus von Gončarova erkennen. Immer wieder setzt sich T. in Aktstudien, ausgef. mit weichen Zeichenstiften, v.a. mit dem weiblichen Körper im Hinblick auf konstruktive Gegebenheiten und spannungsvolle, gegenläufige Bewegungen auseinander. 1913 experimentiert er indes in versch. Zchngn (u.a. Portret Maleviča, Kreide) und Gem. (u.a. Naturščica/Weibliches Modell) sowohl im Hoch- wie Querformat mit Elementen des Kubismus. Dieser klingt auch in der stark rhythmisierten Bühnen-und Kostümausstattung für die Oper Žizn' za carja an, 1923 noch einmal in den Entwürfen für Zangesi, wobei die Räume hier an Giovanni Battista Piranesi geschulte Dimensionen aufweisen. Angeregt durch Picasso geht T. 1914 dazu über, "synthesostatische Kompositionen", d.h. Konstruktionen aus gewöhnlichen Mat. und Fundstücken herzustellen. Von den später als Konterreliefs bez. Werken sind nur wenige wie Živopisnyj rel'ef. Butylka/Bildrelief. Flasche (Holz/Pappe/Draht/Eisen/Papier/Emaille, 1914) erh. geblieben, während and. wie Kontr-rel'ef s nožkoj stula/Konterrelief mit Stuhlbein (1915) nur durch Fotogr. oder Ausst.-Kritiken bek. sind. Durch ihre Abkehr von mimetischen Konzepten und der Betonung der Materialhaftigkeit spielen die Konterreliefs eine herausragende Rolle in der zeitgen. Diskussion über die Autonomie des Kunstwerks. T. wird dadurch ein ernsthafter Rivale von Malevič im Anspruch auf die Führungsrolle innerhalb der russ. Avantgardebewegung. Mit seinen Eck-Konterreliefs, ausgestellt auf der "Letzten futuristischen Bilderausstellung 0,10", vollzieht er früh den später auch für and. Avantgardisten char. Schritt in den Raum und veranlasst Malevič, das "Schwarze Quadrat" übereck im Ausst.-Saal aufzuhängen. Mit dem Monument der III. Internationale (s.o.), konzipiert als über 400 Meter hohes multifunktionales, mehrstufiges, sich um eine geneigte Achse drehendes archit. Mon. in Gerüstbauweise mit Segmenten aus Glas, leistet T. einen einzigartigen Beitr. zur Entwicklung utopischer Visionen in der frühen sowjetischen Avantgarde. Ähnliches gilt für Letatlin, das 1929-32 entstandene Modell eines aus gebogenem Holz gefertigten, dem Vogelflug nachempfundenen Flugapparates, bei dem T. auf eine Synthese von Mensch, Technik und Natur setzt. Mit dem von ihm in den frühen 1920er Jahren entwickelten Konzept der "Materialkultur" distanziert sich T. von den rationalistischen, allein auf Technik, Wirtschaftlichkeit, Urbanität und Kollektivität setzenden Vorstellungen and. Konstruktivisten. Folgerichtig bilden die Bedürfnisse des Menschen und damit ein organisches Prinzip, das über geschwungene Linien realisiert wird, den Ausgangspunkt und Maßstab seiner Entwürfe für zweckmäßige mod. Kleidung (1923-24), Möbel, wie der zus. mit N.N. Rogožin geschaffene Konsolstuhl (1929), und Geschirr, darunter das zus. mit Aleksej Georgievič Sotnikov entwickelte Trinkgefäß für Säuglinge (glasiertes Porzellan, 1931). T.s Buch-Ill. 1929 changieren zw. einer so klaren wie minimalistischen (S.Sergel, Na parusnom sude/Auf dem Segelschiff) und einer eher verspielten, auf Brüchen in der Perspektive gründenden Darstellungsweise (D.Charms Vo-pervych i vo-vtorych/Erstens und zweitens). Seit den 1930er Jahren, als von T. nur noch Arbeiten für das Theater ausgestellt werden, weisen diese, wie kulturpolitisch gefordert, eine stärkere Wirklichkeitsnähe auf. Dagegen zeigen seine Gem. (u.a. Sadovye cvety/Gartenblumen, Öl/Lw., 1938; Cvety/Blumen, Öl/Lw., 1940) dramatisch bewegte Formen und häufig eine düster-bräunliche Farbigkeit, wodurch sie im krassen Gegensatz stehen zu den Prinzipien des Sozialistischen Realismus. Ausnahmen bilden die Gem. Vetki rjabiny v glinjannom kuvšine/Ebereschenzweige in einem Tonkrug und Krasnye cvety/Rote Blumen (Öl/Lw., beide 1948-53 [?]), die einen kräftigen Rot-Grün-Kontrast aufweisen. T.s letztes Gem. Čerep na raskrytoj knige/Aufgeschlagenes Buch mit Totenschädel (Öl/Lw., 1950) ist dem Vanitas-Thema gewidmet.
Pis'mo v redakciju, in: Studija 1911(7); Otvečaju na "Pis'mo k futuristam", in: Anarchija v. 29.3.1918; O "Zangezi", in: Žizn' iskusstva 1923(18); Novyj byt, in: Krasnaja panorama 1924(23); Chudožnik - organizator byta, in: Pabis 1929(48); Problema sootnošenija čeloveka i vešči, in: Pabis 1930(15); Isk. v techniku, in: Brigada chudožnikov 1932(6).
Einzelausstellungen:
Moskau: 1914 Atelier in der Ostoženka Str. 37; 1977 Haus für Lit.; 2012 Neue Tret'jakov-Gal. / 1968 Stockholm, Mod. Mus. (K) / 1987 Penza, KM / 1993 Düsseldorf, KH (Wander-Ausst., K) / 2012 Basel, Mus. Tinguely (K). -
Gruppenausstellungen:
Moskau: 1912 Mjasnickaja 21: Oslinnyj chvost. Sovremennaja živopis'; 1915 Bolšaja Dmitrovka 11: 1915 god; 1925 Kropotkinskaja nab. 29: Vystavka risunkov; Roždestvenka 11: 15 let levogo tečenija v russ. isk. / St. Petersburg/Petrograd/Leningrad: 1912, '13 s.l.: Sojuz molodeži; 1915 Kleiner Ausst.-Saal der Ges. zur Förderung der Kunst: Pervaja futurističeskaja vystavka Tramvaj V (K); Mus. für künstlerische Kultur (MChK): 1922 Ausst. des MChK; 1923 Gedenk-Ausst. V.Chlebnikov; 1923 Mus. der AK: Vystavka kartin chudožnikov Petrograda vsech napravlenij (K); Russ. Mus.: 1927 Vystavka novejšich tečenij v isk.; 1930 Vojna i isk.; 1932 Isk. ėpochi imperializma. Chudožniki RSFSR za 15 let (1933 auch in Moskau, HM); 2019 Sojuz molodeži / 1918 Tiflis, Golovinskij pr. 9: Vystavka kartin i risunkov moskovskich futuristov / Berlin: 1977 AK: Tendenzen der 20er Jahre; Martin-Gropius-Bau: 1988 Stationen der Moderne (K); 2004-05 Licht und Farbe in der russ. Avantgarde (K, Wander-Ausst.) / 1924 Venedig: Bienn. / Paris: 1925 WA; 1972 Salon d'Automne: Grandes œuvres Russes des coll. franç.; 1979 Centre Pompidou: Paris-Moscou. 1900-1930 (in Moskau 1981) / 1927 Char'kov: Vseukrainskaja jubilejnaja vystavka, posvjaščennaja 10. letiju Oktjabrja (Wander-Ausst.) / New York: 1929 Grand Central Pal.: Exhib. of contemp. art of Soviet Russia; 1979 MoMA: Cubism and Abstract Art (K) / 1980 Bochum, KM: Die Kunst Osteuropas im 20. Jh. (K) / München: 1984 Lenbachhaus: Russ. Avantgarde aus der Slg Costakis (K, Wander-Ausst.); 1996 Haus der Kunst: Die russ. Avantgarde (K) / Frankfurt am Main: 1986 Städel: Raumkonzepte (K); 1992 Schirn: Die Große Utopie (K, Wander-Ausst.) / 1988 Wien, MAK: Kunst und Revolution (K, Wander-Ausst.) / 1991-92 San Francisco, Legion of Honor: Theatre in Revolution (K, Wander-Ausst.) / 1994 Bonn, KH: Europa, Europa (K) / 1996 Dortmund, Mus. für Kunst und Kultur-Gesch.: Künstler ziehen an (K) / 2001 Hamburg, MKG: Mit voller Kraft (K) / 2011 London, RA: Building the Revolution (K).
Thieme-Becker, Vollmer und AKL:
Vo6, 1962
Weitere Lexika:
Severjuchin/Lejkind, 1992; Milner, 1993; LdK VII, 1994; V.N. Rakitin/A.D. Sarab'janov, Ėnc. russ. avangarda, I-III, Mo. 2013
Gedruckte Nachweise:
N.Punin, Pamjatnik III Internacionala, Petrograd 1920; I.Ėrenburg, I vse-taki ona vertitsja, B. 1922; C.Gray, Die russ. Avangarde der mod. Kunst, Köln 1963; G.Davenport. T., N.Y. 1974; M.G. Barchin/A.G. Ikonnikov u.a. (Ed.), Mastera sov. archit. ob archit., II, Mo. 1975; J.Milner, V.T. and the Russ. avant-garde, New Haven 1983; L.A. Zsadova, T., Bp. 1983; Ch.Lodder, Russ. constructivism, New Haven 1983; S.O. Chan-Magamedow, Pioniere der sowjetischen Archit., D. 1983; V.P. Tolstoj, Sovetskoe dekorativnoe isk., Mo. 1984; J.Kovtun, V.E. T., Le. 1990; T.Strizhenova, Soviet Costumes and Textiles, P. 1991; H.Klotz (Ed.), Matjuschin und die Leningrader Avantgarde, Ka. 1991; M.Ray, T. e la cultura del Vchutemas, R. 1992; J.Harten (Ed.), V.T. Leben, Werk und Wirkung, Köln 1993; J.F. Kowtun, Sangesi. Die russ. Avantgarde, Z. 1993; D.Ė. Boult, Chudožniki russ. teatra 1880-1930, Mo. 1994; N.Punin, O T., Mo. 1994; L.S. Boersma, The last futurism exhib. of paint.: 0,10, Rotterdam 1994; J.-C. Marcadé, L'avant-garde Russe, P. 1995; A.A. Michajlova (Ed.), Mejerchol'd i chudožniki, Mo. 1995; M.V. Valjaeva, Morfologija russ. bespredmetnosti, Mo. 2003; Cubisme, Kubizm, Kubismus (K Hannover/Moskau), Hn. 2003; M.Gough, The artist as producer, Berkeley 2005; V.Krieger, Kunst als Neuschöpfung der Wirklichkeit, Köln 2006; O.A. Juškova, Stancija bez ostanovki, Mo. 2008; N.Lynton, T.'s tower mon. to revolution, New Haven 2008; A.Krusanov, Russ. avangard, II/2, Mo. 2010; K.Bollinger/F.Medicus, Unbuildable T.?!, W. 2012; S.Baier/G.C. Bott (Ed.), T., Ostfildern 2012; E.Kovtun, Russ. Avantgarde, N.Y. 2014; N.P. Cridge, Drawing the unbuildable, N.Y. 2015; E.G. Lapšina, Bašnja T., Ekaterinburg 2015; S.Ušakin (Ed.), Formal'nyj metod, III, Mo. 2016
Archive:
Moskau, RGALI / Penza, StsA / St. Petersburg, CGAKFFD (StsA für Film-, Foto- und Tondokumente)
Tatlin, Wladimir Jewgrafowitsch, sowjet. Maler, Plastiker, Zeichner u. Kstschriftst., *1885 Moskau, †1956. Stud. an d. Akad. in Moskau, dann bei Larionoff. Gab 1913 die Malerei zu Gunsten der Plastik in den verschiedensten Werkstoffen auf. Seit 1919 lehrtätig an d. Akad. in Leningrad, his dahin lehrtätig an d. Akad. in Moskau. Abstrakter Kstler. Begründete 1913 die Bewegung des Konstruktivismus in Rußland. Lit.: Seuphor 1959, p. 53, 338, Abb. p. 52. - Giedion-Welcker. - Haftmann. - Major, 3; m. Abb. Nr 368. - Arts, 32 (1958) Juni p. 23 (Abb.). - Cahiers d'Art (Paris), 1960 p. 284f. - The Burlington Magaz., 102 (1960) 209f., m. 2 Abbn. - D. Kstblatt, 6 (1922) 496 (Taf.). - D. Kstwerk (Baden-Baden), 4 (1950) H. 8/9 p. 96; 9 (1955/56) 51 (Abb.); 13 (1959/60) Aug.-H. p. 3/26; 14 (1960/61) Juli p. 6. - Osteuropa (Königsbg/Pr.), 9 (1933/34) 4, 94.