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Frei zugänglich

Fuga, Ferdinando

Geboren
Florenz, 11. November 1699
Gestorben
Neapel, 7. Februar 1782
Land
Italien
Geschlecht
männlich
GND-ID
Weitere Namen
Fuga, Ferdinando
Berufe
Architekt*in
Wirkungsorte
Rom, Neapel, Palermo
Zur Karte
Von
Kieven, Elisabeth
Zuletzt geändert
30.11.2025
Veröffentlicht in
AKL XLVI, 2005, 180; ThB XII, 1916, 576 s

VITAZEILE

Fuga, Ferdinando, ital. Architekt, *11.11.1699 Florenz, †7.2.1782 Neapel.

LEBEN UND WIRKEN

F. gehört zu den erfolgreichsten ital. Architekten des 18.Jh. In seiner langen Karriere im Dienste der Päpste und des Königs beider Sizilien wurde er mit Aufträgen aus allen Sparten der Archit. konfrontiert, seien es Bauten techn. Art, Nutzbauten, Paläste, Kirchen, Konvente oder Festapparate. Er war, als Sohn eines Hofbediensteten des toskan. Erbprinzen, der sein Taufpate wurde, von Herkunft, Erziehung und Beziehungen her ein Höfling par excellence, der sich mit großer diplomat. Geschicklichkeit bei Hofe bewegte. - Nach sorgfältiger Schulausbildung trat F. zwölfjährig in das Studio des Hofbildhauers und Architekten Giovanni Battista Foggini in Florenz ein, um Archit. zu studieren. Foggini vermittelte seinen Studenten v.a. die Kenntnis der Werke der Florentiner Cinquecentokünstler Michelangelo, Bartolommeo Ammannati und Bernardo Buontalenti. Wichtig wurde für F. Fogginis barocke Transformation von dekorativen Buontalenti-Motiven. 1718 ging er zur weiteren Ausb. nach Rom, wahrsch. besuchte er dort die Accad. di S.Luca. F. versuchte sich mit Hilfe seiner Beziehungen zu toskan. Diplomaten in Rom zu etablieren. Erste Bewerbungsentwürfe für die Fassade von S.Giovanni in Laterano (1722), die Fontana di Trevi (1723) oder die Fassade von S.Maria sopra Minerva (1725) brachten ihm zwar nicht die Bauaufträge für diese Projekte ein, aber er gewann Kardinal Niccolò del Giudice als Förderer, der ihm den Bau des Portals sowie der Kap. des Pal. Cellamare in Neapel vermittelte (1726-27). Um 1729-30 entwarf F. die Fassade des Pal. Petroni (später Cenci-Bolognetti) in Rom; die Fam. stammte aus Siena. Del Giudice verdankte er wahrsch. auch 1729 die Ernennung zum Ing. der Illustrissima Deputazione del Regno di Sicilia, in deren Auftrag er 1729-30 bei Altavilla/Sizilien eine große Brücke über den Fluß Milicia baute (zerst.). Nach der Wahl des aus Florenz stammenden Papstes Clemens XII. Corsini kehrte F. nach Rom zurück und wurde im Nov. 1730 zum "architetto dei sacri palazzi apostolici" ernannt. F. zeigte in den frühen Entwürfen eine fast beunruhigende stilist. Vielfalt. Der Pluralismus der röm. Kunstszene spiegelt sich in allen Facetten: Ob spätbarocker Klassizismus nach Art der Akad. (Fontana di Trevi), rokokohafte Fassadenschwünge, gemischt mit manierist. Ornamenten florentin.-buontalentesker Herkunft (S.Giovanni in Laterano; S.Maria sopra Minerva), Bernini- wie Michelangelo-Reminiszenzen (Pal. Petroni), F. bewegte sich in jedem Stil sicher und bis ins Detail konsequent. Er läßt sich kaum als Schüler eines Meisters einordnen. Neben Foggini scheint ihn in Rom die von Filippo Juvarra geprägte Synthese von Motiven Borrominis und Berninis angeregt zu haben, ohne daß sich Abhängigkeiten nachweisen lassen. Offensichtl. ist auch sowohl im Lateransprojekt wie in der Capp. Cellamare der Einfluß von Andrea Pozzos szenograph. Archit.-Entwürfen mit ihrer bewegten plast. Formdurchbrechung und den daraus resultierenden starken Chiaroscuro-Effekten. In seiner Position als päpstl. Architekt wurde F. im baufreudigen Pontifikat von Clemens XII. (1730-40) mit einer Fülle von Bauten betraut. Der Papst begann 1731 mit dem Ausbau der päpstl. Residenz, dem Quirinalspalast. Nach einem Flügelanbau für die päpstl. famiglia (die sog. "manica lunga" = langer Ärmel) wurden die von Alessandro Specchi beg. päpstl. Stallungen an der Piazza del Quirinale erweitert, und 1732 begann man mit dem Bau eines für zwei Ministerien bestimmten Verwaltungspalastes, dem Pal. della Consulta, gegenüber der päpstl. Residenz. F.s ehrgeiziger, reich gegliederter erster Fassadenentwurf wurde zurückgewiesen; der Bauherr verlangte einen schlichteren Bau. Die ausgef. Fassade erhielt daher ein völlig flaches, streng linear gegliedertes Erscheinungsbild mit einem limitierten Ornamentbesatz. F. Anpassungsfähigkeit zeigt sich auch in der ingeniösen Anlage des äußerst schwierigen Bauplatzes über trapezförmigem Grundriß. Der Hof des Pal. della Consulta bietet überzeugend den Anschein von Regelmäßigkeit, doch alles basiert auf schrägen und unregelmäßigen Linien. Die schwierige innere Erschließung des Baus für die Nutzung durch zwei Ministerien, Kasernen und Stallungen löste F. außerordentl. geschickt; das kühne Doppeltreppenhaus ermöglichte die "gleichrangige" Zugänglichkeit der Ministerien. F.s weitere röm. Hw. der Zeit, der Bau von S.Maria dell'Orazione e Morte in Via Giulia (1733-37) und des Pal. Corsini (1736-1758) demonstrieren eine ähnl. Reduktion des Formenapparates im Verlauf der Planung; offenbar ging dies nicht so sehr auf F., sondern auf Wünsche der Auftraggeber zurück. In beiden Fällen schuf F. geniale Grundrißlösungen. Die Kirche paßte er als Längsoval mit ondulierendem Umriß (um Grundstücksgrenzen auszugleichen) in eine enge Baulücke ein; den Pal. mußte er unter Wahrung bestehender Bausubstanz in drei Teilabschnitten planen; das großzügige, effektvoll inszenierte Treppenhaus war ein Nachgedanke (1751-53). Der Beginn seiner Karriere löste in F.s stilist. Entwicklung eine Krise aus. Sein Auftraggeber, im Namen des Papstes war dies Kardinal Neri Corsini, förderte, beeinflußt durch seinen Architekten Alessandro Galilei, ein anti-barockes Archit.-Programm und betrieb eine sehr bewußte Kulturpolitik. F.s selbstbewußter Handhabung seines erworbenen traditionsgebundenen Repert. wurden damit Grenzen gesetzt. Er hatte das Credo der geraden Linie, des rechten Winkels und des streng unterzuordnenden Ornaments zu respektieren. Seine Wandlungsfähigkeit zeigt sich auch hier. Ab M. der 1730er Jahre weist F.s Œuvre eine stilist. Kontinuität auf. Interessanterweise kehrte F. aber unter dem Pontifikat von Papst Benedikt XIV. (1740-50) zu einem stärker szenograph. geprägten Stil zurück, ohne allerdings jemals wieder geschwungene Risalite oder sein Rokoko-Dekor einzusetzen. Das wirkungsvoll als rahmender Durchblick gestaltete Atrium von S.Cecilia in Trastevere (1741), v.a. aber die als opt. Schaustück auf Fernwirkung angelegte Fassade von S.Maria Maggiore (1741-43), demonstrieren F.s außergewöhnl. Fähigkeit, in vorgegebenen Situationen optimale Wirkungen zu erzielen. Die bereits 1735 beg. schrittweise Planung für die Portikus der Basilika verlangte die Einbindung der neuen Fassade in bestehende Bauten zu beiden Seiten, zudem mußte das ma. Fassadenmosaik erhalten bleiben. F. übernahm die Gliederung der seitl. Bauten als Grundmuster, steigerte sie durch Verwendung von Säulen und Giebeln. In beiden Geschossen werden alle Joche in ganzer Höhe und Breite geöffnet, die Fassade wird transparent, arbeitet mit Hell-Dunkel-Effekten bei gleichzeitiger Straffung und Vereinheitlichung des Formenapparates. Der skulpturale Schmuck ist der Archit. untergeordnet. Der Aufsatz der Benediktionsloggia greift den Rhythmus des unteren Portikus auf und steigert ihn ins Monumentale. Die durchlichtete, rhythm. aufgebrochene Fassade hat etwas Festliches und ist als F.s röm. Hw. anzusehen. Zu seinen reizvollsten Bauten gehört das 1741-43 für Papst Benedikt XIV. im Garten des Quirinalspalastes errichtete sog. "Caffeaus", ein Pavillon mit eleganter Innenausstattung und zurückhaltendem Äußeren. Bei der Erweiterung des Ospedale di S.Spirito (1742-44; zerst.) übernahm F. die funktionale Gliederung des Quattrocentobaus; der Entwurf des kleinen Hospitalsfriedhofs auf dem Gianicolo (1745; zerst.) demonstriert seine Fähigkeit, mit sparsamen Mitteln und guter Proportionierung auch für den Nutzbau überzeugende Lösungen zu finden. F. sollte den Entwurf 1763 in Neapel für den "Cimitero del Tredici" in größerem Maßstab wiederholen. Der Neubau der Kirche des dt. Jesuitenkollegs in Rom, S.Apollinare (1742-48), verlangte eine aufwendige Planung, da F.s erste Entwürfe auf Betreiben von Kardinal Alessandro Albani zurückgewiesen worden waren. F. gelang es, eine geforderte Gnadenkapelle geschickt als elegantes Vestibül dem Langhaus vorzulegen; die Gest. der Fassade wie des Inneren wirkt allerdings etwas monoton, ebenso wie das 1745 errichtete Kolleggebäude neben der Kirche. Einfallsreicher sind F.s nur z.T. realisierte Bauten von Kirche und Konvent der Ursulinen in Calvi d'Umbria (1739-44). Neben der Förderung durch Kardinal Neri Corsini verdankte F. v.a. Kardinal Trojano Acquaviva die ungebrochene Kontinuität seiner röm. Karriere. Acquaviva, Vertreter der span. Krone in Rom, hatte F. bereits 1737 den Posten des Architekten der röm. Besitzungen König Karls III. von Neapel vermittelt. In dieser Eigenschaft errichtete F. im Sept. 1738 anläßl. der Hochzeit des Königs einen Festapparat auf der Piazza di Spagna in Rom. Als 1750 die beiden neapolitan. Hofarchitekten Ferdinando Sanfelice und Domenico Antonio Vaccaro starben, berief Karl III. F. und Luigi Vanvitelli für seine großen Bauvorhaben nach Neapel. Da die wirtschaftl. Lage Roms keine größeren Projekte mehr erlaubte, baute sich F. in Neapel zielstrebig eine neue Karriere auf. Er wurde allerdings erst 1759 kgl. Architekt, siedelte nach Neapel über und gab seine röm. Ämter auf. - F.s neapolitan. Hw. ist der Bau des "Albergo dei Poveri", das für 8000 Waisen, Obdachlose, Bettler und Vagabunden Unterkunft und Arbeit in Werkstätten bieten sollte. F. entwarf 1748 zuerst einen um vier Höfe gruppierten quadrat. Komplex, der sich an der Trad. der Hospitalbauten, z.B. in Genua, orientierte. Die Hauptfassade wurde von einer überkuppelten Kirche akzentuiert. Aus stat. Gründen mußte der Bauplatz verlegt werden; an der neuen Stelle war aufgrund der topograph. Gegebenheiten nur die Anlage eines langgestreckten Gebäudekomplexes möglich. F. legte nun die Höfe nebeneinander und plazierte in die Mitte der Anlage eine Kirche über kreisrundem Grundriß, die in vier diagonal ausstrahlenden "Schiffen" die getrennte Unterbringung von Frauen, Mädchen, Jungen und Männern ermöglichte. Die riesige Anlage (Gesamtlänge 600 Meter!), nach langwierigen Terrainvorbereitungen 1753 beg., überforderte die finanziellen Mittel des Königreiches; bis 1819 wurden nur zwei Hofkomplexe ausgef., die Kirche blieb unvollendet. F.s Talent für die überlegte Proportionierung auch übergroßer Baumassen beweist ebenfalls die 1779 beg. Anlage der riesigen Getreidespeicher ("granili") am Hafen (zerst.). F.s Kreativität nahm trotz zahlr. kleinerer und größerer Aufträge für den Hof und den Adel jedoch zunehmend ab. Die um 1780 ausgef. Fassaden der Pal. Caramanico und Giordano in Neapel zeigen eine isolierte Reihung von Einzelmotiven, die nicht mehr tekton. zusammengebunden sind. Schon die um 1768 voll. Villa Favorita in Resina b. Neapel für Stefano Regio Gravina Principe di Aci wies nicht mehr die Stringenz früherer Bauten auf. Konventionell blieb auch der 1767 projektierte Umbau der Kathedrale von Palermo. Mit seiner um 1780 ausgef. eleganten Fassade der Chiesa dei Gerolamini in Neapel kehrte F. am Ende seines Lebens zum Stil seiner Frühwerke zurück. Der Rückgriff auf Motive des Florentiner Spätbarock hatte sich schon im 1768 eingerichteten reizvollen kleinen Hoftheater im Pal. Reale von Neapel gezeigt. Die Entwicklung zum Neoklassizismus war spurlos an F. vorbeigegangen. - F. war ein außergewöhnl. erfolgreicher und gesellschaftl. etablierter Architekt. 1736 Ehren-Mitgl. der röm. Accad. di S.Luca, 1754 zu deren Principe gewählt. Bereits 1732 war er vom Papst in den Christusorden aufgenommen worden, er durfte seitdem den Titel "Cavaliere" führen und bekleidete in Rom eine Fülle von Ämtern. Neben seiner Position am päpstl. Hof war er als "architetto del Tribunale delle Strade" (ab 1740) und "architetto del Popolo Romano" (ab 1747) Mitgl. der Kameralverwaltung. Er arbeitete als Hausarchitekt von Kardinal Alessandro Falconieri (†1734), Kardinal Trojano Acquaviva (†1747) und Kardinal Neri Corsini. 1736 wurde er Architekt des Kapitels von S. Maria Maggiore, später des Collegio Germanico-Ungarico der Jesuiten. Bereits zu Anfang von F.s röm. Karriere wurde deutlich, daß er weniger ein Mann der Grundsätze und Prinzipien war, sondern ein außerordentl. talentierter Pragmatiker mit genialen Ideen für funktionale Grundrißlösungen bei schwierigen Baugründen oder komplizierten Funktionen. Er löste die Probleme so ingeniös, weil ihn keine ideolog. Skrupel plagten und ihm die raffinierten "Tricks" bes. lagen. F. besaß einen untrüglichen Sinn für Proportion und Rhythmisierung von Baumassen. Das machte ihn so geeignet als Architekten für Zweckbauten, deren formal zurückhaltende Gest. ihm entgegenkam. Die opt. Flachheit seiner Bauten, oft durch urbanist. Gegebenheiten bedingt, wird ausgeglichen durch die geschickte Gliederung mit Vertikalen, wobei er Blendstreifen bevorzugte - sie waren flexibler zu handhaben, da nicht an Proportionsmaße gebunden –, die er rhythm. staffelte oder auseinanderzog, um Risalite oder Zwischenteile zu betonen. Im Grunde arbeitete F. in seinem späteren Werk mit einem Repert. vorgefertigter Elemente, die entsprechend der Bauaufgabe jeweils anders zusammengestellt wurden; eine sehr ökonom. Arbeitsweise, die aber auch die Gefahr der Monotonie birgt. Dies kennzeichnet auch seine Ornamentik, bei der er auch nach der "Bereinigung" seines Formenrepertoires M. der 1730er Jahre versch. Motive nach Belieben miteinander kombinierte und sich noch kleine Ausflüge ins "Bizarre" gestattete. F. ging es um die Funktionalität seiner Bauten. Daher bleiben seine Festausstattungen relativ nüchtern. Sein Stilwandel in den 1730er Jahren scheint v.a. auf die Anpassung an Auftraggeberwünsche zurückzugehen. Daß er dazu mit immer gleich großer Professionalität und Qualität in der Lage war, war seine Stärke. Daß er nur reagierte, war seine Schwäche. Es ist bezeichnend, daß F. keine Schüler hatte, die seinen Stil fortführten, wie dies bei Vanvitelli der Fall war. Ihm fehlte theoret. Vertiefung und jede Ideologie. F.s Werk traf daher schon in der 2.H. des 18.Jh. auf kein Interesse mehr; seine Bauten wurden fast nie von ausländ. Architekten gezeichnet. Seine beruhigte, lineare, reduzierte Archit. bewegt sich in einer undefinierbaren "Grauzone" zw. Barock und Klassizismus.

QUELLEN

Thieme-Becker, Vollmer und AKL:

ThB12, 1916

 

Weitere Lexika:

DEAU II, 1968; J.Pinto, in: Macmillan II, 1982; E.Kieven, in: DA XI, 1996; G.Cantone, in: DBI L, 1998 (Lit.); E.Debenedetti (Ed.), Architetti e ing. a confronto, I-II, R. 2006-07

 

Gedruckte Nachweise:

F.Milizia, Mem. degli architetti antichi e mod., II, Bassano 1785, 287-291; G.Matthiae, F.F. e la sua opera romana, R. [1952]; L.Bianchi (Ed.), Disegni di F.F. e di altri architetti del Settecento (K Gab. Naz. delle Stampe), R. 1955; R.Pane, F.F., N. 1956; A.Agosteo/A.Pasquini, Il Pal. della Consulta nell'arte e nella storia, R. 1959; H.Hager, Röm. Quartalschrift für christl. Altertumskunde (Festschr. E.Kirschbaum) 57:1962, 126-145; G.Pane, Napoli nobilissima 5:1966, 72-84; C.Mancini, S.Apollinare, R. 1967 (Le chiese di Roma ill., 93); G.E. Rubino, Napoli nobilissima 12:1973(4)125-144; J.Garms, Il Bambin Gesù, R. 1979 (Le chiese di Roma ill., 135); D.Garstang, BurlMag 125:1983, 749 s.; J.Pinto/E.Kieven, ibid., 746-749; E.Kieven, in: Light on the Eternal City. Observations and discoveries in the art and archit. of Rome, [Harrisburg] 1987, 255-275; ead., F.F. e l'archit. romana del Settecento (K Gab. Naz. delle Stampe), R. 1988; B.Contardi/G.Curcio (Ed.), In urbe architectus (K), R. 1991; E.Kieven (Ed.), Archit. del Settecento a Roma nei disegni della Racc. Grafica Comunale (K), R. 1991; S.Savarese, in: Dialoghi di storia dell'arte 1995(1)164-167; ead., Pal. Cellamare. La stratificazione di una dimora aristocratica (1540-1730), N. 1996; B.Azzarro, Palladio 9:1996(17)51-63; P.Giordano, F.F. a Napoli. L'Albergo dei Poveri, il Cimitero delle 366 fosse, i Granili, Lecce 1997; D.Lenzi, in: R.Terra (Ed.), La Cattedrale di S.Pietro in Bologna, Cinisello Balsamo 1997; G.Curcio, in: Benedetto XIV e le arti del disegno (Tagung Bologna 1994), R. 1998, 177-231; E.Kieven, in: Storia dell'archit. italiana. Il Settecento, ed. G.Curcio/E. Kieven, II, Mi. 2000, 540-555; A.Gambardella (Ed.), F.F. 1699-1999. Roma, Napoli, Palermo, N. 2001 (Studi sul Settecento napoletano, 2); B.Gravagnuolo,, Archit. del Settecento a Napoli dal barocco al classicismo, Mi. 2010.

 


THIEME-BECKER

Artikel von: Fried. Noack

Fuga, Ferdinando, Architekt, geb. 1699 in Florenz, †1781 in Rom; aus angesehener Familie stammend, wurde er 1711 dem Unterricht des G. B. Foggini anvertraut und 1717 nach Rom geschickt, wo er sich bald Ansehen erwarb, 1727 die Angela Ponetti heiratete und durch den 1730 zum Papst Clemens XII. erhobenen Florentiner Corsini zum päpstlichen Architekten ernannt wurde, eine Stellung, die er auch unter Benedikt XIV. beibehielt. So konnte er durch große staatliche Aufträge eine fruchtbare Tätigkeit in Rom entfalten, bis er um 1750, als Hofbaumeister König Karls nach Neapel berufen, vorwiegend dort arbeitete. 20. 9. 1732 Ritter des Christusordens; 2. 12. 1736 Mitglied der Akad. S. Luca, die ihn 17. 12. 1752 zum Princeps für 1753-54 wählte. F.s Stärke liegt in der Solidität und zweckmäßigen Raumeinteilung von Nutzbauten, während ihm in der künstlerischen Formgebung eine gewisse Trockenheit eignet und sein Geschmack nicht immer rein ist; ursprünglich vom Geist Borrominis beherrscht, vermischt er florentiner und römische Baugedanken und schwankt zwischen dem niedergehenden Barock und dem aufkommenden Klassizismus hin und her. Für alte Baudenkmäler zeigte er wenig Verständnis und Achtung ("terrible destructeur d'oeuvres anciennes"), was besonders an seinem Umbau der Basilika S. Maria Maggiore im Innern und des Doms von Palermo zutage tritt. Doch hat er manche glückliche Eingebung verwirklicht, hauptsächlich in Rom am Palazzo della Consulta, dem Palazzo Corsini und der Vorhalle von S. Maria Maggiore. Arbeiten in Rom: 1725 Erneuerung der Kirche S. Cecilia (Vorhof!); 1730 Vollendung des 1722 von Specchi begonnenen päpstlichen Marstalls auf dem Quirinal; 1732 die Manica Lunga und anschließende Palazzina (heute Wohnung des Königs Viktor Emanuel III.) des Quirinalpalasts; 1732 (Grundsteinlegung am 9. 10.) bis 1734 Palazzo della Consulta (Fassade, Doppeltrep ie und Hof!); 1732-1736 Umbau des Palais Corsini (festlicher Eindruck des Treppenhauses, der Hofarkaden und der Gartenperspektive!); 1733 (Grundsteinlegung am 1. 6.) Neubau der Kirche S. Maria della Morte bis 1737; nicht angenommener Entwurf für die Fassade der Basilika S. Giovanni in Laterano; 1735 Kirche Gesù Bambino; Grabmal des 1740 † Kar linals De Via in S. Lorenzo in Lucina (durch späteren Umbau der 3. Kapelle rechts versetzt); 1743 Erneuerung des Triclinio Leonino; 1743-1750 Neubau eines Flügels des Krankenhauses S. Spirito (1910 abgebrochen) und des zugehörigen Friedhofs; 1743-1750 Umbau der Basilika S. Maria Maggiore (Südostfassade mit Vorhalle!); 1745-1748 Neubau der Kirche S. Apollinare und des zugehörigen Seminars; 1746 Grabmal Papst Innocenz' XII. in S. Pietro; Grabmal des 1746 † Marchese Capponi in S. Giovanni dei Fiorentini; Palazzo Petroni an Piazza del Gesù; Frauengefängnis bei Porta Portese. - In Neapel: 1726 Kapelle im Palazzo Cellamare für Kardinal Del Giudice; 1751ff. Neubau des Albergo dei Poveri mit Kirche; 1761-62 Fußboden der Kirche S. Chiara; 1762-1763 Kirche und Friedhof der Incurabili; 1772 Porzellanfabrik im Garten des kgl. Palastes; 1777 Hochaltar der Kirche S. Apostoli; 1779 Kornlagerhäuser (Granili), jetzt Kasernen; 1780 Umbau des Palazzo degli Studi (Bibliothek); Umbau der Kirche S. Filippo Neri (Gerolomini); Hochaltar in S. Paolo dei Teatini; Paläste des Herzogs Giordani und des Fürsten Caramanica; Landhaus Jaci in Resina. - In Palermo: 1728 Entwurf für eine Brücke über den Fluß Milcia; 1767 Plan zum Umbau des normannischen Doms; diese "Vandalica proposta", die den Bau innen und außen barock verballhornte, gelangte trotz dem Widerspruch der einheimischen Baukünstler 1780 zur Ausführung. - In Siena 1763 Umbau des Casino dei Nobili; in Pescia Kapelle der Familie Forti im Dom; in Frosinone ein Gefängnis; in Aquila die Kirche S. Caterina; in Florenz wurde 1760-67 die Capp. del SS. Sacramento in der Annunziata nach F.s Zeichnungen ausgeschmückt (vgl. Tonini, Il Sant. d. S. Annunziata, 1876 p. 193). Er veröffentlichte das Stichwerk: Parentalia Mariae Clementinae Mag. Brit. Fran. et Hibern. Reginae Jussu Clementis XII. Pont. Max., Rom 1736. A. Ricci, Stor. d. archit. - C. Ricci, Arch. barocca in Italia (Abb.). - Milizia, Mem. degli archit. 1827, II 430-438. - Mothes, Baukunst d. Mittelalt. in Ital. p. 558ff. - Gurlitt, Gesch. d. Barockstils in Italien, 1887 p. 152, 525ff., 536. - Joseph, Gesch. d. Archit. Ital., 1907 p. 164, 404. - Escher, Barock u. Klassizismus, 1910 p. 46, 76, 142. - Forcella. Iscriz. di Roma, 1884 XIV 399. - Titi, Descr. etc. di Roma, 1763. - Missirini, Stor. d. Acc. S. Luca, 1823 p. 235, 219. - Letarouilly, Edifices de Rome mod., Text 1849 p. 129f., 164f., 405ff., 548, 653, 613ff., 640. - Clausse, Les San Gallo, 1902 I 196. Sassso, Stor. dei Monum. di Napoli, 1856 I u. Tafeln. - Sigismondo, Descriz. di Napoli, 1788 I 118, 184, 216; II 21. - Mortillaro, Guida per Palermo, 1844 p. 55. - Cresp Descriz. delle pitt. etc. di Pescia, 1772 p. 17. - Di Marzo, I Gagini e la scult. in Sicilia, 1883 1226. - Romagnoli, Cenni storico-artist. di Siena, 1840. - Serra, Aquila, 1912 p. 87, 88. - Jahrb. d. preuß. Kstsamml. XXXV 41. - I1g, Die Fischer v. Erlach, 1895 p. 404 Anm. 189. - Arch. della Soc. Rom. di Storia Patria XXXIII (1910) 16, 135. - Napoli Nobil. III 182; VIII 4; XI 31; XV 152, 153. - C. Minieri Riccio, La R. Fabbrica degli Arazzi. . di Napoli, 1879 p. 28, 35, 37, 39, 40 (über F.s Tätigkeit für dieselbe). - Chracas, Diario di Roma, 1732 No 2362; 1732 No 2371; 1735 No 2727; 1748 No 4806. - Kat. der Berliner Ornamentstich-Samml., 1894 u. Feinecken, Dict. des Art. (Manuscr. im Dresdn. kgl. Kupferstichkab.) verzeichnen die Stiche nach F.s Werken. - Archiv S. Luca und I'farrb. S. Marcello u. S. Maria in Via zu Rom. - Bibl. Vatic. Cod. Lat. 1980 II fol. 68; 7999 fol. 44.