Schadow, Johann Gottfried, dt. Bildhauer, Zeichner, Grafiker, Schriftsteller, Kunsttheoretiker, *20.5.1764 Berlin, †27.1.1850 ebd., Vater der Künstler Rudolph und Wilhelm S.
Schadow, Johann Gottfried
S. erhält als 14-Jähriger seine Ausb. in der Berliner Hofbildhauerwerkstatt; einem zweijährigen Rom-Aufenthalt folgt 1788 die Ernennung zum preußischen Hofbildhauer und Akademiemitglied, womit die Akademielehrertätigkeit eingeschlossen ist. In S.s Wkst.werden seitdem zahlr. Standbilder, Grabmale, Reliefs und Porträtbüsten ausgeführt, nicht nur für das Umfeld oder im direkten Auftrag für den Hof unter Friedrich Wilhelm II. und Friedrich Wilhelm III., sondern auch für das vermögende Bürgertum. Noch berühmter wird S., als er 1802 mit Johann Wolfgang von Goethe öff. diskutiert, ob Naturabbild und Idealvorstellung in der bild. Kunst gegeneinander ausgespielt werden müssen. Bedingt durch die mit den Napoleonischen Kriegen verbundenen ges. Umwälzungen verlagert sich S.s Tätigkeit ab 1806 immer stärker auf die akad. Lehre, worauf seine umfangreichen kunsttheoretischen Publ. zurückgehen. Ab 1816 obliegen S., inzwischen Dir. der Akad., zusätzliche Leitungspflichten. Als Mitgl. wichtiger Berliner Vereine sowie als Freimaurer und Stadtverordneter kann S. sein ges. Renommee festigen. Auch durch zahlr. Ehrenmitgliedschaften dt. und europ. KA (u.a. Dresden, Paris, Rom, Wien) erfährt S. hohe Wertschätzung, die ab 1830 mit der Verleihung der Ehrendoktorwürde, des Roten Adlerordens zweiter Klasse, des Ordens pour le mérite und des Schwed. Nordstern-Ordens bekräftigt wird. - S. ist der Sohn eines Schneidermeisters und dessen offenbar gebildeter und künstlerisch begabter Ehefrau; er hat drei jüngere Geschwister. Nach dem Schulbesuch im Gymnasium zum Grauen Kloster lernt S., dem eine leichte Auffassungsgabe nachgesagt wird, 1776-77 bei der Miniaturmalerin Marie-Edmée de Moreau, der Ehefrau des preußischen Hofbildhauers Jean-Pierre-Antoine Tassaert, das Zeichnen und lebt zeitweise in deren Haushalt. 1778 wird S. Eleve an der Berliner AK sowie Lehrling in Tassaerts Wkst., ab 1783 ist er dort besoldeter Gehilfe. Als erstes eigenständiges Werk gilt die Büste der Henriette Herz (Gips, 1783, wohl 1788 überarbeitet, Berlin, Alte NG). 1785 reist S. mit der vermögenden, getauften Jüdin Marianne Devidels nach Rom, heiratet sie dort und bald gehen aus der Ehe die Söhne und späteren Künstler Rudolph S. und Wilhelm S. hervor. Neben seinem hauptsächlich zeichnerischen Antikenstudium besucht S. die Privatakademie von Alexander Trippel und macht u.a. die Bekanntschaft von Antonio Canova. Beim Concorso Balestra der röm. Accad. di S. Luca gewinnt S. einen zweiten Preis. Nach dem Tod Friedrichs II. entwerfen S. und Hans Christian Genelli versch. Denkmale für ihn; darunter eine Liegefigur (Feder, 1786, Bassano, Mus. Civ.) und ein Reiter-Standbild (Wachsmodell, 1786, früher Berlin, AK, KS, zerst.). Letzteres wird S. lange beschäftigen, bis schließlich Christian Daniel Rauch 1836 den offiziellen Auftrag dazu erhält; auf S. hingegen geht das erste öff. Standbild Friedrichs II. (Marmor, 1791-93, Stettin, NM) zurück. Als S. 1787 nach Berlin zurückkehrt, vermittelt ihm der Akademiekurator Friedrich Anton von Heynitz eine Anstellung bei der Porzellanmanufaktur. 1788 wird S. zum Hofbildhauer und Dir. der Skulpturen beim Oberhofbauamt, gleichzeitig zum Mitgl. der Berliner AK ernannt und fungiert auch als Lehrer der Bildhauerei sowie als einer der fünf Rektoren; Senatsmitglied wird S. 1790 durch Umwandlung der Rektoren- in Senatorenstellen. Als Hofbildhauer hat S. seitdem kontinuierlich zahlr. Entwürfe und Modelle für repräsentative, oft baugebundene Bildwerke in Berlin und Potsdam vorzulegen, die er mit einem Werkstattbetrieb von zeitweise 15 Mitarb. umsetzt. Erste große Aufgabe für S. ist das von Tassaert beg. Grabmal des Grafen Alexander von der Mark (Marmor, 1788-90, Berlin, Dorotheenstädtische Kirchgemeinde Berlin, Dauerleihgabe Berlin, Alte NG). Diesem damals als "Weltwunder" gelobten Grabmal lässt S. bis 1806/07 für Berlin und dessen Umgebung mindestens 14 Grab- oder Erinnerungsmale in Kirchen, Friedhöfen und Privatgärten folgen, dazu zählen z.B. das Grabmal für Friedrich Wilhelm Schütze (Marmor, 1797, Schöneiche b. Berlin, Schlosskirche) oder das Boitzenburger Grabmonument für Friedrich Wilhelm von Arnim (Marmor, 1801-03, Berlin, Alte NG). Gleichzeitig werden von der Hofbildhauer-Wkst. v. a. figurenreiche, antikisierende Reliefs von oft großem Format verlangt, etwa für das Berliner Schloss (1788-91, Stuck, zumeist zerst., Orig.-Teilstücke bzw. Gipsabgüsse Berlin, Alte NG) oder für das Potsdamer Schauspielhaus (Sandstein, 1794, zerst.). Viele der in Berlin um 1800 entstandenen Reliefs aus S.s Wkst. sind nicht erhalten, z.B. die Arbeiten für das Kgl. Obermarstallamt, das Schauspielhaus, die Kaserne der Reitenden Artillerie, den Hörsaal der Pepinière oder das Dönhoffsche Palais. Erhalten haben sich u.a. die mon., allegorischen Darst. zum Münzwesen und dessen Voraussetzungen für das Münzgebäude (Sandstein, 1798-1800, Berlin, Katakomben des Kreuzbergdenkmals) nach Friedrich Gillys Entwürfen und die narrativ betonten Szenen über das Wesen von Handel und Besitztum für das Börsengebäude (Stuck, 1800-02, Berlin, Mendelssohn-Pal.). Ab 1789 ist S. mit dem figürlichen Schmuck des von Carl Gotthard Langhans gebauten Brandenburger Tors beschäftigt, neben einem Attikarelief und den Metopen (Sandstein, um 1790) prägt vor allem seine Quadriga (Kupfer, 1793, Orig.-Teilstück Berlin, SM), ausgeführt von Emanuel Jury, das Bauwerk. Mit Langhans arbeitet S. häufiger zus., so etwa beim Grabmal für Friedrich Bogislaw Emanuel von Tauentzien (Sandstein, Marmor, Bronze, 1793-95, Breslau, zerst.). Für seine Standbilder, die ebenfalls zu den üblichen offiziellen Aufträgen der Hofbildhauer-Wkst. gehören, sucht S. nach mod. Gestaltungskriterien, die er im Zuge des damaligen sog. Kostümstreits erörtert. Zwei Kriegerdenkmale, das Standbild des Hans Joachim von Zieten (Marmor, 1794, Berlin, Skulpt.-Slg) und das Standbild des Fürsten Leopold von Anhalt-Dessau (Marmor, 1798-1800, Berlin, Skulpt.-Slg) sind geprägt von S.s Bemühen, seine Menschendarstellungen allgemeingültig zu idealisieren und individuelle Charakteristik dabei einzuschließen. Das verwirklicht S. in der Doppelstatue der Kronprinzessin Luise und ihrer Schwester Friederike, die als Gipsmodell 1795 auf der Berliner Akademieausstellung große Beliebtheit erringt. Das endgültige Bildwerk (Marmor, 1797, Berlin, Alte NG) lehnt Friedrich Wilhelm III. ab, doch gilt es heute als die beispielhafteste Schöpfung des dt. Frühklassizismus. Auch ein Luther-Standbild (Bronze, 1819-21, Wittenberg, Marktplatz) entwirft S. 1805, zu dessen Vorbereitung sucht er nach hist. Zeugnissen und künstlerischen Vorbildern; doch erst 1817 kann die Grundsteinlegung erfolgen. Gegen S.s Willen wird sein Standbild einen von Karl Friedrich Schinkel entworfenen neogotischen Baldachin aus Eisenguss und ein Postament aus Granit erhalten. Die Entwicklung und Vervollkommnung einer mod. Porträtauffassung ist bezeichnend für S.s sich über fünf Jahrzehnte erstreckende, bildkünstlerische Tätigkeit, die in allen Phasen von der Darst. des Menschen geprägt ist: durch ca. 170 repräsentativ-elegante Porträtbüsten (z.B. Selbstbildnis, Terrakotta, um 1791, Berlin, Alte NG; Kronprinz Friedrich Wilhelm [III.], Gips, 1797, Berlin, Alte NG; Marianne Schlegel, Gips, 1805, Berlin, SM; Friedrich Gilly, Marmor, 1801, Berlin, AK, KS; Karl August Gerresheim, Marmor, 1819/20, Berlin, SM) und ca. 500 z.T. bildhaft durchgeführte Zchngn (z.B. Ridolfo S., Kreide, 1793, Berlin, SM; Marianne Schlegel als Mignon, Kreiden, 1802, Berlin, Kpst.-Kab.; Doppelbildnis der Schwestern Fromme, Wasserfarben, 1798, Berlin, AK, KS; Marianne S., Kreiden, 1816, Berlin, Kpst.-Kab.) überwiegt diese Gattung in S.s Œuvre. Für viele dieser Arbeiten, die eine sich längst anbahnende Angleichung von höfischem und bürgerlichem Porträt bezeugen, hatte S. zuvor mit Zirkel und Taster die Köpfe seiner Modelle vermessen. Als Würdigung seiner künstlerischen Verdienste wird der von S. geplante Bau eines großzügigen Wohnhauses mit Atelier und Garten vom preußischen Staat teilfinanziert (1802-05, Berlin, Kleine Wallstraße, später Schadowstraße, heute Verwaltungssitz der KS des Dt. Bundestages); das siebenachsige, zweistöckige Gebäude versieht S. straßenseitig mit repräsentativen Supraportenreliefs (Sandstein, 1804/05), die Rudolph S. und Rauch ausführen. Die bald darauffolgende Eroberung Berlins durch Napoleon bringt S. ab 1806 belastende Einquartierungen und geht mit dem Verlust vieler Einnahmequellen einher. Einige wenige Aufträge können sein Auskommen sichern, etwa die für Kronprinz Ludwig I. von Bayern angefertigten zwölf Hermenbüsten von namhaften Politikern, Dichtern, Gelehrten und Künstlern (Marmor, 1807-11) für die b. Regensburg geplante Walhalla. Auch die von König Jérôme Napoléon ausgelöste Bestellung von vier Reliefs zur Huldigung der Stände (Gips, 1809-10, früher Braunschweig, Schloss, 1830 zerst.) hilft S., den Werkstattbetrieb aufrechtzuerhalten. Spätestens jetzt wird deutlich, dass S.s Wirkungsfeld auch Entwürfe und Ausf. kunstgew. Arbeiten wie Vasen, Kandelaber, Kaminfiguren oder Tafel- und Uhrenaufsätze umfasst. Erst nach den Befreiungskriegen erlebt S.s Werkstattbetrieb wieder einen vorübergehenden Aufschwung. 1815 wird S. auch kommissarischer Dir. der Akad., nachdem er bereits von 1803-05 Akademiesekretär und anschl. Vizedirektor gewesen ist. 1816 folgt S.s Berufung zum Dir. der Akad., eine Position, die er bis zu seinem Lebensende ausfüllen muss, denn obgleich er 1839 in den Ruhestand treten will, erhält er stattdessen 1840 zur Entlastung nur einen Vizedirektor. Neben den obligatorischen Lehrverpflichtungen, so im Unterricht im Aktzeichnen oder im Modellieren nach antiken Statuen, hat S. unterschiedlichste Aufgaben zu bewältigen: die Organisation der Akademieausstellungen, öff. Auftritte, Immatrikulationen, Prüfungen und Ausst. von Elevenscheinen sowie Stipendienvergabe, Sitzungen, Unterrichtsplanung und Betreuung der Kollegen, Gutachten und Abwicklung von Kunstankäufen, Ausbau der Gipsabguss-Slg und Kauf von Lehrmitteln, das dazugehörige Berichtswesen, nicht zuletzt die Planung und Überwachung von Baumaßnahmen. Bei einer Reise nach Weimar 1816 trifft S. mit Goethe zus., dessen Anerkennung S. anfangs mit Studien zum Tänzerpaar Vigano (Rad.-F., 1796/97, Berlin, Kpst.-Kab.) erlangt hatte; danach aber 1802 in einen Streit mit dem Dichter geraten war, der eine wenig differenzierte Kritik an der angeblich prosaischen Berliner Kunstausübung geäußert hatte. Jetzt fungiert Goethe als Gutachter für S.s Standbild des Gebhard Leberecht von Blücher (Bronze, 1815-19, Rostock); aus der Zusammenarbeit erwachsen ein Medaillonbildnis (Bronze, 1816, Berlin, Münz-Kab.) und eine Büste des Dichters (Marmor, 1822/23, Berlin, Alte NG). Zur gleichen Zeit übernimmt S. den Auftrag, die Viktorien für Schinkels "Neue Wache" nach dessen Entwürfen auszuführen (Zinkguss, 1817-18, Berlin, früher Neue Wache, zerst.). 1817 geht S. eine zweite Ehe mit Henriette Rosenstiel (1784-1832) ein, der Sohn Felix S. wird später Malerei studieren, die Tochter Lida (1821-85) 1838 den Maler Eduard Julius Friedrich Bendemann heiraten. Zu den wichtigsten, bis 1820 in S.s Wkst. ausgebildeten Bildhauern zählen neben seinem Sohn Rudolph: Carl Friedrich Hagemann, Rauch, Christian Friedrich Tieck und Karl Friedrich und Ludwig Wilhelm Wichmann sowie Emil Wolff (1802); als S.s letzter Schüler und Gehilfe kommt Heinrich Kaehler noch bis 1826 hinzu. Ab jetzt entstehen über Jahre hinweg für das von Schinkel errichtete Schauspielhaus zehn Büsten namhafter Geistesgrößen (alle Gips, 1820-27), darunter Georg Friedrich Händel, Johann Sebastian und Karl Philipp Emanuel Bach, Carl Friedrich Christian Fasch und Georg Benda. Auch ein Grabmal für Daniel Zimmermann (Marmor, 1824, früher Königsberg, Zimmermannscher Frauenstifts, zerst.) und kleinere freie Werke wie etwa die Statuette Friedrichs II. mit den Windspielen (Bronze, 1821-25, Berlin, Alte NG) oder die Statuette einer Tänzerin (Wachs, 1822, Berlin, Alte NG) gehören in diese Schaffensphase. 1826 beendet S. das von Kaehler angefangene Ruhende Mädchen (Marmor, 1826, Berlin, Alte NG), das seine letzte Marmorarbeit ist. Als Summe der oft selbst gestellten Porträtaufgaben präsentiert S. zu A. der 1830er Jahre zwei Lehrwerke, die seine eig. Erkenntnisse über die Verschiedenheit der menschlichen Physiognomie und des menschlichen Körperbaus präsentieren. Das allerdings anachronistisch wirkende anthropometrische Regelwerk hat S. entworfen, da er als Kunstlehrer theoretische Kenntnisse über die Physiognomie des menschlichen Körpers für unabdingbar hält. 1840 führt S. eine Kontroverse mit Adolph Menzel über dessen Hschn.-Ill. in Friedrich Kuglers Gesch. Friedrichs des Großen, weil S. darin Geschichtsvergessenheit wahrnimmt, die der jüngere Maler jedoch widerlegen kann. Eine bescheidene, kleine Statuette der Weinsbergerin (Biskuitporzellan, 1844/45, Berlin, SM), die nach einer lit. Vorlage die aufopfernde Liebe darstellt, ist angeblich S.s letztes plastisches Werk. Nun widmet sich S. der Hrsg. von umfangreichen Memoiren, die auf der akribischen Auswertung seiner ab 1804 kontinuierlich geführten Tagebücher und eig. Aktenbestände beruhen, das Buch erscheint im Jahr vor S.s Tod. S. wird am 31. Jan. 1850 bestattet, sein Grab befindet sich auf dem damaligen Kirchhof vor dem Oranienburger Tor (heute Dorotheenstädtischer Friedhof) und ist ein Ehrengrab des Landes Berlin. - Das vielseitige Œuvre S.s umfasst neben ca. 400 Bildwerken etwa 2300 Zchngn verschiedenster Techniken in Einzel-Bll. und Skizzenbüchern, ca. 120 Druckgrafiken, außerdem sind ca. 2000 Briefe und zusätzlich diverses Schrifttum, vielfach Autobiografik und Kunsttheorie in Mss. und Druckschriften überliefert. S.s bildkünstlerische Arbeit basiert auf gründlicher handwerklicher und akad. Ausb. sowie auf selbst erworbener und kontinuierlich ausgebauter Gelehrsamkeit. Der Bildhauer antizipiert antike Vorbilder und versucht, sie einerseits zu heroisieren, andererseits zu vergegenwärtigen. Der Hauptteil seiner heute teilw. als Ikonen geltenden Bildwerke entsteht bis 1806. Danach wird seine bildhauerische Arbeit bis etwa 1825 immer geringer, denn mit der Konsolidierung des preußischen Staates nach Napoleons Abdankung 1815 werden bildhauerische Aufträge in der Mehrzahl an den jüngeren Hofbildhauer Rauch vergeben, der, anders als S., das konkret-sinnliche Naturvorbild ausdrücklich intellektualisiert. Zwar gilt S. als eigentlicher Begründer der bed. Berliner Bildhauerschule des 19. Jh., aber sein erfolgreiches Wirken als Dir. der Akad., der als Künstler-Beamter die Akademiereformen um 1799 und nach 1810 mitträgt, ist bislang kaum wahrgenommen und nicht angemessen gewürdigt worden. Überdies gehört S. zu den gerade in der Sattelzeit auftretenden künstlerischen Mehrfachbegabungen. Durch intensives Zeichnen, dessen Ergebnisse als bewusste Vorbereitung von Bildwerken, als Anschauungsmaterial im akad. Unterricht und auch als priv. Protokolle dienen, kann der Bildhauer sein künstlerisches Wirkungsfeld entscheidend erweitern; seine Zchngn sind einerseits streng mathematisch-idealisierend, andererseits karikierend-ironisch. Daneben tritt das Schreiben. Beides bildet als erste, verstandesmäßige Systematisierung von konkret-sinnlichen Erfahrungen unabdingbare Grundlage für S.s bildplastische Werke. Auf dieser umfassenden Art von Wirklichkeitsaneignung basieren letztendlich S.s kunsttheoretische Schriften, die er für den akad. Unterricht, als Gutachter oder Kunstrezensent formuliert. Dass S. sein im Bildnerischen verankertes Ausdrucksvermögen ins Schriftstellerische zu erweitern vermochte, unterscheidet ihn von den meisten dt. Bildhauern.
Berlinisches Arch. der Zeit und ihres Geschmacks 2:1797(Julius bis December)213-223; Eunomia 1:1801(1)487-519; Eunomia 2:1802(2)346-363; Der Neue Teutsche Merkur 2:1804, 288-293; Der Neue Teutsche Merkur 9:1807(Sept.)3-15; Arch. für Künstler und Kunst-Freunde 2:1808(4)94-111 (Autobiogr.); Ueber das Denkmal des Fürsten Blücher von Wahlstatt als es am 26ten Aug. 1819 zu Rostock feierlich aufgestellt wurde, s.l. 1819; Eine Reise-Beschr. von Freiwilligen des Berliner Künstler-Vereins, [B. 1825]; Wittenbergs Denkmäler der Bildnerei, Baukunst und Malerei, mit hist. und artistischen Erläuterungen, Wittenberg 1825; Mus. Bll. für bild. Kunst 1833(1)161-162, 170-172, 179; Polyclet, B. 1834; Nat.-Physionomieen, B. 1835; Bericht über die Vorstellung lebender Bilder, welche im Saale der Kgl. AK zu Berlin am 5ten Mai 1843 stattfand, B. 1843; Erläuterungen der Abb. von Bildhauer-Arbeiten des J.G.S., seines Sohnes Ridolfo S. und der Transparent-Gem. des Prof. Kolbe nach Gedichten des Wolfgang von Goethe, B. 1849; Kunst-Werke und Kunst-Ansichten, B. 1849; G.Eckardt (Ed.), J.G.S., Kunstwerke und Kunstansichten, 3 Bde, B.-Ost 1987 (Lit.).
Einzelausstellungen:
Berlin: 1909 Kgl. AK (K); 1960 (Ost; mit Daniel Chodowiecki, Karl Blechen); 1983 (West) Berlin Mus. (K); 1999 AK; 2003 Alte NG (K); 2011 Bode-Mus. (K); 2014 SM (K; Lit.) / 1993 Paretz, SPSG, Schloss (K) / 1994-95 Düsseldorf, KH (Wander-Ausst.; K) / 2003-04 Rom, Casa Goethe (K, Internat. Wander-Ausst.) -
Gruppenausstellungen:
Berlin: AK: 1787-89, '91, '93-95, '97, '98, 1800-24, '30-'32, '38, '39, '50: Akad.-Ausst. (alle K); 1981 (West): Berlin zw. 1789 und 1848 (K); 1926 NG (K); 1929 Verein Berliner Künstler (K); 1936 Preußische AK; 1984 (Ost) NG: Statuetten des Berliner Klassizismus (K); 1970 (West) Kunstamt Reinickendorf (K); 1990 Alte NG: Ethos und Pathos (K); 1991 Kunstforum der Grundkreditbank: Das Brandenburger Tor (K) / 1996-97 Köln, Käthe-Kollwitz-Mus.: Gute Partien in Zchngn und Kolorit (K, Wander-Ausst.) / 2007 Weimar, KS: Arkadien (K) / 2008 Kassel, Mus. Fridericianum: König Lustik!? (K) / 2013 Nürnberg, GNM: Charakterköpfe (K).
Thieme-Becker, Vollmer und AKL:
ThB29, 1935
Weitere Lexika:
Nagler, KL XVII, 1835; Neuer Nekrolog 28:1850(1852); ADB XXX, 1890; P.O. Rave, in: H.Heimpel u.a. (Ed.), Die Großen Deutschen, Bd 5, B. 1957; ELU IV, 1966; SvKL V, 1967; Flemig, 1993; DA XXVIII, 1996; NDB XXII, 2005.
Gedruckte Nachweise:
J.Friedlaender (Ed.), G.S., St. 21890 (Lit., WV); L.Geiger, Westermanns Ill. Dt. Monatshefte 71:1895, 80-95, 224-239, 315-321; W.v.Bendemann, Die Fam. und die Nachfahren des Bildhauers J.G.S., Bd 3, L. 1932; H.Mackowsky, S.s Graphik (Forsch. zur dt. Kunstgesch. 19), B. 1936 (WV); id., Die Bildwerke G.S.s, B. 1951 (WV; Lit.); E.Mackowsky, ZKW 8:1954, 125-134 (WV); V.Werb, S.s Prinzessinnengruppe, Diss., Köln 1957; J.Menzhausen, Die Standbilder G.S.s, Diss., L. 1963; J.G.S. 1764-1850 (K NG), B.-Ost 1964; O.Uhlitz, Der Bär von Berlin 27:1978, 51-85; "... und abends in Verein" (K Berlin Mus.), B.-West 1983; G.Eckhardt, J.G.S. 1764-1850, L. 1990 (WV; Lit.); U.Krenzlin, J.G.S., B. 1990 (Lit.); S.Gramlich, Berliner Theol. Zs. 8:1991(2)275-293; M.H. Schmidt, "Ich machte mir: eine Büste von Goethe", Ffm. 1993 (Lit.); J.G.S. und die Kunst seiner Zeit (K Düsseldorf u.a.), Köln 1994 (Lit.); S.Badstübner-Gröger u.a., J.G.S. Die Zchngn, 3 Bde, B. 2006 (WV; Lit.); J.Grabowski (Ed.), Der schriftliche Nachlass J.G.S.s, B. 2006 (WV); G.Janzing, in: C.Sedlarz (Ed.), Die Königsstadt, Hn. 2008; M.Peschken-Eilsberger, Das S. Haus und seine Bewohner 1805-2008, [B.] 2009; S. Ges. Berlin e.V. (Ed.), Friedrich der Große, J.G.S. aus der Slg des Muz. Narodowe w Szczecinie, B. 2011 (Lit.); S. Ges. Berlin e.V. (Ed.), Adolph Menzel und Gottfried S., [B.] 2011 (Lit.); G.Walczak, Marburger Jb. für Kunstwiss. 40:2013, 191-217; Z.Pöthe, Perikles in Preußen, Diss. Berlin 2013; S. Ges. Berlin e.V. (Ed.), Festschr. zu J.G.S.s 250. Geburtstag am 20. Mai 2014, B. 2014 (Lit.).
Archive:
Berlin, LA. - Geheimes StsA. - Zentral-Arch.
Onlinequellen:
P.Kragelund, RIHA J. 2011.
Schadow, Gottfried (Johann G.), Bildhauer, Zeichner u. Graphiker, *20. 5. 1764 Berlin, 1. 27. 1. 1850 Berlin. Vater: Gottfried S. aus Saalow, Schneidermeister (†1788), Mutter: Anna Katharina Nille aus Mellen (†1797). Verheiratet in 1. Ehe (1785) mit Marianne Devidels, Tochter des Juwelenhändlers Samuel D. in Wien (†1815), in 2. Ehe (1817) mit Henriette Rosenstiel, Tochter des Geh. Oberfinanzrates u. Direktors der Berl. Porzellanmanufaktur Friedrich Philipp R. (†1832). Kinder der 1. Ehe waren Rudolf (Ridolfo) u. Wilhelm (von) S. (s. d.); der 2. Ehe entstammten außer 2 jungverstorbenen Knaben, Richard u. Julius, der Maler Felix S., verheiratet mit der Enkelin Rauchs, Eugenie d'Alton-Rauch, und Lids, verheir. mit dem Maler Eduard Bendemann. Nach dem Besuch der Stadtschule im Grauen Kloster zu Berlin kam S. durch seinen ersten Lehrer Selvino, der Gehilfe in der kgl. Bildhauerwerkstatt war, in Beziehung zum Chef derselben, Jan Pieter Antoon Tassaert. Er fand Aufnahme in dessen Haus, schloß enge Freundschaft mit den Kindern seines Meisters, bes. mit Jean Joseph T., und erlernte nach der gründlichen Methode T.s die bildhauerische Praktik. Zugleich besuchte er die Kunstakad., vorzugsweise den Abendäkt, an dem auch Chodowiecki u. Bernhard Rode als schon fertige Meister teilnahmen. Nachweislich hat S. mitgearbeitet an T.s Statue Keiths (Marmororiginal im Kais.-Fr.-Mus.). Seine ersten selbständigen Arbeiten sind indessen nicht Skulpturen, sondern Radierungen; seiner Kurzsichtigkeit wegen möchte ihn T. überhaupt bei der Graphik festhalten. Im Hause des jüdischen Arztes Dr. Marcus Herz, dessen Frau Henriette in ihrem "Salon" die jungen Schwarmgeister der Literatur mit ihrem Damenanhang vereinigte, lernte S. die 5 `I. Jahre ältere, katholisch getaufte Jüdin Marianne Devidels kennen, "gab Meister, Pension, Eltern und alle Berlinischen Aussichten auf" und flüchtete 1785 mit ihr über Dresden, Prag, Wien, Venedig u. Florenz nach Rom, wo er, um die kirchliche Trauung zu erlangen, zum Katholizismus übertrat. Die Ehe wurde am 24. 8. 1785 in Rom geschlossen. 1785/87 verbrachte S. in Italien, meistens in Rom. Nach einem vorübergehenden Aufenthalt in der Werkstatt Alex. Trippels beschäftigten ihn vorzugsweise Zeichenstudien nach den Antiken. Künstlerisch u. menschlich bedeutungsvoll wurde ihm die Freundschaft mit Ant. Canova und dessen derzeitigen Werken (Theseus als Sieger über den Minotaurus, Grabmal Papst Clemens' XIV.). Im Sommer 1786 nahm S. an dem Concorso Balestra teil und gewann mit einer Gruppe "Perseus befreit Andromeda" einen Preis. Auf die Nachricht vom Tode Friedrichs d. Gr. entwarf er 2 Denkmalsprojekte: 1. eine Reiterstatue (ä la Marc Aurel) mit allegor. Sockelreliefs, 2. in Verbindung mit seinem Studiengenossen, dem Archit. Hans Christian Gerleih, ein Mausoleum mit der auf einem Sarkophag ruhenden Gestalt des Königs und den Statuen seiner vertrauten Freunde u. Helfer in Wandnischen. (Zeichnungen beider Entwürfe in der Bibliothek der Akad. der Künste, Berlin.) Außer einer (nicht nachweisbaren) Kopie der antiken Gruppe "Amor u. Psyche" entstanden an selbständigen Arbeiten eine größere Radierung "Armida u. Rinaldo" (nach Tasso) und die Skizze zu einem Achilles (Berlin, Nat.-Gal.). Anfang Nov. 1787 nach Berlin zurückgekehrt, fand S. in dem Staatsminister v. Heinitz, dem Reformator u. Kurator der Kunstakademie, den Gönner, dem er seinen raschen Aufstieg verdankte. Heinitz beschäftigte ihn zunächst bei der kgl. Porzellanmanufaktur. S. modellierte mehrere Figuren für den großen Tafelaufsatz "Das Reich der Natur". Ebenfalls für die Ausführung in Porzellan bestimmt war eine im Tonmodell erhaltene Gruppe "Bacchus und Pomona" (Rauchmus.); eine spätere, kleinere u. leicht veränderte Marmorausführung bei Frau Hedwig Sendemann in Weimar. Bald nach seiner Rückkehr trat S. zum Protestantismus zurück. Nach dem unerwarteten Tode Tassaerts (21. 1. 1788) bewirkte v. Heinitz, daß S. Leiter der Hof bildhauerwerkstatt wurde. Verbunden mit dieser Stelle war das Amt eines "Directors aller Sculpturen" bei der von Friedrich Wilh. II. neu geschaffenen Baubehörde, dem Oberhofbauamt, dessen künstlerischer Leiter Carl Gotthard Langhans war. In meist. enger Fühlung mit diesem entstanden während des Jahrzehntes 1790/1800 viele Schöpfungen S.s. Der monumentale Erstling ist das Grabmal des als Kind verstorbenen Grafen Alexander von der Mark, des natürlichen Sohnes Friedr. Willi. II. und der Wilhelmine Enke, nachmal. Gräfin Lichtenau, in der Dorotheenstädt. Kirche in Berlin. Mit Hintansetzung eines Entwurfes von Tassaert, dessen Idee der Maler Puhlmann angegeben hatte, schuf S. ein Werk, in dem das eigene Naturgefühl mit den Stilforderungen des Frühklassizismus aufs glücklichste sich vereinigt (vollendet 1790). Ein Nachldang dieser großen Arbeit sind die 6 ovalen Stuckreliefs mit Allegorien für das Sterbezimmer des kleinen Grafen im Landhause der Mutter zu Charlottenburg, seit 1930 im Deutschen Museurn, Berlin. Eine Abwandlung der Parzengruppe jenes Grabnlales entstand 1795 für das Grabmal des 5jährig verstorb. Grafen Hans von Blumenthal in der Dorfkirche des Stammgutes Horst in der Priegnitz. In Verbindung mit dein Architekten Freih. von Erdmannsdorff war S. gleichzeitig tätig am plastischen Schmuck der neuen Wohnräume, die Fr. W. Il. im 1. Stock des Berl. Schlosses einrichten ließ; für den gelben Säulensaal modellierte er 4 Sopraportenreliefs mit Darstellungen aus dem Leben Alexanders d. Gr., für den anstoßenden Parolesaal 2 sitzende Viktorien über den Türen u. römische Fahnenträger an den Wänden. Im Trakt, den Langhans für die Königin Friederike ausbaute, findet man von Gehilfenhand nach S.s Zeichnungen Reliefs auf blauem Grunde (Hochzeit Amors u. Psyches, Festzug Bacchus u. Ariadne, Raub der Sabinerinnen) im Schreibzimmer der Kaiserin Auguste Viktoria. Auch für die Potsdamer Bauten war S. tätig: Reliefs im Musikzimmer des Marmorpalais, 2 ägypt. Statuen am Seiteneingang der Orangerie, großes Relief am Fronton des Schauspielhauses, ausgef. von den Gebr. Wohler. Die bedeutendsten Arbeiten S.s, die in Verbindung mit dem Oberhofbauamt entstanden, sind: das Viergespann auf dem Brandenburger Tor, nach seinem (verlorenen) Modell in Kupfer getrieben von Emanuel Jury, das Relief "Zug des Friedens" in der Attika (ausgeführt von Boy u. Unger), 16 Metopen mit Kentauren u. Lapithen nach der Tiergartenseite (ausgef. von Eckstein), die sitzende Statue des Mars in einer der beiden Seitennischen (ausgef. von Carl Wichmann; S.s Modell dazu in der Modellsammlg der Nat.-Gal.), Herkules im Kampf mit Nessus, Sandsteingruppe, von der Neuen Friedrichsbrücke auf die Herkulesbrücke versetzt, dort 1935 durch eine Kopie ersetzt (das stark ergänzte u. beschädigte Original im Deutschen Mus.), die (von verschiedenen Künstlern ausgeführten) Statuen auf den Eingangskolonnaden am Schloß Monbijou, der plastische Schmuck (Giebelreliefs u. gelagerte Flußgötter) an den von Langhans errichteten Kolonnaden der Mohrenstraßenbrücke. Der Entschluß Fr. W. II. (K-0. v. 31. 1. 1791), Friedrich dem Gr. eine bronzene Reiterstatue zu errichten, veranlaßte S.' zu einer dienstlichen Reise nach Schweden, Rußland u. Dänemark, um sich mit den dort. Reiterstatuen französ. Herkunft und mit der Technik des Erzgusses vertraut zu machen (Anf. August 1791 bis Ende Januar 1792). Eine geplante 2. Reise nach Paris mußte wegen der dortigen unruhigen politischen Verhältnisse unterbleiben. Seine Gedanken über dieses Friedrichsdenkmal, das der unerfüllte Traum seines Lebens geblieben ist, legte S. in 7 Entwürfen (die beiden bedeutendsten, verschieden kostümiert, als Zeichnungen erhalten in der Bibl. d. Ak. d. Kste, Berlin) auf der akadem. Kunstausstell. 1797 vor. Keiner von ihnen führte zum Auftrag. Eine Zwischenlösung (Rundtempel von Langhans mit der sitzenden Statue Friedrichs von S.) blieb durch den Tod Fr. W. II. in den Anfängen stecken. Erst 1802 wurde der Plan neu aufgenommen, S. arbeitete ein neues Projekt mit genauem Kostenanschlag aus, aber der Tod des Ministers v. Heinitz (15. 5. 1802) begrub bis auf weiteres endgültig die ganze Denkmalsangelegenheit. In dieses Jahrzehnt 1790/1800 fallen die großen Marmorwerke, auf die sich S.s früher Ruhm gründet: 1. Friedrich d. Gr. in Stettin, von den Pommerschen Ständen errichtet, 1793 aufgestellt (das Original nebst rein dekorativen Sockelreliefs im Ständehause zu Stettin, eine Bronzekopie ohne die Sockelreliefs 1877 auf dem ehem. Standort des Denkmals am Alten Wall). 2. Zieten, 1794 vollendet, auf dem Wilhelmsplatz in Berlin aufgestellt, 1859 ebenfalls durch einen Bronzenachguß ersetzt (das Original nebst den Sokkelreliefs mit geschichtl. Darstellungen im hinteren Treppenhause des Kais.-Fr.-Mus.). 3. Die Gruppe der Prinzessinnen Luise u. Friederike, 1795/97 gearbeitet, im Schloß zu Berlin. 4. Fürst Leopold von Dessau, 1800 vollendet (zuerst im Lustgarten aufgestellt, 1828 nach dem Wilhelmsplatz übergeführt, 1857 dort durch eine Bronzekopie von Kiss ersetzt; das Original nebst den Sockelreliefs mit Allegorien im hinteren Treppenhause des Kais.-Fr.-Mus.). Von Grabmälern dieser Zeit sind zu erwähnen: Grabmal aus Sandstein des Direktors am Gymnasium zum Grauen Kloster Büsching, 1795, aufgestellt ursprünglich im Garten seines Landhauses in der Gollnowstrasse, 1871 übergeführt auf den Neuen Georgenfriedhof, 1935 abermals versetzt in das untere Refektorium des Grauen Klosters, zus, mit dem aus S.s Werkstatt stammenden Sandsteingrabmal der Gattin Büschings, Margarete, geb. Reinbeck. 2. Sandsteingrabmal des Philosophen Joachim Georg Daries und s. Gattin Martha Friederike, geb. Reichardt, 1796, in Frankfurt a. O. auf dem sog. Anger. 3. Marmorgrabmal des Geh. Kommerziearates Fr. Wilh. Schütze, 1797, in der Gutskirche VOD Schöneiche bei Friedrichshagen. 4. Grabmal des Generals Boguslav Fr. von Tauentzien (Sandstein, Marmor u. Bronze), 1795, in Breslau, Tauentzienplatz (Entwurf u. architekt. Aufbau von Langhans; 1889 unter Leitung von Toberentz erneuert der alte Marmorsockel u. der Sarkophag durch Granit ersetzt, die Reliefs mit geschich& Darstellungen in Bronze nachgegossen; die alten, sehr verwitterten Marmororiginale im Schles. Mus. d. bild. Künste; im Original erhalten nur die trauernde Bellona [Sandstein] als Bekrönung). 5. Nicht zur Ausführung gelangte das Grabmonument für den jung verstorb. Prinzen Louis, den Bruder F. W. III., im Berliner Dom, gegen das der König Einspruch erhob. Erhalten ist nur der Gesamtentwurf in leicht getuschter Zeichnung und das kleine Tonmodell der trauernden Prinzessin (Berlin, Loge Royal York). Als freie Schöpfungen entstanden um die Jahrhundertwende: die sog. Nymphe Salmacis in Marmor, eine nackte liegende weibl. Figur, aus üppigen Träumen erwachend, 1797, verschollen, nachdem sie zuletzt 1843 unter Thorvaldsens Namen auf der Auktion des Bankiers Aguado in Paris von Lord Yarmouth ersteigert worden war; die lebensgr. Porträtfigur der Schauspielerin Friderike Unger unter dem Sinnbild der "Hoffnung" (Gips, 1802, Hohenzollern-Mus.); die Folge von Radierungen des Tänzerpaares Vigano, 1797 (21 Bl.). Der reiche künstlerische Ertrag dieses Jahrzehntes wird vervollständigt durch eine stattliche Reihe von Porträtbüsten, von denen die frühste (1783) Henriette Herz darstellt. Ihr folgen die Marmorbüsten Friedrichs d. Gr. (Leipzig, Frau Geh. Rat Delbrück), Fr. Wilh. II. (Berlin, Schloß), die Büsten des Kronprinzenpaares und die der Prinzessin Louis, ein Selbstbildnis in gebr. Ton (Nat.-Gal.), die fälschlich benannte Marmorbüste der späteren Gräfin Lichtenau (ebenda), die Gipsbüste des Bankiers Salomon Veit, Friedrich Nicolai (Ton, Halle, Univers.-Bibl.), Graf Hoym (Marmor, Dresden, Albertinum), Karl Fa.sch, Begründer der Singakademie (Marmor, Singakad.), Friedr. Gilly (Marmor, Akad. d. Kate), Meierotto (Marmor, Templin, joachimsthalsches Gymnasium), Minister von Heinitz (Gips, Akad. d. Este), Präsident von Beyer (Marmor. Berlin, Dr. Mulert), Iffland (Marmor, München, N. Pinak.), Graf Hertzberg (Marmor, Ißerlin, Akad. d. Wiss.), u. a. Der auf genauester Beobachtung u. gewissenhaftester Nachbildung der Wirklichkeit beruhende Grundcharakter der S.schen Kunst erweckte Widerspruch. Goethe erhob in der Einleitung der "Propyläen" seine gewichtige Stimme zugunsten einer im Sinne der Antike idealisierenden Darstellungsart, und ihm trat August Wdh. Schlegel in einer bissigen Besprechung "über die berlinische Kunstausstellung von 1802" zur Seite (Werke, herausg. von Böcking, Leipzig 1846, IX 162/179, zuerst erschienen in der "Zeitung für die elegante Welt" 1803). Auf die Goetheschen Auslassungen antwortete S. in ehrfurchtsvollem, aber entschiedenem Ton mit einem Aufsatz "über einige in den Propyläen abgedruckte Sätze Goethes" (Eunomia 1801, wieder abgedr. "Aufsätze und Briefe", 2. Aufl. p. 44ff.). Eine Marmorbüste Wielands, die das Bankhaus Pearson in Riga bei S. bestellt hatte (auf Umwegen schließlich in die Bibliothek nach Weimar gelangt), gab Veranlassung zu einer persönlichen Begegnung S.s u. Goethes in Weimar, die sehr frostig verlief (S.s "Tagebuch einer Reise nach Weimar 1802" in "Aufsätze u. Briefe, 2. Aufl. p. 66/74). Auch sonst trübten sich nach den großen Erfolgen im neuen Jahrhundert die künstlerischen Aussichten S.s. Ein Hauptgrund war die uneingestandene, doch fühlbare Abneigung Fr. Wilh. III. gegen die offenherzig-entschiedene Persönlichkeit S.s und die Bevorzugung, die Rauch, der ehemal. Kammerlakai der Königin, künstlerisch immer mehr hervortretend und geschmeidiger im Umgang, von seiten des Königs genoß. Hinzu kam die wachsende Verdüsterung des politischen Horizontes, die des Königs Aufmerksamkeit von der Kunst ablenkte. So sah S. sich auf Privataufträge angewiesen. Größere Arbeiten dieser Jahre sind: Marmorgrabmal für den Grafen von Arnim im Park zu Boitzenburg (1801) und Grabmal des Freih. von Grunfeldt im Park des Schlosses Lehnhaus i. Schlesien (1805). Vom Denkmal der Gräfin Hochberg-Rohnstock in einem Saal des Schlosses Rohnstock in Schlesien ist nur die Marmorbüste erhalten; die in Nischen aufgestellten Nebenfiguren der Patientia u. Religio sind im Original verschollen; von der Patientia das Gipsmodell in der Modellsamml. der Nat.-Gal.; ein späterer kleinerer Bronzeguß im Privatbesitz, Berlin. Anderes kam über Anfänge u. Studien nicht hinaus: Denkmal für Coppernicus in Thorn, angeregt vom Minister von Schrötter (2 verschiedene Entwürfe auf der Sternwarte zu Neubabelsberg); Lutherdenlcmal, geplant von der vaterländisch-literar. Gesellschaft der Grafschaft Mansfeld; nur die Porträtbüste, das kleine Modell zur Statue und Zeichnungen für das Sockelrelief (Bibl. d. Akad. der Kste, Essen, Privat, Nat.-Gal. u. Kopenhagen, Thorvaldsen-Mus.) sind a. dieser Zeit erhalten. Bedeutend ist S.s Anteil an der Bauplastik. Verloren sind: die Reliefs für das 1817 abgebrannte Schauspielhaus von Langhans und die Reliefs an der abgebrochenen alten Börse von Becherer i.Lustgarten; nur in ergänzten späten Kopien ist erhalten der Reliefschmuck von der Fassade der 1887 abgebrochenen Kaserne der Reitenden Artillerie. Die umfänglichste Arbeit ist der in Sandstein ausgeführte Fries (nach Zeichnung von Friedr. Gilly) an der Staat]. Münze (1800). Das eigene, 1805 bezogene Wohnhaus in der Kl. Wall- (seit 1836 Schadow-) Straße 10/11 schmückte S. mit 2 Sopraportenreliefs in Sandstein, die Entwickelung der Kunst in ihren Hauptepochen darstellend. - Zahlreich sind die Büsten dieser Periode. Besonders erwähnenswert: Minister Graf Hertzberg (Marmor, 1804, Berlin, Ak. d. Wiss.), Schauspielerin Luise Fleck - Schröck (Gips, 1804, Privatbes., Frankfurt a. O.), Marianne Schlegel (Gips, 1805, Akad. d. Kste), Direktor J. D. Arnold (Marmor, 1806, Ritterakademie in Brandenburg a. H.), Julie Zelter (Marmor, 1807, Berlin, Singakademie). In den Zeiten der Bedrängnis durch die Franzosen u. drückender Einquartierung auch im Schadowhause konnte der Werkstattbetrieb nur aufrecht erhalten werden durch die Büstenaufträge des bairirischen Kronprinzen Ludwig für die schon damals geplante Walhalla. Dort sind von S. folg. Büsten: aus d. J. 1807: Friedrich d. Gr., Wieland, C,oppernicus, Joh. von Müller; aus d. J. 1808: Kant, Klopstock, Herzog Ferdinand v. Braunschweig, Leibniz, Albrecht von Haller, Kaiser Otto d. Gr.; aus d. J. 1809: König Heinrich I., der Finkler, Kaiser Konrad IL, Graf Wilhelm zu Lippe-Schaumburg; aus d. J. 1811: Heinrich der Löwe. Nach Genesung von schwerer Erkrankung im Febr. 1810 modellierte S. 4 große Reliefs, die Huldigung der Stände vor dem Landesfürsten, für den Thronsaal des alten Schlosses in Braunschweig, in dem König Jérôme von Westfalen residieren sollte. Sie gingen 1830 beim Brande des Schlosses zugrunde; nur die sorgfältigen Zeichnungen haben sich erhalten (Bibl. d. Akad. d. Kste). Auf Veranlassung des preuß. Kronprinzen Fr. Wilh. entwarf S. eine kleine Skizze für den Sarkophag der Königin Luise (Tonmodell in der Nat.-Gal., Bronzeguß der liegenden Statue mit dem einfachen Sarkophag im Hohenzollern-Mus.), doch drang er damit gegen Rauch, den der König begünstigte, nicht durch. Er mußte sich bescheiden mit einem größeren Relief der Apotheose der Königin, in gebranntem Ton, ursprünglich eine Bestellung des Salzfaktors Pilegaard in Frankfurt a. O., nach dessen Vermögenszusammenbruch Frieclr. Wilh. III. das Relief erwarb und es in der Gutslcirche von Paretz aufstellen ließ (1812). Den Beginn u. die siegreiche Beendigung der Befreiungskriege feierte S. mit berühmten Spottblättern auf Napoleon, 7 Radierungen a. d. J. 1813, denen 1814 noch 2 Blätter auf Blücher bezüglich folgten (diese mit Unterstützung des Stechers Ludwig Buchhorn). Für den Einzug des Königs modellierte er Siegesgöttinnen, die, in Steinpappe u. Gips ausgeführt, auf Säulen von Schinkel an der Opernbrücke aufgestellt wurden. Von S. rühren auch die in Zinkguß ausgef. schwebenden Viktorien im Friese über den Säulen von Schinkels Neuer Wache her. 1815 bestellten die Mecklenburg. Stände bei S. eine Bronzestatue Blüchers für dessen Geburtsort Rostock. Zugleich wandten sie sich an Goethe mit der Bitte um seinen künstlerischen Beirat. Nach langen Jahren der Entfremdung brachte diese Gelegenheit eine Wiederanknüpfung der Beziehungen zwischen S. u. Goethe. Ein 2. Besuch S.s bei Goethe in Weimar fand 1816 (25. 1. bis 11. 2.) statt und verlief in ungetrübtem Einvernehmen. Bei dieser Gelegenheit modellierte S. auf Verlangen August v. G.s die Medaille G.s in Wachs (Weimar, Goethe-Nat.-Mus.) und nahm einen Ausdruck der 1807 von Weisser über Goethes Gesicht geformten Maske mit sich, auf Grund derer und von seinem Gedächtnis unterstützt er 1821 die Marmorbüste des Dichters anfertigte (Nat.-Gal.). Den Goetheschen Anschauungen mußte sich S. nur bei den Sockelreliefs des Denkmals fügen, wodurch eine fremdartige Mischung von geschichtlicher Treue u. Allegorie zustande kam. Die künstlerische Bedeutung des am 26. 8. 1819 enthüllten Denkmals muß indessen vor seiner technisch-artistischen zurückstehen. Der Rostocker Blücher ist der erste große Bronzeguß, der seit Schlüters Gr. Kurfürsten in Deutschland wieder unternommen wurde. Noch während der Vorbereitungen zum Blücherdenkrnal griff Fr. Wdh. III, die seit 1805 verschleppte Angelegenheit des Lutherdenkmals auf und bestimmte den Marktplatz in Wittenberg als Ort der Aufstellung. Nach dem Modell von 1805 fuhrte S. die Statue aus, die ebenfalls in Bronze gegossen wurde. Auf schlichtem Sockel, unter einem gotischen, von Schikel entworfenen Baldachin aus Eisenguß, wurde sie am Reformationstage 1821 aufgestellt. Mehrfache zu diesem Zweck in die Lutherstadt unternommene Reisen zeitigten den Plan zu dem Werke "Wittenberg's Denkmäler der Bildnerei, Baukunst und Malerei", her. von S., das aber erst 1825 in Wittenberg erschien. Der Text, der auf p. 134ff. eine kurze Lebensbeschreibung des Künstlers enthält, ist nicht von S. Sein Anteil besteht außer in der Redaktion des ganzen Buches in dem illustrativen Teil; von ihm selbst sind die Radierungen auf Tafel G u. I, sowie in Steindruck die 3 Ansichten der Lutherstatue, die Bildnisse Peter Vischers u. Lucas Cranachs und sein Selbstbildnis (Titelblatt). In Anerkennung seiner künstlerischen und dieser literar. Leistung wurde S. am 25. 6. 1830, dem 300. Jahrestage der Übergabe der Augsburg. Konfession, von der Berliner philosoph. Fakultät zum Ehrendoktor promoviert. Seit 1821 stockte S.s künstlerische Produktion. Es entstehen nur noch kleinere Gelegenheitsarbeiten: ein lebensgr. Christus in Holz für die Marienkirche zu Barth i. Pommern, die auf eigene Kosten in Bronze gegossene Statuette Friedr. d. Gr. mit seinen Windspielen (einziges Exemplar in Sanssouci), das Grabmal für den Kaufmann Zimmermann (Königsberg i. Pr. im Garten des Zimrnermannschen Frauenstiftes), Neger u. Negerin, Statuetten für die Eulnersehe Zuckersiederei (die Gipsmodelle im Ermelerhause des Märk. Mus.) und als letzte Marmorarbeit (1826) che Statuette eines nackten, liegenden Mädchens (Nat.-Gal.). Ein im Halbrund geschlossenes Tonrelief,,Theseus als Befreier Athens von dem alljährlich dem Minotaurus darzubringenden Menschenopfer" nach Motiven herkulanischer Wandgemälde (1830 Bibl. d. Akad. d. Kate) diente als Vorlage für das grau in grau von Dähling gemalte große Gemälde als Sopraporte im langen Ausstellungssaal des [abgebrochenen] Akademiegebäudes Unter den Linden. Von Büsten aus dieser Zeit sind die in Gips auf Veranlassung von Schinkel für den Konzertsaal des Schauspielhauses ausgeführten besonders erwähnenswert: Händel, Fasch, Fleck (1820), Lessing, Graun, Naumann, Seb. Bach (1824), Georg Benda u. Phil. Emanuel Bach (1827). In Marmor: Büste de'. Bürgermeisters Tesdorpf (Lübeck, Marienkirche) und des Astronomen Bode (Neubabelsberg, Sternwarte). Die letzten von S. modellierten Büsten stellen dar seinen (angeheirateten) Onkel Carl Spener (Köln, Geh. Justizrat Spenar) u. seinen Schwiegervater Rosenstiel, beide in Gips. Bei geschwächter Sehkraft, die schließlich im Sommer 1836 eine Staroperation nötig machte, mußte sich S. auf das Zeichnen beschränken. Die weitaus größte Zahl seiner Zeichnungen bewahrt die Bibl. d. Akad. d. Kate in Berlin, dazu kommen die in der Nat.-Gal. vorhandenen und eine stattliche Reihe, die der Berl. Künstlerverein besitzt. Viel ist noch in privaten Händen, darunter das sog. Familienalbum im Besitz von Frau Prof. A. Kaibel, Berlin. Bis in die letzten Lebensjahre hat S. gezeichnet, hauptsächlich mit Feder, Kohle u. Kreide. Auch im Steindruck, der, nachdem Senefelders "Lehrbuch der Lithographie" 1818 erschienen war, überraschend in Aufnahme kam, hat S. sich mehr zu seinem Vergnügen als zu geschäftlichen Zwecken betätigt, daher denn seine Blätter verhältnismäßig selten sind. Neben Bildnissen ließ er seinem Hang zu Humor und Satire freien Lauf in Beiträgen zu den von den Gebr. Gropius herausgegebenen Heften "Berliner Witze und Anekdoten". Neujahrswünsche, ein Figurenalphabet, Titelblätter zu lithogr. Veröffentlichungen aus dem Kreise des Berl. Künstlervereins 1828 u. 29 schließen sich an. Den Zinkdruck, d. h. auf Zinkplatten umgedruckte Original-Federzeichnungen verwandte er für die Tafeln seiner Lehrwerke "Polyclet oder von den Maßen der Menschen usw." (1834) und "Nationalphysiognomien" (1835), deren Vorstudien bis in den Anfang des 19. Jahrh. zurückreichen. Mit diesen ganz auf genauesten Messungen beruhenden Studien wollte er das Lehrbare der Kunst übermitteln. Der Akademie d. Künste hat S. schon seit jungen Jahren angehört, wurde 1805 ihr Vize-Direktor und 1815 Direktor. Die Geschäfte führte er mit Sorgfalt u. Eifer, den jungen Akademikern galt er als der gestrenge Vorgesetzte, dessen sarkastisches Urteil sie fürchteten. Seine militärisch aufgezogene, unbeschränkte Herrschaft hat mit zunehmenden Jahren das innere Leben der Akademie versteift. Nach seinem Tode fand sich kein Ersatz für ihn; nach den Vizedirektoraten von Herbig u. Daege erhielt erst 1875 die Akad. einen neuen Direktor u. Reorganisator in Anton von Werner. Nach schweren Schicksalsschlägen (1822 Tod seines Sohnes Ridolfo, 1832 Verlust seiner 2. Frau Henriette) gestaltete sich S.s Lebensabend heiter u.,friedlich. Mit dem Regierungsantritt Friedr. Wilh. IV. knupften sich engere Beziehungen als vorher zum preuß. Hofe; Orden (1842 Pour le mérite) u. Ehren-Imzeugungen aller Art beglückten den Gealterten, eine Reise 1837 zu seinem Sohne Wilhelm an den Rhein, die er humorvoll beschrieben hat, glich einem bescheidenen Triumphzuge. Fur die Lauterkeit seines Charakters spricht die Neidlosigkeit, mit der er seine künstlerische Überflügelung durch Rauch hinnahm. Der "alte Schaclow" zählte zu den Originalen der Stadt; um Ihn wob noch zu seinen Lebzeiten die Legende ihren Anekdotenkranz. Kurz vor seinem Lebensende veröffentlichte er 1849 sein rückschauendes Buch "Kunst-Werke und Kunst-Ansichten", das trotz gelegentlicher Irrtümer von der Frische seines Gedächtnisses und seiner lebhaften Teilnahme an dem Berliner Kunstleben ein erstaunliches Zeugnis ablegt. Sein Grab auf dem Dorotheenstädt. Friedhof am Oranienburger Thor schmückt seine Bronzestatuette nach einem Modell seines Schülers Heinrich Kähler. Eine eigentliche Schule hat S. nicht gebildet. Fr. Tieck wandte sich früh von ihm ab und ging, wie manch anderer, zu Rauch über. Selbst sein Sohn Ridolfo, den er ausbildele und in dem er sich den Erben seiner Kunst zu erziehen hoffte, schloß sich in Rom Thorvaldsen an. Am reinsten führten die Überlieferung der Werkstatt fort Ludwig Wichmann, eine Art von Pflegesohn, und der später dauernd in Rom ansässige Neffe Emil Wolff. Während seiner langen akadem. Tätigkeit indessen hat S. auf den verschiedensten Gebieten der Kunst mit der Strenge seiner Formdarstellung in hohem Maße erzieherisch gewirkt. Zu Lebzeiten durch das Gestirn Rauchs allmählich verdunkelt, nicht lange nach seinem Tode durch den pathetischen Barock von R. llegas in den Schatten fast der Vergessenheit gestellt, Ist S.s Kunst, je mehr die Rauchs verblaßte und Begas und seine Schule sich erschöpften, mit ihrer gefühlvollen Naturnähe, ihrem Drang, im Gesetzmäßigen Schönheit zu zeigen, und mit ihrem altmeisterlichen Handwerksstolz zu neuer hochgewerteter Geltung gekommen. Lit.: Abstammung u. Familie: Walter von Ben - demann, Familie u. Nachfahren des Bildh. J. G. S., Lpzg 1932 (Zentralstelle f. deutsche Personen- u. Familiengesch.). Eigene Schriften u. Briefe: Kunst-Werke u. Kunst-Ansichten, Berl. 1849. Aufsätze u. Briefe nebst einem Verz. seiner Werke (von H. Wittich u. Jul. Friedländer), her. von Jul. Friedländer, 1. Aufl. Düsseld. 1864, 2. vermehrte Aufl. (besorgt von Emil Hübner), Stuttg. 1890. Darin auch ein Verz. der Druckschriften u. Bilderwerke, des ungedruckten schriftl. Nachlasses, der Bildnisse, die S. darstellen, und einiger hauptsächlichen Schriften uber S., die in der hier folg. Übersicht nicht wiederholt werden. - Von den größtenteils ungedruckten Briefen sind nur veröffentlicht worden: 1. im Auszuge die an C. A. Böttiger gerichteten, im Besitz der Landesbibliothek Dresden von L. Geiger, Vom alten Schadow II, Westermanns Monatsh. Nov./Dez. 1894; 2. Künstlerbriefe a. d. 19. Jahrh., Berl. 1914, p. 36/62, darin auch der ausf uhrlicher von H. Mackowsky (Kunst u. Kstler, 8 [1910] 337/45) kommentierte Altersbrief "La journée des émotions" vom 2. 11. 1841. Zur Lebensgesch. u. Charakteristik seiner Kunst: Fr. Eggers, J. G. S. u. seine Werke, Deutsch. Kstblatt, 1 (1850) 81ff., 89ff., 97ff. - W. V. Schadow, Der moderne Vasari, Berl. 1854, p. 23/27. - A. Hagen, Die dtsche Kit in uns. Jahrh., Berl. 1857, 1 36-42, 59/67. - H. Riegel, Gesch. d. Wiederauflebens der deutsch. Kst, Hannover 1876, p. 200/20. - L. v. Donop in Allg. Dtsche Biogr., 30 (1890). - A. G. Meyer, S., in Spemann Museum, 2 (1897) 21/23, wieder abgedruckt in dess. Verf. "Reden und Aufsätze", Berl. 1905, p. 56/60. - O. Hach, J. G. S. (Heft 7 der von der Diesterwegstiftung her. "Berl. Heimatbücher"), Lpzg 1914 (kurz, volkstümlich, mit Irrtümern). - Abschließend: H. Mackowsky, J. G. S., 1 (Jugend u. Aufstieg 1764(97), Berl. 1927. (Ein Schlußband, Reife u. Alter, in Vorbereitung.) L. Manzel, J. G. S., Rede zur Feier von Kaisers Geburtstag in der Akad. d. Este, Berl. 1909. - H. Mac kowsky, Die G.-S.-Ausstell. in der Berl. Akad., in Kunst für Alle, 24 (1909). - M. Osborn, zum Bilde G. S.s, in Ztschr. f. bild. Kst, N. F. 20 (1909) 135/48. - W. Weisbach, G. S., zu seiner Gedächtnisausst., in Deutsche Rundschau, 35 April 1909. - A. Licht wark, Reisebriefe, her. von G. Pauli, Hambg 1923, II 261/63. - K. Scheffler, Die Nat.-Gal., ein kritischer Führer, Berl. 1912, p. 259/62. Anekdotisch: Th. Fontane, Saalow, ein Kapitel vom alten Schadow, Wanderungen durch die Mark Brandenburg, IV (Spreeland), 336/51. Zu einzelnen Werken: Prinzessinnengruppe: F. Laban, J. G. S.s Tonbüste der Prinzessin Louis, in Jahrb. d. preuß. Kstsmlgn, 24 (1903) 14/38, wieder abgedruckt in d. Verf. "Verstreut u. gesammelt", Berl. 1911, p.177/205. - P. Seidel, Königin Luise im Bilde ihrer Zeit, in Hohenz.-Jahrb., 9 (1905) 115/22. H. Börger, G. S.s Doppelstatue, Hamb. 1920 (Kleine Führer d. d. Hamburger Ksthalle, Nr 9). - Grabmal für den Prinzen Louis: P. Se idel, Entwürfe zu Grabdenkmälern des Prinzen Louis v. Preußen, in Hohenz.-Jahrh., 12 (1908) 247/52. - O. v. Falke, G. S.s Statuette d. Prinzessin Friederike v. Pr., in Amtl. Berichte a. d. preuß. Kstsmlgn, 37 (1915) Sp. 51/57. - Friedrich d. Gr. in Stettin: F. Balke, Das Denkmal Fr. d. Gr. von S., in Unser Pommerland, 1929, Heft 12 (auch als Sonderdruck in der Schriftenreihe des Provinz.-Mus. in Stettin ersch.). - Friedrichsdenkmal in Berlin: K. Merckle, Das Denkmal Fr. d. Gr. in Berlin, Berl. 1894. - Blücherslandbild -in Rostock: Ungenannt [von Bothe), Das Blücherdenkmal u. Goethes Teilnahme an diesem Werke, in Raumers "Histor. Taschenbuch", 1862, p. 345/421. - K. Koppmann, Zur Gesch. d. Blücher-Denkmals in R., in Beiträge zur Gesch. d. Stadt R., V, Heft 3, Rostock 1911, mit einem Anhang von K. Eggers, Die kunstgesch. Bedeutung des Blücherdenkmals. - Lutherstandbild in Wittenberg: Dr. M. L.s Denkmal oder Entwurfe, Ideen u. Vorschläge zu demselben, her, von der kgl. Preuß. vaterl.-literar. Gesellschaft der Grafschaft Mansfeld, Eisleben 1805. - G. Kutzke, Entwurfe zu einem für 1817 im Mansfeldischen geplanten Lutherdenkmal, in Zentralbl. d. Bauverwaltg, 37 (1917) 529/32, 537/42. - Friedr. I I. mit den Windspielen: H. Bürger, Bronzestatuette Fr. d. Gr.,Hamb. 1921 (Kl. Führer d. d. Hamb. Ksthalle Nr 15). - Grabmal Zimmermann in Königsberg i. Pr.: H. Ehrenberg, Eine Demütigung J. G. S.s, in Kstchronik, N. F. 26 (1914/15) Sp. 202/06, 222/25. Büsten: H. Mackowsky, S.s Büsten, in Kunst u. Kstler, 7 (1909) 259/71. - Th. Demmler, Bildnisbusten von S., in Amtl. Ber. a. d. preuß. Kstsmlgn, 33 (1912) Sp. 223/30. Arbeiten für die Porzellan-Manuf.: H. Schmitz, Berl. Biskuitplastiken nach Modellen von Riese u. S., Amtl. Ber. a. d. preuß. Kstsmlgn, 38 (1916) Sp. 87/100. G. Lenz, S. u. die Berl. Porzellanmanuf., in Kunst u. Ksthandwerk, 22 (1919) 65/103. Zeichnungen: H. v. Tschudi, Eine Zeichnung S.s, in Kunst u. Kstler, 2 (1904) 3/5. - K. Seheffler, Bemerkungen zu S.s Zeichnungen, ebda, 7 (1909) 348-59; wieder abgedr. in: Deutsche Maler u. Zeichner im 19. Jahrh., Berl. 1911, P. 160/63. - H. Mackowsk y, S.s Familienalbum, in Graph. Künste, 32 (1909) 1/28. Graphik: H. Mackowsky in Sitzungsber. d. Kunstgesch. Gesellsch. 8. 12. 1916; ders., S.s Napoleon-Karikaturen, in Ztschr. f. bild. Kat, N. F. 26 (1915) 53/68. - W. von zur Westen, Berlins Graph. Gelegenheitskunst, Berl. 1912. Schadow u. Goethe: L. Geiger, Vom alten Schadow, I (Westermann's Monatsh., Okt. 1894). - H. Grimm, Goethe u. der Bildh. G. S., Viertel jahrsschr. f. Literaturgesch., 1(1888); wieder abgedr. in: Aus den letzten 5 Jahren, 15 Essays, Gütersloh 1890, p. 150/80. Gg. Bötticher, Hat S. Goethes Gesicht abgegossen?, in Kstchronik, N. F. 29 (1917/18) Sp. 97/101. M. Liebermann, Goethes Verhältnis zur bild. Kunst, in Kunst u. Kstler, 31 (1932)1,19/24. Abbildungswerke: Erläuterungen der Abbildungen von den Bildhauerarbeiten des J. G. S., seines Sohnes Ridolfo S. u. der Transparent-Gemälde des Prof. Kolbe nach Gedichten des W. v. Goethe, Berl. 1849 (der Text von G. S.). - Handzeichnungen von G. S., her. V. d. Kgl. Akad. d. Kste, Text von E. Dobbert, Berl. 1886. - H. Mackowsky, Gr. Katalog der S.-Ausst. in d. Akad. d. Kate 27. 1.-7. 3. 1909, Berl. 1909. Hans Mackowsky.