Frei zugänglich

Poelzig, Hans

Geboren
Berlin, 30. April 1869
Gestorben
Berlin, 14. Juni 1936
Land
Deutschland, Polen
Geschlecht
männlich
GND-ID
Weitere Namen
Poelzig, Hans
Berufe
Bühnendekorationsmaler*in; Architekt*in; Bühnenbildner*in; Designer*in; Maler*in; Stadtplaner*in; Architekturschriftsteller
Wirkungsorte
Berlin, Breslau, Dresden
Zur Karte
Von
Pehnt, Wolfgang
Zuletzt geändert
21.10.2024
Veröffentlicht in
AKL XCVI, 2017, 193; ThB XXVII, 1933, 179 s; Vollmer III, 1956, 604

VITAZEILE

Poelzig, Hans, dt. Architekt, Stadtplaner, Archit.-Schriftsteller, Maler, Designer, Bühnenbildner, *30.4.1869 Berlin, †14.6.1936 ebd., tätig v.a. in Berlin, Breslau, Dresden. Verh. mit der Bildhauerin und Architektin Marlene Moeschke-P. Vater des Architekten Peter P.

LEBEN UND WIRKEN

1900-16 Prof., ab 1903 Dir. Kunst- und Kunstgew.-Schule Breslau (Wrocław); 1916-20 Stadtbaurat Dresden; 1920-35 Vorsteher eines Meisterateliers und Senats-Mitgl. Preußische AK; 1923-35 Prof. für Archit. an der TH Berlin-Charlottenburg. In den 1910er und 20er Jahren zählte P. in Deutschland zu den Architekten, die als Persönlichkeiten des öff. Lebens weit über die Fachkreise hinaus bek. waren. Als typischer Berliner war er für Schlagfertigkeit und Witz bek., der auch in seiner Arbeit nicht vor populären Effekten zurückscheute. Unter seinen zahlr. Tätigkeitsbereichen finden sich so auch jene, die viel Publizität fanden: Theaterbauten, Bühnenbilder, Lichtspieltheater, Filmausstattungen. In den späteren 1920er Jahren nahmen seine Aufträge neiderregenden Umfang an. "Ein Kerl wie Poelzig" lautete eine Wendung, die seine Kraftnatur charakterisierte. Das vitale Temperament P.s war jedoch auch von bedrückenden Eingebungen verfolgt. Er nahm an spiritistischen Sitzungen teil, glaubte sich von Geistern beschattet. Schon seine Herkunft war von einem Rätsel umgeben. Seine Mutter, Gräfin Clara Henrietta Maria Poelzig, war mit George Acland Ames, einem begüterten Engländer, verheiratet, der die Vaterschaft an dem Jungen bestritt und die Scheidung durchsetzte. P. wuchs daher als Pflegekind in Stolpe im Brandenburgischen in der Fam. des Kantors Emil Liese auf, den P. sehr schätzte, und besuchte ein Gymnasium in Potsdam. Von 1888-94 studierte er Hochbau an der TH Berlin-Charlottenburg. Außer in den Grundlagenfächern war die Ausb. von hist. Studien bestimmt. Im eigtl. Entwurfs-Stud. entschied sich P. für die Klasse von Carl Schäfer, der ma. Stein- und Holzbau lehrte. P. fertigte eine vielteilige Perspektive für ein großes Rathaus (1897/98), in der er Kegelhelme, Staffelgiebel und Blendbögen in romanisch-gotischem Übergangsstil mit ungewöhnlichen Einzelformen mischte. Mit ihr bewarb sich P. für den Schinkel-Wettb. von 1898, in dem er den 2. Preis erhielt. Zwei Jahre später wurde er bereits an die Kgl. Kunst- und Kunstgew.-Schule in Breslau berufen. P. unterrichtete archit. Zeichnen und Entwerfen, Kunsttischlerei und "Mat.-Stillehre". 1903 übernahm er die Ltg der Schule, deren Versuchs- und Lehrateliers kommende Reformideen vorwegnahmen; mit der Umbenennung der Schule zur Akad. 1911 wurde P. deren erster Direktor. Lehre machte immer einen wichtigen Teil von P.s Tätigkeit aus. Sogar als Dresdner Stadtbaurat (1916-20) fand er Zeit zum Unterricht (TH Dresden), der sich dann in Potsdam und Berlin-Charlottenburg fortsetzte. P. galt als begnadeter Pädagoge, der von seinen Schülern hoch geschätzt wurde. P.-Schüler, darunter Egon Eiermann und Rudolf Schwarz, bestritten einen nicht unwesentlichen Teil der dt. Archit. nach 1945. Vom Meister wurden sie gelegentlich schon bei seinen schlesischen Aufträgen herangezogen: Einfamilien- und Miethäuser, Renovierungen und Erweiterungen von Kirchbauten, darunter der Neubau der gedrungenen Pfarrk. in Maltsch (Małczyde) 1902-07, Wohnungseinrichtungen, Bauten für die Ausst. für Handwerk und Kunstgew. in Breslau 1904, die ost-dt. Industrie-Ausst. in Posen (Pozńan) 1911, die Jh.-Ausst. 1913 in Breslau. Dort entwarf P. den Generalplan und umfasste die sensationelle Betonkuppel von Max Bergs "Jahrhunderthalle" mit einer Pergola, einem Ausst.-Gebäude und mehreren Kleinbauten. Nat. Denkmalsbauten hatten im spätwilhelminischen Reich Konjunktur. An ihr war P. mit unrealisierten Projekten wie dem Bismarck-Nationaldenkmal in Bingerbrück (1909-11) beteiligt, mit den denkmalhaften Wassertürmen für Hamburg und dem terrassierten Haus der Freundschaft für Konstantinopel (1916), das die Beziehungen des Dt. Reiches zum damaligen Bündnispartner Türkei festigen sollte. Auch der Pavillon der Ost-dt. Ausst. in Posen, der nach der Ausst. als Wasserturm dienen sollte, reckt das Stahlfachwerk seines Turmes selbstbewusst empor. Sein erstes Geschäftshaus, eine sechsstöckige Betonkonstruktion aus aufeinander getürmten U-Rahmen, errichtete P. in der Junkernstraße, Breslau (1911-13). Bis zu zwei Dritteln der Bauhöhe kragen die Stockwerke wie bei einem ma. Fachwerkhaus aus. Die elegante Kurvatur an der Straßenecke und die Fensterbänder nahmen die Modernität von Kauf- und Bürohäusern vorweg, wie sie in Breslau wenige hundert Meter weiter, aber 15 Jahre später Erich Mendelsohns "Kaufhaus Petersdorff" (1927/28) auszeichnet. Die Nähe zur schlesischen Montanindustrie führte zu Aufträgen, die P. zu einem führenden Industriebauarchitekten werden ließen. Funktionalität und Ökonomie waren in diesem Genre Gebot. P. verzichtete auch hier nicht auf Inszenierungen, die den konstruktiven und funktionalen Bedingungen Ausdruckswerte abgewannen. Je nachdem, ob es sich um Massiv- oder Gerüstbauten handelte, wurden halbkreisförmige Fenster eingesetzt oder vollverglaste gerasterte Erker ausgebildet, wurden Wände eingeschluchtet oder durchlichtet (Breslau, Werdermühle, Entwurf 1907/08; Hamburg, Wassertürme, Entwurf 1906/07). Bei der Talsperre in Klingenberg/Sachsen (1908-14) stemmt sich das titanische Mauerwerk mit aller Kraft gegen den Druck der Wassermassen. In der Chemischen Fabrik in Luban b. Posen (1910/11), dem größten Industrieauftrag in P.s Karriere, sind die Fabrik- und Lagerhallen in Reihen geordnet wie die Waggons einer Gleisanlage, die das Gelände in der Tat durchzieht. Eine ähnliche Anordnung traf P. bei einem Ofenhaus für das Gaswerk in Dresden-Reick (1916-18). Außer einem Gasometer war es die einzige Realisierung in der Dresdner Amtszeit. Entwürfe für ein Kunstzentrum, ein Stadthaus, eine Feuerwache, inspiriert offensichtlich durch die Nachbarschaft zu den barocken Meisterwerken Dresdens, blieben auf dem Papier. 1919/20 verhandelte P. mit Köln, wo eine "Bauhütte" gegründet werden sollte, ging dann aber Verbindungen mit der Preußischen AK ein (Übernahme eines Meisterateliers, Senats-Mitgl.). Als Wohnsitz und Atelier diente zunächst eines der Wirtschaftsgebäude ("Communs") hinter dem Neuen Pal. in Potsdam, die passenderweise in pathetischen Varianten des Barock gehalten sind. 1923 wurde P. als Nachfolger von German Bestelmeyer auf eine Prof. an die TH Berlin-Charlottenburg berufen. Das Ansehen, das er sich in Fach und Öffentlichkeit erworben hatte, spiegelte sich in der Wahl zum 1. Vors. des Dt. Werkbunds (1919-21) und zum Vorstands-Mitgl. und 1. Vize-Präs. des Bundes Dt. Architekten (1926-33). In der Kriegs- und Zwischenkriegszeit gab es wenige Neubauten. Wie bei vielen Zeitgen. führte eine zurückgegangene Auftragslage zu zahlr. Arbeiten auf Papier: Dabei gingen Archit., Porträts, Tiere und freie Ornamentik eine fantastische Mischung ein. Auch großformatige Öl-Gem. entstanden. Ihre Sujets reichen von mythologischen, lit. und hist. bis zu relig. Themen und lösen sich im pastosen, dicht gesetzten Auftrag der Farben auf. In den 1920er Jahren näherte sich P. einer malerischen Abstraktion, die das "action painting" späterer Jahrzehnte vorwegnahm. Unmittelbar nach dem Krieg konnte P. in der Archit. mit dem Großen Schauspielhaus (zerst.) einen großen Coup landen. Max Reinhardt, Regisseur und Intendant, wollte in die Stahlkonstruktion einer ehemaligen Markthalle in Berlin, die anschließend als Zirkus Schumann gedient hatte, eine Arenabühne einbauen, die ein demokratisches Massentheater ermöglichen sollte. P. lieferte ihm innerhalb weniger Monate eine zauberische Folge höhlenhafter Räume, die in einem mit Lichtzapfen verkleideten Kuppelsaal für 3000 Zuschauer kulminierte (1919). Reinhardt führte dort nur für kurze Zeit Klassiker auf, dann zogen Revuen und Musicals ein. Ansehnliche Reste der Licht- und Dekorationskünste P.s wurden erst in den Zeiten der DDR niedergelegt. Mit Reinhardt setzte sich die Zusammenarbeit in Bühnenbild-Entwürfen und in Bauprojekten für Salzburg fort, wo jener die Festspiele mitbegründet hatte. Für Park Hellbrunn geplant, skizzierte P. drei Varianten (um 1920-22) einer terrassierten Kunst- und Naturszenerie. In ihr ging er seinem Wunschtraum nach, "die Oberfläche der Erde plastisch umzugestalten". In Berlin arbeitete P. außer für Reinhardt für den Schauspieler und Filmregisseur Paul Wegener. Von den drei Filmen, an denen P. beteiligt war, davon alle drei mit fantastisch-mystischen Stoffen (Der Golem, wie er in die Welt kam, 1920; Lebende Buddhas, 1923/24; Zur Chron. von Grieshuus, 1923/24), bot Der Golem unübertreffliche Beispiele emotionsgeladener Raumgestaltung. P. arbeitete nicht wie andere Filmemacher des expressionistischen Kinos mit flächigen Kulissen, sondern errichtete auf dem Tempelhofer Feld aus Holz und Rabitz ein gotisierendes, krummwüchsiges Ghetto mit 54 Häusern. In ihm spielte die Gesch. um den Rabbi Löw und seine magisch belebte Lehmkreatur des Golem. Die Archit. spielte mit: sie "mauschelte", wie es der Publizist Heinrich de Fries ausdrückte. Beteiligt an diesen und vielen anderen Aufgaben war die junge Bildhauerin Marlene Moeschke, die P. 1918 kennenlernte und 1924 in zweiter Ehe heiratete. Aus dieser Verbindung gingen drei Kinder hervor. Die wenigen realitätsnäheren Projekte der Zwischenkriegszeit zeigen P. auf dem Wege zu einem sachlicheren, nichtsdestoweniger ausdruckskräftigen Bauen. Im Wettb. für ein Hochhaus am Berliner Bahnhof Friedrichstraße (1921) legte P. ein konkav eingeschwungenes, dreiflügeliges Turmhaus vor. In Hannover-Vinnhorst dekorierte er ein kastenförmiges Bürohaus mit gezackten Lisenen für die Firma Gebr. Meyer (1923/24?). In Chemnitz wählte P. für die Textilfabrik Goeritz (1922-28) eine raue Außenhaut aus grobem Gneis. Wie schon in Breslau lieferte Mendelsohn auch diesmal am selben Ort mit einer dünnhäutigen, gleichfalls gekurvten Stahl-Glas-Konstruktion für das Kaufhaus Schocken (1927-30) ein Vergleichsstück, von dem man nicht glauben möchte, dass es nur kurz nach P.s Bau entstand. Die Goeritz-Fabrik blieb Fragment. Mit der vorübergehenden wirtschaftlichen Erholung der Weimarer Republik kamen wieder größere Aufträge herein: das Haus des Rundfunks in Berlin-Charlottenburg (1928-31), eine damals völlig neue Bauaufgabe, Umbauten von Konzertsälen in Breslau (1925) und Beuthen (heute Bytom, 1927/28) und drei Lichtspieltheater (Capitol, 1924-26, Berlin; Deli, 1926/27, Breslau; Babylon, 1927-29, Berlin). Damit konnte man Filme, deren Set von P. stammte, in Kinosälen sehen, die er gebaut hatte. V.a. kam P. an zwei der größten Aufträge, die in dieser Zeit in Deutschland zu vergeben waren: das Messegelände in Berlin-Charlottenburg (1927-31) und das Verwaltungsgebäude des neu gegründeten I.G.-Farben Konzerns in Frankfurt am Main (1928-31). Bei der Berliner Messe, von der P. nur einen Teil realisieren konnte, bediente er sich ovaler Figuren, mit denen er Hallen, Wandelgänge, Kanäle und pagodenförmige Turmbauten organisierte, weshalb der Bau auch als Poelzig-Ei bek. ist. Beim IG-Farben-Haus in Frankfurt gliederte P. einen travertinverkleideten siebenstöckigen Riegel durch sechs ihn durchdringende Querflügel. Das Zweitausendfensterhaus, heute Sitz der Goethe-Univ., ist konvex gebogen, sodass die gewaltigen Dimensionen in Außenansicht wie Interieur erträglich blieben. Wie eine Stadtkrone thront diese Entscheidungszentrale auf einem Geländeversprung. Kritikern schien sie "das Machtbewusstsein organisierter ges. Massenkräfte" zu verkörpern. Andere, nicht minder umfangreiche Pläne blieben Projekte: eine gestaffelte Gruppe von Messebauten für Hamburg (1925), ein Brückenkopf für die stadtseitige Rampe einer Kölner Rheinbrücke (1925), städtebauliche Entwürfe für den Berliner Platz der Republik (zwei Fassungen, 1927, 1929). Bei den Wettb. für den Völkerbund-Pal. in Genf (1927), für ein Theater der Massenaufführungen in Charkow (1930/31) und den Pal. der Sowjets in Moskau (1931) konnte P. sich an der internat. Elite der Moderne messen. Der Massenwohnungsbau, der seine sozial engagierten Kollegen beschäftigte, berührte P. dagegen wenig. Erst in den frühen 1930er Jahren entstanden Bebauungspläne für größere Siedlungen im Berliner Raum, entsprechend der Notlage in der Weltwirtschaftskrise fast immer mit kleinen Nutzgärten versehen. Wohl aber verwirklichte P. eine kleinere Zahl bequemer Einfamilienhäuser u.a. im Berliner Fischtalgrund (1928), wo Häuser mit 45 Grad Dachneigung vorgeschrieben waren, oder in Krefeld-Kliedbruch (Haus Steinert, 1929-31), wo er dem Hauskörper eine tief abgeschleppte Spitztonne aufsetzte. An der Berliner Ausst. "Sonne, Luft und Haus für alle" beteiligte er sich mit einem "wachsenden", d.h. erweiterbaren Haus (1932). Für den eigenen Gebrauch bezog die Fam. ein geräumiges Flachdachhaus im Berliner Grunewald (1928-30), das die meisten Konventionen der neuen Archit. befolgte. P. gab stets seine Frau Marlene als Urheberin an. Zenith und Absturz lagen in P.s Laufbahn dicht nebeneinander. 1931 hielt P. mit Der Architekt auf dem Berliner Bundestag des BDA eine repräsentative Rede. 1932 schlug der Präs. der AK Max Liebermann P. zu seinem Nachf. vor. Er lehnte ab, ließ sich jedoch zum Stellv. Präs. wählen. Stellv. Vors. wurde er auch im Dt. Werkbund. Er war es in beiden Ämtern lediglich bis zum nächsten Jahr. Die kommissarische Ltg der Berliner Vereinigten Staatsschulen für Freie und Angewandte Kunst, wo er 1933 deren Dir. Bruno Paul ablöste, übernahm er sogar nur für vier Monate. Dann veranlassten ihn Angriffe in der Öffentlichkeit, auf diese Ämter zu verzichten. Hinzu kamen Querelen mit dem Finanzamt, die das Büro existentiell bedrohten. Die Teiln. an den russ. Wettb. wurde nun als Parteinahme für das Sowjetregime ausgelegt. Die Rechtspresse attackierte ihn als "Baubolschewiken" und, auf seine ungeklärte Herkunft anspielend, als Juden. Die böse Ironie der Gesch. wollte es, dass P. selbst sich mehrfach zu antisemitischen Äußerungen hatte hinreißen lassen. Nach den Erfolgsjahren sah der Träger vieler Ämter und Juror in zahlr. Wettb. sich plötzlich ins Abseits gestellt. Genugtuung verschafften nur der 1. Preis für ein Theater- und Konzerthaus in Istanbul (Wettb. 1935) sowie Berufungsverhandlungen für eine Prof. in Istanbul. Zweimal verhandelte der unschlüssige P. in der Türkei. Im Sommer 1936 nahm ihm der Tod die Entscheidung ab. - P.s Schaffen war von außerordentlicher Spannweite und großer Originalität. Mit fast allen Bauaufgaben setzte er sich auseinander. Die Herausforderungen des industriellen und mod. Zeitalters suchte er mit den Maßstäben der Kunst zu bearbeiten. Wie das Bauen interessierten ihn die freien Künste, die Malerei, die Bühnenkünste (am liebsten hätte er bei Reinhardt auch Regie geführt), das Design. Seine Entwürfe reichten von den Möbeln der Breslauer Schule, in denen Arts-and-Crafts-Bewegung und Jugendstil nachwirkten, über die expressiv aufgewühlten Porzellan-Kreationen um 1920 bis zu den streng funktionalen Türklinken aus Leichtmetall, die als "Reichsformdrücker" seriell gefertigt wurden. In der Archit. war die stilistische Reichweite nicht minder groß. Ausst.-Hallen auf dem Berliner Messegelände fielen durch die Stahl-und-Glas-Konstruktionen so schlank und transparent aus wie nur je bei der Avantgarde des Neuen Bauens. Doch in denselben Jahren, A. 1930, entwarf er eine Dt. Schauburg, die im Thüringer Land errichtet werden sollte. Sie hätte 20 000 Zuschauer aufgenommen, war in ihrer rundbogigen Monumentalität als nat. Ehrenmal gedacht und erinnert fatal an die späteren Thingstätten des Dritten Reiches. Trotz aller proteischen Verwandlungslust gab es Konstanten in diesem Werk. In den Grundrissen und Lageplänen gaben große Grundfiguren die Form vor, Kreis und Kreisbogen, Oval- und Eiform, Eselsrücken und Y-Figur, Parabel und Achteck, Symmetrie und Achse. Immer sprach "Wille zum Ausdruck" mit. In Spätromanik, Spätgotik und Spätbarock sah P. "die vielgestaltige, mystisch tiefe, groteske und liebliche Seele der Deutschen" am Walten. Die Form sollte ihre Bestimmung, die Konstruktion den Kräfteverlauf ausdrücken. Den Kult der Leichtigkeit machte P. in der Regel nicht mit; seine gewichtigen Gebäude stehen fest auf der Erde. Farbensinn und Tastreize, und wären sie auch mit Rabitzflächen erzeugt, sollten mitspielen. Für die Entwürfe arbeitete er gern mit Modelliermasse, mit knetbarem Ton oder Plastilin. Wenn der Archit.-Theoretiker Paul Klopfer "tektonisches" von "stereotomischem" Bauen unterschied (Das Wesen der Baukunst, L. 1919), so war P. ein "Stereotomiker". Dazu passte seine Vorliebe für das Auftürmen und Aushöhlen, für die Motive Turm, Höhle und Stufenberg. Die Frage nach seinem Standort innerhalb der Zunft hat P. selbst beantwortet. Jüngere Kollegen wie Bruno Taut respektierten ihn, aber rieben sich auch an ihm. Seine Freunde konnten Liberale sein wie sein erster Biograf Theodor Heuss, Sozialdemokraten wie der Berliner Stadtbaurat Martin Wagner, aber er kam auch mit den Deutschnationalen aus, die 1932/33 in Preußen kommissarisch den Kultusminister stellten. 1927 nahm P. an der internat. Bau-Ausst. auf dem Stuttgarter Weißenhof teil, mit einem Haus, das allen modernistischen Kriterien genügte. Aber er ließ sich auch von den frustrierten, konservativeren Stuttgarter Kollegen Paul Schmitthenner und Paul Bonatz, die nicht eingeladen waren, die Ehrendoktorwürde der TH Stuttgart verliehen. Er sei eben "so dazwischen", meinte P.

WERKE

Dresden, Mausoleum Karl August Lingner, 1918-21. - Mosaikbrunnen, 1921-26. Hannover, Rese-Brunnen (Mosaikbrunnen), 1921-29, Emmichplatz.

SELBSTZEUGNISSE

Gärung in der Archit., Das Dt. Kunstgew. 1906, M. 1906; Der neuzeitliche Fabrikbau, Der Industriebau 2:1911(5)100-106; Archit.-Fragen´, Das Kunstblatt 1:1917(5)129-136; Werkbundfragen, Mitt. des Dt. Werkbundes Berlin 2:1919(4)109-124; Bau des Großen Schauspielhauses, in: M.Reinhardt (Ed.), Das Große Schauspielhaus, Die Bücher des Dt. Theaters, Bd. 1, B. 1920; Festspielhaus in Salzburg, Das Kunstblatt 5:1921(3),77-88; Archit.-Fragen, Das Kunstblatt 6:1922(4-5),153-199; Festbauten, Das Kunstblatt 10:1926 (5)197-203; Der Architekt, Baugilde 13:1931(11)925ff.; Kunsterziehung und Kunstpflege, Zur Auflösung der Breslauer KA, Schlesische Ztg 6.3.1932(120)17-18

AUSSTELLUNGEN

Einzelausstellungen:

1919 Dresden, Künstler-Vereinigung / 1921 Mannheim, KH (Wander-Ausst.) / Berlin: 1925-27 (Wander-Ausst.); 1989 Verkehrs- und Bau-Mus. (Wander-Ausst., K); 2007 AK (Wander-Ausst., K) / 1951 Krefeld, Kaiser-Wilhelm-Mus. (K) / 1997 Frankfurt am Main, Dt. Film-Mus. (K) / 2000 Breslau (Wrocław), Archit.-Mus. (K, Wander-Ausst.) / 2018-19 Berlin, Tchoban Found. - Mus. für Architekturzeichnung. -

 

Gruppenausstellungen:

1927: Magdeburg: Dt. Theater-Ausst. (K); 1927 Stuttgart, Dt. Werkbund: Die Wohnung. Internat. Neue Baukunst (K) / Berlin: 1931 Preußische AK: P. und seine Schule (K); 1981 Staatl. KH: Realismus. Zw. Revolution und Reaktion 1919-1939 (K) / 1932 Moskau: Dt. Bau-Ausst.

 

QUELLEN

Thieme-Becker, Vollmer und AKL:

ThB27, 1933; Vo3, 1956

 

Weitere Lexika:

Th.Heuss, H.P., in: H.Heimpel u.a. (Ed.), Die Großen Deutschen, IV, B. 1957; Oudin, 1970; Ribbe/Schäche, 1987; Davidson III.1, 1995; DA XXV, 1996; Dict. de l'archit. du XXe s., P. 1996; Dict. internat. des arts appliqués et du design, P. 1996; NDB XX, 2001

 

Gedruckte Nachweise:

Th.Heuss, Das Haus der Freundschaft in Konstantinopel, M. 1918; F.Landsberger, Das Kunstblatt 3:1919(4)109-118; E.Zimmermann, Dt. Kunst und Dekoration 25:1921(1-2)47-58; H.G. Scheffauer, Archit. Review 1923(Oct.)122-127; P.Westheim (Ed.), Das Kunstblatt 13:1929(4)97-113; Preußische AK (Ed.), P. und seine Schule (K), B. 1931; F.Paulsen, Bauwelt 26:1935, 26-30, 1935(Beilage)1-8; R.Schwarz, Baukunst und Werkform 4:1951(1)45-47; F.Borsi/G.K. König, Archit. dell'Espressionismo, Ge. 1967; J.Posener (Ed.), H.P. Gesammelte Schriften und Werke, B. 1970 (WV, Dok.); J.Rickert, in: H.M. Wingler (Ed.), Kunstschulreform 1900-1933, B. 1977; H.Frank, in: B.Bergius u.a. (Ed.), Archit., Stadt und Politik, Gießen 1979; V.Slapeta, Wiss. Zs. der HS für Archit. und Bauwesen Weimar 26:1979, 400-404; H.Frank, Bauwelt 74:1983(41)1640-1658; Th.Heuss, H.P., Bauten und Entwürfe, Das Lebensbild eines dt. Baumeisters, St. 1985 (Reprint der Orig. Ausg. B. 1939); B.Mayer, Studien zu H.P., Bauten und Projekte der zwanziger Jahre, Diss. München 1986, M. 1991; S.Röder/G.Storck (Ed.), Der dramatische Raum, H.P., Malerei Theater Film (K Mus. Haus Lange und Haus Esters), Krefeld 1986; M.Schirren (Ed.), H.P. Die Pläne und Zchngn aus dem ehemaligen Verkehrs- und Bau-Mus. in Berlin (K), Diss. Marburg, B. 1989; M.Biraghi, H.P. Archit., Ars Magna, 1869-1936, Ve. 1992 (dt. Übersetzung B. 1993); M.Schirren, in: V.Magnago u.a. (Ed.), Reform und Trad., Mod. Archit. in Deutschland 1900 bis 1950, St. 1992; J.Posener, H.P., Reflections on His Life and Work, C., Mass./Lo. 1992; id., H.P. Sein Leben, sein Werk, Braunschweig, Wb. 1994; C.Marquart, H.P., Architekt Maler Zeichner (K Gal. Brockstedt), Ha. u.a. 1995; Wilhelmi, 1996; W.Pehnt, Die Archit. des Expressionismus, St. 31998; P.Hölscher, Die AK und Kunstgew. zu Breslau, Wege einer KS 1791-1932, Diss. Kiel 1996, Kiel 2003; U.Stark (Ed.), Architekten, H.P. IRB-Lit.-Auslese 3511, St. 1996, 2002; H.-P. Reichmann (Ed.), H.P. Bauten für den Film (K), Dt. Film-Inst., Ffm. 1997; St.Lose (Ed.), Ten wspanialy wrocławski moderniszm, That Wonderful Wrocław Mod. Movement, Wrocław 1998; W.Meißner u.a. (Ed.), Der P.-Bau, Vom I.G. Farbenhaus zur Goethe-Univ., Ffm. 1999; J.Ilkosz/B.Störtkuhl (Ed.), H.P. in Breslau, Archit. und Kunst 1900-26 (Lit., K), Delmenhorst 2000; J.Stabenow, Architekten wohnen, B. 2000; E.Heathcote, Cinema builders, Chichester 2001; Ch.P. Müller (Ed.), Im Geschmack der Zeit. Das Werk von H. und Marlene P. aus heutiger Sicht (K), B. 2003; H.Hambrock, Bauen im Geist des Barock, H. und Marlene P., Archit.-Phantasien, Theaterprojekte und mod. Festbau 1916-1926, 3 Bde., Diss. Frankfurt am Main 2003, Delmenhorst 2005; J.Ilkosz, Hala Stulecia i Tereny Wystawowe we Wrcocławiu, dzielo Maksa Berga (K),Wrocław 2005 (dt.: Die Jh.-Halle und das Ausst.-Gelände in Breslau, Das Werk Max Bergs, M. 2006); W.Pehnt/M.Schirren (Ed.), H.P. 1869-1936, Architekt Lehrer Künstler, M. 2007 (K, Lit., WV); Wilhelmi, 2006; T.Scheffler, Architectura 37:2007(1)1-30; C.Käpplinger, Archit. aktuell 333:2007(12)18; U.Schmidt, Dt. Bau-Ztg 141:2007(12)62; P.P. Zalewski, Denkmalpflege in Niedersachsen 28:2008(2)49-54; S.Grüne/G.Herberholz, H.P.s "Festbau" für die Arbeit, Die Textilfabrik Sigmund Goeritz A.G. in Chemnitz, L. 2005; T.Scheffler, architectura 37:2007(1)1-30; H.-S. Bolz, H.P. und der "neuzeitliche Industriebau", Industriebauten 1906-1934, 2 Bde, Diss. Bonn 2008; H.Hambrock, H.P. Der zeichn. Nachlass (WV, K Auktion. Gal. Bassenge 103), B. 2014; K.J. Friedrich, Künstleranekdoten (1955-58 verfasst), Radebeul 2017; W.Nerdinger, Archit. in Deutschland im 20.Jh., M. 2023

 

Onlinequellen:

GNM-Archiv

 


THIEME-BECKER

Artikel von: O. Brattskoven.

Poelzig, Hans, Architekt, Kunstgewerbler u. Bühnenmaler in Berlin" *30. 4. 1869 ebda Nach Besuch d. Techn. Hochschule Berlin, 1900/03 Lehrer an d. Akad. Breslau, 1903/16 Direktor ebda. 1916/20 Stadtbaurat u. Professor an d. Techn. Hochsch. Dresden, seit 1920 Prof. a d. Techn. Hochsch. Berlin u. Vorsteher eines Meisterateliers f. Architektur a. d. Akad. d. Künste. 1. 1. 1933 = 10. 4. 1933 Direktor der Verein. Staatsschulen f. freie u. angew. Kunst in Berlin als Nachfolger von Brutto Paul. Mitglied der Preuß. Akad. der Künste (Senator). Schon in seinen frühen Bauten verbindet P. grundsätzlich und ihm eigentümlich Zweckform mit Kunstform. Unter Vermeidung jeder Stilnachahmung verwendet er anfänglich auch alte Stilelemente, um späterhin und in der zeitgenöss. Architektur führend in ausgesprochenen Zweck- und Gemeinschaftsbauten, in Theatern u. Lichtspielhäusern konstruktive Formgebung mit sachentsprechender dekorativer Note zu vereinigen. - Hauptbauten: Rathaus Löwenberg (1906); Dorfkirche Maltsch (1906); Talsperre Klingenberg (1908); Wasserturm Posen (1910); Geschäftshaus Junkernstraße, Breslau (1911); Chemische Fabrik Lauban (1911/12); Annagrube b. Psow, Kreis Rybnik (1914/15); Gaswerk Reik (1916); Umbau d. Gr. Schauspielhauses Berlin (1918/19); Lichtspielhaus "Capitol", Berlin (1924/25); Konzerthaus Beuthen (1927); Lichtspielhaus "Babylon", Berlin (1928); Kabelwerk Spandau (1928/29); Haus des Rundfunks,)Berlin (1929/30); Verwaltungsgeb. der I. G. Farbenindustrie, Frankfurt a. M. (1928/30). Daneben hat P. eine Reihe von Entwürfen, Wettbewerbs- u. Bebauungsplänen - u. a. Opernhaus Berlin (1908); Botschaft Washington (1909); Haus der Freundschaft Konstantinopel (1916); Theater Salzburg (1920/21); Hochhaus Friedrichstraße Berlin (1922); Sportforum Berlin (1926); Platz der Republik (jetzt Königsplatz) Berlin (1927); Scheunenviertel Berlin (1927 u. gemeinsam mit Martin Wagner); Messegelände Berlin (1927/29) - geschaffen, die teilweise und ebenso wie seine abstrakt angelegten Porzellane, seine dekorativ-festlichen Bühnenpläne, Konzertsaalskizzen u. Kinodekorationen den eigentümlich barocken Zugseiner Kunst zeigen. Bedeutend als Anreger u. Lehrer. Eine Ausstellung "Poelzig und seine Schule", mit einem Katalog-Vorwort P.s über seine Lehrprinzipien, fand im März 1931 in der Akad. d. Künste in Berlin statt. Lit.: A. Behne, Der mod. Zweckbau, 1925. - W. Hegemann, Architektur- u. Stadtbaukst, Berl. 1925, p. 24. - H. Hildebrandt, Die Kst d. 19. u. 20. Jh. (Handb. d. Kstwiss.), 1931. - F. Landsberger, Breslau (Ber. Kststätten, Bd 75), 1926. - Müller-Wulckow, Aufbau-Architektur, 1919. - M. Osborn, Berlin (Ber. Kststätten, Bd 45), 1926. - Platz, Baukst. d. neuesten Zeit, 1927, 2. Aufl. 1930. - J. Ponten, Architektur, die nicht gebaut wurde, 1925. - Die Durchgeistigung d. dtschen Arbeit, Jahrb. d. Dtschen Werkbundes 1912. - Die Kst i. Industrie u. Handel, Jahrb. d. Dtschen Werkbundes 1913. - Vedag-Buch, Berlin 1932. - Wasmuths Monatsh. f. Baukst, 4 (1919/20) 2/64 (Stahl, H. P.); 5 (1920/21) 1/27 (Stahl u. Sydow, Das Gr. Schauspielh.), 245/54 (Westheim, Festspielh. Salzburg); 9 (1925) 27/32 (G. A. Platz, P.s Entw. zum Salzb. Festspielh.), 38/39 (H. Cürlis, Kritik d. Salzb. Festspielh.-Entw.), 315/21 (Szen. Entw. u. ausgef. Bauten); 15 (1931) 1/16 (Verwalt.-Geb. d. I. G. Farbenindustrie, Frkft. a. M.). - Archit. Rundschau, 29 (1913) Taf. 171/74. - Die Baugilde, 13 (1931) Heft 6 (Brattskoven). - Der Baumeister, 25 (1927) 176/90 (E. Kloß, Entw. u. Bauten v. H. P.). - Zentralbl. d. Bauverw., 39 (1919) 589/92, 601/606, 616/17 (K. Michaelis, Das Gr. Schauspielh. Berlin); 45 (1925) 333/36 (Nonn, H. P.); 49 (1929) 281/86 (W. C. Behrendt, Die Bebauung d. Scheunenviertels in Berlin). - Dtsche Bauztg, 59/I (1925) 202/3 (Wohler, Zur P.-Ausst. Charlottenburg); 60/1 (1927) 353/60 (Wedemeyer, Das Berl. Filmtheater "Capitol"); 63/I (1929) 281/89 (Zum 60. Geb.-Tag); 65/I (1931) 190/93 (Haus d. Rundfunks in Berlin). - Neudtsche Bauztg, 9; 12; 15. - Kst u. Kstler, 12 (1913/14) 55/61 (W. C. Behrendt, H. P.); 18 (1919-20) 231/41 (K. Scheffler, Das Gr. Schauspielh.); 21 (1922/23) 220/22 (K. Scheffler, P.s Dekorationen zum Don Juan); 27 (1928/29) 301/09 (W. C, Behrendt, H. P. zum 60. Geburtstag). - Kstblatt, 3 (1919) 97/124 (Westheim, Architektur; Landåber-, ger, H. P. Die Persönlichkeit; Müller-Wulckow, Zu P.s Konzertsaal-Skizzen); 4 (1920) 325/33 (Westheim, Eine Filmstadt von P.); 5 (1921) 77/88 (Festspielh. Salzburg, Ansprache von H. P.); 6 (1922) 153/63, 191/99 (H. P.s Vortrag "Festbauten"); 13 (1929) 97/113 (Zum 60. Geburtstag). - Dtsche Kst u. Dekor., 38 (1916) 225/26; 44 (1919) 300. - Die Kunst,16 (-Dekor. Kst, 10), 1907 p.225/39 (C. Buchwald, H. P. als Baukstler); 46 (1922) 142/44 (P. F. Schmidt, H. P.). - Kstchronik, N. F. 34 (1922/23) 443/45 (0. Fischei, H. P.s theatral. Sendung). - Th. Heuss, Das Haus der Freundschaft in Konstantinopel, 1918 p. 35ff. - Ostdtsche Monatsh., 1925 Heft 4. - Westermanns Monatsh., 71. Jg., Bd. 142 (1927) 253ff. (G. Amundsen, H. P.). - Bott-Bodenhausen u. S. 13. Herrmann, Sterne, Schriften, Hände, Berlin 1933, p. 89/106. Mitteil. d. Künstlers.

 

VOLLMER

Poelzig, Hans, dtsch. Architekt, Kstgewerbler u. Bühnenbildner (Prof. Dr.-Ing. e. h.), *30. 4. 1869 Berlin, †14. 6. 1936 ebda. P.s Name erhielt europ. Ruf durch seinen phantastischen Umbau des Gr. Schauspielhauses in Berlin, die Bauten des Lichtspieltheaters "Capitol" u. des Rundfunks in Berlin u des Verwaltungsgeb. der I.G. Farbenindustrie in Frankfurt a. M. Vom Dritten Reich zur Untätigkeit verurteilt, suchte er ein neues Arbeitsfeldi n d. Turkei, wohin er - durch s. Wettbewerbsentwurf für das Haus der Freundschaft für Istanbul (1916) in bestem Angedenken - einen Ruf als Kstberater des Türk. Staates u. zur Übernahme eines Meisterateliers an d. Kstakad. in Istanbul erhielt; starb indes kurz vor s. Übersiedlung. Die meisten seiner Berl. Bauten sind im 2. Weltkrieg zerstört. Das Lichtspielhaus "Babylon" durch geringwertige neuere Dekorationen entstellt. Seine großartigsten Pläne, wie der Opernhaus-Umbau für Berlin, das Haus der Freundschaft in Istanbul, das Kongreßgeb. für Moskau, der Völkerbundspalast in Genf u. das Festspielhaus für Salzburg blieben unausgeführt. Koll.Ausst. 1931 in d. Pr. Akad. d. Kste in Berlin (anläßl. s. 60. Geburtst.). Gedächtnis-Ausst. 1951 im Kais.-Wilh.-Mus. Krefeld u. im Bad. Kstver. Karlsruhe. Lit.: Th.-B., 27 (1933). -Th. Heu ß, H. P. Bauten u. Entwürfe. Das Lebensbild e. dtsch. Baumeisters, Berlin 1939 u. Tübingen 1948. - D. Bauhelfer, 1 1946) H. 1, p. 7/8, m. 3 Abbn. - Dtsche Bauztg, 67 (1933) H. 4, Beil. p. 2, H. 5, Beil. p. 1f; 68 (1934) Nr 19, Beil. p. 8. - Baukst u. Werkform, 4 (1951) Aprilh. p. 10/22, m. 6 Abbn, 47 (Abb.). - D. Cicerone, 17 (1925) 226. - D. Hilfe, 42, Nr 13 v. 4. 7. 1936, p. 309 (Nachruf). - D. Kst f. Alle, 51(1935/36) Aug. 1936, Beil p. 9. - D. Kstblatt, 15 (1931) 180f. - Kst u. Kirche, 9 (1932) 28f. - D. Kstwart, 40 (1927) H. 4 (Abb.). - Westermanns Monatsh., 142 (1927) farb. Taf. geg. p. 252, 253/64, m. 19 Abbn u. Fotobildn. - Schles. Monatsh" 2 (1925) farb. Taf. geg. p. 576, 588f. - Wasmuths Monatsh., 10 (1926) 240 (Abb.); 11 (1927) 198/200 (Abbn), 293 (3 Abbn), 398 (Abbn); 12 (1928) 553/54 (Abbn); 13 (1929) 268-65; 17 (1933) 121/24, m. 7. Abbn. - Westermanns Monatsh., 144 (1928) 358, m. 2 Abbn. - D. Oberschlesier, 10 (1928) 542f. - D. Weltkst, 21 (1951) H. 11 p. 12.- Zentralbl. d. Bauverwaltg, 51 (1931) 180, 196, m. Fotobildn; 56/1 (1936) 589. - Frankf. Ztg. 7. 4.1936. - Leipz. N. Nachr., 17.6 1936. - Tagesspiegel (Berlin), 30. 4. 1949. - Rhein. Pust (Düsseldorf), 11. 5. 1949.