Frei zugänglich

Toulouse-Lautrec, Henri de

Geboren
Albi (Tarn), 24. November 1864
Gestorben
Saint-André-du-Bois (Gironde), 9. September 1901
Land
Frankreich
Geschlecht
männlich
GND-ID
Weitere Namen
Toulouse-Lautrec, Henri de; Toulouse-Lautrec, Henri-Marie-Raymond; Toulouse-Lautrec, Henri-Marie-Raymond de; Toulouse-Lautrec-Montfa, Henri de; Toulouse-Lautrec-Monfa, Henri Raymond de; Tréclau (Pseudonym); Tolav-Segroeg (Pseudonym)
Berufe
Maler*in; Grafiker*in; Zeichner*in; Illustrator*in
Wirkungsorte
Paris
Zur Karte
Mitglied von
GruppeApollon
Von
Krohn, Felicitas
Zuletzt geändert
20.12.2023
Veröffentlicht in
AKL CX, 2021, 84; ThB XXXIII, 1939, 320 s

VITAZEILE

Toulouse-Lautrec (T.-Monfa), Henri de (Henri-Marie-Raymond) (Pseud.: Tréclau [1885-88], Tolav-Segroeg [1886]), frz. Grafiker, Maler, Zeichner, Illustrator, *24.11.1864 Albi, †9.9.1901 Schloss Malromé in Saint-André-du-Bois/Gironde.

LEBEN UND WIRKEN

T. entstammt einer alten frz. Adelsfamilie, er ist der Sohn von Comtesse Adèle-Zoë-Marie-Marquette, geb. Tapié de Céleyran, und deren Ehemann und Cousin 1. Grades, Comte Alphonse-Charles-Marie de T. Ab Okt. 1872 besucht er das Lycée Fontanes in Paris (ab 1883 Lycée Condorcet), zus. mit Maurice Joyant (später Freund, Kunsthändler und Biograf T.s). Erste künstlerische Unterweisungen erhält er durch seinen Onkel, den Bildhauer Charles T., sowie durch einen Freund des Vaters, den taubstummen Tiermaler René Pierre Charles Princeteau (Princeteau dans son Atelier, Öl/Lw., 1881, USA, Priv.-Slg; Dortu, 1971, II, P.130). Bereits in der Kindheit zeigen sich gesundheitliche Probleme, sodass T. 1875 das Lycée verlässt und zu Hause unterrichtet wird. Im Mai 1878 bricht er sich bei einem Sturz in Albi erst den linken Oberschenkel und ein Jahr darauf im Aug. 1879 während eines Kuraufenthalts in Barèges den rechten, wodurch beide Beine nicht mehr wachsen. Als Grund für die Knochenschwäche wird die Krankheit Pyknodysostose vermutet, die möglicherweise auf die enge Blutsverwandtschaft seiner Eltern zurückzuführen ist (Maroteaux/Lamy, 1965). Während seiner durch lange Bettruhe geprägten Rekonvaleszenz widmet sich T. v.a. dem Zeichnen und Malen. Ein offizielles Kunststudium beginnt er M. April 1882 mit dem Eintritt in das Atelier von Léon Bonnat. Als dieser im Sommer den Atelierbetrieb aufgibt, um an der ÉcBA zu unterrichten, wird T. Schüler der priv. Akad. von Fernand Cormon (bis 1886/87), bei dem er u.a. Louis Anquetin, François Gauzi, Emile Henri Bernard (Émile Bernard, Öl/Lw., 1885, London, Tate Mod.; Dortu, 1971, II, P.258) und Vincent van Gogh kennenlernt. 1883 erste Teiln. an einer Kollektivausstellung junger Maler im MBA in Pau. T. lässt sich 1884 auf dem Montmartre nieder und entdeckt in der letzten Studienphase bei Cormon in seiner unmittelbaren Umgebung jene Themenwelt, die sein Schaffen seitdem prägt: das Pariser Nachtleben. Den Auftakt bilden Porträts von Modellen wie La grosse Maria, Vénus de Montmartre (Öl/Lw., 1884, Wuppertal, Von der Heydt-Mus.; Dortu, 1971, II, P.229), 1885 entstehen erste Szenen in Vergnügungslokalen, z.B. im L'Élysée Montmartre (Kohle, Kreide/Papier, 1885, Albi; Dortu, 1971, V, D.2.843), im Tanzlokal Le Moulin de la Galette und im Cabaret Le Chat Noir. Er lernt den Chansonnier Aristide Bruant und die spätere Malerin Suzanne Valadon kennen, die zeitweise sein Modell (Gueule de Bois, La Buveuse, Pastell/Karton, 1889, Albi; Dortu, 1971, II, P.339) und seine Geliebte wird. 1886 werden erste Ill. T.s in den Zss. Le Courier Français (Gin-Cocktail, Tusch-Feder-Zchng, 1886; Dortu, 1971, V, D.2.965) und Le Mirliton publ. und einige Gem. in den Nachtclubs einem größeren Publikum zugänglich gemacht. Im Entree des Moulin Rouge befindet sich z.B. ab 1889 das Ölgemälde Au Cirque Fernando, L'Écuyère (1887/88, Chicago, Art Inst.; Dortu, 1971, II, P.312). Die erste internat. Ausstellungsbeteiligung folgt 1888 bei der Gruppe Les Vingts in Brüssel. Ab 1889 gehört T. zu den Stammkunden des neu eröffneten Moulin Rouge (Au Moulin Rouge, La Danse, 1889-90, Öl/Lw., Philadelphia/Pa., MoA; Dortu, 1971, II, P.361). Als er zwei Jahre später den Auftrag erhält, ein Plakat für den Saisonbeginn des Varietés zu gestalten, ist dies der Auslöser für die Beschäftigung T.s mit der Lith., die zu seinem bevorzugten künstlerischen Ausdrucksmittel wird und die er zur höchsten Vollendung bringt. T.s erstes Plakat (Moulin Rouge, La Goulue, Farb-Lith., 1891; Wittrock, 1985, P1), das in einer Aufl. von 3000 Stück in Paris affichiert wird, sorgt schlagartig für Bekanntheit und weckt das Interesse der Kritiker (z.B. Roger Marx und Octave Mirbeau), die seine Werke positiv besprechen. In einer aufsehenerregenden, radikal mod. Komp. ordnet T. stilisierte Silhouetten im Bildraum gestaffelt an, darüber prangt in werbewirksamer dreimaliger Nennung der Name des Etablissements. Neuartig ist der Bildnischarakter des Plakats. Es ist beispielhaft für T.s Konzentration auf einzelne populäre Künstlerpersönlichkeiten, die treffend und ungeschönt wiedergegeben werden. So ist das Publikum durch eine scherenschnittartige schwarze Silhouette nur angedeutet, während die Tänzerin Louise Weber, gen. La Goulue, und ihr Partner Valentin le Désosée anhand ihrer Physiognomie eindeutig erkennbar sind. Während der damals bekannteste Plakatkünstler Jules Chéret v.a. idealisierte, stereotype Frauenfiguren (sog. "Chérettes") darstellt, setzt T. gezielt individuelle Porträts der Stars des Montmartre wie Jane Avril und May Belfort (Plakat, Farb-Lith., 1895; Wittrock, 1985, P14) zu Werbezwecken ein und ist damit Vorläufer für die bis heute übliche Praxis, die Werbewirkung Prominenter zu nutzen. Beispielhaft sind die vier 1892 und 1893 entstandenen Plakate, die den Sänger Aristide Bruant zeigen (z.B. Ambassadeurs, Aristide Bruant, Farb-Lith., 1892; Wittrock, 1985, P4), der sich als einer der Ersten für T.s Arbeiten interessiert und sie ab 1886 ausstellt und publ. (im eig. Kabarett und der zugehörigen Ztg Le Mirliton). Von T.s starker künstlerischer Eigenwilligkeit zeugt das zu den Inkunabeln der Reklamekunst gehörende Plakat Aristide Bruant dans son Cabaret (1893; Wittrock, 1985, P9) mit den komprimierten, nahezu abstrakten Formen und der auf vier Töne reduzierten Farbigkeit. Ausdrucksstark ist die provozierende Rückansicht und der hämische Blick über die Schulter, der die Haltung des für seine Publikumsbeschimpfungen bek. Sängers kongenial widerspiegelt. In dieser bes. produktiven Phase widmet sich T. v.a. der Gebrauchsgrafik. Neben Plakaten entstehen Titelblätter und Buchillustrationen (zu Georges Clemenceaus Au pied de Sinai, P. 1897; Wittrock, 1985, 187-201), Notenblätter (Eros Vanné, Lith., 1894; Wittrock, 1985, 56), Theaterprogramme (Un Monsieur et une Dame, Farbige Lith., 1895, für die Komödie "L'Argent"; Wittrock, 1985, 97), Einladungs- (Invitation Alexandre Natanson, Lith., 1895; Wittrock, 1985, 90) und Menükarten (La Bouillabaisse, Menu Sescau, Lith., 1895; Wittrock, 1985, 94), aber auch Bühnenbilder (1895 für das Sanskritdrama Le Chariot de Terre Cuite, Théâtre de l'Œuvre). Ausnahmen bilden kunsthandwerkliche Arbeiten wie Entwürfe für Keramik, Bucheinbände und Glasfenster (Papa Chrysanthème, 1895, Paris, Orsay; Dortu, 1971, III, V.1, ausgef. von Luis Comfort Tiffany). 1894 pflegt T. Kontakte zum Kr. der 1891 von den Brüdern Natanson gegr. Zs. La Revue blanche, in der T. zahlr. Lith. veröffentlicht (u.a. Carnaval, 1894; Wittrock, 1985, 61) sowie Plakate, v.a. jenes mit dem Bildnis der schlittschuhlaufenden Misia Natanson, die eine zentrale Figur des Künstlerkreises ist (La Revue Blanche, Farb-Lith., 1895; Wittrock, 1985, P16). M. der 1890er Jahre hält sich T. häufig tageweise in Bordellen auf (v.a. in der Rue des Moulins), wo er malt und zeichnet. Das Ergebnis dieser Besuche sind etwa 50 Gem. und Ölstudien sowie mehr als 100 Zchngn und etwa 20 Lith. (Le Blanchisseur de la Maison, Öl/Karton, 1894, Albi; Dortu, 1971, III, P.544). Arbeiten dieser Zeit bezeugen ein verstärktes Interesse an der Welt des Theaters wie z.B. La Loge au Mascaron doré (Lith., 1893; Wittrock, 1985, 16). In den letzten Jahren des 19. Jh. ist T.s Leben auf dem Montmartre von wachsenden Alkoholproblemen geprägt. Mit der Verschlechterung seines Gesundheitszustands geht das Nachlassen des Arbeitsvermögens einher. Nach einem Zusammenbruch wird T. im Frühjahr 1899 etwa zehn Wochen lang in der Heilanstalt des Dr. Sémelaigne in Neuilly behandelt, dort arbeitet er an Porträts and. Patienten sowie an Zirkusszenen (Zchngn; Dortu, 1971, VI, D.4.522-4.543). Den Winter verbringt T. in Bordeaux, angeregt durch Theaterbesuche entstehen u.a. sechs Gem. zur Oper "Messalina" (z.B. Messaline descend l'escalier bordé de figurants, Öl/Lw., 1900-01, Los Angeles, LACMA; Dortu, 1971, III, P.704). T. kämpft mit Lähmungserscheinungen in den Beinen, die wahrsch. auf eine Gehirnblutung (E. März 1901) zurückgehen. Von E. April bis Juli hält er sich in Paris auf, um seinen Nachlass zu ordnen. Im Aug. erleidet er in Taussat einen Schlaganfall und ist halbseitig gelähmt. Die letzten Wochen verbringt T. bei seiner Mutter auf Schloss Malromé, dort arbeitet er an seinem letzten Werk (L'Admiral Viaud, Öl/Lw., 1901, São Paulo, Mus. de Arte; Dortu, 1971, III, P.722). - In einer relativ kurzen Schaffensphase hinterlässt T. ein umfangreiches Werk an Ölgemälden und Aqu. (u.a. Ill. zu Edmond de Goncourts La Fille Élisa, 1896; Dortu, 1971, III, A.237-252), Zchngn mit Kohle, (Pastell-)Kreide, Tusche, Blei- und Farbstiften sowie Grafiken, darunter v.a. Lith., weiterhin Monotypien (Conversation, Monotypie mit Ölfarben, 1899, Berlin, Slg Gerstenberg; Dortu, 1971, III, M.6) und Kaltnadelradierungen mit Porträts von Freunden, hrsg. von W.H.B. Sands (1898; Wittrock, 1985, 239-247). Erste mit einem schwungvollen Strich ausgef. Kinderzeichnungen mit Tieren, Figuren und Booten sind aus dem Jahr 1871 erhalten (Dortu, 1971, IV, D.1 - D.26). Das Frühwerk der späten 1870er und frühen 1880er Jahre umfasst v.a. Ölgemälde, Aqu. und Zchngn mit Reitern (v.a. Jagdszenen), Tieren (Cheval blanc, Gazelle, Öl/Lw., 1881, Albi; Dortu, 1971, II, P.103) und Porträts (Madame La Comtesse A. de T., Öl/Lw., 1881, Albi; Dortu, 1971, II, P.90) in einem durch seine Lehrer geprägten naturalistischen Stil. Erste Tendenzen zur Lösung von der akad. Trad. sind bereits in der spontanen, an der Pleinairmalerei der Impressionisten orientierten Malweise des frühen Porträts Le Jeune Routy à Céleyran (Öl/Lw., 1882, München, NP; Dortu, 1971, II, P. 150) erkennbar. M. der 1880er Jahre lässt sich unter dem Einfluss impressionistischer und pointillistischer Werke eine Änderung der Maltechnik und eine Aufhellung der Palette beobachten (La Comtesse A. d.T. dans le Salon du Château de Malromé, Öl/Lw., 1887, Albi; Dortu, 1971, II, P.277). In einem Brief vom 28.12.1886 an seine Großmutter väterlicherseits (Gabrielle d'Imbert du Bosc) beschreibt T. seine neue Kunst als "völlig »außer der Norm«" (cf. Schimmel, 1994, Brief Nr 137). Die Ausformung des eig. char. Malstils vollzieht sich v.a. in den Jahren 1889 bis 1891, doch bereits in dem großformatigen Zirkusbild Au Cirque Fernando, L'Écuyère von 1887/88 sind typische Stilmerkmale wie der angeschnittene Bildraum und die skizzenartige Malweise vorhanden. Diese auf jap. Hschn. zurückzuführenden Elemente finden sich auch in Werken von Zeitgen., u.a. bei T.s künstlerischem Vorbild Edgar Degas. Die von zeitgen. Kritikern als unvoll. beanstandete Skizzenhaftigkeit der Darst. ist ein wesentliches innovatives Stilmittel T.s, das seinen Nachf. (u.a. den Fauvisten und Expressionisten) entscheidende Impulse gibt. Die bedeutendsten Gem. der Reifezeit entstehen von E. der 1880er bis in die frühen 1890er Jahre, dazu gehören großformatige Komp. mit Motiven vom Montmartre wie das Gem. Au Bal du Moulin de la Galette (Öl/Lw., 1889, Chicago, Art Inst.; Dortu, 1971, II, P.335), das beispielhaft für T.s char. Maltechnik ist. Seiner Vorliebe für die Zeichenkunst angepasst bedient er sich einer von Jean-François Raffaëlli entwickelten Technik (peint. à l'essence), der Malerei mit stark mit Terpentin verdünnten Ölfarben, die alla prima auf ungrundierte, z.T. farbige Bildträger aus Karton oder Papier aufgetragen werden. Dadurch entfalten die Gem. eine an Kreidezeichnungen erinnernde Wirkung (Dans le Lit, Öl/Karton, 1892, Paris, Orsay; Dortu, 1971, II, P.439). Weiterhin fertigt T. bei den Ölgemälden häufig Vorzeichnungen mit dem Pinsel in intensivem Blau oder Grün an, die oft sichtbar bleiben und so den skizzenhaften Char. der Gem. betonen. Verstärkt wird dieser Eindruck durch die Einbeziehung unbearbeiteter Flächen, sodass der Bildträger Tl der Komp. ist (Monsieur le Docteur Bourges, Öl/Karton, 1891, Pittsburg/Pa., Carnegie MoA; Dortu, 1971, II, P.376). Häufig kombiniert T. graf. und malerische Techniken, verwendet Kohle und Kreide zus. mit Ölfarben in einer Komp. wie z.B. bei dem Gem. Au Salon de la Rue des Moulins, (1894, Albi; Dortu, 1971, III, P.559), wo er die Ölfarben durch schwarze Kreide ergänzt. T.s ab 1899 nach dem Klinikaufenthalt in Neuilly entstehendes Spätwerk unterscheidet sich stilistisch vom Früh- und Reifewerk durch seine betontere Flächigkeit und die Verwendung intensiverer und dunklerer Farben, die im Gegensatz zur flüssigen Malweise der Reifezeit pastos und mit breiten und groben Pinselstrichen aufgetragen werden. Dominierend sind starke Hell-Dunkel-Kontraste, die auch das letzte von T. voll. Gem. Un examen à la faculté de médecine (Öl/Lw., 1901, Albi; Dortu, 1971, III, P.727) aufweist. Weit umfassender als das malerische ist das graf. Werk. Die Linie ist unumstritten T.s wichtigstes Ausdrucksmittel. Eine bes. Könnerschaft und Originalität erreicht er auf dem Gebiet der Lithografie. Nach Honoré Daumier, dessen Werke bes. hinsichtlich der fragm. Komp., des dynamischen Strichs und der Verwendung von Aussparungen vorbildhaft wirken, markieren T.s Arbeiten einen Höhepunkt in der Entwicklung des Steindrucks. Es zeugt von T.s Selbstverständnis als Grafiker, dass er die als Künstlergrafik gedruckten Abzüge handschriftlich signiert und nummeriert und deren Auflagenhöhe festlegt. Er ist intensiv in den Druckprozess eingebunden und zeichnet selbst auf den Stein, färbt Platten ein, legt Farbsätze an und überwacht den Druck bzw. arbeitet selbst daran mit. Als Meister der pointierten Charakterisierung beweist er sich bes. in der Plakatkunst. Mit den zw. 1891 und 1899/1900 entstandenen 30 Plakaten (lt. Wittrock, 1985) avanciert T. nach Chéret zum Wegbereiter des mod. Plakats. Bereits mit seinem Erstlingswerk (Moulin Rouge, La Goulue) gelingt ihm die Verbindung freier Künstlergrafik mit der funktionsgebundenen Gebrauchsgrafik, wodurch er den Grundstein für die Anerkennung als eigenständige Kunstform legt. Die von T. gefundenen neuen Ausdrucksmöglichkeiten initiieren den Siegeszug des künstlerischen Plakats, das von Paris ausgehend ab 1894 in einer "Affichomanie" Europa und die USA erobert. Originär und mod. sind die Komp. mit großen Farbflächen und stilisierten Formen, v.a. Silhouetten, die häufig mit einer an den Cloissonismus anknüpfenden grünen Binnenzeichnung versehen sind. Die Möglichkeiten der Lith. ausschöpfend entwickelt er bes. die Technik der polychromen Lith. konsequent weiter. Er wagt ungewohnte Farbkombinationen (Reine de Joie, 1892; Wittrock, 1985, P3) sowie die Reduktion auf wenige Farbakzente, z.B. das leuchtende Rot der Lippen des Komikers Caudieux (1893; Wittrock, 1985, P7) und setzt ebenso die Aussparung von Farbflächen gekonnt ein (z.B. wird das sich vor einem tiefblauen Grund abhebende Weiß des Kleides von May Milton [1895; Wittrock, 1985, P17] durch die Blattfarbe bestimmt). Selten nutzt T. Kreiden in unterschiedlichen Härtegraden und erzielt dennoch eine Vielzahl versch. Tonwerte, Strichformen und Schraffuren. Er perfektioniert das Aussprengverfahren sowie die von Chéret entwickelte, als "Crachis" bez. Spritztechnik, für die er Bürste und Drahtsieb verwendet. In einem Brief an seine Mutter erwähnt T. im Nov. 1893, dass er gerade ein neues Verfahren erfunden habe (Schimmel, 1994, Brief Nr 323). Vermutlich handelt es sich hierbei um eine Methode zum Abdecken von Flächen, um sie vor den Farbspritzern zu schützen. Während Chéret hierfür Schablonen nutzt, experimentiert T. wahrsch. mit einer Flüssigkeit und kann so eine größere Vielfalt und differenziertere Gest. erreichen (cf. Döring, K Hamburg, 2002, 10). Beispielhaft sind die durch jap. Druckgrafiken (v.a. Farb-Hschn. von Kitagawa Utamarô und Katsushika Hokusai) angeregten Farblithografien, bes. das in acht Farben gedruckte Werk Mademoiselle Marcelle Lender, en buste (1895; Wittrock, 1985, 99) sowie die im Irisdruck von Bl. zu Bl. in versch. Farbvarianten ausgef. und mit Gold- und Silberstaub überarbeitete Lith. Miss Loïe Fuller (1893; Wittrock, 1985, 17), die zu den Höhepunkten in der Gesch. der polychromen Lith. gehören. Unter den druckgraf. Hw. T.s nimmt die Mappe Elles (1896; Wittrock, 1985, 155-165) eine Sonderstellung ein. Abgesehen von zwei monochromen Bll. besteht sie als einziger thematischer Zyklus in T.s graf. Œuvre überwiegend aus Farblithografien und war im Gegensatz zu den and. Bordelldarstellungen von vornherein zur Veröff. gedacht (in 100 Exemplaren von Gustave Pellet hrsg.). Techn. virtuos bezeugen die Lith. der aus 10 Bll. (sowie Frontispiz, dessen Motiv auch als Umschlagbild dient) bestehenden Mappe T.s differenzierten Blick auf das beliebte Sujet. Ohne erotisierende oder pornografische Note zeigt T. die Prostituierten als Frauen in ihrem Umfeld und nivelliert so das "polarisierte Frauenbild seiner Zeit, die Unterscheidung in Heilige und Hure" (Felbinger, 2003, 14). Es gibt versch. Versuche, T. in den Klassifizierungen der Kunstgesch. zu verorten. Am häufigsten wird er dem Postimpressionismus zugeordnet. T. pflegt zwar Kontakte zu Künstlergruppen wie den Nabis und Les Vingts, schließt sich jedoch keiner Bewegung an. "Er ist im wörtlichsten Sinne ein Unabhängiger" (Lassaigne, 1953, 110), der Anregungen versch. Strömungen und Künstler (v.a. Degas und Jean-Louis Forain) in seine individuelle Bildsprache integriert. Neben der Orientierung am akad. Stil der Lehrer sind bereits im Frühwerk mod. Tendenzen in der Malweise zu erkennen. Die vielseitigen Einflüsse durch künstlerische Strömungen seiner Zeit kommen bes. in den Plakaten zum Ausdruck. Der Einsatz reiner, leuchtender Farben sowie die durch Umrisslinien betonte Flächigkeit weisen auf Symbolismus und Cloisonnismus hin (Plakat Reine de Joie). Jugendstilelemente lassen sich in den char. geschwungenen Linien nicht nur in der Zchng, sondern auch bei der Schriftgestaltung finden (Plakat Divan Japonais, 1893; Wittrock, 1985, P11). Das die Tänzerin Jane Avril (1893; Wittrock, 1985, P6) zeigende Plakat ist beispielhaft für den vielfältigen Einsatz der gestalterischen Mittel sowie für T.s originäre Bildperspektive mit der leichten Untersicht und der angeschnittenen Komp., die hier durch den aus dem Orchester aufragenden Kontrabasshals eine bes. Einrahmung erhält. Auf die Vorbildwirkung jap. Farbholzschnitte geht T.s char. Stilmerkmal, die stark reduzierte skizzenartige Darstellungsweise zurück. Diese mod. Tendenzen zur Reduktion der Ausdrucksmittel treten bes. in den Lith. zu Tage und verstärken sich im Laufe seiner Entwicklung (Plakat Jane Avril, Farblithografie, 1899; Wittrock, 1985, P29). T.s künstlerische Sonderstellung bezieht sich weniger auf die Ikonogr. - die Motive der mod. Großstadt finden sich auch bei den Impressionisten. Neu ist vielmehr die Art, wie sich T. den Themen nähert und wie er sie darstellt. Geprägt durch eine scharfe Beobachtungsgabe thematisiert er als "porträtierender Chronist" das Pariser (Nacht-)leben in den Varietés, Kabaretts, Ballsälen, Bars und Bordellen und prägt das Bild der Belle Époque. Zu den wichtigsten Sujets gehören die vergleichsweise authentischen Darst. von Prostituierten, die v.a. 1889-1901 entstehen. Während seine Vorgänger und Künstlerkollegen (z.B. Constantin Guys, Gustave Courbet, Félicien Rops, Édouard Manet und Degas) die Prostituierten meist distanziert und entsprechend anonym, stilisiert und z.T. abwertend darstellen, gelingen T. einfühlsame Porträts der in ungezwungenen Posen festgehaltenen Frauen, die er durch individuelle Gesichtszüge charakterisiert. Dieser Porträtcharakter ist typisch für T.s Werke und stellt in diesem Themenkreis ein Novum dar.

WERKE

Albi, Mus. T. Amsterdam, RM, Rijksprenten-Kab. - Sted. Mus. Berlin, Alte NG. - Kpst.-Kab. Bern, KM. Boston/Mass., Boston Public Libr. - MFA. Brüssel, Mus. d'Ixelles. Budapest, SzM. Dresden, GG NM. - Kpst.-Kab. Göteborg, KM. Hamburg, KH. - MKG. Houston/Tex., MFA. Kairo, MMA. Kopenhagen, Design-Mus. - Neue Carlsberg Glyptothek. - SMK. Kurashiki, Ohara MoA. London, BM. - Courtauld Inst. of Art. - NG. - V&A. Los Angeles/Cal., Hammer Mus. Madrid, MN Thyssen-Bornemisza. Moskau, Puškin-MBK. München, Staatl. GrS. New York, Brooklyn Mus. - Metrop. Mus. - MoMA. - Public Libr. Ottawa, NG of Canada. Otterlo, Kröller-Müller Mus. Paris, BN. Cab. des estampes. - Inst. nat. d'hist. de l'art. - Louvre. - Mus. de l'Affiche. - Petit Pal. Prag, NG. Rotterdam, BvB. Stockholm, NM. - Thielska gall. Toulouse, Mus. des Augustins. Washington/D.C., Libr. of Congress. - NG of Art. Wien, Albertina. - Belvedere. Zürich, GrS der ETH. - Kunsthaus. - MfG.

SELBSTZEUGNISSE

H.D. Schimmel (Ed.), Die Briefe von H. de T., M. 1994 (Erst-Veröff. der Briefe: Unpublished correspondence of H. de T., Lo. 1969).

AUSSTELLUNGEN

Einzelausstellungen:

Paris: 1893 (mit Charles Maurin), '96 Gal. Boussod, Valadon & Cie; 1903 Gal. Barthélemy (K); 1904-05, '27 Mus. du Luxembourg; 1910, '31, 2009-10 MAD (K); 1926, '92 (Wander-Ausst.; K), 2019-20 Grand Pal. (K); 1951 BN (K) / London: 1898 Goupil Gall. (K); 2011 Courtauld Inst. of Art (K) / 1906 Bremen, KH (K) / 1924 Winterthur, KM (K) / 1925, '30, '31, '33, '79 (K) Chicago, Art Inst. / 1951 (K), 1998-99 (K) Rotterdam, BvB / 1955 Philadelphia (Pa.), MoA (Wander-Ausst.; K) / New York: 1956, '85 MoMA (K); 1996 Metrop. Mus. (K) / 1964 Budapest, SzM (K) / 1986-87 Tübingen, KH (K) / 1987 (K), 2017-18 (K) Martigny, Fond. Gianadda / 2000 Tokio-Minato, Suntory MoA (Wander-Ausst.; K) / 2005 Nagoya, Matsuzakaya AM (K) / 2012-13 Canberra, NG of Australia (K) / 2013-14 Dresden, GG NM / 2019 West Palm Beach (Fla.), Norton MoA / 2020 Jerusalem, Israel Mus. (mit Auguste Rodin). -

 

Gruppenausstellungen:

Paris: 1889-97 regelmäßige Teiln. am Salon des Indépendants (1902 Retr.); 1893 Soc. des Peintres-Graveurs Franç.; 1904 Salon d'automne (Retr.) / 1896 Dresden, Kgl. Kpst.-Kab.: Ausst. künstlerischer Plakate (K) / 1961 Boston, MFA: The artist and the book (K) / 1981 Ottawa, NG of Canada: La Pierre Parle (K) / 1991 Albi, Mus. T.: T. et le Japonisme (K) / 2003 Lyon, MBA: A private passion (Wander-Ausst.; K) / 2013 New York, Frick Coll.: The impressionist line from Degas to T. (K) / 2015-16 Hannover, Sprengel Mus.: Affichomanie, T. und das Plakat um 1900 (Wander-Ausst.; K) / 2019 Boston, MFA: T. and the stars of Paris (K) / 2020-21 Halle (Saale), KM Moritzburg: La Bohème.

 

QUELLEN

Thieme-Becker, Vollmer und AKL:

ThB33, 1939

 

Weitere Lexika:

Portal, 1925; Edouard-Joseph III, 1934; Bauer, GEM VIII, 1978; J.Bailly-Herzberg, Dict. de l'estampe en France 1830-1950, P. 1985; DA XXXI, 1996; A.Roussard, Dict. des peintres à Montmartre, P. 1999; Bénézit XIII, 1999

 

Gedruckte Nachweise:

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THIEME-BECKER

Toulouse-Lautrec, Henri de, (mit vollem Namen: Henri Raymond de Toulouse-Lautrec-Monfa), Maler u. Graphiker, *23./24. 11. 1864 Albi, †9. 9. 1901 Schloß Malromé. Aus einem der ältesten französ. Adelsgeschlechter stammend; Sohn eines feudalistisch gesinnten, adelsstolzen, der Jagdpassion ergebenen Vaters und einer hochgebildeten, gleichfalls franz. Uradel entstammenden Mutter (Adèle Tapié de Céleyran), die seine Erziehung leitet, und mit der er 4jährig nach Paris übersiedelt. Erleidet 1878 u. 1879 zwei Beinbrüche, die nur schlecht heilen, das Wachstum der unteren Gliedmaßen hemmen und sie verkrüppeln lassen. Früh bereits beginnt sich sein Zeichentalent zu regen (mehrere Skizzenbücher des Knaben im Mus. Albi; ein "cahier de zig-zags" v. 1881 veröff. in L'Amour de l'art, 12 [1931] Heft 4 p. 172/76), gefördert durch den der Familie befreundeten Sportmaler Rene Princetean, der ihn 1883 an L. Bonnat empfiehlt. Nach einigen Monaten Studiums in dessen Atelier geht er 1884 zu Cormon über, d,en er aber ebenfalls bereits nach 1 Jahr verläßt, um sich, beeinflußt von Degas u. dem japan. Farbenholzschnitt, autodidaktisch weiterzubilden: er mietet sich ein eigenes Atelier, Nr 7 rue Tourlaque (das er bis 1890 innehat), verkehrt ausschließlich in den Kreisen der Boheme und taucht unter in der bunten Welt des Montmartre mit seinen Kabaretts (Chat noir, Mirliton, Moulin-Rouge), Vorstadttheatern, Bordellen u. Tanzlokalen, deren scharfer u. unermüdlicher Chronist er wird, an jedem Ort u. zu jeder Zeit auf seinen Block oder in Ermangelung dessen auf Zeitungsränder, Tischtücher, Marmorplatten usw. zeichnend und diese Skizzen in den verschiedensten Techniken zu Bildern - oft mehreren nebeneinander - verarbeitend. Februar 1893 veranstaltet er auf Veranlassung s. Freundes (u. späteren Biographen) Joyant in der von jenem geleiteten Filiale der Kunsthandlung Goupil (Boulevard M.mtmartre19) eine Kollektivausst., die ca. 30 Bilder umfaßt und ihm zu seiner größten Genugtuung die Anerkennung des von ihm hoch verehrten Degas einträgt. Um dieselbe Zeit beginnt er, angeleitet von s. Freund Ibels, sich der Lithographie zuzuwenden, die nun neben der Zeichnung - tagebuchartig sein Leben begleitend - sein eigenstes Gebiet wird, auf dem er mit verblüffender Schnelligkeit zur Meisterschaft gelangt und eine erstaunliche Produktivität entwickelt (insgesamt 368 Bll., meist farbig). 1897 beginnen sich, verursacht durch unregelmäßiges Nachtleben u. zunehmende Trunksucht, denen die zarte Konstitution d. Körpers nicht standhält, Gesundheitsstörungen bemerkbar zu machen, die Febr. 1899 in Verfolgungswahn ausarten und eine Internierung in der Anstalt des Dr. Semilaigne in St-James bei Neuilly notwendig machen. Hier entstehen aus dem Gedächtnis die prachtvollen Zirkuszeichnungen (22 Bll. veröff. 1905 u. d. Titel "Au Cirque" bei Goupil & Cie). Zwar wird er auf Betreiben s. Freunde Joyant u. Arsène Alexandre nach einigen Monaten entlassen, doch ist die Gesundung nur scheinbar; nachdem er sich noch einige Jahre bei stetig nachlassender, nur zuweilen aufflackernder Arbeitskraft hingeschleppt hat, stirbt er, erst 37jährig, auf dem mütterlichen Schloß Malromé, ein echtes Kind jenes morbiden Fin-de-siècle, zu dessen klassischen Schilderern er zählt. Der Großteil der Bilder T.s (namentlich die Jugendarbeiten) befindet sich in dem (1922 begründeten) T.-L.-Museum in seiner Vaterstadt Albi; eine größere Anzahl bewahren sein Vetter, Dr. Tapié de Céleyran in Paris, und die Grafen Anselme, Verwandte der T.-L.; einzelne Bilder im Louvre (Bildnis Paul Leclerq; La clownesse) u. im Luxembourg-Mus. (" Jeune femme accroupie"; "La femme au boa"; "Femmes au café"); ferner in d. Ksthalle Bremen (Mädchen im Atelier), d. Mod. Gal. Dresden (2 Freundinnen), im Gerneentemus. im Haag (Am Toilettentisch), in d. Neuen Staatsgal. München (In d. Loge), d. Mod. Gal. Prag (Im Moulin-Rouge), d. Mod. Gal. Wien (Volkssänger Praince) u. im Ksthaus Zürich (Jockeis). Das lithogr. Werk, katalogisiert von Delteil (s. Lit.), umfaßt 368 BU., darunter die Folgen: "Le Café Concert" (11 Bll.), 1893 (D. 28/38); "Yvette Guilbert" (16 Bll.), 1894 (D. 79/95); "Mélodies de Désiré Dihau (13 Bll.), 1895 (D. 129/42); "Portraits d'acteurs et d'actrices" (12 Bll.), 1895 (D. 150/62); "Elles" (11 Bll.), 1896 (D. 179/89);,,Procès Arton" (3 Bll.), 1896 (D. 191/93); "Au pied de Sinai" (10 Bll. nebst Titel zu G. Clémenceau's gleichnam. Buch), 1898 (D. 235/45); "Yvette Guilbert" (10 Bl., 2. Folge, sog. "Série anglaise"), 1898 (D. 250/60); Illustr. zu Jules Renard's "Histoire naturelle", 1899. - Eine Gruppe für sich bilden die Plakate, die Menus u. Einladungskarten, die, in beschränkter Anzahl gedruckt, heute zu den größten Seltenheiten zählen. Das lithogr. Werk in größter Vollständigkeit in d. Bibl. Nat. Paris u. in d. Ksthalle Bremen. Die seinerzeit reichhaltigste T.-L.-Sammlung Deutschlands, A. W. v. Heyrnel, ging 1911 geschlossen in die Samml. Stinnes über und wurde mit dieser 10./11. 11. 1932 bei C. G. Boerner in Leipzig versteigert (Kat. p. 57/81, m. zahlr. Taf.-Abb.). Monographien: Ach ille Astre, T.-L., Paris 1926. - G. Coquiot, H. T.-L., Paris (éd. Ollendorff) 1913 (mit Verz. d. authent. Werke); dtsche Ausg., übersetzt v. C. Einstein, Berlin 1923. - L. Delteil, peintre-grav. ill., X/XI: T.-L. (chronol. Kat. d. Lith.), Paris 1920. - Th. Duret, L., Paris 1921. - H. Esswein, H. de T.-L. (Mod. Illustratoren, H. 3), München (Piper) 1904. - Gotthard Jedlicka, T.-L., Berlin 1929 (Bespr. in: Kst u. Kstler, 27 [1929] 158ff. [E. Waldmann]; D. Kstwanderer, 1929/30 p. 38). - M. Joyant, H. T.-L. (mit chronol. Verz. der Gem.), 1/11, Paris (éd. Floury) 1926/27.-P. de Lapparent, T.-L., Paris (éd. Rieder) 1927. - P. Leclercq, Autour de T.-L., Paris (éd. Floury) 1921. - Gerstle Mack, T.-L., Lo. 1939 (Bespr.: The Burl. Mag., 74 [1939] 249). - Pierre Mac Orlan, L., peintre de la lumière froide, Paris 1934. - Schaub-Koch, Psychoanalyse d'un peintre moderne, Paris 1935. - A. Symons, From T.-L. to Rodin, Lo. 1929. Handbücher: Glaser, Die Graphik d. Neuzeit, 1922. - H. Hildebrandt, D. Kst d. 19. u. 20. Jh. (Handb. d. Kstwiss.), o. J. [1924]. - Meier-Graefe, Entwicklungsgesch. d. mod. Kst, 1 (1904) 185/89. - A. Michel, Hist, de l'art, 8 (1926) 597f., 892f. - K. Scheffler, Gesch. d. europ. Kst d. 19. Jh., 2 (1927). Singer, Die moderne Graphik, Lpzg 1914. - Sponsel, Das mod. Plakat, 1897. Zeitschriften: L'Amour de l'art, 2 (1921) 271/73 (L. Vauxcelles); 7(1926) 357/60 (G. Duthuit); 10 (1929) 146ff.; 12 (1931) Nr 4 (T.-L.-Sonderheft mit Beitr. v. T. Bernard, R. Coolus, Vuillard u. zahlr. unveröff. Urkunden u. Photos). - Apollo, 14 (1931) 163/65 (F. Neugass); 27 (1938) 38f. - Art in America, 14 (1925/26) 250 ff. (Fl. Hertz). - L'Art et les art., n. s. 14 (1927) Nr 74 (T.-L.-Sonderheft, Text v. M. Joyant). - L'Art décoratif, 30 (1913/11) 65ff. - L'art vivant, 1926 p. 685/87 (A. Salmon), 845f. (R. Re y); 1927 p. 254/57 (ders.). - Les Arts, 1914 Nr 152 (T.-L.-Sonderheft, Text v. A. Alexandre). - Beaux-Arts, 5 (1927) 104f.; 7 (1929) Heft 5 p. 4f.; 8 (1931) H. 4 p. 12f. - Bull. de l'Art etc., 1927 p. 117. - Bull. d. Musées de France, 1929 p. 70/75. - Bull. de la Soc, de l'hist. de l'art fr., 1928 p. 293f. - Bull. of the Art Inst. of Chicago, 1928 p. 2f., 105. - Bull. of the Cleveland Mus. of Art, 16 (1929) 167; 19 (1932) 59. - The Burlington Mag., 72 (1938) 81. - Byblis, 1927 p. 84/91. -D. Cicerone, 20 (1928) 512f.; 21 (1929) 407/12 (W. Wolf radt, L., D. Mensch u. d. Werk). - Estampes, 1927 p. 83/87 (Malo-Renault). - Gaz. d. B.-Arts, 191411611 89/104 (G. 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