Kirchner, Ernst Ludwig, dt. Maler, Grafiker, Bildhauer, *6.5.1880 Aschaffenburg, †15.6.1938 (Suizid) Davos Frauenkirch/Schweiz.
Kirchner, Ernst Ludwig
1886 Umzug der Fam. nach Frankfurt am Main, 1887 nach Perlen bei Luzern. 1890 Übersiedlung nach Chemnitz, aufgrund der Berufung von K.s Vater zum Prof. für Papierwissenschaft. Stud.: 1901-05 Archit. Kgl.-Sächsische TH Dresden, u.a. bei Fritz Schumacher. Nach Erwerb des Vordiploms ein Semester Kunst-Stud. in München bei Wilhelm von Debschitz und Hermann Obrist. Dort belegt K. an der priv. Versuchs- und Lehranstalt für Angew. und Freie Kunst außerdem Kurse in Kompositionslehre und Aktzeichnen. Am 7. Juni 1905 Gründung der expressionistischen Künstlervereinigung Brücke gemeinsam mit seinen Kommilitonen Fritz Bleyl, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff. Ziel der Gruppe ist es, neue künstlerische Wege zu beschreiten und frei von institutionellen Vorschriften das subjektive Erlebnis intuitiv künstlerisch umzusetzen. Am 1. Juli Abschluss des Stud. (Dipl.-Ing.). Im Nov. erste Brücke-Ausst. in der Buchhandlung P.H. Beyer & Sohn in Leipzig. K.s Atelier ist Treffpunkt der Brücke-Künstler und wird in den folgenden Jahren von K. mit bemalten Tüchern, gestalteten Kacheln und Skulpturen zu einer Art Gesamtkunstwerk ausstaffiert. Die Einrichtung fungiert als Hintergrund für eine sexuelle Selbstinszenierung. Während andere Künstler mit ihrer Ateliergestaltung ihre soziale und intellektuelle Stellung hervorheben, nutzt Kirchner durch die Anbringung von Kopulationsszenen das Studio, um sich als radikaler Künstler der Avantgarde zu inszenieren. 1906 formuliert die Brücke ihr Programm, das als typografische Anzeige und als Hschn. K.s veröff. wird: "Mit dem Glauben an Entwicklung, an eine neue Generation der Schaffenden wie der Genießenden rufen wir alle Jugend zusammen, und als Jugend, die die Zukunft trägt, wollen wir uns Arm- und Lebensfreiheit verschaffen gegenüber den wohlangesessenen älteren Kräften. Jeder gehört zu uns, der unmittelbar und unverfälscht das wiedergibt, was ihn zum Schaffen drängt." Als Inspirationsquelle dient K. und seinen Malerkollegen u.a. die frz. Kunst des späten 19. Jahrhunderts. Bemerkenswert ist, dass neben formalen Anleihen auch die favorisierten Brücke-Themen wie Akt, Vergnügungslokale und Straßenszenen denen der Impressionisten und der Pariser Avantgarde gleichen. K.s Arbeiten wurden damals mit Werken von Vincent van Gogh und Edvard Munch verglichen. Im Sept./Okt. erste umfangreiche Ausst. in der Lampenfabrik von Karl-Max Seifert in Dresden-Löbtau. Cuno Amiet, Emil Nolde sowie Max Pechstein treten der Gruppe bei, Akseli Gallen-Kallela, Kees van Dongen und Otto Mueller folgen. Neben den Künstler-Mitgliedern Aufnahme von Passiv-Mitgliedern, darunter Rosa Schapire, Harry Graf Kessler sowie K.s Vater, die die Brücke finanziell und durch Kontakte unterstützen. 1908 erster Sommeraufenthalt auf Fehmarn in Begleitung der Geschwister Hans und Emmi Frisch, der späteren Ehefrau von Schmidt-Rottluff. Bis 1914 weitere Sommerreisen auf die Ostseeinsel, die K. wichtige motivische Anregungen gibt (Fehmarn Häuser, G. 37; Badende zw. Steinen, G. 256; Windmühle auf Fehmarn, G. 310). 1907 und 1908 Ausst. der Brücke im Kunstsalon Richter in Dresden. Die Modistin Doris Große, gen. Dodo, wird bis 1911 K.s Lebensgefährtin und Modell. Erste Zirkus- und Varietébilder entstehen (Czardastänzerinnen, G. 49). Zugleich Auseinandersetzung mit außereuropäischer Kunst. Zusammen mit M.Pechstein besucht K. die erste dt. Matisse-Ausst. in der Gal. Paul Cassirer in Berlin. Haben K. und seine Malerkollegen vorher mit einer Vielzahl von unterschiedlichen Stilen experimentiert, bildet sich von da an der sog. Brücke-Stil heraus. Im Sommer 1909 besucht K. erstmals die Moritzburger Teiche bei Dresden, wo er gemeinsam mit Heckel und Pechstein die Aktmalerei im Freien erprobt. Eines ihrer Modelle ist die achtjährige Lina Franziska Fehrmann, gen. Fränzi (Fränzi vor geschnitztem Stuhl, G. 122; Sitzendes Mädchen. Fränzi, G. 123). Neben ihr ist Marcella - oftmals fälschlicherweise als Geschwister- oder Zirkuskind benannt - das von K. am häufigsten dargestellte Modell dieser Zeit (Marcella, G. 113; Artistin. Marcella, G. 125). Aufgrund der Minderjährigkeit der Modelle und der z.T. eindeutig sexuell konnotierten Posen ist den Brücke-Künstlern in den letzten Jahren wiederholt Kindesmissbrauch vorgeworfen worden (siehe art, Juli 2010). Die Brücke ist bestrebt, die Aktdarstellungen aus allegorischen oder mythologischen Zusammenhängen zu lösen. Bewusst verzichten die Künstler auf professionelle Modelle. Ohne den bürgerlichen Moralvorstellungen Rechnung zu tragen, konzentrieren sich K. und seine Malerkollegen auf die Darst. des Körpers in zwanglosen Bewegungen. Auch in der Umsetzung der Eindrücke sind die Künstler um Spontaneität bemüht, indem sie ihre Modelle in den sog. Viertelstundenakten innerhalb von fünfzehn Min. zeichnen. Im Okt. 1911 Umzug nach Berlin. K. gründet mit Pechstein das MUIM-Inst. (Mod. Unterricht in Malerei). Hans Gewecke und Werner Gothein sind ihre einzigen Schüler. Teiln. an der Intern. Kunstausstellung des Sonderbundes in Köln, wo K. gemeinsam mit Heckel eine Kap. ausmalt. In Berlin lernt K. die Schwestern Erna und Gerda Schilling kennen, die in einem Nachtlokal als Tänzerinnen arbeiten. Erna wird K.s Lebensgefährtin. Er bleibt bis zu seinem Tod mit ihr zusammen. Erste Straßenbilder entstehen, die schon zu Lebzeiten K.s als Höhepunkt seines Schaffens interpretiert werden (Berliner Straßenszene, G. 363; Die Straße, G. 364; Friedrichstraße, G. 367; Potsdamer Platz, G. 370). 1913 verfasst K. die Chronik der Künstlergruppe Brücke, in der er sich zum kreativen Kopf der Brücke stilisiert. Daraufhin kommt es zum Streit und am 27. Mai zur Auflösung der Künstlergruppe. Im Okt. K.s erste Einzelausstellung im Mus. Folkwang in Hagen, dann in der Gal. Gurlitt in Berlin und im KV Jena. Freundschaft mit dem Archäologen Botho Graef, dessen Freund Hugo Biallowons und dem Philosophen Eberhard Grisebach. K. und Schilling verbringen den Sommer 1914 bis zum Kriegsausbruch auf Fehmarn. Anschl. Meldung zum Kriegsdienst. Die Ausb. bei der Feldartillerie in Halle endet mit dem psychischen und physischen Zusammenbruch K.s und der vorläufigen Entlassung aus dem Militärdienst. Durch Intervention seines Reitlehrers Hans Fehr - enger Freund Noldes - vorläufig aus dem Dienst entlassen. Er wird bis zur möglichen Genesung dienstuntauglich geschrieben. Im Dez. Ankunft im Sanatorium Dr. Kohnstamm, Königstein im Taunus. K. wird Alkohol- und Tabaksucht attestiert. Mehrere Selbstbildnisse entstehen, in denen K. seine existentielle Verzweiflung thematisiert (Der Trinker, G. 428; Selbstbildnis als Soldat, G. 435). 1916 folgen zwei weitere Aufenthalte in Königstein, bei denen K. fünf Wandbilder im Brunnenhaus des Sanatoriums malt (nach 1930 zerst.). Im Sanatorium Bekanntschaft mit dem Komponisten Otto Klemperer und dem Schriftsteller Carl Sternheim. Erste von insgesamt fünf Ausst. in der Frankfurter Gal. von Ludwig Schames. E. des Jahres Kur im Nervensanatorium Dr. Edel in Berlin, dann A. 1917 durch Vermittlung von Grisebach erste Reise nach Davos. Eine Morphium- und Veronalsucht wird diagnostiziert. Im Herbst begibt sich K. ins Sanatorium Binswanger in Kreuzlingen bis Sommer 1918. Schilling kümmert sich währenddessen in Berlin um die geschäftlichen und persönlichen Kontakte. Anschl. Rückkehr nach Davos. Gemeinsam mit Schilling bezieht K. das Bauernhaus in den Lärchen. Sein Gesundheitszustand bessert sich. Aus Unzufriedenheit über die Kritiken verfasst K. zw. 1920 und 1933 unter dem Pseudonym Louis de Marsalle eine Reihe von grundsätzlichen Artikeln über diverse Aspekte seiner Kunst. Auch enge Freunde lässt K. im Unklaren über die Identität seines wichtigsten Kritikers. Bis in die jüngste Zeit galten vielen Kunsthistorikern diese Texte als wichtigste Quelle zum Verständnis von K.s Kunst. Er beginnt zudem mit der systematischen Vordatierung und Überarbeitung seiner Bilder, um so jeglichem Zweifel an seiner künstlerischen Vorreiterrolle vorzubeugen. Die von K. als Rest. bez. Überarbeitungen dienen v.a. dazu, seine aktuelle künstlerische Seh- und Darstellungsweise ohne Brüche stilistisch aus dem Frühwerk herzuleiten. In Grafiken und Gem. stellt K. den Alltag seiner alpinen Umgebung dar. 1921 Einzel-Ausst. im Kronprinzen-Pal. in Berlin. Im Mai lernt er in Zürich die Tänzerin Nina Hard kennen, die ihn kurz darauf in Davos besucht und ihm mehrfach als Aktmodell posiert. Kurze Zeit später Bekanntschaft mit der Weberin Lise Gujer. Nach K.s Entwürfen entstehen mehrere Wandteppiche; u.a. Das Leben. 1923 Umzug in das Haus auf dem Wildboden, bei Davos Frauenkirch. Auflösung der Wohnung und des Ateliers in Berlin. Im Juni Einzelausstellung in der KH Basel. K. fertigt Möbel, Relieftüren und Skulpturen. Im Sommer 1924 große Einzelausstellung im KV Winterthur, die zu öff. Protesten führt. K. empfängt im Wildbodenhaus zahlr. Besucher aus Deutschland und der Schweiz. In der Silvesternacht 1924/25 Gründung der Künstlergruppe Rot-Blau durch die Schweizer Künstler Paul Camenisch, Albert Müller und Hermann Scherer. K. ist ihr Vorbild. Für das Gem. Junkerboden, G. 569 erhält K. im Mai 1925 von der Preußischen Akad. in Berlin den Preis der Republik. Nachdem K. im Sept. in der Internat. Kunstausstellung in der KH Zürich Werke von Pablo Picasso und Le Corbusier gesehen hat, setzt er sich intensiv mit deren Kunst auseinander. Von Dez. 1925 bis März 1926 reist K. erstmals wieder nach Deutschland, besucht Frankfurt, Chemnitz, Dresden und Berlin. Währenddessen schlägt K. Schmidt-Rottluff erfolglos die Gründung einer neuen Künstlergruppe vor. Nach Rückkehr malt K. Eine Künstlergruppe, G. 855. Gustav Schiefler publiziert den ersten Bd des Grafik-WV, der zweite folgt 1931. Will Grohmann veröffentlicht die erste K.-Monografie. 1927 Auftrag, den Festsaal im neu errichteten Mus. Folkwang in Essen auszumalen. Die Entlassung des Dir. Ernst Gosebruch durch die Nationalsozialisten 1933 verhindert jedoch die Ausführung. In K.s Kunst werden die abstrahierenden Formreduktionen und die flächenbezogene Farbsetzung immer prägnanter, was heute als Neuer Stil bez. wird. Wurde lange Zeit K.s Spätwerk ausgesprochen kritisch beurteilt und sogar in Überblicksausstellungen mitunter aussortiert (etwa London, RA 2003), wird der Neue Stil nun als integraler Bestandteil seiner Werkentwicklung betrachtet (siehe Frankfurt am Main, Städel 2010). In Venedig ist auf der Bienn. 1928 K.s Gem. Schlittenfahrt, G. 873, ausgestellt. K. wird zum Mitgl. der Preußischen Akad. der Künste berufen. 1931 Teiln. an den Ausst. German Paintings and Sculpture im MMA in New York und L'art vivant en Europe im Pal. des BA in Brüssel. K.s Gesundheitszustand verschlechtert sich: erneute Abhängigkeit von einem Morphiumderivat, die bis zu seinem Tod anhält. 1933 in der KH Bern größte Einzelausstellung zu Lebzeiten. Beunruhigung über die politischen Verhältnisse in Deutschland. 1937 Einzelausstellung im Detroit Inst. of Art. Die Nationalsozialisten entfernen 639 seiner Werke aus dt. Museen. Zudem werden 32 Arbeiten K.s in der gleichnamigen Ausstellungsreihe als "Entartete Kunst" verunglimpft. K. wird aus der Preußischen Akad. ausgeschlossen. Sein Gesundheitszustand verschlechtert sich weiter. Leidet unter der Diffamierung seiner Kunst und fürchtet den Einmarsch der Wehrmacht in die Schweiz. Zerstört Druckstöcke und Außenskulpturen. Am 15. Juni 1938 erschießt sich K. unweit seines Hauses auf dem Wildboden. Nach dem 2. WK rücken die während des Nationalsozialismus diffamierten Arbeiten der Brücke-Künstler ins Blickfeld der bundesdeutschen Öffentlichkeit. Für die Rehabilitierung spielt v.a. die erste documenta 1955 in Kassel eine wichtige Rolle. Doch erst mit der Veröffentlichung des WV 1968 sowie der Retr. zu K.s 100. Geburtstag 1980 in Berlin, München und Köln wird K. als individueller Künstler wieder von einer kunstinteressierten Öffentlichkeit wahrgenommen. Ein wichtiger Faktor ist dabei das 1992 eröffnete K. Mus. in Davos. Neben Malerei und Skulptur spielen für K. die Arbeiten auf Papier von Anfang an eine herausgehobene Rolle. Etwa 10.000 Zchngn, Aqu. und Pastelle, dazu weitere 12.000 Skizzenbuch-Bll. und über 2.100 Druckgrafiken machen K. zu einem der produktivsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Während K.s Zchngn, v.a. die rasch erfassten Skizzen, tatsächlich spontan und frei von bewusst eingenommen Posen sind, lösen die and. Medien die suggerierte Unmittelbarkeit nicht immer ein. Auch wenn der inszenatorische Effekt erst auf den zweiten Blick hervortritt, handelt es sich um bewusst angelegte Kompositionen, die - anders als von K. behauptet - mithilfe einer Unterzeichnung penibel vorbereitet wurden, wie man heute durch Infrarot- und Röntgenaufnahmen der Leinwände belegen kann (siehe Kat. E.L.K. Keiner hat diese Farben wie ich, Davos, K. Mus. 2011).
Glaubensbekenntnis eines Malers, Das Kunstblatt 1919(6)24; L.deMarsalle [K.], Zchngn von K., Genius 2:1920, 216-234; L.de Marsalle [K.], Über K.s Graphik, Genius 3:1921, 251-263; L.de Marsalle [K.], Über die plastischen Arbeiten von K., Der Cicerone 14:1925, 695-701; L.de Marsalle [K.], Die neue Kunst in Basel, Das Kunstblatt 9:1926, 321-330; Bemerkungen über Leben und Arbeit von K., Das Werk 1:1930, 2-4; H.Delfs (Ed.), E.L. K. Der gesamte Briefwechsel, 4 Bde, Z. 2010.
Einzelausstellungen:
1913 Hagen, Mus. Folkwang / Berlin: 1913 Gal. Gurlitt; 1921, '79 (Retr.) NG (Kronprinzen-Pal.); 1978, '90, '93, '94, '97, 2001, '03, '08, '09 Brücke-Mus.; 2001 Neue NG / 1914, '17 Jena, KV / Frankfurt am Main: 1916, '19, '21, '22, '25 Kunstsalon Schames; 2010 Städel (Retr.) / Basel: 1923, '37 KH; 1935, '79, 2003 KM / 1924 Winterthur, KV / 1926 Dresden, Kunstsalon Fides; Köln, KV / 1927 Wiesbaden, KV / 1931 München, Gal. Franke / Bern: 1933 KH; 2007 KM / Hamburg: 1934 Gal. Commeter (Hschn.); 2002, '10 KH / 1958 Raleigh, North Carolina Mus. of Art / 1960 Düsseldorf, KV (KH) / 1968 Seattle, AM / 1980, '99 Aschaffenburg, Museen der Stadt / ab 1992 Davos, Kirchner Mus. / 1998 Wien, Kunstforum / 2000 Lugano, MAM / 2003 Stuttgart, SG; Washington (D.C.), NG / 2005 Bielefeld, KH / 2007 Chemnitz, KS / 2008 New York, MMA; Quedlinburg, Lyonel-Feininger-Gal. / 2009 Chur, Bündner KM; Salzburg, MdM / 2011 Darmstadt, KH; Kochel am See, Franz-Marc-Mus. / 2012 Madrid, Fond. Mapfre; München, Gal. Thomas (mit Edvard Munch) / 2016-17 Berlin, Hamburger Bahnhof / 2018-19 Bonn, Bundes-KH. -
Gruppenausstellungen:
2001 Dresden, GG NM: Die Brücke in Dresden 1905-1911 / 2004 Frankfurt am Main, Städel: K., Heckel, Schmidt-Rottluff, Nolde / 2005 Berlin, Neue NG: Brücke und Berlin / 2010 Hannover, Sprengel Mus.: Der Blick auf Fränzi und Marcella / 2021 Winterthur, Kunst Mus. | Reinhart am Stadtgarten: Expressionismus Schweiz (K) / 2024 Dortmund, Dt. Fußball-Mus.: In Motion - Kunst und Fußball (K).
Thieme-Becker, Vollmer und AKL:
ThB20, 1927; Vo3, 1956
Weitere Lexika:
CatBolaffiArtMod, 1966; Kindler, ML III, 1966; MűvLex II, 1966; EWA VIII, 1971; Bauer, GEM V, 1977; ContempArtists, 1983; Feddersen, 1984; S.Monneret, L'impressionisme et son époque, I-II, P. 1987; EAPD, 1989; LGB IV, 1995; DA XVIII, 1996; I.F. Walther, Künstler-Lex., in: Kunst des 20. Jh., II, Köln u.a. 1998; Dugnat/Sanchez III, 2001
Gedruckte Nachweise:
K.Scheffler, Kunst und Künstler, 1920(5)217-230; W.Grohmann, K.-Zchngn, Dresden 1925; id., Das Werk K.s, M. 1926; G.Schiefler, Die Graphik K.s, 2 Bde, B. 1926 und 1931; W.Kern, Das Kunstblatt, 1930(6)161-165; H.Fehr, Erinnerungen an K., Bern 1955; W.Grohmann, K., St. 1958; F.Bleyl, in: H.Wentzel (Ed.), Bildnisse der Brücke-Künstler voneinander, St. 1961; D.E.Gordon, The Art Bull. XLVIII:1966, 335-366; A. und W.-D.Dube, K. Das graphische Werk. 2 Bde, M. 1967; D.E.Gordon, K. Mit einem kritischen Kat. sämtlicher Gem., M. 1968 (WV); E.Rathke, K. Straßenbilder, St. 1969; R.N. Ketterer (Ed.), K. Zchngn und Pastelle, St./Z. 1979; A.Henze, K., Leben und Werk, St./Z. 1980; W.Henze (Ed.), Kirchner Mus. Davos (K), Davos 1992; M.M. Moeller, K. Die Straßenszenen 1913-1915, M. 1993; Th.Röske, K. Tanz zw. den Frauen, Ffm./L. 1993; L.Grisebach, K. 1880-1938, Köln 1995; G.Presler, K. Die Skizzenbücher. "Ekstase des ersten Sehens". Monogr. und WV, Ka./Davos 1996; K.Sykora, Weiblichkeit, Großstadt, Moderne, B. 1996; L.Grisebach (Ed.), K.s Davoser Tagebuch, Ostfildern 1997; E.W. Kornfeld, Textilarbeiten nach Entwürfen von K. der Davoser Jahre. WV, Bern 1999; A.Madesta, K.: "Alle Kunst ist symbolisch", Diss., B. 1999; W.Henze, Die Plastik K.s. Monogr. mit WV, Wichtrach/Bern 2002; K.Albers/G.Presler, in: C.E. Stauffer (Ed.), Festschr. für E.W. Kornfeld zum 80. Geb., Bern 2003; C.Saehrendt, K. Bohème-Identität und nat. Sendung, Ffm. 2003; B.Nierhoff, Das Bild der Frau, Essen 2004; M.Hoffmann, Leben und Schaffen der Künstlergruppe "Brücke" 1905 bis 1913 (mit kommentiertem WV der Geschäfts- und Ausst.-Grafik), B. 2005; R.Scotti, K. Das fotografische Werk, Wabern/Bern 2005; H.Strzoda, Die Ateliers K.s, Petersberg 2006; A.Beloubek-Hammer (Ed.), K. "Ekstase des ersten Sehens" und gestaltete Form, B. 2007; P.Kort, K. Berlin Street Scene, N.Y. 2007; B.Stutzer (Ed.), Bildteppiche von K. und Lise Gujer. Ein Werk-Kat. der Entwürfe, Z. 2009; A.Gabelmann, K. Sein Leben in Selbstzeugnissen, Ostfildern 2010
Kirchner, Ernst Ludwig, Maler, Graphiker u. Bildhauer in Frauenkirch bei Davos, geb. 6.5.1880 in Aschaffenburg. Anfänglich zum Architekten bestimmt, trotzdem der Maler sich schon sehr frühzeitig in ihm regte, studierte K. auf der Techn. Hochschule in Dresden unter Fr. Schumacher u. erwarb dort das Patent eines Diplomarchitekten. Als Maler Autodidakt. Begründete 1903 in Dresden zusammen mit Bleyl, E. Heckel u. K. Schmidt-Rottluff die Künstlergruppe "Die Brücke". Später trat Pechstein bei; auch Nolde u. Amiet haben der Vereinigung kurze Zeit angehört; 1911 kam Otto Mueller hinzu. Ein leider verlorenes Buch "Odi Profanum" enthielt Zeichnungen u. schriftliche Bekenntnisse der jungen Künstler. Seit 1906 hat die "Brücke" graph. Mappen für ihre passiven Mitglieder herausgegeben (von K. 3 Holzschnitte u. 1 Rad., sowie ein Umschlag (Holzschnitt], eine Mitgliedskarte [Rad] und ein Plakat (Farbholzschnitt» und eine Reihe von Ausstell. in Deutschland, in der Schweiz, in Dänemark u. Schweden veranstaltet. In Dresden wurde K.s Atelier in einem Vorstadtladen in der Berliner Straße Treffpunkt der Brücke-Künstler. K. hatte den Raum mit Fresken ausgemalt; eigenhändige Holzskulpturen und selbstgebatikte Stoffe gaben dem Raum mit seinen primitiven, aus Kisten zusammengeschlagenen Möbeln einen originellen Charakter. Im Winter wurde im Atelier Akt gezeichnet, im Sommer auf dem Lande gearbeitet, erst in Gollverode zusammen mit Pechstein, dann an den Moritzburger Seen zusammen mit Heckel. 1911 Übersiedelung nach Berlin; in d. Sommern wiederholt auf Fehmarn. 1912 gründete er gemeinsam mit Pechstein das "Muim-Institut" (Moderner Unterricht in Malerei); über den interessanten, mit Holzschnitten ausgestatteten Prospekt ist es wohl kaum hinausgekommen. 1913 löste sich die Brücke auf, nachdem sich der Zusammenhalt schon längere Zeit vorher gelockert hatte. Den Strapazen der militärischen Ausbildung in Jena 1914 u. dem Zwang des Soldatenlebens war K.s fein organisierte Natur u. sein durch Oberanstrengung geschwächter Organismus nicht gewachsen. Er brach zusammen u. suchte Heilung im Sanatorium von Dr. O. Kohnstamm (†1917) in Königstein i. Taunus. Dort entstand ein Freskenzyklus in einem Durchgangsraum im Treppenhaus. 1916 siedelte K. nach Frauenkirch über. - In der nicht im Handel erschienenen, in nur wenigen Exemplaren gedruckten "Chronik der Brücke", für die K. 1912 den Text geschrieben hat, weist er darauf hin, daß er entscheidende Anregungen vom deutschen Holzschnitt des 15. u. 16. Jahrh. erhalten und in Negerskulpturen und Balkenschnitzereien der Südseeinsulaner Parallelen zu seinem eigenen Schaffen gefunden habe. Seine zähe, pastose Malweise, die für seine frühen Bilder (um 1905) bezeichnend ist, ist eine Reaktion gegen den Impressionismus. Allmählich führt das Verlangen nach Einfachheit zu koloristisch ungebrochenen Flächen, starken farbigen Gegensätzen u. scharf konturierten Formen. In der Betonung des Flächenhaften lag ein stark dekoratives Element, das für K. nur Obergang war, doch ist die Farbe für ihn mehr Symbol als Abbild der Wirklichkeit; mit der Vereinfachung in formaler Beziehung setzt eine immer intensivere Durchdringung und Vergeistigung des Stofflichen ein. Trotz vielfacher Wandlungen ist K.s Entwicklung durchaus einheitlich. Er strebt nach immer größerer Verinnerlichung u. steigert mit immer sparsamer werdenden Mitteln die Intensität des Ausdruckes. Suchte er in den Dresdner u. Berliner Jahren seine Motive mit Vorliebe in der Welt des Zirkus, Varieté u. Café, unter Akrobaten, Tänzerinnen u. Kokotten, so schöpft er in der Einsamkeit des Schweizer Aufenthaltes aus der Natur der ihn umgebenden Hochgebirgswelt, studiert Bauern u. Bäuerinnen bei ihren täglichen Beschäftigungen, beim Spinnen. Mähen, Ernten, beim Essen u. beim Eintreiben ihrer Herden. Der farbige Klang der Bilder ist tiefer geworden als in der Frühzeit; aus einer Sphäre traumhaften Verdämmerns kommt er zu strengerer u. klarerer Formgebung. Das gleiche Streben nach Wesenhaftem wirkt sich in seiner Graphik aus. In seinen großen Holzschnitten u. Lithographien hat er vielleicht endgültigere Lösungen gefunden als bisher im Ölbild. Seine Zeichnungen zählen nach Tausenden; sein druckgraphisches Werk (Holzschn., Lithogr., Radier.) umfaßte bis 1923 etwa 1500 Bl. (mustergültig katalogisiert von Schiefler]s. Lit.)), darunter eine Reihe von Buchillustrationen und zykl. Folgen; genannt seien: "Mann u. Weib" (Holzschnitte, 1900/02, Schiefler No 60/68), "Peter Schlemihls wundersame Geschichte" (Holzschnitte, 1915/16, Schiefler No 263/70), "David und Absalon" (Holzschnitte), A. Döblin "Das Stiftsfräulein und der Tod" (Holzschnitte, 1920, Schiefler No 184/88), "Triumph der Liebe" (Holzschnitte), J. Boßhart "Neben der Heerstraße" (Holzschnitte, 1923), G. Heym,,Umbra Vitae" (47 Holzschnitte, 1924) u. a. Bemerkenswert vor allem seine ausdrucksvollen Porträtköpfe; genannt seien: O. Kohnstamm (1915), H. van de Velde (1917), Ludwig Schames (1920). - K.s eigenartige plastische Versuche reichen bis 1900 zurück. Mit wenigen Ausnahmen (Stein, Zinkgüsse in verlorener Form) bevorzugt er Holz u. gibt seinen z. T. lebensgr. Figuren u. Gruppen wie die Bildschnitzer des Mittelalters eine bunte Fassung. Verzeichnis von K.s Gemälden in öffentl. Besitz: Berlin. Kronprinzenpalais: Dombrücke in Köln, ca 1912/14; Straße, 1913; Wohnhaus des Künstlers bei Davos, 1922. Bremen, Kunsthalle: Segelregatta, 1918. Chemnitz, Stadt. Kunstsmlg: Pferde auf der Weide, 1906; Wohnzimmer, 1906; Selbstbildnis mit Gattin, 1914; Die weiße Kuh, 1919. Crefeld, Kaiser Wilhelm-Museum: Aktbildnis. Detroit (U. S.A.), Art Instit.: Landschaft auf Fehmarn. Elberfeld, Stadt. Mus.: Meeresufer, 1916. Erfurt, Städt. Mus.: Küste von Fehmarn, 1918. Essen, Stadt. Kunstmus.: Artistenpaar, ca 1910; Stilleben, ca 1910/11; Landschaft (Fehmarn?), 1912; Frauen auf der Straße, ca 1913/14; Bahnhof bei Königstein i. Engadin, 1917; Bildnis O. Schlemmer, ca 1918; Selbstbildnis, 1919; Wasserfall, 1919; Moderne Bohème, 1924. Frankfurt a. M, Stadel: Selbstbildnis als Soldat; Bildnis der Gattin des Künstlers; Gutshof auf Fehmarn. Halle, Stadt. Mus.: Ins Meer Schreitende, 1912; Stilleben, 1912; Damen im Kaffeehaus, 1914; Gelbe Tänzerin, 1914; Sich kammender Akt, 1915; Kartenspielender Knabe, 1915; Vater und Sohn, 1915. Hamburg, Kunsthalle: Selbstbildnis; Blick aus dem Fenster; Tannen im Gebirge, 1919; Bauernmahlzeit, ca 1923/24. Jena, Kunstver.: Bootshafen, 1914; Artistin, 1917; Der Trinker. Lübeck, Behnsches Haus: Selbstbildnis mit Gattin (Wohnstube, ca 1922). Wien, Mod. Gal.: Die Klosterser Berge. Wiesbaden, Städt. Gemäldesammlung: Mondlandschaft. - Aquarelle u. Zeichn. K.s besitzen u. a. die Kabinette in Berlin (Kronprinzenpalais, 26), Chemnitz (Stadt. Kunstslg1, Dresden (Stadtmus., 2; Kupferstichkab., 1), Erfurt (Stadt. Mus.,1 Pastell), Essen (Stadt. Kunstmus.), Hamburg (Kunsthalle, 8), Lübeck (Behnsches Haus, 2), druckgraph. Blätter, die, soweit sie der Frühzeit K.s angehören, bereits selten geworden sind u. dementsprechend im Handel z. T. sehr hohe Preise erzielen, die meisten öffentl. Kupferstichkabinette. - Kollektiv-Aasstell. von Arbeiten K.s fanden statt: 1913 int Folkwang-Mus. Hagen. seit 1918 (bis 1926) wiederholt in d. Gal. L. Schames, Frankfurt, 1921 im Kronprinzenpalais Berlin, 1922 int Kunstverein Erfurt, 1923 u. 24 in d. Gal. P. Cassirer, Berlin, 1925 in d. Gal. E. Arnold, Dresden, 1926 im graph. Kabinett G. m. b. H., München, u. in der Gal. Neue Kunst Fides, Dresden. Eigenes Schrifttum Ks: Die Chronik der Brücke, 1912 (nur in wenigen Exemplaren gedruckt; nicht im Handel). - Nachruf für L. Schames, in Der Querschnitt, II (19.22) 156, m. Abb. - Zu der Rundfrage "Ein neuer Naturalismus?", in Das Kunstblatt, VI (1922) 375f; Die neue Kunst in Basel, ebenda, X (1928) 321130.-Glaubensbekenntnis eines Malers, in Die Literar. Gesellschaft [zu Hamburg], V (1919) 24; wiederabgedruckt in Das Kunstblatt, III (1919) 168. - Begleitworte zu den Katal. der Kollektivausstell. der Brücke bei E. Arnold, Dresden 1910, u. bei F. Gurlitt, Berlin 1912, sowie seiner eigenen Kollektivausst. bei L. Schames, Frankfurt a. M. 1918, 19 u. 25. - G. Schiefler, Die Graphik Ernst Ludwig K.s bis 1924: I (bis 1916), Berlin 1925; ders., Das graph. Werk E. L. K.s, Berlin 1928, mit 136 Abb. - W. Grohmann, K.-Zeichnungen (Arnolds graph. Kstbücher, I116), Dresden 1925, m. 100 Taf. u. zahlr. Textabb.; ders., Das Werk E. L. K.s, München 1926, m. 100 (z. T. farb.) Tafeln. - E. v. Sydow, Die dtsche express. Kultur u. Malerei (Furche-Kstgaben, II), Berlin 1920. - G. Hartlaub, Die neue dtsche Graphik (Tribüne d. Kunst u. Zeit, XIV), Berlin 1920, p. 52/56. - P. Westheim, Das Holzschnittbuch, Potsdam 1921, p. 168179, passim, m. Abb. p. 169. - H. W. Singer, Die Graphik der Neuzeit, Berlin 1922, p. 539143, m. Abb. - C. Einstein, Die Kunst des 20. Jahrh. (Propyláen-Kunstgesch., XVI), Berlin 1926; cf. dazu Der Cicerone, XVIII (1926) 335. - Das Kunstblatt, 1917ff., s. Reg. der einzelnen Bande (ausführt. Beitr. u. a. von Botho Gräfu. G. Schiefler im 3. H. des VII. Jahrg., von W. Grob m a n n im 3. H. des IX. Jahrg. u. von Herm. Poortim9. H. des X. Jahrg.). - Genius, I (1919) 56 (Abb.), 57 (E. Redslob), 236 (Abb.); 11 (1920) 217121 (L. de Marsalle), m. Abb. p. 216134, 282192 (N. van de Velde, Ein Tag bei K. auf der Staffelalp); III (1921) 251163 (L. de Marsalle), m. Abb. p. 250163. - Der Cicerone, V (1913) 808; XI (1919) 146, 259; XII (1920) 167, 570, 726; XIII (1921) 121, 127, 286, 399, 500; XIV (1922)910f.; XV (1923) 613 (Abb.), 620, 1118, 1129, 1159f.; XVI (1924) 145. 239, 774, 928, 1084 f.; XVII (1925) 520, 695/701 (L. de Marsalle, über die plastischen Arbeiten von E. L. K.), m. Abb. p. 692 bis 701, 816, 836 (Abb.). 838, 841, 842, 972 (Abb.), 974, 975 f. (Abb.), 979 f.; XVIII (1926) 33, 204 (F. Roh), 265, 335, 374 (Abb.), 390 (W. Groh-mann), 397 (Abb.), 415, 416 (Abb.). - Der Querschnitt, I (1921) 85, 93, 173; II (1922) 199(Abb.).Hellweg,11 (1922)810;II1(1923)428f.(M.Riess). - Kunstchronik, N. F. XXVIII (1916)17) 384; XXIX (1917/18) 451; XXX (1918/19) 481183 (P. F. Schmidt), 540, 637; XXXII (1920/21) 501, 649, 811; XXXIII (1921/22) 351; XXXIV (1922/23) 76, 658, 681; X X X V (1925/26) 56, 320 (Druckfehler Sp. 2 Z. 23 v. o.: 1906 statt 1925), 321, 661 f. - Kunst u. Künstler, XVI (1917/18) 354 (Abb.): XVIII (1919/20) 56160 (Abb.), 66, 68, 89. 217130 (K. Scheffler), m. Abb., 340 (Druckfehler Sp. 1, Z. 21 v. u.: 216 statt 219); XIX (1920/21) 222; XX (1921/22) 286f.; XXII (1923/24) 62165 (C. Glaser), m. Abb., 79 (Abb.); XXIII (1924/25) 90f., 194.-Die Kunst, XXVII (1912/13) 462 (Druckfehler: Erich statt Ernst Ludwig), 470 (Abh.); XLVII (1922/23) 290 f. - Abb. ferner in den Mappen d. Verlages "Dichtung" (Potsdam) u. in der 5. Bauhaustnappe, in J. B. Neumanns Bilderhefte, Berlin, im "Blauen Reiter", 1914, p. 6, in den Zeitschriften Der Sturm (Berlin), Die Aktion (ebenda) u. Die Kunstwelt, I (1911/12) 359, sowie in den Ausstell.-Katal. der Gal. H. Goltz, München. - C. G. Heise, Die Sammlg d. Freite. A. v. d. Heydt-Elberfeld, Lpzg o. J. (1918), m. Taf. -. Der Kunstwanderer, 1920/21, p. 221 f. (A. Donath). - Belvedere (Wien), IV (1928 II) 146148 (L. Burchard). - Die graph. Künste (ebenda), XXXIII (1910) 38140. - Mitteil. d. Ges. f. vervielfält. Kunst (ebenda), 1925, p. 55. - Mitteil. d. Verbands der Kunstfreunde in d. Ländern am Rhein, März/April 1919(W.Müller-Wulckow). - Katal. der gen. Museen u. Ausstell. Rosa Schapire.
Kirchner, Ernst Ludwig, dtsch. Maler, Graph., Bildhauer u. Entwurfzeichn. f. Textilien,*6. 5. 1880 Aschaffenburg, †15. 6.1938 Frauenkirch b. Davos, Schweiz (Freitod). 1901/05 Architekturstudien bei Fritz Schumacher an d. Techn. Hochsch. Dresden. Als Maler Autodidakt. Begründete 1905 in Dresden, zus. mit E. Heckel u. K. Schmidt-Rottluff, die bis 1913 bestandene "Brükke". deren Chronik K. auch verfaßt hat (1913) u. deren Mitglieder er in einem Gruppenbildnis (als Leihgabe des Kölner Wallraf-Rich.-Mus. auf d. Ausst.: Moderne Meister im Zehlendorfer Haus am Waldsee 1955) verewigt hat. Seit 1911 in Berlin. 1915/16 in e. Sanatorium in Königstein/Taunus. Seit 1916 in Davos-Fratienkirch. Seit 1922 Zusammenarbeit mit der Textilkstlerin Liad l Gujer: Wandteppiche u. Wollwebereien. Frühste Koll.-Ausst. 1923 in d. Basler Ksthalle, 1925 bei Schames in Frankfurt a.M. Illustr. zu dem Buch von Georg Heym: Umbra vitae (Kurt Wolff, München 1924). 1937 Verfemung u. Beschlagnahme von 639 s. Werke in Deutschland; 32 davon gezeigt in der Ausst. "Entartete Kunst" in München. Letzte umfassende Koll.-Ausst.: 1937 u. 1952 in d. Buchholz Gall. (C. Valentin) in New York, 1968 im Wurtt. Kstver. ind. Staatsgal. Stuttgart, 1950 u. 1955 im Kestner-Mus. Hannover, 1950 in d. Ksthalle Hamburg, 1950/51 in d. Ksthalle Bremen, 1951 im Kstver. Freiburg i.Br., in d. Ksthalle Mannheim u. im Stadt. Mus. Wuppertal-Elberfeld, 1952 im Ksthaus Zürich u. in d. Frank. Gal. Nürnberg. Ergänzungen zu dem Verz. d. Gem, in öff. Besitz bei Th.-B.: Kstsamlg Basel (Nachlaß), Gem.-Gal. Dresden, Kstmus. Dusseldorf, Städel u. Städt. Gal. Frankfurt a.M.. Landesmus. Hannover (Kat. 1050, m. Abb.), Wallraf-Richartz-Mus. Köln u. Smlg Haubrich ebda. Mus. of Mod. Art New York (3 ölgem.), Allen Mern. Art Mus, Oberlin, O., Kstmus. St. Louis, Mus. Saarbrücken, Städt. Mus. Wuppertal-Elberfeld. Von den Skulpturen (meist Holz) nur wenig erhalten, da von K. selbst am Vorabend s. Todes zum größten Teil vernichtet. Als Graph. besonders reich vertreten in d. öff. Rab, der USA. Nach s. Entwürfen ausgeführte Stickereien u. Webereien aus d. Berliner Zeit u. aus d. fruhen Davoser Jahren bis zur Nazizeit vielfach in dtsch. Museen. 50 Entwürfe für solche im Schweizer Wohnhaus d. Kstlers 1950 entdeckt u. von Lise Gujer inzwischen z.T. in Webteppiche übersetzt. Die Entwicklung K.s, der mit Em. Nolde an der Spitze des dtschen Expressionismus steht, verläuft in malerischer Hinsicht aus einer unbestimmten, zart verschwebende Töne bevorzugenden Formgebung zu einem festen, straffen, linearen Stil u. zu klaren, kräftigen Farben. Diese Entwicklung gilt im großen gesehen auch für den Graphiker; sie wandelt sich gleichzeitig von einer mehr naturnahen Auffassung zu einer um 1.126 einsetzenden, immer entschiedener sich herausbildenden, von Picasso beeinflußten abstrahierenden Form. die ihre Höhepunkte in Gemälden wie "Trabergespann" u. "Liebespaar" aus den Jahren 1930 bzw. 1931 gefunden hat. Lit.: Th.-B., 20 (1927). - U. A pollonio, "Die Brücke" e la Cultura dell'Espressionismo, Venedig 1953. - Malerei d. Abendlandes, hg. von G. Arnolds, 1955. - Barr, m. farb. Abb. - Haft mann. - justi, m. 4 Taf. - Nemitz. - Schef fler. - Schmidt. - Europa-Almanach, 1925 p.66/74. - Athena, 1 (1947) H. 8, p. 44, 46 (Abb.). - D. Bild (Karlsr.), 8 (1938) H. 9 Beibl., m. 2 Abbn. - Aussaat (Lorch-Stuttgt), 2 (1947/48) 49ff. - Baukst u. Werkform. 7 (1954) 766, 767, m. Abb. - The Burl. Magaz., 91 (1949)346 (Abb.). - collegeart journal (N.York), 10 (1950) 50/54. - Galerie u. Sammler (Zürich), 7 (1939) 63/71, m. 6 Abbn. - Die Kommenden, 3 (1949) II. Il, p.5, m. Abb. - D. Kreis (Hamburg), 4 (1927) 143/47; 5 (1928) 164/66. - D. Graph. Kate (Wien). 54 (1931) '24, 25. - Sauerland,p. 157,160,161,162,163,166. - D. Kst u. d. schö. Heim, 48 (11,50) 372 (Abb.); 49 (1950/51) 373, m. Abb. u. Beibl. p. 47, 83, 139; 50 (1951/52) 213, 214 (Abb.), 403, m. Abb.; 51(1952/53) 128/31, m. 4 Abbn u. 1 farb. Abb. - Kst u. Kstler, 28 (1930) 337 (Abb.), 344, 383. - Kst ins Volk (Wien), 4 (1952) 182 (Abb.). - D. Kstblatt, 9(1925) 65/79; 11 (1927) 317, 319; 12 (1928) 29. 156, 212f.; 13 (1929) 33/45, m. 7 Abbau. 6 Taf. 190; 14 (1930) Taf. geg. p. 39 u. 46, 161/65, m. Taf. u. 9 Abbn, 166 (Taf.); 15 (1931) 255; 16 (1932) 33 (Abb.), 39 (Abb.), 81 (Abb.), 83. - D. Ksthandel, 42 (1950) H.5, p. 6f.; 44 (1952) H.12 p.11 f., m. 2 Abbn; 47 (1/55) Nr 3 p.17. - D. Kstwanderer, 1127/28 p.157; 1030/31 p. 32. - D. Kstwerk (Baden-Baden), 2 (1948) H.3/4, p.34 (Abb.); 3(1949) H.6, p.126 (Abb.). 30, r. Sp., 32 (Abb. 5 (1951) H.3, p.14/21, m. 7 Abbn, 141 (Fotobildn.); (1951) H.3/4 p. 86 (Abb.); 9 (1955/56) H. 2 p.18 (Abb.). - Monatsh. f. Bücherfr. u. Graphiksammler, 1 (1925) 459/64. - Hamburger Akad. Rundschau, 1 (1946/47) 543/45. - D. Weltbühne, 26 (1930) 394/98. - D.Weltkst, 19 (1949) H.9, p.7; 20 (1950) H.21 p.7; 21 (1951) H.9 p. 8; 23(1/1531 H. 22 p.12 (Abb.); 24 (1954) H.22 p.10, m. 2 Abbn, 20 (Abb.); 25 (1955) H.2 p.13. m. Abb., H.4 p.8 (Abb.), H.8 p.13 (2 Abbn), H.9 p.15 (Abb.), H.13 p.10/11 (Abb.), H.22 p.11 (Abb.); 26 (1956) 14.3 p.7, m. Abb. - D. Werk (Zürich). 12 (1925) 241/44. m. '2 Abbn; 17 (1930) 2/12, m. 10 Abbn; 25 (1938) 225, 228 (m. Zeichng des Toten von Ch. Lady, Davos); 41 (1954) Beil. p.214 (Abb.); 42 (1955) 157/65, m, 9 Abbn, 166/68, m. Abbn. - Zeitschr. f. Kst, 3 (1949) 195, m. Abb., 196 (Abb.). - Die amer. Zeitschr.-Lit. verz. in: The Art Index (New York), 1929ff. passim. Kat. Ausst. d. Kstsmlgn Düsseldorf, Smlg Haubrich, Wallr.-Rich.-Mus. Köln, 1949 p.14 f., m. 5 Abbn. - Kat. Ausst. Zeitgenöss. Kst aus Hannov. Privat-Bes., Kestner-Ges. Hannover Mai -Juni 1954. - Kat, der im Text gen. Koll.-Ausst.