Hollein, Hans, österr. Architekt, Designer, Bildhauer, Objektkünstler, Ausstellungsgestalter, *30.3.1934 Wien, †24.4.2014 ebd., lebte dort. Vater von Max H.
Hollein, Hans
Stud.: 1948-53 Bundesgewerbeschule und ABK Wien; 1953-56 ABK Wien, Meister-Kl. Archit. b. Clemens Holzmeister (1956 Dipl.); 1958-60 Illinois Inst. of Technology, Chicago, und Univ. of California, Berkeley (Graduate Studies; 1960 Master of Archit.). Erste archit. Visionen entstehen, die in Collagetechnik und teils amorpher Formensprache die Ablehnung der funktionalistischen Moderne zeigen. Bekanntschaft mit Walter Pichler, mit dem H. 1963 die vielbeachtete und umstrittene Ausst. „Architektur“ in der Wiener Gal. nächst St. Stephan zeigt. Neben einer Gast-Prof. an der Washington Univ., St. Louis/Mo. (1963/66), betreibt er seit 1964 ein eig. Archit.-Büro in Wien. Das schmale Kerzengeschäft Retti am Wiener Kohlmarkt (1964-66) markiert den ersten Archit.-Auftrag für das Büro; für die auffallende, die Nutzung anzeigende Aluminiumfassade wird H. mit dem Reynolds Memorial Award ausgezeichnet. Es folgen weitere zeichenhafte Fassaden und Geschäftsräume in Wien, darunter das Juweliergeschäft Schullin (1972-74), für das an hervorbrechende Goldadern erinnernde Gest.-Elemente Verwendung finden. Lehr- und Kuratorentätigkeit: 1967-76 Prof., KA Düsseldorf; 1976-82 Prof. für Design, HS für Angew. Kunst, Wien (Ltg des Inst. für Design); 1978-90 Österr. Kommissar der Kunst-Bienn. Venedig; 1979-2002 Leiter einer Meister-Kl. für Archit., Univ. für Angew. Kunst, Wien; 1991, '96, 2000 Österr. Kommissar der Archit.-Bienn. Venedig; 1994-96 Dir. der Archit.-Bienn. Venedig. Weitere Gast-Prof.: Yale Univ., New Haven; Ohio State Univ., Columbus; Univ. of California, Los Angeles. - Die Konzeption der Ausst. „Alles ist Architektur. Eine Ausst. zum Thema Tod“ an den Städtischen KM in Mönchengladbach bringt H. 1970 mit dem damaligen Mus.-Dir. Johannes Cladders in Kontakt, der anschl. seine Beauftragung mit dem Neubau des StM auf dem Abteiberg durchsetzt. Dieser erste Großauftrag, 1982 fertiggestellt, macht H. internat. bekannt. In seiner Collagetechnik, die heterogene, gleichwohl ortspezifische Baukörper verbindet, sowie in der teils ornamentreichen, farbenfrohen Ausstattung gilt das Mus. Abteiberg als einer der bedeutendsten post-mod. Bauten in Deutschland. H. erhält dafür 1983 den Dt. Archit.-Preis und 1985 als erster Österreicher den Pritzker Prize für Architektur. Von großer Mat.-, Farb- und Formenvielfalt, v.a. in der Gest. der Innenräume, ist auch das MMK Frankfurt am Main (1983-91) geprägt. In Wien bebaut H. einen der prominentesten Bauplätze (Stock-im-Eisen-Pl.) mit dem Haas-Haus (1985-90), das seinem Gegenüber, dem Stephansdom, eine aufbrechende Spiegelfassade entgegenhält. In kleinerem Format findet sich dieses Motiv bereits im StM Abteiberg in Mönchengladbach. Auch das Motiv einer in Berge oder Felsen vordringenden Archit. wird in späteren Projekten erneut aufgegriffen, so im nicht realisierten Entwurf des Guggenheim Mus., Salzburg (1989), und im Freizeitpark Vulcania in Saint-Ours-les-Roches/Auvergne (1994-2002). Ab E. der 1980er Jahre baut H. weltweit Bank- und Bürogebäude, die weiterhin die post-mod. archit. Collagetechnik aufweisen.
Bauten:
Einzelausstellungen:
Wien: 1963 Gal. nächst St. Stephan (mit W.Pichler; K); 2023 Architekturzentrum / 1984 (K), 2007 Mönchengladbach, StM Abteiberg. -
Gruppenausstellungen:
1977, '87 Kassel: documenta / Venedig: 1972 Bienn.; 1980, '96, 2006 Archit.-Bienn. / Wien: 1983 HM: Die Türken vor Wien (K); Künstlerhaus: Traum und Wirklichkeit. Wien 1870-1930 (K) /1989 Mönchengladbach, StM Abteiberg: Pop Art und Umfeld. Druckgraphik aus der Slg Etzold (K).
Weitere Lexika:
List, 1967; Kjellberg, 1994; M.Emanuel (Ed.), Contemp. architects, N.Y. u.a. 31994; DA XIV, 1996; Dict. de l'archit. du XXe s., P. 1996; ContempDesigners, 31997; Weihsmann, 2005.
Gedruckte Nachweise:
Alles ist Architektur. Eine Ausst. zum Thema Tod (K), Mönchengladbach 1970; MANtransFORMS (K), N.Y. 1976; C.Cable, H.H. A bibliogr. of books and articles, Monticello 1983; M.Brix, Idea 3:1984,167-196; Y.Yoshida, H.H., Tokyo 1985; H.H. Métaphores et métamorphoses (K Paris/Wien), P. 1987; J.M. Montaner (Ed.), Die Mus.-Bauten der neuen Generation, St. u.a. 1987; R.Lauter, MMK Frankfurt am Main. Publ. zum Richtfest, Ffm. 1988; T.A. Fehlig, H.H. A bibliogr., Monticello 1988; G.Feuerstein, Visionäre Architektur. Wien 1958-1988 (K), B. 1988; G.Pettena, H.H. Opere 1960-1988, Mi. 1988; The Guggenheim Mus. Salzburg. A project by H.H., Sg. 1990; H.Sterk, Ein Fest der Widersprüche. Wiens Zentrum und das neue Haas-Haus von H.H., W. 1990; W.Bohatsch, 13 Austrian positions. Bienn. di Venezia 1991, Klagenfurt 1991; R.Burgard (Red.), H.H. MMK Frankfurt am Main, B.1991; P.Ciorra, Musei, Mi. 1991; R.Frank, Platz und Monument. Die Kontroverse um das Kulturforum Berlin 1980-1992, B. 1992; W.Pehnt, H.H. Mus. in Mönchengladbach, Ffm. 51993; H.H. Eine Ausst. (K), W. 1995; D.Nash, The politics of space. Archit., paint., and theater in post-mod. Germany, N.Y. u.a. 1996; S.Krämer, Die post-mod. Archit.-Landschaft. Mus.-Projekte von James Stirling und H.H., Hildesheim u.a. 1998; S.Pirker u.a. (Ed.), Archit. in Austria, Basel u.a. 1999; D.Meyhöfer, Kein Abschied von der Moderne, Ha. 2000; T.Smidt, Wallraf-Richartz-Jb. 62:2001, 293-308; F.Burkhardt/P.Manker (Ed.), H.H. Schr. und Manifeste, W. 2002; C.Jencks, The new paradigm in archit., New Haven u.a. 2002; L.Klaaßen, Österr. Botschaft Berlin, B. 2002; H.Fritsch, Architekten. H.H., St. 42003; K.Feireiss/H.-J. Commerell (Ed.), H.H. Aufbauen und Aushöhlen (K Berlin/Wien), B. 2003; R.Weston, Plans, sections and elevations. Key buildings of the Twentieth c., Lo. 2004; E.Giussani, H.H. Antologia di testi su spaceradiation, R. 2006; ead., H.H. Alles ist Archit., R. 2006; J.Porsch (Red.), The Austrian phenomenon. Archit.-Avantgarde 1956-1973, Basel 2010; W.Nerdinger, Archit. in Deutschland im 20.Jh., M. 2023