Prouvé, Jean, frz. Kunstschmied, Baumeister, Designer, Ingenieur, *8.4.1901 Paris, †23.3.1984 Nancy, Sohn des Malers und Bildhauers Victor P. und der Pianistin Marie Duhamel, Vater des Architekten Claude P., 1923-83 v.a. in Frankreich tätig.
Prouvé, Jean
Sein Vater Victor P. begründet mit Émile Gallé die Éc. de Nancy; das fruchtbare Klima dieser Künstlergruppe prägt P. durch ihre schöpferische Fantasie und den Willen, Kunst und Industrie zu verbinden und so für jedermann zugänglich zu machen. Der selbstgestellte Anspruch ständiger Erneuerung auf der Grundlage seines handwerklichen Könnens und des Ausschöpfens aller Möglichkeiten eines Mat. sollte zu einer der Konstanten seiner künftigen Arbeit werden. Nach einer kurzen Zeit an der ÉcBA in Nancy beginnt er 1918 eine Ausb. zum Kunstschmied zunächst bei Émile Robert in Enghien und 1921 in Paris bei Adalbert Szabo. Das Ergebnis dieser Lehrzeit in zwei versch. Wkstn ist nicht nur die perfekte Beherrschung aller Techniken der Metallbearbeitung, angefangen von der trad. Schmiedekunst bis hin zur neuesten Technik des Elektroschweißens, sondern auch eine vollkommene Sicherheit im Entwurfszeichnen. Der Pariser Aufenthalt bietet ihm zudem die Möglichkeit des Kontakts mit fortschrittlichen, humanistisch und sozialistisch geprägten Intellektuellen. 1922 ist er zurück in Nancy und arbeitet zunächst in der von seinem Vater geleiteten Kunstschmiedeklasse der ÉcBA. 1924 eröffnet er eine eigene, mit den modernsten Maschinen ausgestattete Kunstschmiede-Wkst., in der er anfangs gusseiserne Gitter und Geländer produziert, die sich, dem Geschmack seiner Kundschaft entsprechend, am Art déco orientieren. Ab 1925 aber experimentiert er mit and. Ausdrucksmitteln: er komponiert seine Werke wie Bilder, spielt mit der Wirkung des Lichts im Wechsel offener und geschlossener Flächen durch geometrisch angeordnete Platten und Stäbe aus gehämmertem und geschweißtem Stahl. Die Teiln. an der Expos. internat. des Arts Décoratifs et Industriels Mod. (1925) in Paris führt dazu, dass modernistische Architekten ihn wahrnehmen und umgekehrt er deren Werke zur Kenntnis nimmt. Hierzu zählt etwa Robert Mallet-Stevens, der ihn mit dem Eingangstor zu seiner Villa Reifenberg in Paris beauftragt und ihn im Anschluss auch zu weiteren Pariser Bauaufträgen heranzieht. Neue verfügbare Werkstoffe wie Feinblech und rostfreier Stahl motivieren P. bald, trad. Schmiedetechniken aufzugeben, um sowohl ästhetisch wie funktional innovative Produkte zu entwickeln. Insbes. dank der großen Pressen und Schweißgeräte, über die er in seiner Wkst. verfügt, erprobt der ehrgeizige P. alle techn. Möglichkeiten der Metallbearbeitung. Ausgehend von der Beobachtung der gesteigerten Belastbarkeit gekanteter Bleche, beginnt er sich für Archit. zu interessieren und entwickelt Konstruktionselemente aus geschweißtem Profilblech wie Tür- und Fensterrahmen aus Metall, die häufig mit ingeniösen mechanischen Systemen ausgestattet sind: verschiebbare Innenwände, vertikal öffnende Schiebefenster, vorgefertigte Türrahmen. Eine weitere Annäherung an die Archit. besteht in der Herstellung von Klein-Archit. wie Ztg-Kiosken oder zur Gänze aus Stahl hergestellten Aufzugskabinen. Hier liegen die Anfänge seiner "pensée constructive", die auf der Logik von Herstellung und Funktion basierende konstruktive Idee, die mit ihrer puristischen Ästhetik in jeder Hinsicht den von den Künstlern der europ. Avantgarde entwickelten Kriterien entspricht. 1929 wird er auf Einladung von Mallet-Stevens zus. mit Le Corbusier, dessen Cousin Pierre Jeanneret, Charlotte Perriand u.a. Gründungs-Mitgl. der Union des Artistes Mod. (U.A.M.), einer Gruppe, die sich wie die Schule von Nancy für die Annäherung innovativer künstlerischer Betätigungen an die Industrie engagierte. Unter den aus allen Bereichen kommenden Handwerkern, Architekten und Künstlern ist P. jedoch eine Ausnahme: Einerseits ist er eine Art Kunstunternehmer mit der Fähigkeit, gleichermaßen zu erfinden wie herzustellen, andererseits aber auch Bauhandwerker, der die Ideen der Architekten umzusetzen und zu perfektionieren weiß. Die erste Ausst. der U.A.M. 1930 bietet P. die Gelegenheit, erste von ihm selbst entworfene Möbel vorzustellen. Aus der Überzeugung, es gebe keinen Unterschied zw. der Konstruktion eines Möbels und der eines Hauses, entwickelt er auf diesem Gebiet dieselben auf Haltbarkeit, Bequemlichkeit und Beweglichkeit ausgerichteten Konstruktionsprinzipien, die ihnen eine spezielle, bis dahin nicht bek. Ästhetik verleiht. Die ersten Aufträge (Ausstattung von Verwaltungen, Schulen, Univ.) entsprechen mit der dadurch ermöglichten Fabrikation in kleinen Ser. P.s Anliegen, ein größeres Publikum zu erreichen. Die tragenden Tle der Möbel werden aus gekantetem, geripptem Stahlblech gefertigt und fallweise mit sichtbarer Verstellmechanik ausgestattet; Holz und Segeltuch werden ausschließlich für Sitze und Rückenlehnen verwendet. 1930 stattet er an die 60 Studentenzimmer der Univ. Nancy mit einfachen, robusten und komfortablen Möbeln aus, von denen einige Modelle, der Tisch, das Bett und der Sessel Cité, bis E. der 1950er Jahre immer wieder neu aufgelegt werden. Er beginnt auch auf diesem Gebiet Funktionalitätskriterien zu entwickeln, die für Bauelemente bereits angewendet werden: verstellbare Sessel, Klapp- oder Faltstühle, Betten mit integrierten Nachttischen, ein auf Rollen bewegliches Schülerpult. 1931 gründet er die Aktien-Ges. "Les Ateliers Jean Prouvé S.A.", eine Organisationsform, die von da an bis 1956 allen seinen Produkten, seien sie patentiert oder nicht, seinen Namen gibt. Sie profitiert von mod. Räumlichkeiten und Mat. und von der Kompetenz einer etwa 20 Mitarb. umfassenden Belegschaft, Handwerker, Techniker, Zeichner, die P. die techn. Hilfsmittel an die Hand geben, sich durch permanente Erneuerung in die Entwicklung der modernistischen Archit. und des Designs einzuschreiben. 1936 mündet die Zusammenarbeit mit den Architekten Eugène Beaudouin und Marcel Lods in der Realisierung eines ersten Baus, dem Aéro-club de Buc b. Paris und anschließend dem Prototyp eines mobilen Wochenendhauses, beide zur Gänze aus gekantetem Stahlblech. 1939 entwirft er für die Maison du peuple de Clichy derselben Architekten die erste mur-rideau, eine vorgehängte Fassade aus Stahlblech. Mit der Entwicklung zweier zerlegbarer Bausysteme, darunter das Portique-System (à portique axial), präsentiert P. seit 1939 einen entscheidenden Teil seiner Konstruktionsprinzipien, ebenso wie auch die meisten seiner Möbelentwürfe, die im Laufe der Zeit verbessert, ausgesondert oder den Bedürfnissen des Marktes oder versch. Mat. angepasst werden. Der 2. WK ist für P. Anlass, sich verstärkt der Konstruktion zu widmen, zunächst in Zusammenhang mit der provisorischen Unterbringung von Kriegsgeschädigten mit zerlegbaren Tragekonstruktionen aus Metall und Holzpaneelen. Selbst in dieser Zeit der Mat.-Knappheit gelingt ihm die Vorführung einer Ser.-Produktion, in der im Bedarfsfall mehrere 100 leichte und zerlegbare Häuser gefertigt werden können. Auch für den Wiederaufbau entwickelt er durch Anpassungen dasselbe Konstruktionsprinzip mit innerer Mittelstütze (Portique) weiter für Wohnungen, Schul- und Bürogebäude. 1946 übersiedeln die Ateliers Jean Prouvé in eine ihren Ansprüchen genügende Fabrikationsanlage in Maxéville b. Nancy. P. schließt sich mit der mächtigen Verarbeitungsunternehmensgruppe Aluminium français und deren Tochter Studal für die Vermarktung zus.; die Möbelabteilung erhält mit dem Galeristen Steph Simon einen aktiven Repräsentanten und Handelsvertreter. Die sozialen Arbeitsbedingungen, die neuartige Verteilung der Arbeitsaufgaben, das fortwährende Experimentieren mit dem Ziel der Entwicklung neuer Prototypen, die Zusammenarbeit mit talentierten Architekten und Ausstattern wie Henri P., der die konstruktiven Ideen seines Bruders P. weiterentwickelt, oder Perriand, die die Möbelmodelle anpasst und perfektioniert, all dies ermöglicht der Pilotanlage in Maxéville von 1947 bis '53 eine Zeit der Blüte, während der ihre innovativen Produkte regelmäßig von der Fachpresse beachtet werden. P. ist v.a. am Bau individueller oder kollektiver Wohnhäuser und von Schulen interessiert. Er entwirft Stahlgerüstbauten mit Aluminiumummantelung mit speziell für tropisches Klima entwickelten Varianten. Neben dem zerlegbaren axialen Portique-System erfindet er, abgeleitet vom 1951 für die Druckerei Mame in Tours geschaffenen System der vorgefertigten Aluminium-Sheds, eine neuartige Konstruktionsweise bestehend aus Schalen (coques), in denen das Gerüst zugleich die Außenhaut bildet. Konstruktionen dieser Art aber bleiben vereinzelt, etwa 30 Häuser werden gebaut, darunter etwas über ein Dutzend für eine Wohnsiedlung in Meudon b. Paris. Schulen, im Mittelstützen- oder Schalensystem, werden nur wenige realisiert. Als kleine Ser.-Produktionen fertigen die Ateliers P. hingegen eine große Auswahl an Archit.-Elementen, Zwischenwände und Fassadenpaneele, die in trad. Betongerüstbauten eingepasst werden. Immer seiner Zeit voraus, konzipiert P. seit E. der 1940er Jahre eine Konstruktionsmethode, bestehend aus einem tragenden Betonkern, an dem vorgefertigte Metallzellen befestigt sind. Es handelt sich um das von Le Corbusier ausgearbeitete sog. Flaschenkastensystem, das jedoch erst wesentlich später für Gebäude von beträchtlicher Höhe Anwendung finden sollte. Es gelingt P. daher nicht, eine richtige Ser.-Produktion für seine Bauten, Baukonstruktionen oder Archit.-Tle in Gang zu bringen; zu teuer und zu neuartig sind sie in den Augen der Öffentlichkeit und der Entscheidungsträger, die für den Wiederaufbau der Betonindustrie auf dem Markt den Vorzug vor der Metallindustrie geben. Da er nicht gewillt ist, den von der künftigen Mehrheit der Aktionäre, denen Rentabilität wichtiger ist als Innovation, geforderten Veränderungen in seinem Betrieb zuzustimmen, scheidet P. 1953 aus seinem Werk aus. Zwei Jahre lang arbeitet er ohne seine gewohnten Produktions- und Experimentiermöglichkeiten für Aluminium Français als Entwerfer. Aber selbst diese Phase seines Lebens bringt nochmals bed. Werke hervor und für die Cité Universitaire von Antony b. Paris die letzten Kreationen von Möbeln. So entsteht 1954 auf dem Reißbrett eines seiner Hw., der Pavillon du centenaire de l'aluminium. Dieses allen Anwendungsmöglichkeiten der Metalllegierung im Bereich des Bauens gewidmete beeindruckende Bauwerk, das in nur wenigen Monaten am Ufer der Seine in Paris errichtet wurde, vereint in sich P.s Erfindungsgeist und seine konstruktiven Ideen. Alle techn. Möglichkeiten des Aluminiums auf brillante Weise nutzend, ist der zerlegbare und wieder aufbaubare Pavillon, der tatsächlich mehrfach demontiert und wieder aufgebaut wurde, in Leichtbauweise errichtet, dessen einzelne Tle nach Abschluss der Montage in Spannung versetzt werden; der Bau ist so sein eigenes Gerüst und verringert das nötige Hebezeug. Die einzelnen Komponenten sind so leicht wie möglich, wobei einige Ummantelungselemente sowohl strukturierende als auch funktionale Bestimmungen haben können. Zur selben Zeit errichtet P. auf einem Hanggrundstück in Nancy ein Wohnhaus für sich und seine Fam., das die Anpassungsfähigkeit seiner Konstruktion an schwierige Umgebungen und Verhältnisse noch einmal unter Beweis stellt. Das für eine maximale Haltbarkeit von 50 Jahren konzipierte Haus ist inzwischen als monument historique eingestuft und steht unter Denkmalschutz. 1956 gründet P., frei von den Verpflichtungen gegenüber Aluminium Français, in Paris in Verbindung mit einer Metallbau-Wkst. das Baukonstruktionsbüro "Les Constructions Jean Prouvé", dessen innovative Gebäudeentwürfe, wenn auch nie über das Stadium eines Prototyps hinausgelangt, Archit.-Gesch. schreiben werden: so die Maison des jours meilleurs, das in sieben Stunden aufbaubare Haus für bessere Tage für die Obdachlosenhilfe des Abbé Pierre, die Provisorische Schule im Pariser Vorort Villejuif, die Trinkhalle der Cachat-Quelle in Evian. Nachdem sein kleines Unternehmen 1958 von der "Compagnie industrielle de matériel de transport" (CIMT), einem auf die Herstellung von Eisenbahnwagons spezialisierten großen Konzern, der ein zusätzliches Standbein in der Baubranche entwickeln möchte, übernommen wird, beginnt P. eine neue Tätigkeit als Ingenieur. In seiner Funktion als Chef des Entwicklungsbüros bei CIMT-J.P. verfügt er nun endlich über die notwendigen Ressourcen, um in Ser. in sehr großer Stückzahl Archit.-Tle, hauptsächlich Fassadenpaneele aus Stahl oder Aluminium, zu produzieren, die zu abertausenden Quadratmetern der von ihm bereits E. der 1930er Jahre entwickelten Vorhangfassaden (murs-rideaux) zusammengesetzt werden. Diese Art industrieller Großproduktion ist freilich weit entfernt von dem Ideal, das er in seiner Pilotfabrik in Maxéville hatte realisieren wollen: die konstante Wechselbeziehung zw. Entwerfen, Experimentieren und Fabrikation, zw. der Idee und ihrer Realisierung. Bei aller Befriedigung über die Herstellung ästhetisch anspruchsvoller und belastbarer Komponenten und die Zusammenarbeit mit internat. renommierten Architekten wie Le Corbusier und Oscar Niemeyer, bedauert P. doch, keine kompletten Projekte, den Rohbau, die Fassade und Ausstattung eines Gebäudes umfassend, schaffen zu können. Dies wird ihm ermöglicht durch einige persönliche Aufträge zu einzelnen Häusern: den Prototyp der Maison saharienne (1958), die Villa Seynave in Beauvallon (1961), Maison Gauthier in Saint-Dié (1962). In diese Zeit (1958-67) fällt auch der Beginn seiner Lehrtätigkeit am Conservatoire nat. des arts et métiers (CNAM) in Paris, während der er in seinem Unterricht für Archit.-Studenten, angehende Ing. oder Berufstätige zur Fortbildung seine eigenen Auffassungen von Konstruktion, Archit. und Urbanistik entwickelt. In der Regel führt P. in den wöchentlich stattfindenden Abendkursen an der Tafel mittels Zchngn bestimmte Techniken vor, die dann von den Studenten in Form von Modellen praktisch ausprobiert werden. In seiner letzten Schaffensphase eröffnet der nun 60-jährige P., nachdem er die CIMT verlassen hat, in Paris zus. mit einigen techn. Mitarb. und Architekten ein Planungsbüro, in dem er allein oder zus. mit and. innovative, durch sein Interesse an neuen Mat. inspirierte Bauwerke konzipiert: die Vorhangfassade für den von Niemeyer entworfenen Sitz der Kommunistischen Partei in Paris (1970), eine Ser. von 100 kreisrunden, aus Plastikplatten zusammengesetzten Servicestationen für den Mineralölkonzern Total (1971); and. mit dem Ing. Léon Petroff entwickelte neue Techniken finden sich am Pal. des expos. in Grenoble (Architekt Claude Prouvé, 1968), dem Maison Jaoul in Mainguerin (Architekt Jean-Claude Drouin, 1970). Auch einige gewonnene, aber letztlich folgenlose Wettb. sind Zeugnis der anhaltenden Fortschrittlichkeit seiner Konzeptionen: so die Skistation Les Arcs (mit Perriand, 1970) und der Sitz des Min. de l'education nat. in Paris (Architekt Joseph Belmont, 1971). Das letzte von ihm konstruierte Werk ist der Radarturm auf der Insel Quessant (Architekt Jean-Michel Jacquin, 1981), mit dem er das 30 Jahre zuvor in Maxéville grundgelegte Prinzip eines zentralen Betonkerns weiterentwickelt. - Die Anerkennung seiner außergewöhnlichen Begabung kommt spät und zuerst im Ausland, wo sein Werk mit Ausst. und Ausz. gewürdigt wird. Als er 1971 Mitgl. der Jury des internat. Wettb. um ein von Präs. Georges Pompidou initiiertes Kunst- und Kulturzentrum auf dem Beaubourgplateau in Paris wird, wählen ihn die prominenten and. Mitgl., Niemeyer, Philip Johnson, Emile Aillaud u.a., zum Vorsitzenden. Sein Votum wird den Ausschlag für das siegreiche Projekt von Renzo Piano und Richard Rogers geben, das eine einfache und innovative archit. Lösung für die kulturelle Ausrichtung und die urbanistische Anbindung bietet. Seine damals heftig angefeindete Entscheidung beschert der Stadt Paris einen perfekt geeigneten Mus.-Bau und ist die meist besuchte Touristenattraktion der nächsten Jahre. 1981 erhält P. den Erasmuspreis der Niederlande, eine dem Industriedesign gewidmete internat. Anerkennung, wenig später durch den frz. Präs. die Ernennung zum Commandeur der Ehrenlegion. Ein letzter Beitrag P.s zur Förderung des Designs ist seine Mitwirkung 1982 bei der Gründung der Éc. Nat. Supérieur de Création Industrielle (ENSCI), deren Ziel, Kunst und Industrie einander näherzubringen, sein ständiges Anliegen war. P. stirbt am 23. März 1984 in seinem Haus in Nancy. - Der engagierte und rigoros mod. Gestalter gilt heute zu Recht als eine der wichtigsten Figuren der Archit. des 20. Jahrhunderts. Seine ungewöhnliche Ausb. und berufliche Entwicklung bedingen den moralischen Anspruch, der seinen gesamten Werdegang unterschwellig begleitet: konstante Erneuerung im Dienst der Menschen, die vom Respekt für die jeweiligen Fähigkeiten des and. getragene Zusammenarbeit, Ausschöpfung des Potentials der versch. Mat. für das jeweilige Objekt, funktionale und schlichte Bauten und deren angemessene Einfügung in die Natur oder eine städtische Umgebung. Eben diese Ethik ist es, die zahllose Architekten bis zum heutigen Tag fasziniert.
P.Sulzer, J.P. Œuvre complète/complete works, 4 Bde, 1923-84, Tb./Basel 1995-2008 (WV).
Einzelausstellungen:
Paris: 1964 Mus. des arts décoratifs; 1989 Centre Pompidou / 1981 Rotterdam, Mus. BvB / 2001 Nancy, MBA / 2004-09 Vitra design Mus. (K, Dauer-Ausst.) / 2012 Nancy: MBA, Mus. de l'hist. du fer. -
Gruppenausstellungen:
2010-11 Berlin, Daimler Art Coll.: Minimalism and Applied II / 2021-22 Paris, Pavillon de l'Arsenal: L'empreinte d'un habitat (K).
Weitere Lexika:
ELU IV, 1966 (Nachtr.); Oudin, 1970; Kjellberg, 1994; M.Emanuel (Ed.), Contemp. architects, N.Y. u.a. 31994; DA XXV, 1996; Dict. de l'archit. du XXe s., P. 1996; Dict. internat. des arts appliqués et du design, P. 1996; C.Remy (Ed.), Création en France. Arts décoratifs 1945-1965, Montreuil 2009.
Gedruckte Nachweise:
R.Guidot/A.Guiheux, J.P. constructeur (K), P. 1990; J.F. Archieri, J.P. Levasseur, Prouvé, cours du CNAM, Liège 1990; C.Coley, J.P., P. 1993; S.Gaubert/R.Cohu, Arch. d'architectes, P. 1996; L.Allegret/V.Vaudou, J.P. et Paris, P. 2000; C.Enjolras, J.P. les maisons de Meudon, P. 2003; N.Peters, J.P., Köln 2006; Wilhelmi, 2006; Gal. P.Seguin, J.P., mobilier, P./N.Y. 2007 (Neu-Aufl. 2017); O.Cinqualbre, J.P. la maison Tropicale, P. 2009; C.Coley/C.Stoullig (Ed.), J.P. (K), P./Nancy 2012; A.Tufano (Ed.), J.P. designer, P. 2014; I.Marboe, Archit. aktuell 350:2009(5)14; Gal. P.Seguin, J.P., archit., 15 Bde, P. 2015-17
Archive:
Nancy, Arch. dép. de Meurthe-et-Moselle, Mat. 1930-56: Pläne, Fotogr., Dok.; Paris, Centre Pompidou, Bibl. Kandinsky: persönliche Dok., Pläne (1956-83), Korr., Fotogr., Modelle.
Onlinequellen:
Vitra Design Mus.