Altdorfer, Albrecht, dt. Maler, Zeichner, Grafiker, Baumeister, *um 1482-85, †1538 Regensburg.
Altdorfer, Albrecht
Die erste Nachricht über A. berichtet von seiner Aufnahme als Bürger in Regensburg. Dort wird unter dem 13.3.1505 verzeichnet: Albrecht Alltarffer, maler von Amberg, ist burger worden vnd pflicht getan Pfintztag nach Judica, anno ut s(upra), D(aba)t 1/2 fl. Nach einer bisher allg. vertretenen Ansicht, die auf C. W. Neumann zurückgeht, mute A. gemäß dem Röm. Recht zur Erwerbung des Bürgerrechts das Alter von 25 Jahren erreicht haben. Demnach wäre er spätestens 1480 geboren. Diese Annahme ist irrig, denn in den Regensburger Regimentsordnungen von 1500 und 1514 ist ein derartiges Mindestalter nicht vogesehen. Aus dem Bürgerbuch von 1521 (Fol. 67 ss.) ist zu entnehmen, dass die jungen Erbbürger bereits im Alter von 16 Jahren den Bürgereid schwören mussten. Das Röm. Recht kam in Regensburg, im Gegensatz zu anderen Städten, erst spät zur Geltung. Zur Zeit der Bürgeraufnahme A.s war es sicherlich noch nicht bestimend. Die Geburtszeit A.s ist also aus der Bürgeraufnahme nicht zu ermitteln. Nur sein Werk kann darüber Aufschluss geben. Drei seiner frühesten Zeichnungen und ein halbes Dutzend seiner Stiche tragen die Jahreszahl 1506. In Anbetracht der frühreifen großen Begabung A.s ist es wahrscheinlich, dass er sie schon als 20jähriger oder früher geschaffen hat. Vergleicht man sein gesamtes Frühwerk mit dem seiner Generationsgenossen, dann kann man ebenfalls mit ziemlicher Sicherheit annehmen, dass er erst einige Jahre nach 1480 geboren wurde. In der Teutschen Akademie gibt Sandrart als Heimat des Künstlers Altdorf in der Schweiz an, aber auch die Orte Altdorf bei Nürnberg und Landshut werden als Geburtsorte des Meisters genannt, A. ist aber höchstwahrscheinlich in Regensburg zur Welt gekommen, obwohl sich der Familienname tatsächlich vom Ort Altdorf bei Landshut ableiten könnte. So befindet sich im Martins-Münster von Landshut der gotische Grabstein eines Bischofs Altdorfer. Wohl mit Recht wurde bisher vermutet, dass der Vater A.s der "maler" Ulrich Altdorfer war, der 1478 das Bürgerrecht in Regensburg erworben hatte, es aber 13 Jahre später, 1491, wieder aufgab und völlig mittellos die Stadt verließ. In diesem Zusammenhang wurde bisher nicht beachtet, dass bereits am 31.5.1473 ein hanns Altdorffer als Bürger der Stadt Regensburg aufgenommen wurde. Im Bürgerbuch steht hinter seinem Namen als Berufsbezeichnung "br(ma)cher" was wohl Briefmacher bedeuten soll. Dieser Hanns A., von dem weiter nichts bekannt ist, könnte ebensogut der Vater Albrechts gewesen sein. Der Umstand aber, dass Ulrich A. die Stadt 1491 verlassen hat, Albrecht andererseits aus Amberg wieder zuzog, spricht doch eher dafür, dass Ulrich sein Vater war. Dass der "maler" Ulrich A. mit dem 1489 in Regensburg als Bürger aufgenommenen Briefmaler Ulrich identisch ist, wie meist angenommen wird, trifft nicht zu, da in dieser Zeit die "maler" von den "briefmalern, karthenmalern, iluministen" und "aufdruckern" ausdrücklich unterschieden wurden. Es handelt sich bei ihm wohl um den Salzburger Buchmaler Ulrich Schreier. Die enge Verbindung der Familie mit Regensburg geht auch eindeutig aus den Vornamen der Kinder hervor. Albrecht selbst ist wohl nach Albertus Magnus benannt (Albrecht als dt. Form von Albertus), der zeitweise Bischof von Regensburg war. Die Geschwister hießen Erhard (cf. Artikel), Aurelia und Magdelena, wobei Erhard und Aurelia in Regensburg übliche Namen sind. Bei der Bürgeraufnahme wird A. als "maler von Amberg" bezeichnet. In welcher Beziehung er zur Stadt Amberg oder zum dortigen Hof stand, ist nicht zu entscheiden, da sich in Amberg keinerlei Urkunden aus dieser Zeit erh. haben. Um das Bürgerrecht zu erwerben, musste man sich in der Regel vorher längere Zeit in einer Stadt aufgehalten haben. Es ist aber durchaus möglich, dass es A. - sofern er gebürtiger Regensburger war - ohne weiteres zugesprochen wurde. - Über die Lehr- und Wanderzeit A.s gibt es keine greifbaren Anhaltspunkte. Wahrscheinlich erhielt er seine erste künstlerische Unterweisung durch seinen Vater. Aber die kleinteilige, miniaturartige Malweise seiner frühen Bilder lässt vermuten, dass er mindestens einen Teil seiner Ausbildung in einer Miniaturwerkstatt empfangen hat. Es liegt nahe, dabei an die zw. 1464 und 1501 in Regensburg sehr bekannte Miniaturenwerkstatt des Berthold Furtmayr zu denken, in der umfangreiche kirchliche Prachtwerke angefertigt wurden. A.s Arbeiten, mit denen er 1506 zum ersten Mal in Erscheinung trat, knüpfen aber keineswegs an den altertümlichen Stil der Werkstatt Furtmayrs an. Die enge Beziehung A.s zur Buchmalerei geht auch aus der Tatsache hervor, dass ihm Kaiser Maximilian I. wichtige Aufträge, wie die Pergamentminiaturen zu seinem Triumphzug, in Auftrag gab. A.s früheste Arbeiten, 13 briefmarkengroße primitive Hschn., die z. T. in ein Mondseer Andachtsbüchlein eingeklebt waren, deuten auf das Salzkammergut. Es sind belanglose Gelegenheitsarbeiten, wie sie ein wandernder Geselle ausführen kann. Niemand würde sie mit A. in Verbindung bringen, wenn nicht zwei davon sein Namenszeichen trügen. Mit Bestimmtheit lässt sich auch aus anderen seiner frühen Werke die Bekanntschaft mit dem hochbedeutenden Altar von Michael Pacher in St. Wolfgang bei Salzburg erschließen. Aufgrund der Feststellungen von Giehlow, Baldass und Benesch glaubte man allg., A. sei schon frühzeitig mit der kaiserlichen Werkstatt des Jörg Kölderer in Innsbruck in engere Berührung gekommen und habe dort bei der Vorbereitung und Ausführung der Triumphminiaturen entscheidende Anregungen für seinen Stil gefunden. Das ist aber auszuschließen, da nach Untersuchungen von Winzinger mit Sicherheit feststeht, dass diese Miniaturen erst nach 1512 in der Werkstatt A.s in Regensburg entstanden sind. Auch kommt Kölderers Werkstatt keineswegs die Schlüsselstellung zu, die man ihr für die Entstehung der Donauschule ehem. zuschrieb. Der Feststellung von Egg, dass Kölderer mit der Donauschule überhaupt nichts zu tun hat, ist voll beizupflichten. Dagegen müssen die Arbeiten Cranachs, der sich zw. 1500 bis 1504 in Wien aufhielt und erstmals die Merkmale der Donauschule ausprägte (z. B. Zchng und Hschn. wie der des Johannes in Lille oder der des hl. Martin, 1504 in München), mindestens ein auslösendes Moment für A. gewesen sein. A. muss dem etwa zehn Jahre älteren Cranach in Wien begegnet sein. Für den immer wieder unternommenen Versuch, aus den Werken A.s eine Italienreise (bes. nach Venedig) nachzuweisen, gibt es keinerlei Anhaltspunkt. Für seine zahlr. ital. Motive lassen sich die Vorlagen, meist ital. Stiche und Niellen, fast lückenlos nachweisen. Seine Ansicht der Stadt Venedig auf einer der Wiener Triumphminiaturen beweist, dass er diese Stadt bis dahin niemals gesehen hatte, sonst hätte er kaum die Markuskirche mit hohen gotischen Spitztürmen dargestellt. Gewisse Architekturmotive in seinen Wandbildern des Kaiserbades in Regensburg erinnern an Motive der Residenz in Trient. Doch reicht dies nicht aus, eine solche Reise zu belegen. Einen entscheidenden Einschnitt im Leben und in der künstlerischen Entwicklung A.s bilden die Arbeiten, die ihm Kaiser Maximilian I. etwa ab 1512 zukommen ließ. Der Kaiser muss ihn bes. geschätzt haben, da er ihm neben Dürer die meisten Aufträge erteilte. Es waren dies: um 1513/16 die Miniaturen zum Triumphzug Kaiser Maximilians (Wien); um 1515 die Randzeichnungen zum Gebetbuch Kaiser Maximilians (Besançon); um 1515 die Hschn. zur Ehrenpforte Kaiser Maximilians und um 1517/18 zum Triumphzug Kaiser Maximilians. Insgesamt handelt es sich dabei um fast 200 Arbeiten. Den Höhepunkt bilden dabei die ursprünglich 109 großen Pergamentminaturen zum Triumphzug des Kaisers in der Albertina zu Wien, von denen Winzinger nachweisen konnte, dass sie in der Werkstatt A.s in Regensburg entstanden sind. Die Hälfte davon ist erh. geblieben. Es handelt sich dabei um ein Hauptwerk der gesamten Kunst der Dürerzeit. Bes. in den von A. gemalten lebensnahen Kriegsszenen (z. B. Schlacht von Wenzenbach, Belagerung von Kufstein), die sein Meisterwerk, die Alexanderschlacht, vorbereiten, eilt er dem künstlerischen Entwicklungsstand der Zeit voraus. Durch Berührung mit der Ideenwelt des Kaisers und seiner humanistischen Ratgeber (Stabius), die Zusammenarbeit mit Dürer, bes. bei den Randzeichnungen zum Gebetbuch, nicht zuletzt durch die Besonderheit der Aufgaben, denen er sich unterordnen musste, vollzog sich ein deutlicher Wandel seines Stils. Der Sturm und Drang der Jugend, das Leidenschaftlich-Ungezügelte seines ersten Schaffens, all das, was sich bes. in seinen frühen Zchngn offenbart, beruhigt sich nun. Die ausfahrenden Bewegungen seiner oft unproportionierten Gestalten, etwa im Altar von St. Florian, machen stilleren, behäbigeren Gestalten Platz, die in einer wirklichen Welt beheimatet sind. - Der Ruhm A.s muss rasch über die Mauern der Stadt hinausgedrungen sein, denn bereits 1509 erhält er von dem kunstsinnigen Propst Peter Maurer des Augustinerchorherrenstifts St. Florian bei Linz den Auftrag für einen großen Sebastiansaltar. Von diesem haben sich nur die 16 Bildtafeln erh., nicht aber der Schrein und das Schnitzwerk. Sie machen deutlich, dass es der erste Versuch A.s am großen Bild ist. Auf einer der Predellentafeln steht die Jahreszahl 1518. Dieses Datum gibt den endgültigen Abschluss des Altars an, denn die großen Bildtafeln A.s müssen bereits um 1512/13 fertig gewesen sein. - A. bringt es rasch zu Wohlstand und Ansehen. Diese Erfolge ermöglichen es ihm, bereits 1513 ein stattliches Haus zu erwerben. 1515 erhält er die beachtliche Summe von 80 Gulden für einen Altar in Scheuer bei Regensburg, für den der Bildschnitzer Hans Leinberger offenbar die Schreinfiguren geliefert hatte. Bereits 1518 kauft er ein zweites Haus mit Garten, das er später wieder abgab. Zugleich ist er Besitzer von Weinbergen in Donaustauf und Dechbetten. Er bekleidet hohe Ämter, so als Beisitzer des Hansgerichtes, das über Rechtsfragen des Handwerks zu entscheiden hatte. Ab 1526 ist er Mitgl. des inneren und äußeren Rates und Stadtbaumeister. In dieser Eigenschaft hat er nur nüchterne Zweckbauten ausgeführt. Wohin seine Baufantasie eigentlich zielte, verrät der Susannenpalast in München, den er nach ital. Stichen entwarf. 1528 wird ihm sogar die Stelle als "Kammerer" angetragen, das höchste Amt der Stadt, da es seit 100 Jahren keinen Bürgermeister mehr gab. Er schlägt diese Würde aber aus, weil er ein Werk für den "gnedigen Herrn Herzogen Wilhelmen in Bayern zu verfertigen ganz genötigt sei". Es handelt sich dabei um die Alexanderschlacht. Die Hochschätzung, die er bei den Habsburgern genießt, macht ihn zudem geeignet für eine wichtige diplomatische Mission am Kaiserhof in Wien, die er erfolgreich erledigt. 1532 erwirbt er ein drittes Haus mit Garten am Westrand der Stadt, das er umbaut und in dem er stirbt. Sein Testament und das Verzeichnis seines Nachlasses weisen ihn als wohlhabenden Mann aus. Durch seine Ämter war A. eng mit Ereignissen verbunden, die die Stadt betrafen. So spiegelt sich das schreckliche Jahr 1513, als sich die Stadt in wilder Empörung gegen den Kaiser auflehnte, deutl. in seinem Werke. Die Vertreibung der Juden 1519 unmittelbar nach dem Tod Kaiser Maximilians, und die Ereignisse, die sich bei der Wallfahrt zur Schönen Maria abspielten, haben bes. in seiner Grafik ihren Niederschlag gefunden. Einen Tag vor Abriss der mittelalterlichen Synagoge hielt er sie in zwei Rad. fest. Der große Farbholzschnitt, den er von dem verehrten Gnadenbild anfertigen ließ, wurde in großen Massen hergestellt. - In der älteren Forschung wurde A. als Schüler Dürers bezeichnet, doch ist er in entscheidenden Zügen geradezu dessen Antipode. Wenn Dürer seine Akte nach rationalen Gesetzen wie Architekturen konstruiert, ist für A. der Mensch ein lebendiges Gewächs, das als unlösbarer Teil in die umgebende Natur eingebunden erscheint. Obwohl ihm die Gesetze der Zentralperspektive bekannt sind, ist der Raum für A. nicht ein mathematisch-perspektivisches Exemplum, sondern ein von einem tiefen Naturgefühl erfülltes sinnliches Medium. Mehr als je zuvor wird das Kunstwerk zu einer Selbstdarstellung des Künstlers. Gerade für A.s frühe Arbeiten ist die Ausbildung eines ganz persönlichen Stils kennzeichnend, der sich entschieden von den überkommenen Formmustern der mittelalterlichen Werkstatt abwendet. Bes. seine frühesten Zeichnungen zeigen eine so persönliche Handschrift, dass man geradezu von einem Psychogramm sprechen kann. - Anlässlich der Ausst., die 1938 zum 400. Todestag in München stattfand, wies Ernst Buchner bereits darauf hin, dass A. nicht nur ein harmloser Idylliker und liebenswürdiger Naturpoet gewesen sei, sondern ein urwüchsiger Naturgeist von hinreißendem Schwung der Bildfantasie. Buchner irrte aber mit der Meinung, die Kenntnis über das künstlerische Werk A.s sei abgeschlossen und ein weiterer Zuwachs nicht mehr zu erwarten. Inzwischen sind etwa 300 eigenhändige Arbeiten bekannt. Den größten Zuwachs bilden die Arbeiten für Kaiser Maximilian. A. war nicht nur ein großartiger Maler, sondern auch ein Zeichner und Grafiker mit einer unerschöpflichen Formfantasie. Bes. seine frühen Hell-Dunkel-Zeichnungen auf farbig grundierten Papieren mit Weißhöhung gehören zu den bedeutendsten Schöpfungen dieser Art. Dazu kommen etwa 100 Hschn., über 160 Kpst. und 12 Radierungen. Diese Bll. - oft in winzigem Format - müssen begehrte Sammlerobjekte gewesen sein. Wegen der Kleinformatigkeit seiner Kpst. wies man A. der Gruppe der Nürnberger Kleinmeister, der Behams, Pencz und Aldegrever zu. In Wirklichkeit ist A. der Begründer dieses Zweiges, vielfach angeregt durch ital. Niellen und Stiche. Ausnahmslos sind sie Meisterwerke von höchster technischer Vollkommenheit. A. war einer der ersten, der etwa gleichzeitig mit Dürer die Eisenradierung anwandte. In einer Folge von neun Rad. stellte er Landschaftsmotive dar, die ganz offensichtlich von Wolf Huber beeinflusst sind. Ihre offene Zeichenweise lässt vermuten, dass sie mit Wasserfarben angelegt werden sollten, wie Spuren auf einigen der wenigen erhaltenen Exemplare beweisen. Außerdem radierte er eine Folge von kostbaren Prunkgefäßen, von denen man nicht mit Sicherheit entscheiden kann, ob es sich um Vorlagen für Goldschmiede oder um Blätter für Sammler handelte. Wie alte herzogliche Inventarlisten ausweisen, hat A. mindestens zwei seiner Hauptwerke, die Susanna im Bade und die Alexanderschlacht, für den Bayernherzog ausgeführt. Sie sind mit einer miniaturartigen Feinheit gemalt, ohne je kleinlich zu wirken. Über die Einzelheiten dieser weltbedeutenden Schlacht wurde er von seinem Landsmann Aventinus offenbar genau aufgeklärt. - A. gehört in die vorderste Reihe der großen dt. Maler und Zeichner der Dürerzeit. Neben dem Isenheimer Altar Grünewalds, den Vier Aposteln Dürers und einigen Bildnissen des jüngeren Holbein ist seine Alexanderschlacht der bedeutendste dt. Beitrag zur europ. Malerei der beginnenden Neuzeit. Zus. mit Wolf Huber ist A. zugleich der Hauptmeister der sog. Donauschule, die sich am Beginn des 16. Jh. aus dem alten bajuwarischen Siedlungsgebiet zw. Lech und Leithe und dem angrenzenden Alpenraum eigenwüchsig entfaltete.
Gemälde (cf. vollst. Werkverz. mit allen Abb. bei F. Winzinger, A. A., die Gemälde, M./Z. 1975). Hauptwerke in:
Einzelausstellungen:
2020 Paris, Louvre
Thieme-Becker, Vollmer und AKL:
ThB1, 1907.
Weitere Lexika:
Meyer, KL I, 1872; ADB I, 1875; Seubert I, 1882; EUI IV, 1909; NDB I, 1953; EWA I, 1959; Kindler, ML I, 1964; ÖKL I, 1974; DA I, 1996
Gedruckte Nachweise:
W.Schmidt, Über den Anteil Wolf Trauts, Hans Springinklees und Albrecht Altdorfers an der Ehrenpforte Kaiser Maximilians, 1891; id., Einiges über Altdorfer, RepertKw 15:1892, 432 ss.; M.J. Friedländer, A. A., der Maler von Regensburg, L. 1891; id., A. A.s Landschaftsrad., B. 1906; id., A. A., B. 1923; K.Giehlow, Kaiser Maximilians I. Gebetbuch, W. 1907; H.Voss, Der Ursprung des Donaustils, L. 1907; H.Hildebrandt, Die Architektur bei A., Straßburg 1908; H.Tietze, A. A.s Anfänge, JbZK Wien 2:1908; id., A. A. in St. Florian, JbPrKs 38:1917, 94; id., A. A., L. 1923; L.Baldass, A. A., Studien über die Entwicklungsfaktoren im Werk des Künstlers, W. 1923; id., A. A., W. 1941; E.Buchner, Bemerkungen zum Historien- und Schlachtenbild der dt. Renaiss. - Beitr. zur Gesch. der dt. Kunst, 1924, 240; P.Halm, Ein Entwurf A. A.s zu den Wandmalereien im Kaiserbad in Regensburg, JbPrKs 53:1932, 207; A. A. und sein Kreis, Gedächtnisausst. zum 400. Todesjahr A.s, Kat., M. 1938; H.L. Becker, Die Handzchngn A. A.s, M. 1938; O.Benesch, Der Maler A. A., W. 1939; F.Winzinger, Studien über die Kunst A. A.s, Diss. (ungedruckt), M. 1940; Albrecht Altdorfer. Die Alexanderschlacht, B. [1943]; id., Die Architekturbilder in A.s Altar von St. Florian, ZKW, B. 1950; id., A. A., Zchngn Gesamtausgabe, M. 1952; id., Kunstchronik 1962; id., A. A. Graphik, Gesamtausgabe, M. 1963; id., Zur Dat. des Altares von St. Florian, Jb. der Stadt Linz, 1964; id., A. und Umkreis, in: Die Kunst der Donauschule, Ausst.-Kat., Linz, St. Florian 1965; id., A. A. und die Miniaturen des Triumphzuges Kaiser Maximilians I., JbKs Wien 62:1966; id., Unbek. Zchngn der Brüder Albrecht und Erhard A. und des Meisters der Historia, Pantheon 24:1966; id., Stud. zum Sebastianaltar in St. Florian, in: Werden und Wandlung, Linz 1967; id., Bemerkungen zur Alexanderschlacht, ZKg 1968; id., Die Miniaturen zum Triumphzug Kaiser Maximilians I., I/II, Graz 1972/73 (Faksimiles); id., A. A., Die Gemälde, Gesamtausgabe: Tafelbilder, Miniaturen, Wandbilder, Bildhauerarbeiten, Werkstatt und Umkreis, M./Z. 1975; id., Der Sebastiansaltar von St. Florian, M./Z. 1980; G.Mammel, A. A. "Nachfolger" in Altbayern und die Landschaft als Bildgegenstand, Diss. (ungedruckt), Erlangen 1951; E.Redslob, Gem.-Gal. Dahlem, ehem. Kaiser-Friedrich-Mus. Berlin, Baden- Baden 1964; E.Ruhmer, A. A., M. 1965; A.Stange, Das Bildnis im Werk A. A.s, Pantheon 25:1967; id., Malerei der Donauschule, M. 21971; A.Burkhardt, The St. Florian Altar of A. A., M. 1970; W.Lipp, Natur in der Zchng A. A.s, Diss., Salzburg 1970; W.W. Wolf, The Art of A. A.: a mirror of society, Diss., Columbia (USA) 1974; C.Talbot, Landscapes from incunabula to A., Gesta 15:1976, 321-326; Zur Perspektive in A. A.s Alexanderschlacht, in: Anz. des Germ. Nat. Mus., Nürnberg 1977, 67-77; F.Ficker, Altdorfer, Mi. 1977; G.Brucher, Farbe und Licht in A. A.s Sebastiansaltar in St. Florian, Kunsthist. Jb. 13:1978, 1-139; R.Janzen, A. A. in the perspective of time: four centuries of criticism, Diss., Kansas (USA) 1978; The Illustrated Bartsch, Ed. W. L. Strauss, XIV, A., Monogrammists, N. Y. 1980
Altdorfer (Altdorfer), Albrecht, Maler, Kupferst., Zeichner für den Holzschnitt und Baumeister, geb. kurz vor 1480, †1538 in Regensburg, zwischen dem 12. 2. und dem 29. 3. Tätig in Regensburg. Der Vater A.s war vermutlich der Maler Ulrich A., der 1478 Bürger in Regensburg wurde, 1499 von dort fortzog. 1505 erwarb Albrecht A. als "Maler von Amberg" das Bürgerrecht in Regensburg, Donnerstag nach Judica, und blieb bis zu seinem Tode bei wachsendem Wohlstand, steigendem Ansehen, vielfach als Maler, später auch als Baumeister von der Stadt mit Aufträgen betraut, in Regensburg tätig. 1509 schon steuerte der Rat der Stadt zu einem im Chor der St. Peterskirche aufgestellten Gemälde von seiner Hand 10 Gulden bei. 1513 erwarb A. ein Haus am St. Veitsbach bei den Augustinern (jetzt E. 157 in der oberen Bachgasse). Damals war er bereits verheiratet. Seine Frau, die am 27.7.1532 starb, hieß Anna (der Familienname unbekannt). 1519, als Mitglied des "äußeren" Rates, war A. mehrfach beteiligt bei der Judenvertreibung und der Aufrichtung der Wallfahrtskirche zur "Schönen Maria" an der Stelle der zerstörten Synagoge. Einige seiner Holzschnitte und Radierungen erinnern an diese Ereignisse. Seit 1526 bis zu seinem Tode war A. Mitglied des "inneren" Rates und städt. Baumeister. Am 12.2.1538 machte A. sein Testament, das am 29. 3. d. J. veröffentlicht wurde und im Archiv des histor. Vereins von Oberpfalz und Regensburg aufbewahrt wird. Auch das interessante Inventar seines Nachlasses ist vorhanden. A. starb, ohne Kinder zu hinterlassen und setzte zum Erben seines beträchtlichen Vermögens seinen Bruder, den Schweriner Hofmaler Erhard A. (s. diesen) ein, sowie seine Schwestern Magdalena und Aurelia, die zu Pfreimdt und Nürnberg verheiratet waren. Auf seinem Grabstein - aus der 1840 abgebrochenen Augustinerkirche - ist zu lesen:. . . Albrecht Altdorfer paum (eister). A. ist nicht als Schüler Dürers zu betrachten, wenn er auch von Holzschnitten und Kupferstichen des Nürnbergers Anregungen empfangen hat. Diese Anregungen greifen ebensowenig tief wie gelegentliche Berührung mit der italieynischen Formenwelt. Wahrscheinlich Schüler seines Vaters Ulrich, erscheint Albrecht als der begabteste Vertreter einer lokal begrenzten Kunstübung, des sogenannten Donaustils. Ihm nahe verwandt der etwa gleichaltrige anscheinend in Passau tätige Wolf Huber. Mit den wesentlich jüngeren Nürnberger Kleinmeistern, mit denen A. als Kupferst. oft zusammen genannt wird, erscheint er in seinen späteren Arbeiten einigermaßen verwandt. An Grünewald erinnert A. zuweilen, namentlich in Schöpfungen seiner mittleren Zeit, wohl eher infolge verwandter Anlage als angeregt durch den westdeutschen Meister. Spielerisch, wenig straff und kenntnisreich als Zeichner, begabt für die Beobachtung des Lichtes und der Farbe, phantasievoll, selbständig, weltlich und liebenswürdig in der Auffassung, hat A. sein Bestes in der Landschaftsdarstellung gegeben und im genrehaft verweltlichten Andachtsbilde. Im Porträtfache hat er sich kaum betätigt. A. hat die meisten seiner Arbeiten signiert, mit einer nach dem Muster Dürers gebildeten, aus zwei A zusammengesetzten Signatur. Alle übrigen in Handbüchern angegebenen Monogramme sind falsch. Die Gemälde des Meisters, die wir in größerer Zahl, zumeist signiert und vielfach datiert besitzen, erstrecken sich über die ganze Zeit seiner Regensburger Tätigkeit. Die Entwickelung des Malers wird deutlich. Die ältesten Bilder A.s sind mehrere von 1507 datierte Täfelchen, in Berlin und Bremen, flüchtig, in blonder Farbe gemalt, farbig reizvoll, unsicher gezeichnet. In der mittleren Zeit, um 1520 hat A. in größerem Format, anspruchsvoller, mit stärkeren Farben und gesteigertem Effekt gearbeitet. Sein Hauptwerk aus dieser Periode der große Altar zu St. Florian an der Donau, von 1518. In der letzten Zeit arbeitet A. gemäßigt, sauberer und mehr punktierend. Die Proportionen, die bis 1522 übertrieben hoch erscheinen, werden in der letzten Periode normal. Das letzte bekannte Gemälde, datiert von 1531, ist die Landschaft mit allegorischer Staffage in der Berliner Galerie. Das ausführlichste Verzeichnis von A.s echten Bildern bei Friedländer (s. Lit.) 121ff. (31 Nummern). Folgendes ist hinzuzufügen: 1. Berlin, Kaiser Friedrich-Mus.: Die Geburt Christi (1892 von Ch. Butler in London erworben [vgl. Friedländer 144]). Ohne Signatur u. Datum, dem Stil nach um 1512. 2. Frankfurt a. M., Sammlg. Fritz Gans: Der Abschied der Apostel. Mit Monogramm, ohne Datum, dem Stil nach um 1525 entstanden. Abgeb. im Werk über die Düsseldorfer Ausstellung von 1904, Verl. Bruckmann, München, Taf. 72. 3. Augsburg, Sammlg. v. Holzschuher: Die Krankenheilung an der Wunderquelle. Mit Monogramm, ohne Datum, gehört zu der um 1520 entstandenen Folge mit Szenen aus der Quirinuslegende, von der 5 Tafeln im Germanischen Mus. zu Nürnberg und in der Akad. zu Siena bewahrt werden. Photogr. Hoefle, Augsburg. 4. Cassel, kgl. Gemäldegalerie: Christus am Kreuz mit Maria, Johannes und Stifterpaar. Ohne Monogramm und Datum, dem Stil nach um 1510 entstanden. Erworben von Herrn Direktor W. Schmidt in München, 1905. 5. London, Sammlg. Sir Julius Wernher: Christi Abschied von seiner Mutter. Ohne Monogramm und Datum, dem Stil nach um 1520 entstanden. Dieses in der deutschen Literatur oft als verschollen erwähnte Bild, das sich beim Fürstabt von St. Emmeran Steiglehner befand, ward durch Vermittlung Waagens nach England verkauft und ging 1905 aus der Fuller Russel-Sammlg. in den Besitz des Sir Julius Wernher über. Der Nachricht, daß dieses besonders umfangreiche Werk, 1538 entstanden, das letzte Werk A.s sei, widerspricht der Stil; das Datum 1522, das Halm erwähnt (Materialien z. bayer. Kstgesch., Handschr. in der Münchener Staatsbibliothek) hat viel fur sich, ist aber auf der Tafel nicht mehr zu finden. Das unter No. 6 in Friedländers Verzeichnis auf Waagens Autorität aufgenommene Bild in Glasgow, die Bekehrung des hl. Hubertus ist schwach und aus der Liste der echten Gemälde zu streichen. Zeichnungen As, zumeist in der sogenannten Helldunkeltechnik, auf gefärbtem Papier mit Weißhöhung, sind in großer Zahl erhalten, die meisten aus der früheren Zeit des Meisters, besonders viele mit der Jahreszahl 1512. Das ausführlichste Verzeichnis bei Friedländer 146ff. - mit 42 Nummern - ist lückenhaft. Es fehlen Blätter in Weimar, Erlangen, Paris, Oxford, Basel, Hamburg, in der Wiener Akad., in der Albertina, namentlich aber in der Sammlg. v. Lanna zu Präg, in der fürstl. Liechtensteinschen Sammlg. zu Feldsberg und in Pest. Viele dieser Zeichnungen sind abgebildet in dem Werk von Schönbrunner und Meder, Handzeichnungen alter Meister aus der Albertina. Als Kupferstecher war A. eifrig tätig zwischen 1506 und 1511. Die aus dieser Zeit datierten Blätter sind zumeist selten geworden. Nach 1511 scheint A. keinen Kupferstich datiert zu haben; zwischen 1511 und 1520 scheint er sich fast gar nicht mit dem Kupferstich beschäftigt zu haben. Die zweite - größere - Gruppe seiner Stiche stammt, wie der Stil zeigt, aus seiner Spätzeit. A. schließt sich mit diesen Arbeiten, dem Format, dem Inhalt und der Auffassung nach an die Nürnberger Kleinmeister an. Um 1520 macht er Versuche mit der Ätzung. Zwei Blätter, die den 1519 niedergelegten Judentempel darstellen, sind wohl seine ersten Arbeiten in dieser Technik. Eine Folge von zart radierten Landschaften, die ungemein selten geworden, annähernd vollständig nur in der k. k. Hofbibliothek in Wien zu finden sind, und eine größere Serie ebenfalls radierter Pokale, sind kaum vor 1530 entstanden. Das beste Verzeichnis der gestochenen Arbeiten bei W. Schmidt (Meyers Lex. I 547ff., vgl. auch Bartsch P. G. VIII 41 und Passavant III 301). Für den Holzschnitt war A. zumeist zwischen 1511 und 1522 tätig. Nach 1517 hat er keinen Holzschnitt mehr datiert. Das beste Verzeichnis der Holzschnitte bei W. Schmidt (Meyers Lex. I 550, vgl. auch Bartsch und Passavant). Hinzuzufügen ist der Anteil des Meisters an Dürers Ehrenpforte (W. Schmidt, Chron. f. vervielf. Kst. 1891 S. 12) und einige Blätter, die 1902 von J. Sturge Moore (little engravings. . . No. 1. Albrecht Altdorfer. . . London, at the sign of the unicorn) publiziert sind. Hier übrigens fast alle Holzschnitte A.s abgebildet. A. fuhrte den Versuch, von mehreren Platten mehrfarbige Holzdrucke zu erzielen, - mindestens in einem Falle - weiter als irgendeiner der Zeitgenossen. Von dem Holzschnitt B. S. 1 der schönen Maria von Regensburg, ist ein von sechs Platten gedrucktes Exemplar bekannt (publiziert im Jahrbuch der kgl. preuß. Ksts. VII 154). Die Lebensdaten A.s mit den urkundl. Quellen am besten bei C. W. Neumann (Meyer, Kstlerlex.). - Die altere Literatur über die Kunst As, verarbeitet bei Friedländer, A. A. Beitrage zur Kunstgesch. N. F. 13, E. A. Seemann, Leipzig 1891. - Rezensionen dieser Monographie, teilw. mit Nachtrag,: Schmidt, Chron. f. vervielf. Kunst, IV 56. - Stiassny, Zeitschr. f. bild. Kste. N. F. IV (1893) 237. - Frimme Repert. f. Kstw. XV 417. - Zusammenfass. Darstellgn. nach 1891: Kaut zsc h, Beilage zur Allg. Zeitung 1896 No. 172, 173. - Friedländer, Das Mus. (Spemann) IV (1899) 21. - Moore, The artists library No. 3 London 1000. - Einzelne Mitteilungen nach 1891: Friedländer, Jahrb. d. kgl. preuß. Kunsts. XIV 22 (über Kupferst. A.s nach italien. Vorl.). - Meder, Mitt. der Gesellsch. f. vervielf. Kst. I (1902) 9 (A.s Donaureise, 1511). - Loren z. Repert. f. Kstw. XXVIII (1905) 149. (Ein kunstgewerbl. Entwurf A..) - Friedländer, A. A.s Landschaftsradierungen. Berlin 190 (3. Veröffentl. d. Graph. Gesellsch.). - Herm. Voss, Der Ursprung d. Donaustiles, Leipzig 1907. Friedländer.