Canal, Giovanni Antonio (Antonio; gen. Canaletto), ital. Maler, Radierer, Zeichner, *17.10.1697 Venedig, †10.4.1768 ebd.
Canal, Giovanni Antonio
Geboren
Venedig, 17. Oktober 1697
Gestorben
Venedig, 10. April 1768
Land
Italien, Großbritannien
Geschlecht
männlich
GND-ID
Weitere Namen Canaletto;
Canale, Antonio;
Canal, Antonio;
Canal, Zuane Antonio da; Canal, Giovanni Antonio da; Canal, Tonino; Canaletto, Antonio; Canaletto, Tottino; Canal, Tottino; Canal, Tottino de; Canale, Tottino de; Canaletto, Giovanni Antonio Canal; Canale, Antonio (Irrtümlicher Name); Canaletto (Pseudonym); il Canaletto (Pseudonym)
Berufe Architekturmaler*in;
Maler*in;
Landschaftsmaler*in;
Radierer*in;
Zeichner*in
Wirkungsorte
Venedig, Rom, London
Sohn und Schüler des Theatermalers Bernardo C., den er 1716/18 bei Bühnendekorationen für Opern von Antonio Vivaldi in den Theatern von S. Angelo und S. Cassiano in Venedig unterstützte und 1719 nach Rom begleitete, wo er an der Ausf. von Bühnendekorationen für Opern des Alessandro Scarlatti beteiligt war. Onkel des Vedutenmalers Bernardo Bellotto. Obwohl über den Romaufenthalt und seine Dauer - bereits 1720 figuriert C. als Mitgl. der venez. Fraglia - nur wenig bek. ist, war dieser für seine künstler. Entwicklung von weitreichender Bedeutung. Umstritten ist, ob die Folge von 23 Zchngn röm. Mon. (London, BM; Darmstadt, Hess. LM) als früheste Arbeiten C.s zu gelten haben; Einigkeit herrscht darüber, daß noch in Rom und unter dem Eindruck der frühen Ruinenmotive von Giovanni Paolo Pannini und der Veduten des Gaspar van Wittel die ersten Capricci entstanden sein müssen. Großformatige, von warmen dunklen Farben auf rötl. braunem Grund bestimmte Phantasie-Komp., wie das erste dok., mit "Io. Antonio Canal 1723." bez. Capriccio mit Ruinen (cf. Puppi, 1968, Abb.1) sowie das nahezu maßgleiche Pendant Capriccio mit Ruine vor klass. Architekturmotiven, reflektieren derartige Anregungen und belegen, daß C. auf diesem Gebiet Erfahrungen sammelte, ehe er sich auf kleinere, in kühlen Farben präzise gemalte Veduten spezialisierte. Zur Gruppe der frühen Veduten gehören die 4 aus dem Besitz des Fürsten von Liechtenstein stammenden Gem., die aufgrund bestimmter topogr. Einzelheiten zw. 1719 und 1724 dat. werden und sich heute in der Slg Thyssen-Bornemisza (Venedig, Markusplatz, Blick auf S. Marco; Venedig, Canal Grande, Ansicht des Campo S. Vio) bzw. in der Ca'Rezzonico in Venedig (Venedig, Canal Grande, vom Pal. Balbi aus; Rio dei Mendicanti von Norden) befinden. Im Auftrag des aus Lucca stammenden Kaufmanns Stefano Conti (zum bes. Quellenwert seiner Korr. mit Alessandro Marchesini für die Beurteilung der frühen Reputation C.s cf. Haskell, 1956) entstanden 1725/26 die als Pendants angelegten, von kühnen perspektiv. Verkürzungen geprägten Stadt-Lsch. Venedig, Canal Grande mit den Fabbriche Nuove vom Ponte di Rialto aus; Venedig, Canal Grande, Ponte di Rialto von Norden gesehen; Venedig, Canal Grande mit der Kirche della Carità und dem Blick nach S. Marco und Venedig, SS. Giovanni e Paolo und Scuola di S. Marco (Montreal, Hosmer Estate). Im großzügigen Breitformat bieten sie einen ungeschönten Blick auf die vom Spiel des Sonnenlichts belebten Fassaden. Etwa zur selben Zeit war C. erstmals für den irischen Impressario Owen McSwiney tätig. In Zusammenarbeit mit Giovanni Battista Cimaroli, Giovanni Battista Piazetta und Giovanni Battista Pittoni schuf er mit dem Grabmal des Lord Somers (Birmingham, Mus. and AG) sowie dem Grabmal des Erzbischofs Tillotson (England, Priv.-Slg) zwei an Arbeiten des Marco Ricci orientierte Capricci, bei denen ihm die Ausf. der Bildarchitektur oblag. Aus der 2. H. der 20er Jahre dat. so unterschiedl. Werke, wie die Kirche und Scuola della Carità von der Marmor-Wkst. von S. Vitale aus (London, NG) oder der im kleinen Format gebannte Blick auf die Mündung des Canal Grande mit der Kirche S. Maria della Salute (Houston, MFA, um 1729) - ein Bild, das den strengeren topogr. Stil späterer Jahre vorwegzunehmen scheint. In dieser Zeit verändert sich die Malweise, die fortan geprägt ist von dem Verzicht auf spätbarocke Helldunkel-Effekte zugunsten einer hellen leuchtenden Palette und einer gelösteren Pinselführung, wobei die farbintensiven Figuren-Gruppen ("macchiette") als leuchtender Kontrast dienen. Ab 1730 entfaltet C. eine umfangreiche Tätigkeit. Vielfach waren es Absolventen der Grand Tour, die als Auftraggeber fungierten oder über den in Venedig ansässigen Geschäftsmann und Kenner Joseph Smith ersten Kontakt zu C. aufnahmen. Zw. 1730 und 1740 fungierte Smith (cf. Vivian, 1971) als wichtigster Geschäftspartner und Mäzen C.s und trug maßgebl. dazu bei, die große Nachfrage in Kreisen adeliger engl. Sammler nach den vielfach nur geringfügig voneinander abweichenden Versionen bestimmter Bildprägungen auszulösen. Teile seiner eig. Slg, darunter 50 Gem. und 150 Zchngn C.s gelangten 1763 nach England in den Besitz von König George III. und bereichern heute auf einzigartige Weise die Slgn des engl. Königshauses. 1742 gab Smith eine neue Ed. des Stichwerks Prospectus Magni Canalis Venetiarum von Antonio Visentini nach Gem. von C. heraus: die 14 Bll. umfassende Erstausgabe (1735), erweitert um 24 neue Stiche nach Veduten C.s, die Smith in den 30er Jahren erworben hatte und die sich zu diesem Zeitpunkt bereits größtenteils in versch. engl. Priv.-Slgn befanden. Neuere Unters. gehen von rund 200 zw. 1731 und 1746 entstandenen Werken C.s aus, wobei Smith offenbar eine ganze Reihe qualitätvoller Werke der sog. "Smith-Periode" (Links, 1977, 41), darunter z.B. Der Besuch des Dogen in der Kirche S. Rocco (London, NG), der Bacino di S. Marco (Boston, MFA) oder das gelegentl. als schönstes topogr. Werk bez. Bild mit dem Canal Grande zw. S. Maria degli Scalzi und den Fondamenta delle Croce mit S. Simone Piccolo (London, NG), entgingen. Anfang der 40er Jahre gab C. die Vedutenmalerei fast ganz auf. Bedingt durch den Österr. Erbfolgekrieg riß der Besucherstrom in die Lagunenstadt vorübergehend ab. Die sinkende Nachfrage nach Gem. mag C. dazu veranlaßt haben, sich auf Zchngn und Rad. zu konzentrieren; Lsch. und Capricci bestimmen in dieser Zeit das Themenrepertoire. Eine Fahrt auf dem Brenta-Kanal (1740-41) lieferte die Ideen zu einer Gruppe von 30 reizvollen Rad., die C. Konsul Smith dedizierte. Vermutl. auch von diesem finanziert, markiert die Folge der VEDUTE / Altre prese da i Luoghi altre ideate / DA / ANTONIO CANAL einen Höhepunkt der venez. Druckgraphik des 18. Jh. (komplette Exemplare - Bromberg 34 - in Windsor und Berlin). Während das Titel-Bl. von 1744 stammt, sind einzelne Bll. (Bromberg 13, dat. 1741) schon früher entstanden, wobei die 1741 ersch. Folge der erfolgreichen Venedig-Ansichten von Michele Marieschi für C. sicher nicht ohne Einfluß war. 1743/44 folgte eine Gruppe von Gem. mit der Piazza, der Piazzetta und dem Molo in Venedig. Ihren weiten Blickwinkel mögen Werke, wie der Marcusplatz zw. Libreria und Basilika mit Blick nach Westen (London, Buckingham Pal., sign. und dat. 1744) im Einzelfall dem von Zanetti (1771) überlieferten Gebrauch einer Camera obscura zu verdanken haben, doch blieb diese ledigl. unbedeutendes Hilfsmittel im Sinne einer Gedächtnisstütze, da es C. in seinen Arbeiten meist nicht um eine topogr. genaue Bestandsaufnahme der Örtlichkeit ging. Smith initierte 1746 C.s Reise nach England, wo dieser sich, abgesehen von zwei kurzen Besuchen in Venedig (1751/52, 1753), knapp 10 Jahre aufhielt. Hier entstanden neben Veduten von London und der näheren Umgebung zahlr. Lsch., vermutl. auch weiterhin röm. und venez. Veduten sowie Capricci für die engl. Aristokratie. In Sir Hugh Smithson, dem späteren Herzog von Northumberland, fand er ebenso wie in dem Herzog von Richmond oder Thomas Hollis einflußreiche Mäzene. Werke, wie der perspektiv. ungewöhnl. Blick durch einen Bogen der Westminster-Brücke (Alnwick Castle, Slg Duke of Northumberland, 1746/47) oder London, Whitehall und Privy Garden von Richmond House aus (Goodwood House Estate, 1746/47) markieren unter den rund 40 in England entstandenen Werken maler. Höhepunkte seiner unermüdl. Schaffenskraft. 1755/56 Rückkehr nach Venedig. Angesichts mangelnder Nachfrage konzentrierte C. sich fortan auf das Zeichnen von Capricci (cf. Corboz, 1985) und die Ausf. kleinerer Phantasieveduten für Touristen. Am 11.9.1763 Aufnahme in die Accad. Venez. di Pitt. e Scult., erst zwei Jahre später legte C. als "pièce de réception" das Capriccio mit Blick in den Hof eines Pal. (Venedig, Gall. dell'Accad., sign. und dat.) vor, von dessen Erfolg zahlr. Versionen und Kopien zeugen. C. pflegte seine Arbeiten mit Einzelskizzen vor Ort sorgfältig vorzubereiten, wie es die Skizzenbücher ("Quaderni") im Besitz der Gall. dell'Accad. in Venedig dok. Zu den letzten nachw. Arbeiten des Venezianers gehört die Zchng Das Innere der Markuskirche: Vierung und nördl. Querhaus mit Sängerkanzel (Hamburg, KH), auf der C. 1766 selbstbewußt vermerkte, daß er sie ohne Brille ("Cenzza Ochiali") geschaffen habe. In Venedig knüpfte Francesco Guardi ab 1760 an Ideen C.s an; Bernardo Bellotto, dessen Anteil an Werken C.s schwer zu bestimmen ist, überlebte seinen Onkel, dessen Werke er gelegentl. imitierte und kopierte, um 12 Jahre. In England setzten sich u.a. Samuel Scott, Thomas Shotter Boys und Henry Pether mit C. auseinander. Fehlende dok. Quellen erschweren grundsätzl. die vom jeweiligen persönl. Standpunkt des Interpreten abhängigen Dat. der Arbeiten C.s, die schon zu Lebzeiten kopiert und nachgeahmt wurden. Zahlr. Werke in engl. und amer. Priv.-Bes.
Weitere Werke:
Einzelausstellungen:
1964 Toronto, AG (K: W.G. Constable, Lo. 1965) / 1980-81 London, The Queen's Gall., Buckingham Pal.: Paintings & drawings (K: Lo. 1980) / 1982 Venedig, Fond. Cini: Canaletto: Disegni - dipinti - incisioni (K: A.Bettagno) / 1989 New York, Metrop. Mus. (K: K.Baetjer/J.G. Links) / 1993 Birmingham, Mus. & AG: Canaletto and England (K: M.Liversidge/J.Farrington, Lo. 1993). -
Gruppenausstellungen:
Venedig: 1962 S. Giorgio Maggiore: Canaletto e Guardi. Mostra di disegni (K: K.T. Parker/J.Byam Shaw); 1967 Dogenpalast: I vedutisti venez. del settecento (K: P.Zampetti); 1986 Cà Pesaro: Canaletto & Visentini. Venezia & Londra (K: D.Succi) / 1987 München, KH der Hypo-Kulturstiftung: Venedig - Malerei des 18. Jh. (K: E. Steingräber/C.Syre) / 1992 Hannover, Niedersächs. LM: Venedigs Ruhm im Norden (K: M.Trudzinski/B.Schälicke).
Thieme-Becker, Vollmer und AKL:
ThB5, 1911 (s.v. C., Antonio).
Weitere Lexika:
EWA III, 1971 (s.v. Canaletto); DEB II, 1972 (s.v. C., Antonio); DBI XVII, 1974; PittItalSettec II, 1990 (s.v. Canaletto); DA V, 1996 (s.v. Canaletto)
Gedruckte Nachweise:
Quellen: A.M. Zanetti, Descr. di tutte le pubbl. pitt. della città di Venezia, Ve. 1733, 60; C.G. Tessin (Brief an Carl Hårlemann v. 16.6.1736), in: O.Sirén, Dessins et tableaux de la Renaiss. ital. dans les coll. de Suède, Sth. 1902; M.Swiny, Tombeaux des Princes, Lo. 1741; Orlandi, Abecedario, ed. G.T. Guarienti, Ve. 1753, 75; A.M. Zanetti d.J., Della pitt. venez., Ve. 1771, 462 ss.; E.A. Cicogna, Delle inscrizioni venez., I-VII, Ve. 1824-53; G.F. Waagen, Treasures of art in Great Britain, Lo. 1854; C.de Brosses, Lettres familières écrites d'Italie en 1739 et 1740, P. 1885, I, 345; G.Vertue, Notebooks, in: Walpole Soc. 21:1934. Allg. Darst.: M.Levey, Paint. in XVIII c. Venice, Lo. 1959; R.Pallucchini, La pitt. venez. del Settecento, Ve./R. 1960, 73-77, 101-114; F.Haskell, Patrons and painters, Lo. 1963; F.Vivian, Il Console Smith mercante e collezionista, Vi. 1971. - Monogr., WV (Zchngn, Gem., Rad.): D. von Hadeln, Die Zchngn von A. C. gen. Canaletto, W. 1930; K.T. Parker, The drawings of A. C. in the Coll. of His Majesty the King at Windsor Castle, Lo./N.Y. 1930; V.Moschini, Canaletto, Mi. 1954 (Lit.); T.Pignatti, Das venez. Skizzenbuch von Canaletto, I, II, M. 1958; M.Levey, Canaletto. Paint. in the Coll. of Her Majesty the Queen, Lo. 1964; T.Pignatti, Canaletto. Disegni, Fi. 1969 (Chronologie der Zchngn); J.Kainen, The etchings of Canaletto, Wa. 1969; J.G. Links, Views of Venice by Canaletto engraved by A. Visentini, N.Y. 1972; R.Bromberg, Canaletto's etchings. A cat. [...] describing the known states, Lo./N.Y. 1974; id., Canaletto, Ithaca 1982; A.Corboz, Canaletto. Una veneziana immaginaria, I, II, Mi. 1985; W.G.Constable, Canaletto. G.A.C. 1697-1768, 2. Ausg. rev. J.G. Links, Ox. 1989 (Suppl. von J.G. Links 1997 in Vorbereitung). - Periodica, Hb.: L.Cust, BurlMag 1913; H.F. Finberg, Canaletto in England, Walpole Soc. 9:1920-21, 21 ss.; R.Pallucchini, Canaletto e Guardi, Novara 1941; M.Levey, BurlMag 95:1953, 365 s. (Regatta-Bilder); W.G. Constable, in: Scritti di storia dell'arte in onore di Lionello Venturi, II, R. 1956, 81-93 (C. und die Slg Streit im Grauen Kloster, Berlin); F.Haskell, BurlMag 98:1956, 296-300 (Korr. S. Conti); E.Safarik, Canalettos view of London, Lo. 1961; M.Levey, Canaletto's fourteen paint. and Visentini's "Prospectus Magni Canalis", BurlMag 104:1962, 333-341; W.G. Constable, Apollo 1964(Febr.)108-113 (C. als Figuren-Maler); H.May, Artis 18:1966(6)21 ss. (Camera obscura); A.Morassi, Arte veneta 20:1966, 207-217; R.Pallucchini, ibid. 27:1973, 155-188 (C.s Anfänge); J.G. Links, BurlMag 115:1973, 390-393; id., Canaletto and his patrons, Lo. 1977; P.Bjurström, Nationalmus. Bull. 4:1980, 111-115 (C.-Erwerbung von Tessin in Venedig, 1737); J.G. Links, Canaletto in England, J. of the Royal Soc. of Arts 129:1980-81, 298-308; M.Bleyl, Master drawings 21:1983, 285-287; L.Puppi, Civ. mus. venez. d'arte e di storia. Boll. N.S., 28:1983-84, 5-20; M.Agnese Chiari/A.Svarpa Sonino, Arte veneta 38:1984(1985)106-118 (Camera obscura); D.Buttery, BurlMag 129:1987, 437-445 (C. in Warwick); F.Russell, ibid. 130:1988, 627-630 (C. und Joli in Chesterfield House); J.G. Links/J.G.Howard, Apollo 130:1989 (332/Okt.)260-263 (Interview mit dem C.-Experten Links); G.Lari/G.Romanelli, I rami di Visentini per le vedute di Venezia del Canaletto (K Venedig, Mus. Correr), Be. 1990; A.Wilton/I.Bignamini (Ed.), Grand Tour - The Lure of Italy in the eighteenth c. (K Tate Gall.), Lo. 1996. Mus. del Prado. Inv. gen. de pint., III: Nuevas adquisiciones, Mus. Iconogr., tapices, Ma. 1996
Canal, Antonio, genannt Canaletto, venez. Landschaftsmaler und Radierer, geb. in Venedig 18. 10. 1697, † daselbst 20. 4. 1768. Gewöhnlich, doch ohne Grund, Canale genannt, während er selbst sich Canal schrieb. Seinen Beinamen Canaletto bezeugt die eigenhändige Unterschrift auf der Zeichnung eines Hofes in Berlin (s. dort), die seine Vornamen als Zuane (Giov.) Ant, und seinen Familiennamen als da C. gibt. Da auch sein Neffe Bern. Bellotto den Beinamen Canaletto führte, so wurden beide Künstler häufig miteinander verwechselt. Der Beiname Tonino, den er in seiner Jugend führte, ist nur die Koseform für Antonio. Daß er, wie Zanetti behauptet, zur Patrizierfamilie da Canal gehört u. deren Wappen geführt habe, scheint durch die oben angeführte Bezeichnung auf der Berliner Zeichnung gestützt zu werden. Er war der Sohn und Schüler des Theaterdekorationsmalers Bernardo C. 1719 ging er nach Rom, wo er Beziehungen zu seinem Altersgenossen G. P. Panini gehabt zu haben scheint. Einige Ansichten von Rom stach nach ihm der Engländer Fletcher. Nach einer Abwesenheit von ein paar Jahren kehrte er nach Venedig zurück, wo Luca Carlevaris (geb. 1665) und der an Dughet gebildete Marco Ricci (geb. 1679) auf dem Gebiete der Landschaftsmalerei das Feld beherrschten. Durch Sicherheit und Feinheit der Zeichnung, malerische Wiedergabe der Luft, des Himmels und des Wassers, wirkungsvolle Anordnung und vor allem eine äußerst gewissenhafte Wiedergabe der Natur gelang es ihm, sich zum ersten Landschaftsmaler Venedigs emporzuschwingen, zu einer Zeit, da neben ihm der gleichaltrige G. B. Tiepolo (geb. 1696) als Freskomaler und der um weniges jüngere Pietro Longhi (geb. 1702) als Bildnis- und Sittenmaler wirkten. Daß sich C. eifrig dtr Camera obscura bedient habe, erscheint durchaus glaubhaft. Besonders nahm sich seiner der englische Konsul in Venedig Jos. Smith an, für den er um 1741 eine Folge von Radierungen fertigte; aus dem Verkauf der Bilder C.s nach England zog Smith selbst den Vorteil. C. wurde durch seine zahlreichen Bilder der Verherrlicher des Dogenpalastes und besonders des Canal Grande in allen seinen Teilen. Er war Mitglied der Akademie der Argonauten. An ihn schlossen sich als Schüler Jac. Niarieschi (geb. 1711) und namentlich Francesco Guardi (geb. 1712) an, der ihn an Leuchtkraft der Farbe und geistreichem Vortrag noch übertraf, während Marieschi sich von einer gewissen Düsterheit des Tons nicht zu befreien vermochte. Als sein treuester Schüler aber ist sein Neffe Bern. Bellotto (geb. 1720) anzusehen, der ihm zu Ehren den Namen Canaletto annahm, jedoch den größten Teil seines Lebens außerhalb Italiens verbrachte. Nach C. haben Antonio Visentini und Michele Marieschi Folgen von venezianischen Ansichten gestochen, ferner J. B. Brustolone; in England verschiedene Stecher. An seinen Radierungen tadelt Mariette die touche trop égale et trop peu délicate; doch besitzen die nach der Natur ausgeführten Ansichten unter ihnen entschieden malerischen Reiz. - 1746 ging er nach London, wo er, nach der Zahl der ausgeführten Werke, einige Jahre geblieben sein muß. Der Unterschied, welcher zwischen den früheren und den nach dieser Reise ausgeführten Werken besteht, sowie der zwischen C. einerseits und Guardi wie Bellotto andrerseits, ist noch nicht genügend untersucht worden, so daß man sich weder von der Eigenart noch von der Entwickelung des Künstlers ein genügend klares Bild machen und noch weniger ein erschöpfendes. Verzeichnis seiner Gemälde, deren schönste sich in England befinden dürften, aufstellen kann. Werke wie die Scuola della Caritä in der Londoner National Gallery und S. Giov. e Paolo in Dresden vermögen einen Maßstab für die Beurteilung seiner Leistungsfähigkeit abzugeben. Danach bevorzugt er einen warmen Ton in den Schatten, zeichnet äußerst bestimmt ohne Härte, hat einen dünnen gleichmäßigen Vortrag und erweist sich in der richtigen Bewertung der Lufttöne als seiner Zeit weit vorgeschritten, ja als durchaus modern. Diese Eigenschaften gestatten, ihm den Rang eines Klassikers in der Malerei, im besten Sinne, zuzuweisen. Gemälde. über römische Ansichten s. Uzanne 108. In Italien: Florenz, Uffizien: Dogenpalast; Rialto. - Mailand, Brera: Kolosseum u. Konstantinsbasilika; Samml. Sormani: 2 venezian. Ansichten (groß). - Modena: 2 Bilder. - Neapel: 12 venez. Ansichten. - Rom, Galerie Borghese: 2 röm. Ans. - Turin: Dogenpalast (schön). - Venedig, Acad. Vorhalle eines Palastes (hoch); Museo Correr: Salute. In Deutschland u. Österr.: Dresden: Canale Grande (sehr groß); S. Gio. e Paolo (groß); 4 venezian. Ansichten. - Frankfurt: Dogenpalast: Palast am Wasser. - Schwerin: Aufgang zum Kapitol. - Stuttgart: Markusplatz. - Wien, S. Liechtenstein: Markusplatz; Piazzetta; Dogana; Canale Grande (alle groß). In Frankreich: Grenoble: Sainte. - Lille: Steinerne Brücke (Skizze). - Nantes:. Salute. - Paris, Louvre: Salute. In Rußland: St. Petersburg, Ermitage: Empfang des französ. Gesandten Grafen Gergi vor dem Dogenpalast; Hochzeit des Dogen mit dem Meer (Gegenstück zum vorigen). In England: London, Nat. Gall.: Scuola della Caritä; Scuola di S. Rocco (die Fig. sollen von G. B. Tiepolo sein; das Ganze von Guardi?) Regatta auf dem Canale Grande; Canale Grande (von Bellotto?); 5 venezian. Ansichten. - Ferner aus England: Eton College 1746. - Hampton Court: Kolosseum, 1743. Waagen rühmt in London: Wallace-Collection, 8 Bilder; Saone Coll., Canale Grande (groß und besonders schön); Samml. Holford, Dogenpalast; Lord Ashburton, 2 Bilder; Wyne Ellis, Riva dei Schiavoni. - Anderwärts: Warwick Castle, Dogenpalast (groß); Castle Howard, Ansicht v. Venedig (groß); Woburn Abbey (Duke of Bedford), 24 Bilder (2 davon groß); Lord Caledon, 2 röm. Ansichten; Henderson, 3 Bilder; Lord Enfield, Piazzetta; Earl of Mormenton, Dogenpal.; Barry, Can. Grande; Duke of Buccleuch, 6 röm. Ansichten; Anderson, Can. Grande; Will. Drury Lowe, Campo S. Giacomo. In Windsor gegen 40 z. T. große Bilder, darunter besonders die Sainte, ferner einige Themse-Ansichten und große römische Ansichten v. 1742. Die folgenden von J. Meyer Bellotto gegebenen Bilder dürften zum größten Teil Canal gehören: In Darmstadt: Dogenpal.; Piazzetta. - Dessau, Schloß: Venez. Ansicht. - Schwerin: 2 Innenansichten e. Palais. - St. Petersburg, Eremit.: Canale Grande; S. Leuchtenbg: S. Giov. e Paolo; S. Giorgio Magg.; S. Lazarew: 4 venez. Ansichten. - Brüssel: Brenta. - Haag: 2 Ruinen röm. Paläste. - Ebenso die ihm von Waagen gegebenen in England: S. Henderson, Venez. Kanal; 2 Bilder beim Marqu. of Lansdowne in Bowood; 1 in Nostall Priory. Zeichnungen: in Windsor, in der Albertina zu Wien, in Chantilly (Blick auf den Markusplatz, Feder), Samml. A. Régnaut in Paris (Canale Grande, getuscht), in Berlin (Regatta, getuschte Federz., gr. quer; Häuserfassade, Federz., Fol., No 59 aus einer Folge sich panoramenartig aneinanderschließender Blätter "Vista dela piazza di S. Basso verso S. Giminian (parte)": Platz beim Rialto, get. Federz., quer (reprod. J. 95) Hof eines Hauses, get. Fed., fol., bez.: Jo Zuane Antonio da Canal, deto il Canaleto lb dissegnib fatto (reprod. Lippm. 43), in London (ehem. S. Malcolm: Blick auf Ven., get. Fed., quer, Phot. Ausst. Paris No 225; ähnlich No 227). Radierungen: "Vedute i Altre prese da i Luoghi altre ideate Da I Antonio Canal. . . All' 111m0 Signor i Giuseppe Smith. . . " 1741, 31 BI., teils quer fol., teils zu 2 od. 4 auf 1 Bl. gedruckt. Erste Ausgabe in Berlin. - Kifche von versch. Gebäuden umgeben, bez. A. Canal, qu. fol. Nur in Berlin (Reprod. in Jahrb. d. K. Pr. K.-S. 1904). Vesme 32. - Blatter in Boschinis Ricche Miniere 1733 (?). Nach ihm gestochen: Ant. Visentini, Prospectus Magni Canalis 1735, 18 Bl.; von demselben: Urbis Venetiarum Prospectus Celebriores 1742, 38 Bl., darunter 14 Bilder aus Smith's Besitz. - Michele Marieschi. - J. B. Brustolone, Krönungsfeierlichkeiten des Degen, 12 Bl. - J. J. Boydell's Etchings after the orig. designs of Raphael etc. (14 Bde) 1775. - Röm. Ans. von Fletcher gest. Engl. Ans.: Vauxhall, gest. v. R. Parr nach "Canaletti"; Westminster gest. v. S. Müller 1751 ferner v. L. P. Boitard, F. Berardi, Remi, J. Wagner, Hulet, Steevens, J. Bowles, E. Rooks. Bildnis: gest. von A. Visentini nach J.-B. Piazzetta; ein anderes anonym (s. Moureau). Ältere Literatur (besonders Orlandi 1752, Zanetti und Lanzi 1809) bei R. Meyer, Die beiden Canaletto, 1878; ferner wichtig E. A. Cicogna, Iscr. Venez. Ven., 1824-65, V 345 f., 569 f., III 469 (biogr. Notizen u. Angaben über Bilder). - Waagen, Treas. of Art, 1854. Walpole, Anecd. of Painting in Engl. 1862 Wessely in Dohmes Kunst und Künstler II (1877 f.). - Woltmann u. Woermann, Gesch. d. Mal. III 2, 1888. - A. Acqua im Ateneo Veneto 1893. - R. Holmes im Art Journ. 1894, 129 (London). - A. Mourea u, A. Canal, Par. 1894 (in Artistes Cél.). - H. Ellen Brown in Art Journ. 1905, 340 (Castle Howard). - O. Uzanne, Les deux Canaletto, Paris 1906 (in Les Grands Art.). - Kstchronik 1909, 254. Radierungen: De Vesme, P.-Gr. Ital. 1906. - Rud. Meyer, Die beiden Canaletto, Dresden 1878. - J. S(p ringe r) im Jahrb. d. K. Pr. K.-S. 1904, 80. - P. Kristeller, Kupf.- u. Holzschn., 1905. - L. Delt eil in Starije gody, Okt. 1908. - Ältere Lit.: Le Blanc. Man.; Heller u.Andresen, Handb. W. v. Seidlies.