Aktualisiert
Frei zugänglich

Degas, Edgar

Geboren
Paris, 19. Juli 1834
Gestorben
Paris, 27. September 1917
Land
Frankreich
Geschlecht
männlich
GND-ID
Weitere Namen
Degas, Edgar-Hilaire Germain; Degas, Edgar; Degas, Hilaire Germain Edgar; Degas, Hilaire Germain; DeGas, Hilaire Germain Edgar / %Gas, Hilaire Germain Edgar de
Berufe
Maler*in; Zeichner*in; Bildhauer*in; Grafiker*in
Wirkungsorte
Paris
Zur Karte
Mitglied von
GruppeApollon
Von
Feist, Peter H.
Zuletzt geändert
19.09.2025
Veröffentlicht in
AKL XXV, 2000, 203; ThB VIII, 1913, 541 ss

VITAZEILE

Degas, Edgar (Edgar Hilaire Germain) (bis 1860er Jahre: De Gas), frz. Maler, Zeichner, Plastiker, Graphiker, *19.7.1834 Paris, †27.9.1917 ebd. Sohn von Laurent Pierre Auguste Hyacinthe De Gas, Bankier aus breton. Adel, und Marie Célestine, geb. Musson, aus einer Fam. von Baumwollfarmern frz. Herkunft in New Orleans/USA.

LEBEN UND WIRKEN

1845-53 Schüler im Lyzeum "Louis-le-Grand", wo er u.a. lebenslange Freundschaft mit Paul Valpinçon schloß. Der kunstsinnige Vater führte ihn in den Louvre, zu Künstlern und Sammlern und richtete ihm 1852 im Haus ein Atelier ein. 1853 begann D. im Louvre und Kpst.-Kab. zu kopieren. 1855 Besuch bei J. A. D. Ingres, der ihm die Bedeutung der Linien im Kunstwerk einprägte und den er lebenslang verehrte; Studienbeginn an der EcBA bei Félix-Joseph Barrias, dann Louis Lamothe. Bekanntschaft mit den Malern Jules-Elie Delaunay, Léon Bonnat, Léon Tourny. 1856-59 erste Aufenthalte bei Verwandten (Familie Bellelli) in Neapel und in Rom, wo er Abendkurse der frz. Akad. in der Villa Medici besuchte. Bekanntschaften mit den Malern Edouard Brandon, Alexandre Frédéric de Charlot de Courcy, Emile Lévy und bes. Gustave Moreau. Längere Aufenthalte in Florenz (Bekanntschaft mit der Gruppe der realist. "Macchiaioli", mit Giuseppe de Nittis, Diego Martelli u.a.), Besuche in anderen Städten (Siena, Pisa, Livorno, Orvieto usw.), überall nach alten Meistern zeichnend. 1860-61 abermals in Neapel und Florenz. 1861 erster von vielen Besuchen bei den Valpinçons in Ménil-Hubert/Orne in der Normandie. 1862 im Louvre Begegnung mit Edouard Manet und James Tissot. 1865 erste Beteiligung am Salon; begann mit plast. Studien; Bekanntschaft mit dem Kritiker Edmond Duranty. Nach 1866 häufiger Gast im Café Guerbois, Treffpunkt von Schriftstellern und Künstlern; Bekanntschaft mit James Whistler. D. wurde leidenschaftl. Besucher von Opern- und Ballettaufführungen, Freund von Musikern und Komponisten (Emmanuel Chabrier, Georges Bizet). 1867 Besuch der Pariser WA, zweifellos auch der Einzel-Ausst. von G.Courbet und Manet; Begegnung mit Adolph Menzel beim belg. Maler Alfred Stevens. 1869 Reise nach Boulogne zu Manet und Brüssel, wo er einige Bilder verkaufen konnte. Bekanntschaft mit der Fam. Morisot. 1870-71 zur Verteidigung von Paris Freiwilliger in der Artillerie der Nationalgarde; sein Vorgesetzter war der einstige Mitschüler und Maler Henri Rouart, der zum festen Freund wurde. Während der Commune in Ménil-Hubert, später kurze Reise nach London. Beginn eines Augenleidens. 1872 erwarb der Kunsthändler Paul Durand-Ruel erstmals Bilder D.s. 1872-73 besuchte er mit einem Bruder die Verwandten in New Orleans und malte mehrere Porträts. 1873 erste Verkäufe an den Opernsänger Jean-Baptiste Faure, einen großen Sammler. Verkehrte jetzt im Café Nouvelle Athènes. Ging kurz nach Turin, um seinen erkrankten Vater zu pflegen. 1874 war D. eine treibende Kraft bei der eigenfinanzierten 1. Ausst. einer Künstlergemeinschaft, die den Spottnamen Impressionisten erhielt, darunter Paul Cézanne, Claude Monet, Berthe Morisot, Camille Pissarro, Auguste Renoir, Alfred Sisley. Bis 1886 an sieben der insgesamt acht Impressionisten-Ausst. beteiligt. Bekanntschaft mit dem Schriftsteller Edmond de Goncourt. 1875 und 1876 Reisen nach Italien in Familienangelegenheiten und London. Finanzielle Sorgen. 1877 Bekanntschaft mit der amer. Malerin Mary Cassatt, die er mehrmals darstellte. Seit 1877 häufig Ferien bei den Valpinçons in Ménil-Hubert. 1878 erster Ankauf seitens eines Mus. (in Pau). 1879 Begegnung mit Paul Gauguin. Seit 1880 regelmäßig Verkäufe an Durand-Ruel. Bekanntschaft mit dem Dichter Stéphane Mallarmé und dem Maler Jacques-Emile Blanche. 1882 Reise nach Genf und erstmals Ferien bei der Fam. Halévy in Etretat bzw. Dieppe; Zoé Closier wurde seine Haushälterin bis zum Lebensende. Ab 1885 gewährte ihm die Pariser Oper den begehrten "persönl. Zugang" hinter die Bühne während der Vorstellungen. Freundschaft mit dem engl. Maler Walter Sickert. 1886 Reise nach Genua und Neapel. 1888-91 jährl. zur Kur in Cauterets bei Pau. 1889 Reise nach Spanien und Tanger mit dem ital. Maler Giuseppe Boldini. l890 Reise durch Burgund mit dem Bildhauer Albert Bartholomé, seinem langjährigen Freund. Bekanntschaft mit Suzanne Valadon, Modell und später Malerin. 1892 erste Personal-Ausst. bei Durand-Ruel (nur Lsch.-Zchngn). 1895 Kur in Mont-Dore; begann zu fotografieren. Zunahme eig. Sammeltätigkeit (u.a. 2 Greco, 20 Ingres, 13 Delacroix, 7 Corot, 8 Manet, 7 Cézanne, 10 Gauguin und Graphik, u.a. l800 Daumier, 2000 Gavarni). 1896 am Aufbau einer Gedächtnis-Ausst. für Berthe Morisot beteiligt. 1897-1904 wegen seines Antisemitismus in der Dreyfus-Affäre von den Halévys entfremdet. 1906 nochmals in Neapel. 1912 mußte er wegen Abriß des Hauses letztmalig Wohnung und Atelier wechseln. Schwerhörig und fast blind, weitgehend unfähig zu arbeiten; ging aber bis fast zuletzt regelmäßig ins Café, auch zu Freunden und Versteigerungen. Tod nach Gehirnschlag. - D., lange vorwiegend wegen seiner Bilder von Tänzerinnen beliebt, gilt heute als einer der besten Zeichner des 19. Jh. und erscheint vielen als "größter Künstler seiner Generation" neben Cézanne (R.R. Brettell und S.F. McCullagh, 1984). Grund sind seine neuerdings stärker nachwirkenden kühnen Innovationen in Motiven, Bildaufbau, Mal- und Drucktechniken und v.a. seine Auffassung vom künstler. Verhalten gegenüber der Realität. D. vereinte meisterhaft eine schöpfer. Achtung vor klass. Trad. mit radikalen Neuerungen. Trotz zunehmender Abneigung gegen die formauflösende Freilicht-Landschaftsmalerei der meisten Impressionisten war er einer der beharrlichsten Teiln. und Organisatoren ihrer Gruppen-Ausst., denen er realist.-satir. Figurenmaler wie Marcellin-Gilbert Desboutin, Jean Louis Forain, Jean-François Raffaëlli, Federigo Zandomeneghi zuführte. Er bejahte ihren Gegenentwurf zum herrschenden akad. Kunstbetrieb und beteiligte sich

WERKE

(Auswahl; siehe auch zahlr. WV bei Lit.) Antwerpen, Koninkl. MSK. Basel, KM. Berlin, SMPK, NG. - Kpst.-Kab. Birmingham, Mus. and AG. Boston/Mass., MFA. Bremen, KH. Budapest, SzM. Buenos Aires, MNBA. Buffalo/N.Y., Albright Knox AG. Cambridge/Mass., Fogg AM. Charlottenlund, Ordrupgaard. Chicago, Art Inst.: 91 Werke. Cincinnati/Ohio, AM. Cleveland/Ohio, MFA. Columbus/Ohio, Gall. of FA. Detroit/Mich., Inst. of Art. Dresden, GG NM. Dublin, NG of Ireland. Edinburgh, NG. Farmington/Conn., Hill-Stead Mus. Frankfurt am Main, Städel. Glasgow, AG and Mus., Burrell Coll. Hamburg, KH. Hartford/Conn., Wadsworth Atheneum. Karlsruhe, SKH. Kitakyushu, Städt. KM. Kopenhagen, Ny Carlsberg Glyptothek. Lausanne, Mus. cantonal des BA. Lissabon, Mus. C.Gulbenkian. Liverpool, Walker AG. London, Courtauld Inst. Gall. - NG. - Tate Gall. - V&A. - BM. Los Angeles, Norton Simon Fund. Lyon, MBA. Madrid, Coll. Thyssen-Bornemisza. Minneapolis/Minn., Inst. of Art. Moskau, Puškin-MBK. München, NP. New York, Metrop. Mus.: 174 Werke; Zchngn; 69 Skulpturen. - MMA. - Frick Coll. - Brooklyn Mus. Northampton/Mass., Smith College Mus. of Art. Oslo, NG. Ottawa, NG. Paris, Orsay: 300 Werke. - Louvre, Cab. des estampes: 190 Zchngn. - Petit Pal. - Mus. Picasso. Pasadena/Calif., Norton Simon Mus. Pau, MBA. Philadelphia/Pa., Mus. of Art. Pittsburgh, Carnegie Mus. of Art. Providence/Rhode Island, School of Design. Rom, GAM. Rotterdam, BvB: Zchngn. St. Louis/Mo., City AM. St.petersburg, Ermitage. Stockholm, NM. Straßburg, MBA. Stuttgart, SG. Tours, MBA. Upperville/Va., Paul Mellon Coll. Washington/D.C., NG of Art. - Nat. Portr. Gall. - Corcoran Gall. - Phillips Coll. Williamstown/Mass., Sterling and Francine Clark Art Inst. Winterthur, KM. - Slg. O. Reinhart Am Römerholz. Wuppertal, Von der Heydt-Mus. Zürich, Kunsthaus. - Stiftung E.G. Bührle. - Zahlr. Werke in Priv.-Slgn, bes. in den USA und in der Schweiz.

SELBSTZEUGNISSE

P.A. Lemoisne, Les Carnets de D. au Cab. des Estampes, GBA 111:1921, 219-231; Lettres de D., ed. M.Guérin/Vorw. v. D.Halévy, P. 1931, 1945 (engl. Ausg. Ox. 1947); H.Graber (Ed.), E. D. Eig. Zeugnisse, fremde Schilderungen, Anekdoten, Basel 1940 (erw. Ausg. 1942); J. Nepveu-Degas, Huit sonnets de D., P. 1946; J.S. Boggs, D. Notebooks at the BN, BurlMag 100:1958, 163-171, 196-205, 240-246; B.Newhall, D. photographe amateur, huit lettres inédites, GBA 74:1963, 61-64; T.Reff, Some unpublished letters of D., ArtB 50:1968, 87-94; id., More unpublished letters of D., ibid. 51:1969; F.Sevin, D. à travers ses mots, GBA 86:1975, 18-46; T.Reff, The notebooks of E. D., 2 Bde, Ox. 1976; D. Sutton/J. Adhémar, Lettres inédites de D. à Paul Lafond et autre documents, GBA 129:1987; 351 Briefe und Karten, in: D. inédit, P. 1989.

AUSSTELLUNGEN

Einzelausstellungen:

(alle K) Paris: 1893 Gal. Durand-Ruel; 1897 Gal. Goupil: D., vingt dessins; 1918 Gal. Manzi-Joyant; 1918-19 Gal. Georges Petit: Vente I-IV (Nachlaß); 1924 Gal. Georges Petit / 1926 Berlin, Gal. Flechtheim: Das plast. Werk / 1931 Paris, Orangerie; Cambridge, Mass., Fogg AM / 1936 Paris, Gal. Vollard; Philadelphia, Mus. of Art / 1937 Paris, Orangerie / 1939 Paris, Gal. André Weil / 1947 Cleveland, Mus. of Art / 1948 Kopenhagen, Ny Carlsberg Glypt.; Washington, Phillips Coll. / 1951 Bern, KM / 1952 Amsterdam, Sted. Mus. / 1955 Paris, Gal. des BA: D. dans les coll. franç. / 1958 Los Angeles, County Mus. / 1960 New York, Wildenstein Gall.; Paris, Gal. Durand-Ruel / 1965 New Orleans, Isaac Delgado Mus. of Art (Werke aus der Zeit in New Orleans) / 1968 Cambridge (Mass.), Fogg AM (Monotypien) / 1969 Paris, Louvre: Œuvres du Mus. du Louvre / 1970 Williamstown, Sterling and Francine Clark Art Inst.; London, Lefèvre Gall. / 1974 Boston, Mus. of FA / 1975 Paris, Gal. Schmit / 1976 London, Lefèvre Gall.: The complete sculpt. of D.; Tokio, Seibu Mus. / 1977 New York, Metrop. Mus. / 1979 Edinburgh, NG: D. 1879 / 1984 Boston, Mus. of FA: D., the painter as printmaker; Chicago, Art Inst./New York, Metrop. Mus. (ausführl. Bibliogr.); Paris, Centre culturel du Marais: D., le modelé et l'espace; Rom, Villa Medici: D. e l'Italia; Tübingen, Kunsthalle: Pastelle, Ölskizzen, Zchngn; Washington, NG: D., the dancers / 1985 London, Hayward Gall.: Monotypes / 1986 Florenz, Pal. Strozzi: D. scultore / 1987 Manchester, Whitworth AG; Cambridge, Fitzwilliam Mus.: The priv. D. / 1988 Tokio, Isetan Mus. (Wander-Ausst.); Paris, Grand Pal./Ottawa, MBA/New York, Metrop. Mus. (umfassende Ausst., Dokumentation, Bibliogr.); Paris, Orsay: D. et les artistes franç. en Italie / 1989 Liverpool, Tate Gall.: D. Images of women; London, Browse and Darby / 1991 London, David Bathurst: Paint., pastels and drawings / 1991-92 Amsterdam, RM Van Gogh: D. sculptor / 1993 Martigny, Fond. Pierre Giannada / 1994 New York, Metrop. Mus./Houston, MFA: D. landscapes / 1994-95 Zürich, Kunsthaus/Tübingen, KH: D. Die Portr. / 1996 London, NG/Chicago, Art Inst.: D. beyond Impressionism / 1996-97 Aarau, Stiftung Weinberg/Wuppertal/ Dresden/Wien/Lausanne: D., Cézanne, Picasso. Meisterwerke aus Schweizer Priv.-Bes. / 1997 New York, Metrop. Mus.: The priv. coll. of D. -

 

Gruppenausstellungen:

1865-70 Paris, Salon / 1874-86 Paris, 1.-6., 8. Ausst. der Impressionisten / 1877 Lyon, Les Amis des Arts / 1886 New York, Nat. Acad. of Design. - In der Folge zahlr. Ausst. in aller Welt zur Kunst des 19. Jh., impressionist. Malerei, Gesch. der Druckgrafik und Zchng, mod. Plastik.

 

QUELLEN

Thieme-Becker, Vollmer und AKL:

ThB8, 1913; Vo1, 1953.

 

Weitere Lexika:

DBF X, 1965; R.Maillard (Ed.), Dict. univ. de l'art et des artistes, I, P. 1967, S.Monneret, L'impressionnisme et son époque, I, 1978; DA VIII, 1996; Roussard, 1999 (†1917.09.26)

 

Gedruckte Nachweise:

WV: L.Delteil, E. D., Œuvre gravé et lithographié, P. 1919; H.Rivière, Les dessins de D. reproduit en facsimile, 2 Bde, P. 1922-23; J.Rewald (Ed.), D., works in sculpt., N.Y. 1944; P.A. Lemoisne, D. et son œuvre, 4 Bde, P. 1946-49; N.Y./Lo. 1984; F.Russoli/F.Minervino, L'opera completa di D., Mi. 1970 (dt. Luzern 1972; frz. P. 1974); J.Adhémar/F.Cachin, E. D., Gravures et monotypes, P. 1973 (dt. M. 1973; engl. N.Y. 1974); J.Rewald, The complete sculpt. of D. (K Lefèvre Gall.), Lo. 1976; C.W. Millard, The sculpt. of E. D., Pr. 1976; P.Brame/T.Reff, D. et son œuvre, a supplement, N.Y./Lo. 1984; J.Adhémar/F.Cachin, S.W. Reed/B.S. Shapiro, E. D. The painter as printmaker (K Wander-Ausst.), Boston 1984 (WV der Druckgrafik); J.S. Boggs u.a., WV der Zchngn (in Vorbereitung). - E.Duranty, La nouv. peint., P. 1876, 1946; G.Moore, Mag. of Art 13:1890, 416-425 (dt. in: Kunst und Künstler 6:1907/08, 98-108, 138-151); M.Liebermann, D., B. 1899; C.Mauclair, Rev. de l'art ancien et mod. 14:1903; 381-398; G.Geffroy, Art et les artistes 4:1908(37)15-23; G. Grappe, E. D., P. 1908 (dt. B. 1910); P.Lafond, D., 2 Bde, P. 1918-19; A.Michel, Mercure de France v. 16.2.1919, 457-478, 623-639; J.Meier-Graefe, D. Ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte der mod. Malerei, M. 1919 (erweiterte Ausg. 1920; engl. Lo. 1923); G.Coquiot, D., P. 1924; P.Jamot, D., P. 1924; H.Troendle, Das Monotype als Untermalung, Kunst und Künstler 23:1924/25, 357-360; A.Vollard, D., P. 1924 (dt. B. 1925); K.Glaser/W.Hausenstein, Das plast. Werk von E. D. (K Wander-Ausst.), B. 1926; J.B. Manson, The life and work of E. D., Lo. 1927; J.Walker, GBA 75:1933, 173-185; P.Valéry, D., danse, dessin, P. 1934 (1936; dt. B. und Ffm. 1951); G.Rivière, M. D., bourgeois de P., P. 1935; G.Grappe, E. D., P. 1936; C.Mauclair, D., P. 1937; E.Mitchell, GBA 79:1937, 175-189; D.Cooper, D. pastels, P. 1938 (engl. N.Y. 1952; dt. Basel 1952); A.Mongan, BurlMag 72:1938, 290-302; B.N. Ternovec, Iskusstvo 1940(5); D.Rouart, D. à la rech. de sa technique, P. 1945 (1988; engl. N.Y. 1988); J.Fèvre, Mon oncle D., Genève 1949; D.C. Rich, E.-H.-G. D., N.Y. 1951 (Lo. 1951; dt. Köln 1959); R./L.Huyghe, E.-G.-H. D., P. 1953 (engl. N.Y. 1953); F.Fosca, D., Genève 1954 (auch dt.); P.Cabanne, E.D., P. 1957 (dt. M. 1958; engl. N.Y. 1958); Y.Shinoda, D., Der Einzug des Japan. in die frz. Malerei, Diss. Köln 1957; P.H. Feist, BK 1959, 464-469; J.Pečirka, E.D., Praha 1958 (dt. Prag 1963); D.Halèvy, D. parle..., P. 1960 (engl. Lo./Middletown 1964); J.S. Boggs, Portr. by D., Berkeley u.a. 1962; P.A. Boerlin, Öff. KS Basel, JBer. 1963, 45-54; W.Löschburg, D., L. 1964; P.Pool, Apollo 80:1964, 306-311; E.P. Janis, BurlMag 109:1967, 20-27, 71-81; A.Scharf, Art and photogr., Lo. 1968 (Baltimore 1972); A.Werner, D. pastels, N.Y. 1968 (Ox. 1977); M.Beaulieu, Rev. du Louvre 19:1969, 369-380; M.Imdahl, Die Momentfotografie und "Le Comte Lepic" von E. D., in: Festschr. für Gert von der Osten, Köln 1970; N.V. Apčinskaja, Skul'ptura D. i Renuara. Problemy razvitija zarubežnogo iskusstva, I, Le. 1971; J.-P. Crespelle, D. et son monde, P. 1972; S.Orienti, D. The life and work of the artist, Lo. 1975; T.Reff, D. The artist's mind, N.Y. 1976; N.Broude, ArtB 59:1977 (1)95-107; J.-J. Lévêque, D. et son environnement, P. 1978; I.Dunlop, D., N.Y./Lo. 1979 (frz. Neuchâtel 1979); H.Keller, Städel-Jb., N.F. 7:1979, 271-295; J.Millet, GBA 94:1979, 105-112; E.Lipton, Art hist. 3:1980, 295-313; id., ArtsMag 54:1980(Mai)94-97; M.E. Shapiro, GBA 95:1980, 153-164; K.Varnedoe, AiA 68:1980(Mai-Sept.) 96-110; B.Growe, Zur Bildkonzeption E.D.s, Ffm. 1981; E.Hüttinger, D., M. 1981; E.de Keyser, D. réalité et métaphore, Louvain 1981; A.Terrasse, D. et la photogr., P. 1983; R.R. Brettell/S.F. McCullagh, D. in the Art Inst. of Chicago (K), N.Y. 1984; I.Sapego, Iskusstvo 1984(8)61-70; G.Adriani, E.D., Pastelle, Ölskizzen, Zchngn (K Tübingen/Berlin), Köln 1984 (engl. N.Y./Lo. 1985); F.Kresák, E. D., Bra. 1985 (dt. B. 1987; poln. War. 1987; ungar. Bp. 1987); R.MacMullen, D. His life, times, and work, Boston 1984 (Lo. 1985); E.Lipton, Looking into D. Uneasy images of women and mod. life, Berkeley u.a. 1986; I.G. Sapego, Sov. iskusstvoznanie 20:1986, 142-174; D.Sutton, E.D. life and work, N.Y. 1986 (dt. M. 1986); C.Bernheimer, Representations 20:1987, 159 ss.; R.Thomson, The priv. D. (K Manchester/Cambridge), Lo. 1987; R.Kendall (Ed.), E.D. by himself, Lo. 1987 (dt. M. 1988); R.Gordon/A.Forge, D., Lo. 1988; W.Hofmann, GBA 99:1988, 119-122; H.Keller, E. D., M. 1988; R.Kendall, BurlMag 130:1988, 180-197; G.Pollock, Vision and difference. Femininity, feminism and histories of art, Lo. u.a. 1988; W.Schmid (Ed.), Wege zu E.D., M. 1988; R.Thomson, D. The nudes, Lo. 1988; D. inédit. Actes du colloque D. 1988, Mus. d'Orsay, P. 1989; A.McCauley, ArtB 71:1989, 144-148; K.Adler, Art hist. 13:1990, 118-122; H.Dawkins/C.Bernheimer, ibid. 580-585; A.Roquebert, D., Gennevilliers 1990; M.R. Brown, ArtB 72:1990, 118-130; B.Growe, E.D., Köln 1991; H.Loyrette, D., P. 1991; N.Y. 1993; C.Armstrong, Odd man out. Readings of the work and reputation of E.D., Chicago/Lo. 1991; A.Pingeot, D. sculptures, P. 1991; J.S. Boggs/A.Maheux, D. pastels, N.Y. 1992; S.Sidlauskas, ArtB 75:1993, 671-696; M.R. Brown, D. and the business of art. A cotton office in New Orleans, University Park 1994; R.Thomson, Art hist. 17:1994, 264-268; A.Callen, The spectacular body. Science, method, and meaning in the work of D., New Haven/Lo. 1995; M.Kálmán Meller, BurlMag 137:1995, 269-271; J.S. Boggs, D., N.Y. 1996.

 


THIEME-BECKER

Degas, Edgar (Hilaire Germain), Maler in Paris, geb. das. am 19. 7. 1834 als Sohn eines wohlhabenden u. kunstliebenden Bankiers. Bei einer Freundin seiner Eltern, der Mme Valpinçon, bei der auch Ingres verkehrte, sah der Knabe die ersten Werke des Meisters. Der Eindruck war tief u. dauernd. Obwohl D. - außer einigen persönlichen Begegnungen - niemals direkte Beziehungen zu Ingres unterhalten hat, liebt er es, sich seinen Schüler zu nennen. Diese Verehrung einer D. so wesensfremden Kunst wird erklärlich, sobald man in Ingres den eminenten Zeichner erkennt, dessen Einfluß sich auch die Impressionisten nicht zu entziehen vermochten. Nach Absolvierung des Lycée Louis-le-Grand bereitete sich D. zunächst für die juristische Laufbahn vor. Man scheint ihm aber keine Schwierigkeiten gemacht zu haben, als er sich gegen 1854 zur Malerei entschloß. In der Ecole d. B.-Art, begann er unter Lamothe, einem Schüler Ingres' u. Flandrins, 1855 seine regulären Studien. Schon vorher hatte er nach Ingres' Rat in den Gemäldesammlungen des Louvre die alten Meister studiet. Eine leidenschaftliche Neigung für die quattrocentistische Kunst, vor allem für Mantegna u. Ghirlandajo, trieb ihn 1856 nach Italien. In Rom, wo er u. a. mit den Malern Elie Delauny, Léon Bonnat u. dem etwas älteren Gustave Moreau eng verkehrte, setzte jenes hartnäckige Studium der alten Meister, jenes zähe Ringen um die Technik ein, das die ganze Produktion des ersten Jahrzehnts bestimmt. Die Anfänge des Künstlers zeigen ihn als einen fast trockenen Arbeiter, der in Rom nichts Wichtigeres kannte als in den Galerien zu zeichnen, der später Ghirlandajo, Holbein, Poussin (den "Raub der Sabinerinnen" des Louvre), ja Lawrence (Mutter u. Kind) so vortrefflich kopierte, daß die Übersetzungen wie Originale bewundert wurden. Bei Ingres selbst fand er dann jene sachlichen Qualitäten, die Strenge der Zeichnung und Richtigkeit der Form, die ihm als die einzige Basis des Schaffens erschienen. - Die ersten eigenen Arbeiten des D. sind daher auch zeichnerischer Art, Radierungen, und von diesen ist die früheste ein Porträt seiner Schwester, der Mme Févre, das 1854 noch in Paris entstanden war, von einer Reinheit der Zeichnung, die an Ingres erinnert. Aus Rom u. a. d. Jahre 1856 stammt die Porträtradierung d. Kupferst. Tourny, noch zaghaft in der Technik, während das schöne Selbstpnrträt von 1857 ihn schon als technischen Experimentator zeigt. (Später hat D. die Radierung nur noch selten gepflegt. Er wähnt sei hier ein sehr bekanntes, 1880 für eine künstlerische Publikation "le Jour et la Nuit" u. a. radiertes Blatt, seine Schülerin Miss Cassatt darstellend, wie sie im Louvre Gemälde betrachtet. D. hat auch gelegentlich lithographiert u. in einer besonderen graphischen Technik gearbeitet [Béraldi a. a. O.]). - In Rom (1857) malte er auch seine ersten Bilder: die Porträts von Tourny u. Moreau (Mus. Gustave Moreau) u. die "Mendiante Romaine" (SIg Decape), eine alte Bettlerin von musterhafter Zeichnung in einer dunklen, akademischen Malerei. D. hat sich in seiner ganzen Produktion der reinen Farbe nur als eines sekundären Mittels bedient; ihn interessierten vorwiegend die Valeurs. Rein koloristisch begnügte er sich mit einer vornehmen, stillen Harmonie. In dieser Beziehung ist er kein Bahnbrecher gewesen, u. erst in den 70er Jahren bereicherte er seine Darstellungsmittel durch ein gewissenhaftes Studium des Freilichts. - Nach seiner Rückkehr nach Paris nahm er die Studien im Louvre wieder auf, und es entstanden in den 60er Jahren die erwähnten Kopien. Zugleich beschäftigten ihn, den späteren Maler des modernen Lebens, Probleme der Historienmalerei. 1861 begann er die "Sémiramis, construisant une ville". Das Bild ist niemals ganz fertig geworden und befindet sich noch in seinem Atelier. Manzi (in den "Vingt dessins" s. u.) reproduziert Gewandstudien dazu von sorgfältiger Durchführung u. einen weiblichen Akt, wie ihn Ingres gezeichnet hätte. Schon 1860 war ein anderes Historienbild entstanden "Jeunes Filles Spartiates provoquant des Garçons". Hier wie in der Semiramis durchbrach sein Wirklichkeitssinn bereits den Stil der zünftigen Historienmalerei. Lemoisne (s. u.) erwähnt dann noch aus dieser Zeit ein Bild "la Fille de Jephté", von dem aber nichts weiter bekannt ist. Eine "Scène de guerre au Moyen-Age", wohl sein letztes Historienbild, stellte er im Salon von 1865 aus. Das Motiv (Frauen, von Rittern niedergemetzelt) läßt den Einfluß Delacroix' erkennen. Den eigentlichen D. aber, den Realisten, der als Zeichner zwar immer noch mit den Augen Ingres' sieht, aber schon den Kurs nach einer freien Beobachtung des ihn umgebenden Lebens richtet, finden wir in den Porträts dieser Zeit (eine anmutige Porträtzeichnung der Kinder der Mme Valpinçon im Besitz von Herrn J. Fourchy trägt die Signatur: E. de Gas, Paris, 1861). Die Olporträts pflegte er damals (ganz nach akademischer Art) auf rot präpariertem Grund, aber schon lockerer u. dünner u. in größter Einfachheit der Auffassung zu malen (Porträts Léon Bonnat, 1863, u. Albert Melida, 1864, beide im Mus. Bonnat in Bayonne). Die Bleistiftzeichnung einer jungen Frau von 1865 aber (reprod. bei Manzi, Vingt Dessins de D. [s. u.]) zeigt eine erstaunliche Wahrheit der Beobachtung u. zugleich die gepflegte Handschrift eines ingresschülers. - Um 1865 versammelten sich allabendlich im Café Guerbois auf dem Boulevard des Batignolles die Bewunderer Manets: Renoir, Lhermitte. Desboutins, Cazin u.a., gelegentlich kam auch Zola; häufige Gäste waren Pissaro, Whistler, Stevens. D. wurde bald ständiger Besucher des Cafés. Der Einfluß Manets ist schon 1865 in der "Femme aux Chrysanthèmes" (Slg Mme Boivin) erkennbar: es ist das erste "unkomponierte" Bild des Künstlers. 1866 beschickte er den Salon mit einem "Steeple-Chase", dem ersten der Bilder vom Rennplatz. Wiederum erkennt man in der neuen Optik dieses Werkes die Wirkung Manets. In der Folge entstanden ausgezeichnete Porträts: "Femme aux Mains Jointes" (1867, Mrs Gardner, New York), ein Familienbildnis (die beiden Schwestern des Künstlers, Salon 1867), das Porträt der Mlle Fiocre in ihrer Rolle als Nomedda in dem Ballett "die Quelle" (Salon 1868, selten großes Format, im Bes. d. Kstlers), u. endlich der farbig so schöne Frauenkopf der Sig Viau (ca 1868-70). - Der Krieg von 1870/71 brachte lange Monate unfreiwilliger Muße. D. diente einige Zeit in der Batterie seines Freundes Henri Rouart. Aus dein März 1871 stammt ein interessantes Interieur: die Kameraden der Dienstzeit, Jeanteaud, Linet u. Lainé in Unterhaltung (im Bes. von Min Jeante: ud). Den großen Schritt vorwärts tat D. erst 1872. In diesem Jahre malte er das "Ballet de Robert le Diable" (Victoria & Albert-Mus. London, eine Replik bei Durand-Ruel) u. die "Musiciens ä l'orchestre" (früher Slg Durand-Ruel, jetzt int Städelschen Institut zu Frankfurt a. M.). In dein "Ballet" sieht man von erhöhtem Standpunkt vorn einige Zuschauer der ersten Parkettreihe, dann die Musiker des Orchesters u. hinten auf der Bühne das Gewoge der weißen Massen der Nonnen in dem zerstreuten Licht der Rampe. Ähnlich baut sich das zweite Bild auf. Bis über die Mitte des Bildes ragen die Rücken u. Köpfe der Musiker auf, die Rampe halbiert das Bild u. schneidet den Tänzerinnen die Beine weg. Diese Art zu komponieren war durchaus neu und brach mit allen akademischen Formeln. Farbig aber dokumentieren die beiden Bilder sich als Übergangswerke: die Köpfe im Vordergrund sind sorgfältig ausgeführt, die Formen der Tänzerinnen hinten erscheinen aufgelöst durch die Wirkungen des Lichts und sind summarisch skizziert. Eine neue Konzeption verlangte auch neue malerische Mittel der Darstellung; er sollte sie vollständig erst im Pastell (nach 1877) beherrschen. Noch zwei Hauptwerke brachte das fruchtbare Jahr 1872: die "Femme à la Potiche", eines' seiner schönsten Porträts, neu in der Beobachtung der Atmosphäre, und das "Foyer de la Danse" (beide im Louvre, Slg Camondo), eine Ecke des Saals, in dem die Tänzerinnen unter Leitung des Tanzmeisters ihre Übungen machen. - 1873 machte D. eine Reise nach Nordamerika u. nahm längeren Aufenthalt in New Orleans. Dort malte er das "Bureau de Coton" (seit 1878 im Mus. zu Pau). Neu ist hier wie in dem berühmten 1877 in Paris entstandenen Bild "Pédicure" (Louvre, Slg Camondo) nur das Sujet u. die Komposition. In der Farbe verließ er nur allmählich die Tradition, folgte dann aber konsequent den Spuren Manets. Ebenfalls aus dem Jahr 1873 stammt das Bild "La Voiture aux Courses" (Sig Durand-Ruel), eine sorgfältige Studie des Plain-air, der Ausschnitt aber ist von programmatischer Kühnheit. Seit 1870 hatte er sich von den Ausstellungen des Salon zurückgezogen. Jetzt 1874 nahm er auf der ersten Ausstellung der Impressionisten u. a. mit diesem Bilde öffentlich Partei für Manet u. seinen Kreis tt. erschien seitdem öfter in diesen Ausstellungen. 1873/74 porträtierte er den Kupferstecher Vicomte Lapic, wie er mit seinen zwei Töchtern u. seinem Hunde die Place de la Concorde überschreitet (Privatslg, Paris). In der Folge treten bizarre Ausschnitte immer häufiger auf, besonders in den Szenen vom Rennplatz und in den Ballettbildern. Als geborenen Zeichner interessierte ihn vor allem die Bewegung. Er suchte, noch ehe die Momentphotographie die Richtigkeit seiner Konstatierungen bewiesen hatte, jene Linien festzuhalten, die für das beobachtende Auge in irgendeinem Augenblick der Bewegung erkennbar sind, hier wie in der Perspektive nicht unbeeinflußt von den Japanern. Von diesen eigenartig geführten Linien ist auch seine speziale Art zu komponieren bedingt. Es gelang ihm, gewisse Äußerungen des modernen Leben, mit einer bisher ungewohnten Richtigkeit zu schildern. Die gänzlich neuen u. oft geringwertigen Stoffe aus der Welt der Tänzerinnen, der Sängerinnen der Café-Concerts. der Wäscherinnen u. Modistinnen, die unschönen weiblichen Akte der letzten Zeit, die banalen Turfszenen zwang er allein durch die Weisheit seiner Mittel zu den Wirkungen der hohen Kunst. - Seit dem Ende der 70er Jahre trat die Ölmalerei in seinem Werk zurück. Eine Zeit lang arbeitete er nur in Pastell oder Tempera, oder er mischte die Techniken. Seine letzte Freiheit einer lockeren u. breiten u. doch prägnanten Zeichnung aber entwickelte er nur im Pastell, vor allem in den vielen Studien der Tänzerinnen seit 1877; er brachte diese Technik wieder zu Ehren. - D. wird öfter zu den Impressionisten gezählt, mit Unrecht Er selbst sagt, daß seine Kunst gar nicht spontan sei, vielmehr sei sie basiert auf da, Nachdenken u. das Studium der alten Meister. Es ist bezeichnend, daß er die Landschaft als Schauplatz seiner Turfszenen mit Liebe u. Verständnis interpretierte, als Selbstzweck kam sie für ihn nicht ernstlich in Frage. 1893, in der Ausstellung einiger 20 seiner Landschaften bei Durand7Ruel, ergab sich klar die Kluft zwischen ihm und den Impressionisten. Die Irrealität seiner grauen u. harmonischen Bilder entfernt ihn im Wesen sogar von Corot. - Seine Kunst hat sich langsam aber konsequent die höchste Anerkennung der Zeitgenossen erobert. Sein Einfluß als Zeichner ist selbst im Werk Manets u. der älteren Impressionisten spürbar. Die jüngere Generation verehrt ihn als den größten Meister. In ein persönliches Schülerverhältnis zu ihm trat nur Miss Cassatt in den 80er Jahren, doch erfuhren Forain u. Toulouse-Lautrec entscheidende Beeinflussung. - Auf dem Kunstmarkt erreichen die Werke des D. die höchsten Preise. So brachte auf der Auktion der Sig Rouart 1912 das Bild "Danseuses ä la barre" (Käufer Durand-Ruel) 435000 Frcs; es ist der höchste Preis, der jemals in Frankreich für das Werk eines lebenden Meisters gezahlt wurde. - Von den berühmten Bildern des D. seien noch erwähnt: das "Interieur" der Sig Pope (ca 1875) u. "L'Absinthe" (eigentlich ein Porträt des Kupferstechers Desboutins, entstanden ca 1876/77, im Louvre, SIE; Camondo). Dann: "Repetition d'un Ballet sur la Scène" u. "Classe de Danse" (1874, ebendort), "L'Attente" (1874, Pastell, Sammlg Havemeyer, New York), "Danseuse au Bouquet" (Louvre, Sig Camondo), "La Famille Mante" (ca 1879, Pastell, Sig Montgomery-Sears), "Danseuse dans sa loge" (ca 1880, Slg Viau). "Miss Lola au cirque Fernando" (1877, SIg Cawthra Mulock), "Femmes devant un café" (1877, Pastell, Luxembourgmus.), "Chevaux de Courses" (ca 1878, Mus. Boston, Replik bei Durand-Ruel), "Blanchisseuses portant du linge" (1879, Sig Sir William Eden), "Deux Repasseuses" (1882, Slig Durand-Ruel), "Ani-es le Tub" (1883, Pastell, Sig Durand-Ruel), "Chanteuse Verte" (Pastell, 1884), "Femme, accroupie dans son Tub" (1886, Louvre, Slg Camondo). - In Paris ist D. außer im Louvre (Sig Camondo) und im Luxembourg (die sieben Pastelle der Sig Caillebotte) in zahlrei,hen Privatsammlungen vertreten, von denen eine der bedeutendsten, die Sig. Rouart, 1912 versteigert wurde. In Deutschland besitzt u. a. die Nationalgalerie in Berlin ein Pastell "Die Conversation", die Kunsthalle in BI emen ein anderes einer Tänzerin, das Städelsche Institut in Frankfurt das obenerwähnte bedeutende Bild "Musiciens ä l'orchestre". Erwähnt seien u. a. noch die Privatsamml. von Max Liebermann u. Arnhold in Berlin, Schmitz, Rothermund u. v. Seidlitz in Dresden. - Von Porträts des D. sind bekannt: das rad. Selbstbildnis von 1857, drei Bildnisradierungen von Desboutins, Manzi u. Jeanniot (1891), das Ölporträt von Jacques Blanche (1903, reprod. in Studio, Dez. 1903) u. die Büste von P. Paulin im Luxembourgmus. - Lemoisne (s. u.) hat sich als Erster kritisch mit dem Werk des D. auseinandergesetzt u. vor allem die frühen Bilder gesichtet. Ausgezeichnete Faksimilereproduktionen nach bedeutenden Zeichnungen aus den Jahren 1861-96 publizierte Manzi: Vingt Dessins de D., Paris 1898. Monographien: George Moore, D., the painter of modern life (The magazine of Art) 1900. - Max Liebermann, D. 1899. - Georges Grappe, Edgar D. (Kunst d. Gegenwart Bd III) 1908. - P. A. Lemoisn e. D. (L'Art de notre 'temps Bd 7) 1912. - J. Meier -Graefe, D. (in Vorbereitung f. 1913). - Aufsätze in The Art Journal 1894 p. 204-08 (Th. Dure t); 1905 p. 92, 93, 95 u. 1909 p. 124 (Abbgn). - Revue de l'Art anc. et mod. 1903 (XIV) p. 381-98 (Cam. M auc I ai r). - Les Arts 1902 No 5 p. 5, 6, 78; 1908 No 75 p. 28, 30, 31; 1912 No 132 p. 16-25 (Sig Rouart, Abbgn); 1908 No 83 p. 22 ff. (Slg de Camondo, Abbgn). - L'Art et les Artistes VII 12.-23 u. Revue Encyclopédique III 1232-33 (G. Geffroy). - Est u. Kstler VI 98-108 u. 138-51 (G. Moor e); VII 102 ff. (T Schudi, Sig Arnhold); VIII 21, 22, 33, 350 (Abbgn); X 333 ff. (P. Gauguin). - Art et Décoration 1912 II 97-113 (L. Hourtic q). - L'Art décoratif XXVIII 329-360 (H. Frantz, Sig Rouart). - Emporium XXVI 405-418 (Vitt. Pica). - Gaz. d. B.-Arts, 1877 II 162; 1878 II 396; 1880 I 486/87; 1884 II 53. - Burlington Magazine XII 248/49. - Ztschr. f. bild. Est, Bbl., XVI 470. - Kstchron. N. F. IX 124; XXIV 308. - H. Marcel, La Peinture franç. au 193 siècle p. 332-34. - Bérald i, Les Graveurs du 19,' siecle, 1886. - Mireur, Dict. d. Ventes d'Art 11 (1902). Bender.