Denis, Maurice, frz. Maler, Graphiker, Dekorationsmaler, *25.11.1870 Granville/Manche, †13.11.1943 (an den Folgen eines Verkehrsunfalls) Paris. Addenda: abweichender Tod.ort in Walther, 1998: St-Germain-en-Laye
Denis, Maurice
D. entstammt einer einfachen Fam. in der Normandie und verbringt das ganze Leben in Saint-Germain-en-Laye b. Paris, einer für ihn und sein Schaffen sehr wichtigen Stadt. Parallel zur gediegenen klass. Ausb. am Lycée Condorcet in Paris (1882-87), wo er Edouard Vuillard, Ker Xavier Roussel und Aurélien Marie Lugné-Poé kennenlernt, nimmt D. Zeichenunterricht bei eher unbek. Lehrern (dem Fotografen Jean-Dominique Zani in Saint-Germain-en-Laye, 1885 bei Júlio Ballá in Paris). V.a. bildet er sich jedoch autodidakt. im Louvre und entdeckt durch die Werke von Fra Angelico seine wahre Berufung: 15jährig setzt er sich das Ziel, "die Kunst auf ihren großen Meister, nämlich Gott, zurückzuführen" (1886); in diesem Sinn nimmt er nun Eintragungen im bereits 1884 beg., bis ans Lebensende fortgesetzten "Journal" (Tagebuch) vor. Drei Ereignisse sind schließl. richtungweisend für D.s künstler. Entwicklung: die Begegnung mit der Malerei von Pierre Puvis de Chavannes (1887 Retr. in der Gal. Durand-Ruel), die Bekanntschaft mit Paul Sérusier 1888 an der Acad. Julian (einer kleinen Gruppe von Freunden, darunter Pierre Bonnard, Henri Gabriel Ibels und Paul Elie Ranson, erläutert er eine in Pont-Aven unter Ltg von Paul Gauguin gemalte Lsch., gen. Le Talisman, Paris, Orsay) und schließl. der durch die Gem. von Gauguin verursachte Schock (1889 Ausst. im Café Volpini). Damit setzt die Bewegung der Nabis (hebr. für "Propheten") ein, die 1891 erstmals gemeinsam ausstellen; im Aug. 1890 veröffentlicht D. in der Zs. Art et critique deren Manifest "Définition du néo-traditionnisme" mit dem berühmten Anfangssatz "Es sollte bedacht werden, daß ein Bild, bevor es ein Schlachtpferd, eine nackte Frau oder irgendeine Anekdote ist, im wesentlichen eine gewöhnl. Fläche ist, überzogen mit in bestimmter Weise angeordneten Farben". D. steht im Mittelpunkt der Gruppe mit René Piot, Roussel, Vuillard, zu der später auch Aristide Maillol und Félix Vallotton gehören. Die Heirat 1893 mit Marthe Meurier (sechs gemeinsame Kinder) ist ein weiteres entscheidendes Ereignis; sie wird das Hauptmodell seiner Bilder (Le Dessert au jardin, 1897, Saint-Germain-en-Laye, Mus. dép. Maurice Denis "Le Prieuré" [im folgenden: Mus. D.]) und ermöglicht ihm, Liebe und Religion in einer ganz persönl. Weise miteinander in Einklang zu bringen. Mit der Hochzeitsreise nach Perros-Guirec, wo D. künftig regelmäßig hinfährt und 1908 schließl. die Villa Silencio kauft, beginnt eine bes. innige Beziehung zur Bretagne (Régates à Perros-Guirec, 1892, Mus. D.), der zweiten von ihm bevorzugten Gegend neben Italien; dorthin reist er ab Mai 1895 insgesamt zehnmal, um die Bezugspunkte zur Malerei aus der Zeit vor und um die ital. Frührenaiss. bis zum Barock allmähl. zu erweitern und zu variieren. V.a. vom Kreis um den Maler Henri Lerolle ausgehend (Portr. d'Yvonne Lerolle en trois aspects, 1897, Coll. Josefowitz), knüpft D. alsbald ein Netz von Verbindungen und Freundschaften in der Welt des Theaters (Lugné-Poe) und der Musik (Ernest Chausson, bis zu seinem Tod 1899 ein sehr enger Freund, in dessen Priv.-Haus er drei Plafonds malt, Claude Debussy, und bes. Vincent d'Indy, für den D. 1920 die Dekorationen zur Oper La Légende de St Christophe fertigt). Unter den Schriftstellern verbindet ihn v.a. ab 1892 eine langjährige Freundschaft mit André Gide, die mit dem gemeinsamen, 1893 ed. Buch Le Voyage d'Urien beginnt. Enge Beziehungen hat er auch zu Politikern, z.B. zu Denys Cochin, für den D. zw. 1895 und 1898 mehrere Glasfenster und die Dekoration zu La Légende de St Hubert gestaltet, und Adrien Mithouard. Nach dem Debüt im SAfr. 1890 entwickelt sich D.s Karriere sehr schnell; er ist regelmäßig im Salon des Indépendants und im Salon der Soc. nat. des BA, in der Gal. Le Barc de Boutteville und in Brüssel (1892 Salon des XX; ab 1894 Salon de la Libre esthétique) vertreten. Die 9. "Expos. des peintres impressionnistes et symbolistes" 1895 bei Le Barc bringt das Ende der reinen Nabis-Periode und kündet vom Beginn einer Entwicklung, die 1898 in Rom angesichts der Werke von Raffael in tiefgründigen theoret. Betrachtungen mit Gide konkrete Formen annimmt. So setzt die zweite Periode von D.s Laufbahn ein, in der anspruchsvollere Werke in den Vordergrund treten, zunächst die 1899 eingeweihten Wandmalereien in der Kap. des Collège Ste-Croix in Le Vésinet b. Paris und die 1901-03 ausgestaltete Kirche Ste-Marie. Die Ausmalung der Kuppel im Pariser Théâtre des Champs-Elysées 1913 ist der Höhepunkt auf diesem Gebiet. Nach der Dreyfusaffäre, den von Emile Combes 1903 erlassenen Gesetzen und der Trennung von Staat und Kirche 1905 unterstützt D. die monarchist. Orientierung durch den Beitritt zur Bewegung der Action franç., die er erst nach Bekanntgabe der Exkommunizierung von Charles Maurras durch den Papst 1927 wieder verläßt. D. veröffentlicht weiterhin zahlr. Art. (bes. ab 1901 in der Zs. L'Occident), u.a. umfangreiche theoret. Abh. zu seinem Freund Maillol (1905) und zu Cézanne (1907), in denen er die Grundsätze eines mögl. "nouv. classicisme" darlegt. Dessen Bedeutung verstärkt er noch durch die Bekanntschaft mit Edgar Degas 1901, der Wiederbegegnung mit dem Jugendfreund Jan Verkade 1903 im dt. Kloster Beuron und Besuchen bei Cézanne 1906 kurz vor dessen Tod (La Visite à Cézanne, 1906, Priv.-Slg), bei Henri-Edmond Cross, Paul Signac und Auguste Renoir. In diese Richtung weist auch die Komplettierung der Slg seiner wichtigsten ab 1890 ersch. Art., die 1912 im Buch "Théories" mit dem charakterist. Untertitel "Du Symbolisme et de Gaughin vers un nouv. ordre classique" hrsg. werden. Das in drei weiteren Auflagen ersch. Werk findet internat. ein breites Echo; die darin enthaltenen Lehren vermittelt er bis 1919 an der 1909 gegr. Acad. Ranson. Zahlr. Ankäufe und bed. priv. Aufträge in Frankreich (Etienne Moreau-Nélaton, Jacques Rouché, Gabriel Thomas, Charles Stern, der Prinz von Wagram), Deutschland (Dr. Wolff in Berlin, Curt von Mutzenbecher in Wiesbaden und v.a. Harry Graf Keßler in Weimar, der ihn 1902-13 bes. wirkungsvoll unterstützt) und Rußland (in Moskau Sergeij Ščukin und Ivan Morosov, für dessen Stadtpalais D. 1908 die Gesch. der Psyche malt) sichern seine Entwicklung. Das zeigen auch die zahlr., der ersten Personal-Ausst. 1904 folgenden Ausst. beim Pariser Kunsthändler Eugène Druet. Im Zusammenhang mit dem Großauftrag im Théâtre des Champs-Elysées 1910-13, wo D. eine führende Rolle spielt und die große Kuppel ausmalt (Hist. de la musique), nimmt er freundschaftl. Beziehungen zu Auguste Perret auf. Dieser errichtet 1912 in Saint-Germain-en-Laye D.s Atelier im Gelände des aus dem 17.Jh. stammenden ehem. Hospital Le Prieuré (1914 käufl. erworben, heute Mus. D.). Der 1.WK und bes. der Tod von Marthe 1919 bedeuten eine Zäsur in D.s Leben (1922 zweite Ehe mit Elisabeth Graterolle, mit der er zwei weitere Kinder hat), die sich in einer noch konsequenteren Hinwendung zur sakralen Kunst ausdrückt. 1919 gründet D. zus. mit George Desvallières die Ateliers d'art sacré, wo zahlr. anschl. im sakralen Bereich tätige Künstler ausgebildet werden. 1922 veröffentlicht er die größtenteils den Problemen der sakralen Kunst gewidmeten "Nouv. théories". Neben mehreren umfangreichen Profandekorationen (Hist. des arts en France in der Kuppel des Mus. im Pariser Petit Pal., 1925; Le Christ aux ouvriers für das Bureau internat. du travail in Genf, 1931; Tafelmalereien für die Hospices civils in Saint-Etienne, 1936; im Gebäude des Völkerbundes in Genf und im Pariser Pal. de Chaillot, beide 1938) hat die Ausgestaltung von Kirchen einen großen Anteil im Schaffen: u.a. Ausstattung und Glasfenster für die Chap. du Prieuré in Saint-Germain-en-Laye, 1915-28; St-Nicaise in Reims, 1926-34; die Apsiden der Kirche St-Paul in Genf, 1916, St-Louis in Vincennes, 1927, und St-Esprit in Paris, 1934; Basilika von Thonon-les-Bains, 1943. Durch die Einzel-Ausst. zur Bienn. 1922 in Venedig, eine große Retr. 1924 in Paris, die Ausz. als Kommandeur der Ehrenlegion 1926, die Wahl ins Institut de France 1932 sowie die Publ. zahlr. weiterer Art. und mehrerer Bücher (u.a. 1939 eine umfassende "Hist. de l'art relig.") findet D. internat. Anerkennung. Während des Vichy-Regimes hält er sich von allen offiziellen Vorgängen fern. - Der 16jährige D. vermerkt im "Journal", die Malerei werde für ihn stets eine essentiell relig. und christl. Kunst sein; dennoch nimmt seine Darstellungsweise im Verlauf der in drei Perioden gegliederten künstler. Tätigkeit eine deutlich spürbare Entwicklung; das bes. umfangreiche maler. Œuvre umfaßt mehr als 2000 Gem. mit zahlr. Wiederholungen und Varianten, ca. 30 profane und relig. Wandmalereien. In der ersten Phase (1890-98) praktiziert er zunächst gemäß dem anfängl. Anspruch seines Art. von 1890 und im Gefolge von Gauguin eine flächige Malerei in lebhaften Farben (La montée au calvaire, 1889; Taches de soleil sur la terrasse, 1890, beide Paris, Orsay) mit einem auffallend dekorativen Aspekt als Auftakt zum Art nouv. (Avril, Otterlo, RM Kröller-Müller; Procession sur les arbres, New York, Altschul Coll.). Dennoch geht es D. nie um die Überbetonung des Formalen, und der Bildgegenstand bewahrt, wenn auch an zweiter Stelle, seine Bedeutung für das gleichzeitige Zelebrieren von Liebe und Religion (Mystère catholique, 1889, Saint-Germain-en-Laye, Mus. D., und fünf weitere Versionen davon; Matin de Pâques, Chicago, Art Inst.; Soir trinitaire, Coll. Josefowitz, beide 1891). Intime Szenen, Mutterschaften sowie Kinder- und Selbstbildnisse (1889-1938) durchziehen D.s gesamtes Œuvre. Ab 1898, mit der Neubewertung von Raffael und als Reaktion auf das in der Nabis-Periode als Übermaß an Subjektivität und Emotion Empfundene werden Zchng, Perspektive und das Bemühen um den Bildaufbau wieder bedeutsamer in anspruchsvolleren, recht großformatigen Werken; damit bekundet D. den Willen, einen eigenständigen Stil auszubilden und die Gestaltungsprinzipien der klass. Malerei anzuwenden (Le jeu de volant, Orsay; Sinite parvulos, Neuss, Clemens-Sels-Mus., beide 1900) und intepretiert in diesem Sinn das Schaffen von Cézanne (Hommage à Cézanne, 1900, von Gide erworben, heute im Orsay). Nach 1904/05 führt die krit. Analyse des Neoimpressionismus und der Malerei der Fauves zu einer intensiveren Farbgebung, was D. mit dem Bestreben um den Bildaufbau und der Auswahl von signifikanten Themen in Einklang bringt, die nun Bezüge zu Mythologie und Christentum aufweisen (Gesch. der Psyche, 1908, St.Petersburg, Ermitage; Spiele der Nausikaa, 1914, beide Öl/Lw., verschollen); das wird bes. deutl. in einer Ser. mit Strandansichten (Soir de septembre, 1911, Nantes, MBA; Bacchus und Ariane, 1907, St.Petersburg, Ermitage) und in seinen besten Dekorationsmalereien (L'éternel printemps, 1908, Saint-Germain-en-Laye, Mus. D.; Soir florentin, 1910, Paris, Petit Pal.; Hist. de la musique, 1913). Begünstigt durch ausgedehnte Reisen (1920 Schweiz, 1921 Nordafrika und Italien, 1926 Holland, 1927 USA und Kanada, 1929 Ägypten, Jerusalem und Griechenland), führen nach dem 1.WK vielfältige, weitreichende Bezugspunkte, v.a. bei größeren Dekorationsmalereien, dazu, daß D. vorrangig um die Rückbesinnung auf die Darstellungsweise eines Giotto und eine aufklärende Malerei bemüht ist. In der Staffeleimalerei behält er jedoch bis an das Lebensende die Hauptmerkmale des Frühschaffens bei. Daneben ist D. sehr aktiv in der Buch-Ill.; um 1890 löst er sich auf diesem Gebiet vom Figürlichen und bildet stattdessen eine "Stickerei von Arabesken auf den Seiten, eine Begleitung expressiver Linien". Diese Auffassung zeigt sich erstmals bei den 1889 beg. Zchngn zum Buch Sagesse von Paul Verlaine (erst 1911 mit Hschn. von Jacques Beltrand bei Ambroise Vollard publ.) und am deutlichsten im zus. mit Gide konzipierten Werk Le Voyage d'Urien (1893 von Bailly ed.). Das 1903 von Vollard publ. Buch L'Imitation du Jésus-Christ mit Zchngn von 1893-99 ist das letzte Beispiel der symbolist. Periode. Nach dem tiefgreifenden Stilumbruch um 1898/1900 erscheinen die ebenfalls wichtigen Bücher Vita Nova, 1907 (Hschn. von Beltrand), und Fioretti, 1913 (Hschn. von den Brüdern J.und Marcel Beltrand), in einer eher trad. Auffassung, aber beide in prachtvoller, subtiler Farbgebung und Typographie. Nach ca. 15 weiteren bemerkenswerten Büchern (die meisten mit Farb-Hschn. von den Brüdern Beltrand) bedeuten die 1942 von Vollard postum veröff. Poèmes von Francis Thompson D.s Rückkehr zur seit den 1890er Jahren nicht mehr eigenhändig praktizierten Technik der Lith. (die Folge Amour mit D.s Lith. erschien 1889 bei Vollard). Wie die anderen Nabis gestaltet D. bereits sehr früh kunsthandwerkl. Arbeiten, zunächst Fächer, Lampenschirme, Tapetenentwürfe, dann mehrere Werke für das Geschäft Art nouv. von Siegfried Bing: die Wanddekoration L'amour et la vie d'une femme (1895, verschollen, eine spätere Fassung im Mus. D.), Mobiliar und mehrere Glasfenster, später auch Vasen (zus. mit André Metthey, um 1907). Diese Tätigkeit verfolgt er weiter, bes. die Gest. von Glasfenstern (Jeanne d'Arc für das Haus von Gabriel Thomas, 1916, heute im Mus. D.; in den Genfer Kirchen Notre-Dame, 1917, und St-Paul, 1918-22; für die Kirche Notre-Dame in Le Raincy, Auftrag von Perret, 1923). D. fertigt auch Imitationen (Au bois d'amour, 1898, Mus. D.) und Tapisseriekartons (Plage à l'homme nu et au canot, 1920; Dans les jardins d'Armide, 1930, für die Man. des Gobelins). Im engen Zusammenhang mit dem Œuvre stehen die theoret. Betrachtungen; in der symbolist. Phase ist D. im Gefolge von Gauguin der Haupttheoretiker vom "équivalent plast." und bevorzugt die "Äußerung durch das Kunstwerk" (l'expression par l'œuvre d'art) gegenüber der "Äußerung durch den Bildgegenstand" (l'expression par le sujet); damit vertritt er eine zur gesamten symbolist. Tendenz der sog. "allégoristes" bzw. "imagiers" völlig konträre Ansicht. Den Terminus Symbolismus akzeptiert D. im übrigen nur zögerlich und würde ihn gern durch den Begriff "néo-traditionnisme" ersetzen, der die Absicht, an eine ältere Mal-Trad. anzuknüpfen, besser artikulieren könnte, um so auf alle von D. abgelehnten Formen von Realismus reagieren zu können. Ab 1898 gewinnt der Bildgegenstand nach und nach seine anfängl. Bedeutung zurück, was einer entsprechenden Äußerung von 1924 zu entnehmen ist. Am E.des 19.Jh. hat D.s Malerei und Kunsttheorie einen Großteil der symbolist. Bewegung Europas beeinflußt; bes. durch Ausst., die Aktivitäten seines Händlers Druet, zahlr. Reisen (1905 Spanien, 1903 und 1907 Deutschland, 1907-10 Belgien und Italien, 1909 England und Rußland) und Übersetzungen von Art. (Dt. in Kunst und Künstler, 1906-14; Engl. im BurlMag 1910; Tschech. in Volne Smery, 1906-11; Russ. in Zolotoje Rouno 1909). Trotzdem wird D. im Kontext der Herausbildung eines internat. "nouv. classicisme" noch geringgeschätzt. Seine Auffassungen wirken über den 2.WK hinaus, v.a. jene zur sakralen Kunst und zur Verteidigung des Primats des Gegenstands gegenüber formalen Unters., womit er konträr zur mehrheitl. Tendenz der Avantgardisten ist. Nachdem lange v.a. die Werke und Anschauungen aus den ersten Jahren der Nabis bek. waren, ist es an der Zeit, die nach D.s Tod wenig beachtete Stellung und die Bedeutung des Œuvres in diesem Sinn neu zu bewerten.
Auswahl, vollst. Verz. cf. Le Ciel et l'Arcadie, 1993. - Théories, 1890-1910. Du Symbolisme et de Gauguin vers un nouv. ordre classique, P. 1912; 31913; 41920; Nouv. théories. Sur l'art mod., sur l'art sacré, 1914-1921, P. 1922; Carnets de voyage en Italie, 1921-1922, P. 1925; Aristide Maillol, P. 1925; Henri Lerolle et ses amis, suivi de quelques lettres d'amis, P. 1932; Charmes et leçons de l'Italie, P. 1933, 21935, 31947; Hist. de l'art relig., P. 1939; Paul Sérusier, sa vie, son œuvre, in: Paul Sérusier, A.B.C. de la peint., P. 21942; Journal, 1884-1943, I-III, P. 1957-59; Du Symbolisme au classicisme. Théories, ed. O.Revault d'Allones, P. 1964; Correspondance Jacques-Emile Blanche - M.D. (1901-1939), ed. G.-P. Collet, Genève 1989; Le Ciel et l'Arcadie, ed. J.P.Bouillon, P. 1993.
Einzelausstellungen:
Paris: 1904 Gal. Druet: M.D., ét. d'Italie, 1898-1904 (K Vorw.: A.Gide); 1924 Pavillon de Marsan, Union centrale des Arts décoratifs: M.D., 1888-1924; 1929 Gal. Druet: M.D., Rome 1928-Bretagne 1927-1928; 1945 MNAM (K Vorw.: A.Gide; Text: P.Bonnard); 1970 Orangerie des Tuileries (K: A.Dayez); 1992 Gal. Huguette Berès (K: A.Berès) / 1922 Venedig, Bienn., Pavillon franç. / 1945-46 Cambrai u.a.: M.D., ses maîtres, ses amis, ses élèves (Wander-Ausst.; Text: B.Dorival) / 1954 Neuss, Clemens-Sels-Mus. / Saint-Germain-en-Laye: 1954 Bibl.: M.D., œuvre gravé, lith.; Mus. D.: 1980: Symbolistes et Nabis, M.D. et son temps (Schenkung D., 2.Teil 1985); 1997: Lumières de sable. Plages de M.D. (Texte: A.Delannoy/J.P. Bouillon/F.Denis); 1999: M.D., La Légende de St Hubert 1896-1897 (Texte: M.Barbey/J.P. Bouillon u.a.) / 1963 Albi, Mus. Toulouse-Lautrec (Texte: E.Julien/A.Humbert) / 1966 Tours, MBA: M.D. illustrateur (Text: J.Guignard; K: D.Boulet) / 1971/72 Bremen, KH; Zürich, Kunsthaus; Kopenhagen, Statens Museum for Kunst / 1981 Tokio, NM of Western Art (Texte: U.Perucchi-Petri/D.Maurice-Denis) / 1982/83 Beauvais, Mus. dép. de l'Oise: L'Age d'Or de M.D. (K: M.-J. Salmon) / 1985 Alençon, MBA (K: S.Janin-Juvigny); Perros-Guirec, Maison des Traouïeros und Morlaix, Mus. des Jacobins: M.D. et la Bretagne, M.D. à Perros-Guirec (Texte: G.Lacambre/D.Delouche; K: C.Denis/A.Gruson) / 1988 Rom, Centre culturel franç.: M.D. et l'Italie, aspects de l'œuvre gravé (K: T.Barruel); Marcq-en-Bareul, Fond. Septentrion / 1994 Lyon, MBA: M.D. 1870-1943 (Wander-Ausst.; Texte: J.P. Bouillon, D.Gamboni, G.Genty, G.Cogeval, J.Lee, E.Mai; K: M.Barbey, T.Barruel, C.Denis, A.Gruson u.a.) / 1996 Autun, Mus. Rolin: Un nouv. regard sur M.D., la coll. Eugène Chevalier (Texte: B.Maurice-Chabard/T.Barruel u.a.). -
Gruppenausstellungen:
Auswahl, vollst. Verz. cf. Kat. Einzel-Ausst., Lyon 1994. -
Thieme-Becker, Vollmer und AKL:
ThB9, 1913; Vo1, 1953
Weitere Lexika:
Bénézit III, 1976; DA VIII, 1996. Addenda: Nouv. dict. de biogr. alsacienne, XLVIII, Strasbourg 2007
Gedruckte Nachweise:
Ausführl. Bibliogr. cf. M.D. (K Orangerie des Tuileries), P. 1970; Bouillon, 1993; Clément, 1996. - Weitere Lit.: G.Mourey, Rev. univ. 3:1903(97)561-564; A.Mithouard, Art et décoration 22:1907(2)1-12; L.Rouart, Grande rev. 9:1907(Mai)526-531; S.von Staudhamer, Christl. Kunst 4:1908(Febr.)97-113; A.Alexandre, Art et les artistes 8:1909(Jan.)161-166; 1910(März)256-263; L.de Lutèce, Notes d'art et d'archéologie 1909(Jan.)1-4; A.Soffici, Vita d'arte 4:1909(24)504-514; P.Jamot, GBA 1911(Juli)5-18; 1913(Mai)291-322; H.Cochin, Rev. hebdomadaire 1913(März)34-57; L.Couturier, Art décoratif 1913(191)205-220; A.Favre, Pages d'art chrétien, IV, P. 1913, 111-126; J.de Foville, Rev. de l'art ancien et mod. 33:1913(April)267-286; A.Segard, Peintres d'aujourd'hui. Les décorateurs, II, P. 1914, 139-243; H.Cochin, Rev. des jeunes 16:1918(9)513-532; J.L. Vaudoyer, Dedalo 1922 (April)722-751; A.Pératé, Art et les artistes 8:1923(40)41-80; F.Fosca, M.D. et son œuvre, P. 1924; L.Gillet, GBA 1924(Sept.-Okt.)197-212; P.Hepp, Rev. hebdomadaire 1924(26)445-460; P.Jamot, Rev. de Paris 1924(Aug.)901-920; M.Brillant, M.D., peintre lithographe, P. 1926; id., M.D., P. 1929; A.Lugné-Poe, La Parade, I: Le sot du tremplin, P. 1931; P.Jamot, M.D., P. 1936; Art sacré 1937(25)155-166; L.Hautecœur, Rev. des BA de France 8:1943, 67-72; S.Barazetti-Demoulin, M.D., P. 1945; M.Brillant, Portr. de M.D., P. 1945; P.Jamot, M.D., P. 1945; J.Guignard, Portique 4:1946, 48-71 (Buch-Ill.); A.Humbert, Les Nabis et leur époque, 1888-1900, Genève 1954; C.Chassé, Les Nabis et leur temps, P. 1960; P.Cailler (Ed.), Cat. raisonné de l'œuvre gravé et lith. de M.D., Genève 1968; A.Terrasse, D., intimités, Lausanne 1970; C.Vincent (Guy), M.D., l'enfance et la formation. Le mouvement nabi, Mag.-Arbeit Paris I, 1972; U.Perucchi-Petri, Die Nabis und Japan. Das Frühwerk von Bonnard, Vuillard und Denis, M. 1976; G.Mauner, The Nabis. Their hist. and their art, 1888-1896, N.Y. 1978; P.Denis, Vers une approche psychanalytique de l'œuvre de M.D., in: Psychanalyse des arts de l'image (Kolloqium Cerisy-la-Salle 1980), P. 1981, 99-106; H.Dorra, Rev. du Louvre 1982(4)254-259; U.Perucchi-Petri, ibid., 260-265 (D. und Japan); A.M. Christin, Romantisme 1984(43)73-90 (Le Voyage d'Urien); G.Vaughan, Oxford art j. 7:1984(1)38-48 (D. und die Musik); id., Print quart. 1:1984(3)173-187 (Le Voyage d'Urien); S.Inaga, L'hist. saisie par l'artiste. M.D., historiographe du symbolisme, in: Des mots et des couleurs, II, Lille 1986, 195-236; T.Barruel, BSHAF 1986 (1988), 271-282 (Dekoration in Saint-Etienne); G.Genty, Hist. de l'art 1989(5/6)99-107; C.Frèches-Thory/A.Terrasse, Les Nabis, P. 1990; T.Barruel, Rev. de l'art 1992(98)66-76 (D. und Ernest Chausson); M.Marlais, Conservative echoes in Fin-de-Siècle Parisian art criticism, University Park, Pa. 1992, 185-219; F.Fossier, La nébuleuse nabie, P. 1993; J.P. Bouillon, M.D., Genève 1993; id., Maillol und D., in: Aristide Maillol (K Georg-Kolbe-Mus., Berlin), M. u.a. 1996; id., Cah. du MBA de Lausanne 1996(5)21-28; id., Wallraf-Richartz-Jb. 57:1996, 263-276; R.T. Clement, Four French symbolists. A sourcebook on Pierre Puvis de Chavannes, Gustave Moreau, Odilon Redon and M.D., Lo. 1996; A.Gruson, Bull. des mus. et mon. lyonnais 1996(3)46-69 (Jeanne d'Arc); A.Kostenevič, Bonnard et les Nabis, Bournemouth 1996, 144-205; J.P. Bouillon, Le modèle cézannien de M.D., in: Cézanne aujourd'hui (Kolloquium Orsay 1995), P. 1997, 145-164; C.Schäfer, M.D. et le comte Kessler (1902-1913), Ffm. 1997; T.Barruel, BSHAF 1997(1998), 313-326 (D. und Belgien); J.P. Bouillon, M.D. Four stages in the hist. of French landscape, 1889-1914, in: Framing France. Essays on the representation of landscape in France, 1870-1914, ed. R.Thomson, Manchester 1998, 119-146; C.Denis (Ed.), M.D. Cat. gén. raisonné (in Vorbereitung). Addenda: La muse bretonne. Coll. du MBA de Rennes de 1850-1950 (K), Rennes 2000; J.-M. Michaud/D.Le Meste, Les peintres du Faouët, 1845-1945, Plomelin 2003; Peintres de la Bretagne et quête spirituelle (K), Pont-Aven 2006
Archive:
Saint-Germain-en-Laye, Dokumentationszentrum des Mus. dép. M.D. "Le Prieuré"
Denis, Maurice, französ. Maler, geb. am 25. 11. 1870 in Granville (Manche), lebt in St. Germain-en-Laye. In Paris Schüler zunächst der Académie Julian unter Lefebvre, dann der Ecole d. B.-Arts. Die entscheidenden künstlerischen Anregungen erfuhr er von anderer Seite u. noch in der Académie Julian. Durch einen Mitschüler, Paul Sérusier, der Gauguin persönlich kennen gelernt hatte, wurde er mit jenen neuen Ideen bekannt, die (seit 1890) in Reaktion gegen die naturalistischen Tendenzen des Impressionismus zu einer bedeutsamen Umwälzung innerhalb der zeitgen. Malerei geführt haben. Das Programm der Bewegung: Vereinfachung des Bildorganismus, von Cézanne ("die Badenden") vorbereitet, von Gauguin im Anschluß an die Primitiven grundsätzlich durchgeführt, die Forderung nach einer neuen Beseelung der Kunst, die von dem Lyrismus van Goghs erfüllt schien, - wirkte begeisternd auf die jungen Revolutionäre des Ateliers. Unter dem Namen "Néotraditionnffsme" begann der Kreis der Freunde: Sérusier, D., Vuillard, Bonnard, Xavier Roussel u. a. den Synthetismus Gauguins zu propagieren. Die überall angenommene, durchaus nicht charakterisierende Bezeichnung für die Gruppe aber war: die Symbolisten. Für D. ergab sich als nächste Folge, daß ihm einerseits der Weg zur Entwickelung seiner bedeutenden Anlagen für monumentale Dekoration geöffnet, daß er andererseits in der Entschlossenheit bestärkt wurde, sein persönliches Erleben mehr zum Ausdruck zu bringen, als es die Prinzipien des Impressionismus erlaubt hätten. - Die Produktion dieser frühen 90er Jahre steht naturgemäß unter dem Einfluß Gauguins, am deutlichsten erkennbar in zwei kleinen Parkbildern a. d. J. 1890 (bei Herrn Roger Marx). In demselben Jahre debütierte er mit einem Pastell "l'Enfant de Choeur" im Salon des Indépendants, den er auch später noch beschickte. In dem Bilde "Le Mystère de Piques" a. d. J. 1891 (im Bes. d. Kstlers) setzte er sich zum erstenmal mit dem Pointillismus Seurats auseinander; die Wahl reiner Farben, die Anwendung komplementärer Begegnungen u. damit die Fundamente seiner Koloristik verdankte er Seurats fruchtbarer Theorie. Von den Bildern der nächsten Jahre seien genannt: "Le Mystère Catholique" u. "Le Soir Trinitaire" (beide a. d. J. 1891 u. bei dem Maler Lerolle, der als einer der Ersten für D. eintrat), 4 Panneaux für das Schlafzimmer eines jungen Mädchens "Avril", "Juillet", "Septembre", "Octobre" (1891), "Les Fiancés" (1892, Sammlg Viau), "Le Verger des Vierges sages" (1893, bei Lerolle), "Les Muses" (Panneau, 1893, Sammlg A. Fontaine), "Princesse dans la Tour" (1894, früher bei A. Alexandre), "L'Annonciation" (1894). 1893 boten ihm mehrere Dekorationen für das Théâtre d'Art von Paul Fort erwünschte Gelegenheit zur Betätigung an rein dekorativen Aufgaben großen Formats. 1895 stellte er zum erstenmal im Salon (Soc. Nat.) aus, u. zwar religiöse Bilder: "Visitation", "Les Pélerins d'Emmaus" u. die Zeichnungen zu "L'Imitation de Jésus-Christ". Seitdem ist er fast alljährlich dort vertreten. Um diese Zeit hellte sich seine Palette merklich auf, u. es erscheinen die Werte Rosarot, Orange, Lila u. Weiß. Die reizvollen Deckenbilder "Le Printemps" bei Mme Chausson (1896/97) zeugen von dieser Entwickelung seiner Koloristik u. zugleich von der Bedeutung, die sein ornamentaler Stil inzwischen gewonnen hatte. Sie sind das erste große u. eigene Werk des Künstlers. Von den Wandmalereien dieser Zeit seien noch angeführt: die Panneaux "Frauenliebe und Leben" (1895, beim Grafen Keßler, Weimar), "Légende de Saint Hubert" (1897, Bes. Herr Denys Cochin), "Terrasse de Fiesole" (1898, bei Mme Chausson). Im Salon von 1897 erschienen die bedeutenden Staffeleibilder: "Figures dans la Forêt printanière" (bei Herrn Stchoukine, St. Petersburg) und das Porträt eines jungen Mädchens in drei Ansichten (Bes. E. Rouart, Toulouse). 1898 lernte er Italien kennen (Fiesole, Assisi etc.), u. von da an spürt man abwechselnd Annäherungen an den Stil der Giotto, Angelico, Lorenzo di Credi (dessen "Venus" der Uffizien er kopierte; d. Bild im Bes. d. Kstlers), Piero della Francesca u. a. - 1899 erhielt er einen Auftrag auf Wandmalereien hinter dem Hochaltar der Schulkapelle Sainte-Croix zu Le Vésinet: ein Mittelbild (eine freie Landschaft mit lichten Figuren u. dem im Himmel schwebenden Kreuz) u. zwei kleinere architekt. Seitenbilder mit Chorknaben (von denen eins die Signatur Gaston Lebels trägt, der D. in der architekt. Aufgabe unterstützte), Öl auf Leinwand mit Kreidegrund, wie die meisten von D.s dekorat. Bildern. Nach der Vertreibung der Kongregationen u. Schließung der Klöster wurden die Dekorationen bis auf den oberen Teil, der auf eine Wölbung aufgeleimt war, in 5 Stücken entfernt u. vom Künstler zurückgenommen. 1912 erwarb sie das Musée d. Arts Décoratifs zu Paris. - Bedeutender noch erscheint die künstlerische Leistung D.s in den Wandmalereien (Fresko, d. h. Ölmalerei auf die Mauer) der beiden Kapellen der Kirche zu Le Vésinet. Die Raumverhältnisse waren ungünstig, um so imponierender wirkt die spielende Bewältigung der Raumprobleme und der kompositionellen Schwierigkeiten. Die hell u. heiter (Blau, Rosa, Lila mit viel Weiß) gestimmte Marienkapelle (1901 gemalt) birgt als Hauptbild die "Himmelfahrt Mariae", die gegenüberliegende Herz-Jesukapelle (1903) wird von dunkleren u. feierlicheren Farben beherrscht: Christus und Engel mit Symbolen, allegorische Darstellungen, in einem Blendfenster "der Lanzenstich". Die Dekoration der Kirche wird vervollständigt durch Darstellungen über den Sakristeitüren, durch Bilder von Heiligen u. durch Glasfenster. Man hat das Werk D.s mit Recht als die bedeutendste Leistung der französ. Monumentalmalerei seit Puvis de Chavannes bezeichnet. Es sind die einzigen religiösen Wandmalereien D.s geblieben. In der Folge mußte er sich mit kleineren Formaten u. mit dem Tafelbild begnügen. Es entstanden: "Christ aux enfants" (1901) "Descente de la Croix" u. "Vierge au baiser" (1902), "Notre Dame de l'Ecole", "Mise en tombeau" (1903), "Eliézer et Rébecca" (1904), "Hommage à l'Enfant Jésus" u. "L'Adoration des Mages" (1905), "Vocation des Apôtres" (1906), "Magnificat" (1909) usw. - D.s Schaffen als religiöser Maler ist der Ausdruck tiefer kirchlicher Überzeugungen; er ist. gläubiger Katholik. Er erlebt den christlichen Mythus mit einer Fra Angelico verwandten Reinheit u. Anmut der Empfindung; nur gelegentlich erscheinen auch die Stimmungen tragischer Größe wie in dem "Lanzenstich" der Kirche zu Le Vésinet. Fast immer nähert er sich in der Gefühlsweise irgend einem der primitiven Gläubigen der Kunstgeschichte, in seinen künstlerischen Mitteln aber ist er durchaus modern. Vor dem literarischen Symbolismus etwa der Nazarener oder der Präraffaeliten bewahrt ihn der sichere bildnerische Instinkt des modernen Franzosen u. die enge Verbindung mit der Natur. Sein dekorativer Stil, der Zeichnung, Form und Farbe bis zur Primitivität vereinfacht, ist doch direkt aus der Beobachtung der Wirklichkeit entwickelt und wird dauernd von einem ungewöhnlichen Kunstverstand kontrolliert. So entgeht D. trotz einer reichen Produktion der Manier. - Die kirchlichen Verhältnisse in Frankreich haben D. ein weiteres Schaffen auf dem Gebiet religiöser Monumentalmalerei versagt, aber der Trieb zu dekorativer » Gestaltung auf großen Flächen fand in profanen Kompositionen Betätigung. Es sind meistens heiter bewegte Frauengestalten in paradiesischem Milieu. Von 1903 bis 1912 entstanden: L'Eternel Eté (1905, Panneaux für ein Musikzimmer bei Herrn von Mutzenhecher, Wiesbaden),,. Terre Latine" (1907, für das Vestibül im Hause des Herrn Rouché), "L'Eternel Printemps" (1908, für einen Speisesaal bei Herrn Gabriel Thomas, Belle-Vue), "Histoire de Psyché" (1908/09, Panneaux bei Herrn Morosoff, Moskau), "Soir Florentin" (1910, bei Herrn Charles Stern), "Anges" (1911, Salle d'Hulst, rue de Varenne), "L'Age d'Or" (1912, für den Prinzen von Wagram). Das jüngste monumentale Werk u. zugleich das bedeutendste seiner Profanmalerei sind die soeben (1913) fertig gewordenen 4 Deckenbilder im Zuschauerraum des neuen Théâtre des Champs Élysées: "Tanz", "Symphonie", "Oper", "Lyrisches Drama". Dort findet man auch die beiden einzigen bekannten plastischen Arbeiten D.s, die Basreliefs "La Danse" u. "La Musique" (modell. in Wachs, von einem Maillolschüler Guino in Staff doré ausgeführt). Von profanen Tafelbildern seit 1901 seien noch angeführt: "Hommage à Cézanne" (1901, bei Herrn A. Gide), "La Plage" u. "Baigneuses" (je zwei Fassungen von 1903 u. 1906), "Les Danses d'Alceste" (1904) u. "La Treille" (1905, Samml. Dr. Wolff, München), "Odysseus u. Kalypso" (1905 im Athenäum zu Helsingfors), "Ariadne", "Polyphem" (1907, Privatbes. Moskau), "Les Nymphes aux Jacinthes" (beim Grafen Keßler, Weimar), "Mutter u. Kind" (Samml. Curt Herrmann, Berlin), "Orphée" (1910), "Les premiers pas" 1911). - D.s mehr kunstgewerbliche Produktion umfaßt Kartons für Glasfenster (in der Kirche zu Le Vésinet, bei Mme Péan de Saint-Gilles, bei Herren Denys Cochin u. Rouché), Entwürfe für Tapeten, für einen Teppich "La Communion de Jeanne d'Arc" (abgeb. in Art et Décoration 1911 II 391), endlich Buchschmuck zu "Sagesse" von Verlaine (1891, unveröffentlicht), Vignetten zu "Le Voyage d'Urien" von André Gide (1893), zur "Vita Nuova", 216 Holzschnittillustrationen zu "L'Imitation de Jésus-Christ" (erschienen 1903, die Vorzeichnungen dazu waren schon im Salon von 1893 ausgestellt), sehr kostbar gedruckte Illustrationen zu den "Fioretti" des Franz von Assisi (1911). - D. ist auch ein sehr gewandter Kunstschriftsteller und veröffentlichte in Zeitungen und Zeitschriften zahlreiche Artikel über "Néotraditionnisme", "La Peinture religieuse", "La Méthode classique", "Les Eleves d'Ingres" usw. (schon 1890 unter dem Pseudonym Picose Louis in "Art et Critique"). Über Cézanne schrieb er in L'Occident No 70 Sept. 1907 p. 122; einen Aufsatz von ihm "Über Gauguin und van Gogh zum Klassizismus" publizierte Kunst u. Künstler VIII (1910) p. 86.-101. - Ein Selbstporträt D.s mit seiner Frau findet man auf dem Bilde "Hommage à Cézanne", ein anderes entstand 1897. - Bilderkataloge (unvollständig) geben Meier-Graefe (a. a. O.) u. Paul Alfasse in Les Musées de France 1912 p. 12-14. Monographien u. ausführl. Aufsätze: Desfossésu. Mithouard, M. D. au Vésinet, 1903. - Jul. Meier-Graefe, Entwickelungsgeschichte, d. mod. Kunst, 1904. - Gabriel Mourey in Revue Univers., 1903 p. 561-64. - A. Mithouard in Art et Décoration, 1907 II 1-12; Francis Monod, ebenda 1908 II 159-162. - S. Staudhamer in Die Christi. Kunst IV (1908) 97-113. - R. A. Meyer in Ztschr. f. bild. Kst, N. F. XVII 216-220. - L. de Lutecein Notesd'Artetd'Archéologie1909janvier. - A. Soffici in Vita d'Arte IV (1909) 504-14. - Arsène Alexandrein L'Artetles Artistes X(1910) 256 ff. - Paul Jamotin Gaz. d. B: Arts 1911 II 5-18; 1913 I 261-94 pass.; 291 (recte 391) ff. - André Michel in Journal d. Débats v. 22. 12. 1912. - Jean de Fo ville in Revue de l'Art anc. et mod. XXXIII (1913) 267-86. - J.-L. Vaudoyer in Art et Décoration 1913 I 113-130. - Lucie Cousturier in L'Art Décoratif 1913 I 205-220. Notizen, Abb. u. a. Revue d. Arts Décoratifs XIX (1899) 166. - Revue Univers. 1902 p. 282; 1903 p. 197, 198, 274; 1904 p. 213, 216; 1905 p. 121, 302. - Revue Encyclop. II 480, 482, 1103; IV 73; VI 278. - Chron. d. Arts 1904 p. 302; 1907 p. 125; 1913 p. 77. - Bull. de l'Art anc. et mod. 1906 p. 87. - Gaz. d. B.-Arts 1906 I 368 f.; 1908 I 377 f.; II 385 f.; 1909 I 508/09; 1911 I 350. - L'Art et les Artistes III (1906) 70; VII (1908) 94. - L'Art Décoratif 1908 II 41 ff.; 1910 I 151 ff. - Art et Décoration 1910 II 142-147; 1911 II 391; 1912 II 26. - Revue de l'Art anc. et mod. XXXII (1912) 376-77. - Forma II (1907) 304, 312. - Museum I (1911) 245. - Studie LI 237-39. - Dekorat. Kunst III (1899) 185, 186, 187, 189, 190, 191, 214, 215; IV (1899) 73. - Ztschr. f. bild. Kst N. F. XI 228. - Kstchron. N. F. XIX 35; XX 53; XXIV 248. - Dtsche Kst u. Dekorat. XVIII 681; XXXI 130. - Die Kunst XIII 419, 423; XXI 75. - Kst u. Kstler VIII (1910) 520. - Die Christi. Kunst VI (1909/10) 27. - Katal. d. gen. Mus. u. Salons.
Denis, Maurice, franz. Maler, Lithogr., Illustr., Entwurfzeichner für Kstgewerbe u. Kstschriftst., *25. 11. 1870 Granville (Manche), †1945 Saint-Germain-en-Laye. Schüler von J. Lefebvre. Beeinflußt von Gauguin. Neben Puvis das bedeutendste dekorat. Talent der franz. Malerei um die Wende des 19. Jh.s. Gehörte mit Sérusier, Vuillard, Bonnard, Xavier Roussel u. a. der Gruppe der Symbolisten ("Néotraditionisme") an. Ließ sich in den 1890er Jahren in Saint-Germain-en-Laye nieder. Zu den bei Th.-B, gen. dekorat. Malereien kommen u. a. noch hinzu die Fresken in Saint-Esprit in Paris, in d. Kapelle Saint-Croix in Le Vésinet, in der Chap. du Souvenir in d. Kirche in Gagnv (Seine-et-Oise), im Chor von Saint-Paul in Genf, in Saint-Louis in Vincennes, in d. Kuppel des Petit-Palais in Paris u. in d. Kap. des Klosters in Saint-Germain-en-Laye - des ehem. Wohnsitzes des Kunstlers -, die er vollständig ausgestattet hat. Für viele Zweige des Kstgewerbes tätig: Entwürfe für Glasgemälde (Notre-Dame in Le Raincy, Kirche in Le Vésinet, Kap. in Saint-Germain-en-Laye, Saint-Paul in Genf, Notre-Dame ebda), Wandteppiche, Mosaiken (Kathedr. in Quimper), Basreliefs, Statuen, Boiserien, usw. Illustrationen u. a. zu einer Prachtausgabe der "Fioretti" des Hl. Franz (1913; reprod. von Jacques Beltrand in Holzschnitt); "Eloa" von A. de Vigny (1917); "Sainte-Thérèse" von Claudel; "Vie de Saint-Dominique" u. "Vie de frère Genièvre" (Holzschnitte von Beltrand). Bilder in öff. Besitz: Luxembourg-Mus. (Künstlerzusammenkunft; Verkündigung; Das bessere Teil; Schimmernde Mütterlichkeit). im Mus. in Dijon (Petrarka), im Mus. in Nantes (Verkündigung; Septemberabend; Die Schaukel), im Metrop. Mus. in New York (Glaube u. Hoffnung leiten die Soldaten Frankreichs) u. im Mus. in Kairo (Die Pferde). Ein Selbstbildnis in den Uffizien in Florenz (Abb. in: Beaux-Arts, I [1923] 139. - Seine in "Art et Critique" u. in "Occident" veröff. Kunstaufsätze erschienen gesammelt u. d. T.: Théories. Du Symbolisme et de Gauguin vers un nouvel ordre classique. - Gedächtn.-Ausst. Herbst 1945 im Pariser Musée d'Art Moderne. Lit.: Th.-B., 9 (1913). - Joseph, 1. -Bénézit, ' 3. - A. Segard, Peintres d'aujourd'hui: Les Décorateurs. II (Henri Martin. ... M. D. etc.), Paris 1917. - Fr. Fose a, M. D. (Peintres Franç. Nouv., Bd 17), Paris 1924; deys., La Chapelle de M. D. à Saint-Germain-en-Laye, Paris 1925. - M. Brillant, M. D. (Les Artistes Nouv.), Paris 1930. - Art et Décor., 1913/II, p. 178f.; 1914/1, Suppl. Jan.-H. p. 7; 1934, p. 363/71. - Arte Cristiana, 2 (1914) 65/84; 3 (1915) 78ff. - Gaz. d. B.-Arts, 1914/16, p. 137 (Abb.), 144f.; 1921/I p. 42ff., 284; 1922/1I p. 249ff. (Entwurf zu e. Basrelief f. e. Grabmal a. d. Montparnasse); 1923/I1 p. 209f. (Glasfenster f. Notre-Dame in Le Raincy; 1924/11 p. 197/212 (Sonderausst. im Mus. d. Arts Décor. Paris); 1925/II p. 226ff.: 1926/I p. 263f., 265 (Abb.). - Les Arts, 1916, Nr 154, p. 16f.; 1917 Nr 159, p. 21 (Abb.); 1920, Nr 184, p. 15 (Abb.), 20; Nr 188, p. 1 (Abb.), 5f. - L'Art et les Art., N. S. 2 (1920/21) 152, 153 (Abb.), 154f., 156 (Abb.); 8 (1923-24) 41/80; 9 (1924) 323; 12 (1925/26) 101f., 175 (Abb.). - Dedalo, 6 (1922) 722ff. - Beaux-Arts, 1 (1923) 139; 2 (1924) 152f. (Sonder-Ausst. Paris), S (1927) 160 (Abb.); 75 année Nr 233 v. 18. 6. 1937, p. 3 (Abb.); Nr 304 v. 28.10. 1938, p. 4 (Abb.); Nr 329 v. 21. 4. 1939 p. 3 (Abb.); Nr 331 v. 5. 5. 1939 K44 p. 1 (Abb.); Nr 333 v. 19. 5. 1939 p. 5; Nr 335 v. 2. 6. 1939 p. 8 (Abb.). - La Renaiss. de l'Art franç., 6 (1923) 244/48; 8 (1925) 408/13 (6 Abbn); 11 (1928) 211 (2 Abbn); 12 (1929) 9 (4 Abbn), 63 (Abb.); 13 (1930) 17 (3 Abbn), 18 (2 Abbn), 262 (rette 304] (Abb.). - Revue de l'Art anc. et mod., 45 (1924) 363f., m. Tat-Abb. (Sonderausst. Paris); 51 (1927), Suppl. p. 55 (Abb.), 153 (Abb.); 53 (1928) 196/200; 56 (1929) 239 (Abb.). - Bull. de l'Art, 1928, p. 391(Abb.); 1929 p. 133 (Abb.), 187 (Abb.), 241 (Abb.). -L'Amour de l'Art, 1924, p. 85/89; 1930, p. 402/04 (5 Abbn); 1936, p. 159/63 passim. -The Studio, 91 (1926) 156 (Abb.), 159f.; 94 (1927) 240/42. - L'Art vivant, 1927/1 57-58; 6 (1930) 399, 425 (Abb.). - Bull. de la Soc. de l'Hist. de l'Art franç., 1928, p. 262ff. - Cahiers de Belgique, 1928. p. 64/65. - Notes d'Art, 1928 p. 1/6. - Kst u. Kstler, 27 (1928/29) 439 (Abb.), 442. - Bull. d. Musées de France, 1929, p. 9f. - Bull. de l'Acad. d. B.-Arts, 1932, p. 58/63. - Art Sacré, Jan. 1936, p. 13/18; 1937, p. 92/96 passim. - Magaz. of Art (New York), 39 (1946) 366/70; 45 (1952) 273f., m. 2 Abbn; 46 (1953) 118 (Abb.). - D. Werk (Zurich), 35 (1948) 360/62. - Emporium, 102 (1945) 81. - Liturg. Arts, 17, Nov. 1948, p. 8 (Abb.). -The Print Coll.'s Quarterly, 30 (1949111 (Abb.). - M. D. 26 reprod. de peint. et dessins, préc. d'une étude crit. par Fr. Fosca, de not. biogr. et docum. et d'un portr. inédit de l'Art. etc., Paris 1924.