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Floris, Frans (1516)

Geboren
Antwerpen, 17. April 1515 / 1. Oktober 1520
Gestorben
Antwerpen, 1. Oktober 1570
Land
Belgien, Italien
Geschlecht
männlich
GND-ID
Weitere Namen
Floris, Frans (1516); Floris de Vriendt, Frans; Floris, Frans (1); Floris (Künstler-Familie); De Vriendt, Frans
Berufe
Maler*in; Radierer*in; Zeichner*in
Wirkungsorte
Flandern, Antwerpen, Rom
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Mitglied von
Von
Mühlen, Ilse von zur
Zuletzt geändert
25.11.2024
Veröffentlicht in
AKL XLI, 2004, 359

VITAZEILE

Floris (F. de Vriendt), Frans (I), niederl. Maler, Zeichner, Radierer, *zw. 17.4.1515 und 1.10.1520 Antwerpen, †1.10.1570 ebd.

LEBEN UND WIRKEN

Sohn von Cornelis (I) F., Bruder von Cornelis (II) F., Jan (I) F. und Jacob (I) F. Van Mander zufolge soll F. in jungen Jahren bei seinem Vater in Antwerpen zunächst Bronzeporträts für Grabmonumente gearbeitet haben, wechselte dann aber zur Malerei. Als Schüler von Lambert Lombard lernte er an dessen "Academia" in Lüttich, u.a. zus. mit Willem Key, und ist dort bis ca. 1538 faßbar. Ab 1539/40 ging er zurück nach Antwerpen und ist dort als Meister der St. Lukas-Gilde nachweisbar. Bereits 1541/42 bis 1545 reiste F., wie schon zuvor sein Onkel Claudius F. und der ältere Bruder Cornelis, nach Rom. Dort galt er bald als wichtiges Mitgl. der niederl. Gemeinde. In Rom fertigte er zahlr. Zchngn nach antiken Skulpt., aber auch nach zeitgen. Gemälden. Besonderen Eindruck hinterließen die Fresken Michelangelos in der Sixtin. Kapelle, aber auch diejenigen Raffaels in den Vatikan. Loggien. Er kopierte auch die Dekorationen der röm. Stadtpaläste, etwa von Polidoro da Caravaggio (Polidorio Caldara; u.a. Paris, ENSBA). Studien aus dem Giardino Cesi und aus dem Pal. Venezia sind verbürgt. In seinen Zchngn legte F. bei den Gewandstudien Wert auf die Details des Faltenwurfes in versch. Haltungen, aber auch die Details antiker Gegenstände, wie Vasen, Schwerter, Helme etc. (vgl. das Röm. Skizzenbuch, Basel). Daneben stehen Studien antiker Skulpt., v.a. aus dem Hof des Belvedere, die berühmte Vorbilder festhalten. Außer in Rom war F. auch in and. ital. Städten tätig, so etwa in Mantua, wo er Giulio Romanos Fresken in den Palästen der Gonzaga kopierte, oder in Genua, wo er mit großer Wahrscheinlichkeit Perino del Vagas Fresken im Palazzo Doria sah. 1543 führte er für die Fam. del Bene ein Triptychon mit der Hl. Margarete für den Altar der Kirche in S. Margherita Ligure aus. Nach seiner Rückkehr aus Italien nach Antwerpen heiratete F. am 29.10.1547 Clara Boudewijns, die Tochter eines Juweliers, mit der er eine Tochter (Clara) und zwei Söhne (Frans [II] und Baptist F.) hatte. In Antwerpen richtete F. sich alsbald ein eig. Studio ein. Seine frühesten sicher datierten Gem. nach seiner Rückkehr nach Antwerpen stammen aus dem Jahr 1547 (z.B. Mars und Venus im Netz von Vulkan, ehem. Berlin, seit 1945 verschollen), auch das Kasseler Parisurteil und Das Urteil Salomons (Antwerpen, Koninkl. MSK) stammen aus dieser Zeit. 1549 gelangt F. durch den Auftrag der Stadt, sich an den Dekorationen für die triumphale Ankunft Kaiser Karls V. und des Infanten Philip in Antwerpen zu beteiligen, zu nachhaltigem Ruhm. Einige seiner Gem. für den Bogen der Genuesen sind durch Drucke überliefert, die Szene Victoria, umgeben von Gefangen und Trophäen hielt er selbst in einer Rad. fest. F. soll bei dieser Gelegenheit durch sein besonderes Arbeitstempo aufgefallen sein. Van Mander berichtet von sieben lebensgroßen, an einem Tag gemalten Figuren, die Arbeit dauerte etwa sieben Wochen und wurde honoriert mit 1260 Gulden für 30 Arbeitstage. Auch für den zweiten Einzug Philips II. am 18.1.1556 war F. wieder mit den Festdekorationen betraut. Folgeaufträge von der Kirche, weltl. und priv. Auftraggebern versetzten F. schon 1550 in die Lage, sich ein Haus an der teuren Meir zu kaufen, hinter dem er ein Atelier anfügte. Seine Wkst. richtete F. an ital. Vorbildern aus, die er während seiner Reise besucht hatte, so z.B. am Studio des Giulio Romano. Das bedeutete auch eine große Zahl von Mitarbeitern. Van Mander beziffert sie über die Jahre mit etwa 120 Schülern und nennt immerhin 30 der Mitarb. mit Namen, darunter Marten de Vos, Frans Pourbus d.Ä., Ambrosius Francken, Lucas de Heere. Den Helfern, die oft mit bereits abgeschlossener Ausb. zu ihm kamen, ließ F. bei den Aufträgen gewisse Freiheit. Er lieferte ihnen Vorlagen, die sie in vorgefertigte Komp. hineinkopieren konnten. Bemerkenswert darunter sind v.a. lebensgroße Studienköpfe in Öl, die kopiert oder variiert benutzt werden konnten. In anderen Fällen fügten die Mitarbeiter Hintergrundlandschaften hinzu oder kopierten F.s Komp. für die Vervielfältigung durch Stiche, entweder in Form von Öl-Gem. oder als Zeichnungen. Diese wiederum dienten dazu, seine Kunst über die Grenzen der Niederlande hinaus bekannt zu machen. V.a. in Italien und dem übrigen europ. Ausland trug dies zur Verbreitung seines Rufes bei. Die Vorlagen wurden von den bedeutendsten Stechern der Niederlande, wie Philip Galle und Cornelis Cort, aber auch Jan Wierix, Balthasar Bos, Pieter van der Heyden, Frans Huys, Dirck Volckertsz. Coornhert und Jan Sadeler (I), umgesetzt. Eine ganze Reihe der Vorzeichnungen der Mitarbeiter nach F.s Gem. sind erhalten, z.B. für die Tugenden, die Cornelis Cort (Hollstein, Nrn 75-82) stach (Vor-Zchngn in Berlin, Kpst.-Kab.; Brüssel, Bibl. Royale Albert 1er; Wien, Albertina). Andere Vorzeichnungen wurden extra für Stiche angefertigt, z.B. die Fünf Sinne, um 1560 (Hollstein, Nrn 70-74). Bemerkenswert sind F.s von vier Stöcken gedruckte Hell-Dunkel-Holzschnitte. In Antwerpen war F. v.a. durch seine Gem. bekannt. Für die Gilden der Stadt malte er Altargemälde, die in den Kap. der Kathedrale von Antwerpen ihren Platz fanden: 1554 den Fall der Engel für die Gilde der Fechter, 1567-68 die Anbetung der Hirten für die Gilde der Gärtner. Für den Hochaltar der Kathedrale malte er 1561 die Himmelfahrt Mariens, die jedoch schon kurz darauf (1566) durch Bilderstürmer zerstört wurde. Eine zweite Version von 1567 verschwand schon 1581 aus der Kirche und wurde schließl. durch die Anbetung der Hirten aus der Kap. der Gärtner ersetzt. Auch für and. Kirchen malte F. Altarbilder, so für die St. Leonarduskerk in Zoutleeuw drei Triptychen mit den Sieben Wunden Christi (um 1559), der Taufe Christi (1558-60) und Christus und die reuigen Sünder (um 1568). Für die Kathedrale von Gent entstanden zwei Flügel für das Grabmal des Abtes Lucas Munnich und das Triptychon mit dem Jüngsten Gericht für Notre Dame de la Victoire in Brüssel. Schon 1553 hatten die Gildemeister vom Heiligen Kreuz der Nieuwe Kerk von Delft einen Flügelalter bei ihm bestellt. Auf seiner Reise von Delft nach Antwerpen besuchte F. den Maler Aert Claesz. in Leiden. Das Kreuzigungstriptychon befindet sich heute in der Oberkirche von Arnstadt. Inwieweit F. in seinen zahlr. Darst. des Jüngsten Gerichts (Antwerpen, St. Petersburg) und and. theolog. Endzeit-Bildern auf die zeitgen. Religionskämpfe anspielt, ist noch nicht endgültig erforscht. Viele Gem. sind heute nicht mehr auffindbar, darunter zahlr. mytholog. Darst.: Ein Bankett der Götter erscheint in einem Inv. des Antwerpener Stadthauses von 1571, dessen Ausstattung jedoch schon 1567 zerstört worden war. Auch unter den von Antwerpener Sammlern gestifteten Werken für das wiederaufgebaute Stadthaus waren Bilder von F., ein Urteil Salomons (1547-56, Antwerpen, Koninkl. MSK) und ein Bethlehemit. Kindermord (verschollen). Von den 17 Gem., die F. für den reichen Kaufmann Niclaes Jongelinck zur Ausstattung von dessen Haus am Rande von Antwerpen 1554-55 (10 Gem. mit den Arbeiten des Herkules) und 1556-57 (7 Arbeiten mit Darst. der Liberalen Künste) anfertigte, ist heute nur noch ein einziges Werk, Herkules und Anteus, nachweisbar. Die übrigen Arbeiten der beiden Serien sind nur durch die Nachstiche von Cornelis Cort aus den Jahren 1563 bzw. 1565 bekannt (Hollstein, Nrn 47-56 und Nrn 63-69). In fläm. und nordniederländ. Priv.-Slgn erwähnt Van Mander darüber hinaus zahlr. weitere Werke, darunter auch Porträts. So sind in den versch. Inventaren, die nach dem Bankrott des Meisters der Antwerpener Münze, Jean Noirot, angefertigt wurden, allein elf Portr. vermerkt, die zus. mit dem übrigen Kunstbesitz 1572 verkauft wurden. Mit den zahlr. Aufträgen der 1550er bis 1560er Jahre waren Wohlstand und Ruhm verbunden. In dieser Zeit wurde F. auch von den Prinzen von Orange und den Grafen Egmont und Hoorn gefördert, die ihn in seinem Atelier mehrfach besuchten. F. wurde von seinen Zeitgenossen aber auch wegen seiner umfassenden Bildung gerühmt. Er besaß eine besondere Urteilskraft ebenso wie profunde Kenntnisse der Theologie, Philosophie und Dichtkunst. Als Geistesgröße schätzte ihn beispielsweise Erzherzog Ferdinand von Tirol, der F. "in effigie" um sich wissen wollte und daher mehrere von diesem gemalte Bilder besaß: zwei Selbstporträts sowie ein Bildnis von F.s Frau (nur eines erh.: Wien, KHM). 1599 kaufte der Herzog Karel van Croy sechs Gem. von F. für seine Slg an. Später fanden F.s Werke den Weg bis in das Kaiserhaus: Rudolph II. besaß laut seinem Inv. von 1621 allein 15 Gem. v.a. mytholog. Inhalts von der Hand F.s. Zw. 1562-63 baute F. sich ein großes Haus in prächtigem Stil mit einem angebauten Studio in einem neuen Viertel der Stadt (im 19. Jh. zerst.), an dessen Straßenfassade er Imitationen von Bronzeskulpturen malte, die Personifikationen jener Tugenden und Qualitäten darstellten, die ihm zufolge ein guter Künstler benötigte: Energie, Kunstfertigkeit, Kenntnis der Dichtkunst und Architektur, Stärke, Erfahrung und Fleiß, außerdem eine Personifikation der Pictura über dem Eingang (Ansichten sind überliefert in Stichen des Monogrammisten TG [1576] und in einer Zchng von Jan van Croes [um 1700, Brüssel, Bibl. Royale Albert 1er]). Zu F.s letzten Werken gehörten zwei Aufträge des Großprior von Spanien: eine Kreuzigung und eine Himmelfahrt Christi, die schließl. von seinen Schülern vollendet wurden. Wenngleich F. mit seiner Malerei zu großem Wohlstand kam, so soll er sich jedoch Van Mander zufolge nicht nur durch den Bau des kostspieligen Hauses, das sein gesamtes Vermögen verschlang, sondern auch durch seinen Lebensstil, v.a. aber den zu übermäßigen Genuß von Alkohol selbst ruiniert haben. Nach F.s Tod wurde sein gesamter Besitz einschließl. der Häuser unverzügl. öff. verkauft. - Aus seinem Italienaufenthalt hatte F. v.a. die Anregungen aus den mon. Werken Michelangelos und Raffaels für seine Malerei umgesetzt. In den Arbeiten ab etwa 1545 schlagen sich sowohl Reflexe der ital. Malerei, v.a. zunächst der Loggien Raffaels nieder. Es werden aber auch Einflüsse von seinem Lehrer, Lambert Lombard, faßbar, sowie von Pieter Coecke van Aelst, v.a. in der Wahl der changierenden Farben. In der Folgezeit werden die Figuren monumentaler, F. setzt sie gezielter in den Komp. ein, die dadurch an Überzeugungskraft gewinnen. Erst nach 1560 wird er zunehmend manieriert. Möglicherweise durch Einfluß der Schule von Fontainebleau verlieren die Figuren ihre skulpturale Monumentalität, werden schlanker und eleganter. Gleichzeitig werden sie malerischer, wenngleich die Farbigkeit zur Monochromie neigt. Durch seinen Monumentalstil, die Umsetzung der Anregungen von Michelangelo und Raffael sowie den großen Einfluß, auch dank der großen Schülerzahl und reichen graph. Produktion wurde F. zu einem der führenden Romanisten in Antwerpen. V.a. Historiengemälde, besonders die mytholog. Allegorien, wurden durch ihn in Antwerpen populär. Aber auch Werke wie Jüngstes Gericht waren von nachhaltiger Wirkung auf die kommende Generation einschließl. Peter Paul Rubens. Bei diesem finden sich auch die Organisation der Wkst. sowie die umfassende Werbungspolitik durch die Druckgraphik wieder, die durch F. für die Folgegenerationen vorbildlich wurde.

WERKE

cf. C. van de Velde, Frans Floris (1519/20-1570). Leven en werken, Br. 1975 (mit vollständigem WV). - Öl/Holz, wenn nicht anders angegeben: Ambridge/Pa., Old Economy Village: Lasset die Kinder zu mir kommen, um 1554. Antwerpen, Koninkl. MSK: Das Urteil Salomons, Öl/Lw. 1547; Das Bankett der Götter, 1550; Der Sturz der abtrünnigen Engel, 1554; Der heilige Lukas malt die Madonna, 1556; Anbetung der Hirten, 1568. - Onze-Lieve-Vrouwcollege: Kain und Abel, um 1555. Arnstadt, Oberkirche: Kreuzigungstriptychon, 1554. Basel, KM: Portr. eines Mannes, 1569. - Kpst.-Kab.: Röm. Skizzenbuch, 1541-45. Bayeux, Mus. Baron Gerard: Adam und Eva mit Kain und Abel, 1565-70. Berlin, GG: Venus in der Schmiede Vulkans, A. 1560er Jahre; Hl. Familie, um 1565. Braunschweig, HAUM: Der Falkenjäger, 1558. Brüssel, MRBAB: Hl. Familie, um 1553; Triptychon des Jüngsten Gerichts, 1566. - Bibl. Royale, Cab. des Estampes: Antiken-Nachzeichnungen, 1541-45. - Priv.-Slg: Herkules und Anteus, Öl/Lw., 1556. Caen, MBA: Alte Frau mit Hund, 1558. Coburg, Schloß Ehrenburg: Kopf einer Frau, 1565. Cognac, Mus. mun.: Adam und Eva, um 1560. Conde-Sur-Escaut, Rathaus: Minerva besucht die Musen. Douai, Mus. de la Chartreuse: Hl. Familie, um 1553-54. Dresden, GG AM: Anbetung der Hirten, um 1564; Portr. eines alten Mannes, 1562-64. Florenz, Pal. Pitti: Adam und Eva, 1560; Susanna im Bade, 1562-65. Graz, LM Joanneum: Das Bankett der Götter, 1556-58. Hannover, Niedersächs. LM: Mutter und Kind, 1553-54. Heino, Stichting Hannema-de Stuers: Brustbild einer Frau, 1560/65. Kassel, GG: Das Urteil des Paris, Öl/Eichenholz, um 1547; Brustbild eines Mannes mit geschultertem Schwert, Öl/Eichenholz, um 1554; Adam und Eva beweinen den Tod von Abel, Öl/Eichenholz, um 1560. Kopenhagen, Kastell Amalienborg: Kopf eines bärtigen Mannes, 1556-58. Kroměříž, Okresní Muz.: Hl. Familie, 1552. Lier, Mus. Wuyts-van Campen-Caroly: Familienporträt, 1561. Ludwigsburg, Schloß: Kopfstudie einer Frau, 1553-54; Kopfstudie eines alten Mannes, 1555-60. Madrid, Prado: Portr. eines Mannes, Hieronymus Cock, 1555; Portr. einer Frau, Volcxcken Diericx, 1555. Meaux, Mus. Bossuet: Die Beweinung Christi, um 1554. Moskau, Puškin-MBK: Pax und Justizia, Öl/Lw., um 1560. München, BSGS: Hl. Familie mit Anna, Elisabeth und Johannes, Öl/Eichenholz, um 1553-54; Mann mit roter Mütze, Öl/Eichenholz, 1540; Weibliche Halbfigur, Öl/Eichenholz, um 1566. New York, Central Picture Gall.: Vanitas, um 1565. Paris, Louvre: Maria Selbdritt, 1554; Venus und Amor, 1565-70; Zchngn. - ENSBA: Studien nach Polidoro da Caravaggio. Ponce, Mus. de Arte: Das Erwachen der Künste, Öl/Lw., 1559. Prag, NG: Die Anbetung der Hirten, 1555-60; Brustbild einer Frau, um 1564-65. - Obrazárna Pražského Hradu: Kopf einer alten Frau, 1554. Rotterdam, BvB: Selbstmord der Lukretia, um 1565. St. Petersburg, Ermitage: Loth und seine Töchter, 1553; Kopf einer Frau, 1558-60; Das Parisurteil, 1559; Caritas, um 1560. Schwerin, Staatl. Mus.: Kreuztragender Christus, um 1554. Sibiu, Muz. Brukenthal: Mars, Venus und Cupido, 1560er Jahre. Stockholm, Hallwylska mus.: Der Sommer, Öl/Lw. auf Holz, um 1564. - NM: Mars und Venus im Netz Vulkans, 1547; Festmahl der Meeresgötter, 1561. Stuttgart, Staatl. KH: Kopf eines Seegottes, 1561. Wien, KHM: Kreuztragender Christus mit Maria und Simon von Kyrene, um 1553-54; Portr. eines Knaben, 1560-65; Jüngstes Gericht, Öl/Lw., 1565; Portr. eines alten Mannes, 1566. Wiesbaden, Mus.: Christus am Kreuz, nach 1554. Zoutleeuw, St.Leonardus: Triptychon mit den sieben Wunden Christi, 1555; Triptychon mit der Taufe Christi, 1558-60; Triptychon der reuigen Sünder, 1568. - Weitere Zchngn sowie Druckgraphik in versch. Graph. Slgn.

QUELLEN

Thieme-Becker, Vollmer und AKL:

ThB12, 1916 (im Art. Floris, Künstler-Fam.; Lit.)

 

Weitere Lexika:

Wurzbach, NKL I, 1906; Hollstein VI, 1952; DPB I, 1995; DA XI, 1996; T.Ketelsen/T.von Stockhausen, Verz. der verkauften Gem. im dt.-sprachigen Raum vor 1800, I, M. 2002; Schweers I, 2002

 

Gedruckte Nachweise:

A.Michaelis, Röm. Skizzenbücher nord. Künstler des 16. Jh., III: Das Baseler Skizzenbuch, in: Jb. des Kaiserl. Dt. Archäol. Inst. 7:1892, 83-89; G.Dansaert/P.Bautier, Notes sur quelques dessins attribués à François F. et à son école, in: Ann. de la Soc. R. d'Archéologie de Bruxelles 25:1911, 319-333; D.Zuntz, F. F. Ein Beitr. zur Gesch. der niederl. Kunst im 16. Jh., Straßburg 1929; M.J. Friedländer, Die altniederl. Malerei, XIII, Leiden 1936; C. Van de Velde, De aanbidding der herders van F.F., in: Jb. Koninkl. MSK (Ant.) 1961, 59-72; J.Müller-Hofstede, Nord. Meister des Manierismus und Frühbarock in der AP, in: Pantheon 20:1962(2)118; L.van Puyvelde, La peint. flamande au s. de Bosch et Breughel, P. 1962, 340; C. Van de Velde, The Labours of Hercules, a lost series of paint. by F.F., in: BurlMag 107:1965, 114-123; G.Heinz, Beitr. zum Werk des F.F., in: Jb. KS Wien 65:1969, 7-28; C. Van de Velde, A Roman sketchbook of F.F., Master drawings 7:1969, 255-286; Dt. und niederl. Malerei zw. Renaiss. und Barock, M. 31973 (AP München, Kat., 1), 34-36; C. Van de Velde, Frans F. (1519/20-1570). Leven en werken, Br. 1975 (ausführl. Bibliogr.); A.Lombard-Jourdan, Le Christ ailé. Un tableau inédit, au thème iconogr. exceptionel, monogrammé et daté 1562, in: GBA 98:1981, 28-32; J.Costello, Caravaggio, Lizard, and fruit, in: Art, the ape of nature. Stud. in honor of H.W. Janson, N.Y. 1981, 375-385; L.Robijns, De herkomst van de verdwenen kruisigingstriptiek van F.F. in de St-Martinuskerk the Aalst, in: Archivum artis Lovaniense. Bijdr. tot de gesch. van de kunst der Nederlanden. Opgedragen aan prof. em. J.K. Steppe, Leuven 1981, 339-348; J.M. Maldague, Les dessins de la Chute de Phaéton chez F. F. et Michel Ange, in: Jb. Koninkl. MSK (Ant.) 1984, 173-187; E.Stampfle, The Holy Kinship. A drawing in the Morgan Libr. restored to F.F., in: Rubens and his world, Ant. 1985, 31-35; C.Van de Velde, The painted decoration of F.s' house, in: Netherl. mannerism. Papers given at a symposium in the NM Stockholm (1984), Sth. 1985, 127-134; L.de Ren, De ankoop van zes schilderijen van F.F. door hertog Karel van Croij, in: Jb. Koninkl. MSK 1985, 177-188; R.Grosshans, Ein Bild aus dem Umkreis des F.F. für die GG, JbPrK 23:1986(1987), 277-281; J.P. Guépin, Hercules belegerd door de pygmeen. Schilderijen van Jan van Scorel en F.F. naar een icon van Philostratus, Oud Holland 102:1988, 155-173; C.King, Artes liberales and the mural decoration of the house of F.F., ZKg 1989, 239-256; R.A. Stucky, F.F.s Basler Skizzen und das Problem der Antikenergänzung im mittleren 16. Jh., in: Antikenzeichnung und Antikenstudium in Renaiss. und Frühbarock (Symposion Coburg 1986), Mainz 1989, 215-220; W.Eisler, Celestial harmonies and Hapsburg rule. Levels of meaning in a triumphal arch for Philip II in Antwerp, 1549, in: "All the world's a stage". Art and pageantry in the Renaiss. and baroque, ed. B.Wisch/S.S. Munshower, Univ. Park, Penn. 1990, 332-356; L.Smolderen, Tableaux de Jérôme Bosch, de Pierre Bruegel l'Ancien et de F.F. disperses en vente publique à la Monnaie d'Anvers en 1572, in: Rev. belge d'archeologie et d'hist. de l'art 64:1995, 33-41; E. De Coninck, L'influence de Michel-Ange dans l'œuvre peinte, dessinée et gravée de F.F., in: Revue des archéologues et historiens d'art de Louvain 26:1993(1995), 219 s.

 


THIEME-BECKER

Floris, eigentlich de Vriendt, Antwerpener Künstlerfamilie. Als Stammvater erscheint 1476 ein Steinmetz namens Floris de Vriendt. Sein Sohn Jan de Vriendt ist der erste, der den Familiennamen "Floris" annahm. Jan's Sohn, Cornelis I, Steinmetz, †17. 9. 1538, wurde Vater der bedeutenden Künstler Cornelis II u. Frans I. über das Verwandtschaftsverhältnis vgl. den Stammbaum auf der nächsten Seite. Gesamtliteratur: Romboutsu. van Lerius, De Liggeren etc., 1872. - C. van Mander, Het Schilderboek, 1604, in der Ausg. von H. Hymans, 1884. - Ch. Kramm, Levens en Werken der. . Kunstschilders etc., 1857-61 (mit Stammbaum). - P. Génardinder Biogr. Nat. etc. de Belgique, VII (1880/83). - A. v. Wurzbach, Niederl. Kstlerlex., 1906-11. Baptist, Maler, geb. nach 1547, einer der Söhne von Frans I, "die am 18. 2. 1579 schon lange das Vaterland verlassen hatten". Er wurde nach van Mander (fol. 242) "in Brüssel von den Spaniern elend umgebracht". Von ihm wird ein Porträt des Malers Frans Francken d. A. erwähnt. J. van den Branden, Geschied. der Antwerpsche Schilderschool, 1883 p. 215, 349. Claudius, Bildhauer in Antwerpen, wo er bis 1545 vorkommt. Wurde 1533 Meister, 1538 Dekan der Lukasgilde. Werke von ihm existierten dort noch zu van Manders Zeit. Liggeren, I. - van Mander. - Cornelis I, s. Anfang dieses Artik. Cornelis II, Bildhauer, Architekt und Zeichner für den Ornamentstich, geb. in Antwerpen 1514, † das. am 20. 10. 1575. Wird 1539 Meister der Lukasgilde, geht dann nach Italien und erscheint 1547 u. 1549 wieder in Antwerpen als Dekan seiner Zunft. 1549 ist er an der Dekoration für den Einzug Philipps II. beteiligt; gleichzeitig erster Auftrag, für Königsberg in Preußen, durch Jacob Binck. 1546/47 grotteske Initialen, Zeichnungen in den Liggeren, dem Einschreibebuch der Gilde, ferner fallen in diese Zeit die Entwürfe für die später erschienenen grottesken Ornamentfolgen: 1) Gefäßfolge, Verlag H. Cock, 21 Bl., C. F. inventor 1548; 2) Veelderley Veranderinghe van. Compertimenten etc., Verl. H. Cock 1556, 12 Bl.; 3) Veelderley niewe Inventien etc. Verl. H. Cock, 1557. 16 Bl. Grottesken und Grabmäler; 4) 6 Einzelbl. Grottesken, Verl. H. Cock, 1554 (im 2. Zustand mit Sprüchen griechischer Weisen); 5) Pourtraicture. . de Masques etc., Hans Liefrinck Verl., F H (Frans Huys) gest. 18 Bl. - 1549 beginnt F.s bildhauer. u. architekton. Tätigkeit im Stil der strengen Renaissance. Da er als vielbeschäftigter Leiter einer großen Werkstatt erscheint, ist trotz hoher Gesamtqualität der Leistung "kein Werk als ganz von seiner Hand herrührend zu bezeichnen, höchstens in einigen Figuren kann man seine Hand vermuten" (Hedicke, I. c. p. 120). Als Bildhauer schuf F. außer Grabplastik (Epitaphe u. Freigräber) auch Tabernakel und einen Lettner (Tournai), als Architekt errichtete er das als Bau typisch gewordene Antwerpener Rathaus und einige Zunft- u. Wohnhäuser. Urkundlich beglaubigt ist nur der kleinere Teil dieser Werke, der größere aber auf Grund der Stilkritik für F. gesichert. (Im folg. bleibt alles Unsichere u. Unwichtige außer Betracht.) Plastische Werke: Material: bunter Marmor und Alabaster oder Sandstein. a) Wandgräber: Königsberg, Dom, Epitaphien der Herzoginnen Dorothea u. Anna Maria v. Preußen (1549 u. 1570), Schrifttafel, Büste u. Wappen mit dekorativer Verbindung; Wandgrab Herzog Albrechts (1570), Betfigur auf reichem im Mittelteil einer rhythmischen Travee stehendem Sarkophag, Tragfiguren u. Reliefs. - Breda (Holland), Große Kirche, 5 Epitaphien (um 1549-55). - Köln, Dom, 2 Erzbischöfe Schauenburg, Sarkophag vor Dekorationswand, Figuren u. Reliefs. - Löwen, Peterskirche, Bausselepitaph (um 1563); Bildtafel mit Betfigur, Lünettenabschluß: F.s klassisches Epitaph. - b) Freigräber. Grundtypus: Sarkophag mit Liegefigur u. dekorativen Figuren (Karyatiden, Tugenden). Schleswig, Dom, Grabmal Friedrichs I. von Dänemark (1550-52). Hauptwerk dieser Gattung; strenge Renaissance mit maßvoller Dekoration. - Gheel, Grabmal Merode (um 1552-54). - Grabmäler in Dänemark (1565): Admiral Trolle in Herlufsholm; Lange in Hunderup (Jütland) - Roeskilde: Grabmal Christians III. (1568-75), Freigrab in Pfeilerhalle; reicher, streng architektonischer Aufbau mit Liegt'-, Betfigur u. Trabanten. Vorbild für die deutschen u. nordischen Hallengräber der Folgezeit. - c) Tabernakel: Léau, St. Leonhard (1550/52). Gotisch. Turmtypus. 7 hohe Geschosse auf 6seitig. Grundriß, von denen 3 als Schauseiten entwickelt sind. Das Ganze (Sandstein) überreich dekoriert mit Figuren u. bildmäßig wirkenden, italienisierenden Reliefs (bibl. Szenen) u. grotteskem Ornament. Übergangswerk mit Renaissance-Gliederung u. gotischen Reminiszenzen. - Suerbempde, Wandtabernakel (1557), turmartig, 4geschossig, bildmäßige Komposition in nordischer Renaissance. - d) Lettner der Kathedrale von Tournai: 3 Rundbogen auf 4 Säulenpaaren (rhythmische Traveen) mit Balustradenteil. Plastische Dekoration: typolog. Reliefzyklen (Passion) in 4 Medaillons (unten) und 4 Rechteckfeldern (ob.), Zwickelfiguren. Sorgloser Versuch, in antikem Reliefstil zu komponieren, das Ganze eine "harmonische Verschmelzung von Tektonik u. Dekoration im Sinne des Florisstils" (Hedicke 1. c. p. 86) um 1579 (Urkunden fehlen). Bauwerke, sämtlich in Antwerpen: 1) Rathaus (1561-65). F., der im Wettbewerb siegte, wählte hier eine eigenartige Verbindung nordischer u. italienischer Elemente, indem er in eine florentinische Palazzo-Fassade ein gotisches Zunftgiebelhaus als Mittelrisalit hineinkomponierte. Im Erdgeschoß Rustika, im Hauptgeschoß strenge Pilasterordnung, darüber Balustradenloggia, Kranzgesims u. hohes Satteldach. Giebel selbständig 3geschossig durchgebildet, mit rhythm. Travee u. Fensterbalustrade; auf diesen Teil ist die plastische Dekoration, Nischenfiguren, Hermen, Obelisken, beschränkt. Mit seinem Rathaus schuf F. den für die gesamten Niederlande maßgebenden Typus. - 2) Hanseatenhaus (1564-68; 1893 abgebrannt). Hofrechteck, Untergeschoß mit 8 Toren, 2 Fenstergeschosse, Satteldach; Portal mit dorischer Ordnung, Turm mit korinthischer Ordnung. - 3) 1563/64, Haus seines Bruders, des Malers Frans Floris (zerstört): Giebelhaus mit italien. unorganischbarock gegliederter Fassade mit Pilastern u. gemalten Nischen. - Schließlich sind von Werkstattarbeiten ein Kamin im Steen-Museum u. ein Relief von der Tür des Waisenhauses (restauriert, jetzt im Hofe desselben) zu nennen. Auch werden F. eine Reihe Porträtmedaillons im Brüsseler Medaillenkabinett, darunter das beste mit Jean Lotin zugeschrieben (vgl. darüber: Hedicke, I. c. p. 121; Forrer, Dict. of Medallists, II). Die Bedeutung F.s liegt zunächst darin, daß er die römische Grotteske, die er in Rom im Kreise des Jacob Colyn u. Cornelis Bosch übernommen hatte, nach den Niederlanden brachte. Indeni er sie durch die Einführung ornamentaler Zierglieder, wie Kartusche, Rollwerk, Maske, Fruchtschnur u. Tragfigur, u. Verbindung mit nordischer Körperlichkeit zu einem dekorativen System erhob, bereitete er den allgemeinen Umschwung in der Dekoration vor, der sich in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts in den Niederlanden vollzog. Die Liggereninitialen waren für Antwerpen epochemachend, wo F. bis 1549 als der führende Meister der Grotteske erscheint, die dann Coecke von ihm übernahm. Aber nach seiner Hinwendung zur strengen Renaissance verleugnet er in der Plastik die Grotteske - "der feinere F. wertete seine grottesken Orgien mehr als Jugendsünde" (Hedicke, 1. c. p. 315) - und "sucht in dieser Periode die leichtgraziöse Wirkung der Florentiner Dekorateure der Frührenaissance" (1. c. p. 317). Das architektonische Element gewinnt immer mehr die Oberhand über das Dekorative und durch Zusammenfassung aller vorhandenen Elemente entsteht ein neuer universaler Dekorationsstil, der höchste Gesamt- und Einzelwirkung erstrebt. "Der harmonische dekorative Gesamteindruck, die reiche harmonische Schönheit wird das Ziel dieser Kunst" (Hedicke p. 347). So hat F. typenbildend gewirkt, und "Florisstil ist für uns zu einem Sammelbegriff geworden, der eine Fülle von Künstlernamen einschließt. Man versteht unter Florisstil schlechthin alle Elemente der Hochrenaissance in den Niederlanden" (Klapheck, s. u. p. 110). F.s Schüler und Nachfolger haben diesen Stil nicht nur in den Niederlanden, sondern auch nach Dänemark und über die Küstenländer der Ostsee, Norddeutschland, bis tief hinein nach Süddeutschland verbreitet. - Es ist Hedickes Verdienst, F.s führende Rolle in dieser Entwickelung erkannt und mit aller Energie herausgearbeitet zu haben; trotz mancher noch vorhandenen Unklarheiten ist sein Buch doch wegen der umfassenden Sammlung und Verarbeitung des Materials grundlegend. Im einzelnen wäre zu bemerken, daß die niederländische Grotteske von Hedicke allzu einseitig nur aus ihrer italienischen Wurzel abgeleitet wird, während er die Beziehungen zur französischen Grotteske, in der Schule von Fontainebleau und im Lyoner Ornamentstil, ganz beiseite läßt. Es gibt z. B. zu denken, daß die französische Grotteske etwa gleichzeitig in Antwerpen und in Nürnberg erscheint! Die gesamte Spezialliteratur findet man bei Robert Hedicke, Cornelis Floris, Berlin 1913, mit Atlas (leider in den Anmerkungen verzettelt). Von der ält. Lit. zitieren wir nur die monograph. Artikel von P. Génard in der Biogr. Nat. VII u. A. v. Wurzbach, Niederländ. Kstlerlex. I u. Nachtr. (beide mit Lit.- Angaben); ferner die knappe Charakteristik bei R. Graul, Beitr. zur Gesch. der dekor. Skulptur in den Niederlanden, 1889. - Eine Zusammenfassung von Hedickes Resultaten bietet R. Klapheck, Die Meister von Schloß Horst (II. Veröffentl. der Westf. Kommiss. f. Heimatschutz), 1915 p. 107ff. B. C. K. Cornelis III, Maler u. Bildhauer, geb. in Antwerpen um 1551, † das. am 12. 5. 1615. War Schüler seines Vaters Cornelis II und ging 1568 (Leumundszeugnis vom 5. 10. von Génard publiziert) in die Lehre zu Hieron. Francken, der damals in Paris lebte. Nach seiner Rückkehr wurde er als Meisterssohn Mitglied der Lukasgilde. Im August 1586 von Antwerpen abwesend, war er 1589 wieder zurück; damals arbeitete er an der Dekoration der Lukaskapelle in der Kathedrale. Sein Eintrag in ein Stammbuch der Brüsseler Bibliothek beweist, daß er sich ein Adelswappen beigelegt hatte (eigenhändige italienische Signatur), auch hatte er Beziehungen zu den Patriziern seiner Vaterstadt. Liggeren, I. - Biogr. Nat.