Ai Weiwei (Wei Wei), chin. Bildhauer, Architekt, Konzeptkünstler, *28.8.1957 Beijing. Sohn des Dichters Ai Qing, Bruder von Ai Xuan, verh. mit der Künstlerin Lu Qing.
Ai, Weiwei
Während der Kulturrevolution wurde A.s Fam. wegen angeblicher Rechtsabweichung des Vaters in die entlegene Prov. Heilongjiang verbannt und zu schwerer körperlicher Arbeit verurteilt. A. wuchs in großer Armut und Unterdrückung auf und kehrte mit seiner Fam. erst 1978 nach Beijing zurück. Stud.: 1978-81 Beijing Film Inst.; 1981 Parsons School of Design und Art Students League, New York. Lebte bis 1993 in New York, seitdem in Beijing als freischaffender Künstler. 1979 Mitbegr. der einflussreichen, westlich orientierten Künstlergruppe Xing Xing (Stars) und Teiln. an deren berühmten Ausst. im Beihai-Park ebd. Zus. mit Zeng Xiaojun Hrsg. der avantgardistischen Kunst-Zss. Schwarzes Blatt (1994), Weißes Blatt (1995) und Graues Blatt (1997). 1998 kauft und restauriert A. zus. mit dem Niederländer Hans van Dyke ein Gebäude in einem südlichen Vorort von Beijing, das China Art Archive and Warehouse (CAAW). Im selben Jahr initiiert er den Chin. Contemp. Art Award, der zweijährig ausgeschrieben werden soll (1.Jury 1998 zus. mit Yi Ying, Harald Szeemann, Uli Sigg). 2000 kuratiert er eine vielbeachtete Ausst. mod. chin. Kunst unter dem Titel Fuck off (Shanghai, Xi Suzhouhe 1133), die zeitgleich mit der internat. Kunstmesse in Shanghai stattfindet. Auch als Kooperationspartner und archit. Berater der Schweizer Fa. Herzog & de Meuron für den Bau des Olympiastadions in Beijing tätig. Als Kurator u.a. bei der Ausst. der Slg Uli Sigg im KM Bern 2005 tätig. - A. wurde früh von den Ideen des Dadaismus und den Werken Marcel Duchamps fasziniert. So verarbeitete er die Erfahrungen der Kulturrevolution in einer Skulptur in Form einer Geige, deren Griffbrett als Schaufel gestaltet ist. Zudem zeigen seine Arbeiten Einflüsse von Tadao Ando, Juan Muñoz, Richard Long und Cornelia Parker. Zerstörung ist für A. eine Voraussetzung für neues Schaffen, Trad. kein Wert an sich, sondern nur ein Mittel zur Auseinandersetzung mit der Gegenwart. Basierend auf diesen Ansichten konstruiert er Phantasiemöbelstücke aus bis zu 500 Jahre alten trad. chin. Möbeln, die zwar Elemente der trad. chin. Möbelkunst enthalten, aber ihrem urspr. Zweck entfremdet sind. Dazu zersägt er die Originale und setzt sie in ungewöhnlichen Winkeln wieder zusammen. Eine noch aus dem Neolithikum stammende Schüssel bemalt er mit Acrylfarben; eine 2000 Jahre alte Urne aus der Han-Zeit mit dem Coca-Cola-Logo. Nach jahrelanger Sammeltätigkeit gestaltet er 2003 aus Fragm. von Händen und Füßen zerst. Buddha-Statuen zwei Skulpturen: Hands und Feet. Daneben provoziert A. durch spektakuläre Aktionen, z.B. lässt er eine 2000 Jahre alte Han-Vase fallen. - 2022 Praemium Imperiale für Skulptur, Japan Art Assoc., Tokio.
Einzelausstellungen:
1982 San Francisco (Cal.), Solo Asian Found. / 1988 New York, Art Waves Gall. / 2003 Luzern, Urs Meile Gal. / 2004 Gent, Prov. Centrum voor Kunst en Cultur; Bern, KH / 2010 Berlin, Alexander Ochs Gall. / 2013 Washington (D.C.), Hirshhorn Mus. and Sculpt. Garden / 2015 Mantua, Pal. Te (zus. mit Li Zhanyang und Meng Huang) / 2022 Wien, Albertina Modern (Retr.). -
Gruppenausstellungen:
1980 Beijing, Nat. AG: Xing Xing / 1986 San Francisco, Vorpal Gall.: Seven Chin. Artists; New York: Mun. Gall.: China's new Expression; Vasser College Gall.: Avant-Garde Chin. Art / 1989 Hongkong, Hannart Gall.: The Stars. Ten Years / 1994 Tokio, Tokio Gall.: Chin. Art Exhib. / 1995 Göteborg, KH und Jönköping, Läns Mus.: Foeraendering/Utveckling (Change); Erfurt: Configura 2. Dialog der Kulturen / 1997 Taegu (Korea), Taegu Art & Cult. Hall: A Point of Contact. Korean, Chin. Jap. cotnemp. Art / 1999 Beijing CAAW: Innovations Part I; Concepts, Colors and Passions; Venedig, Bienn.: Aperto over all; Gent, Caermerklooster: Mod. Chin. Art Fond.; 2000 Shanghai, Shanghai BizArt: Portr., Figures, Couples and Groups from the Mcaf Found. / 2001 Luzern, Urs Meile Gal.: Take Part I; Take Part II; Berlin: Art Forum Berlin / 2002 Oberhausen, Gal. Ludwig, Schloß Oberhausen: China. Trad. und Mod. / 2003 Prag, Gal. Rudolfinum: A strange Heaven. Contemp. Chin. Photogr.; Warschau, Zachęta Gall.: New Zone. Chin. Art / 2004 Lewisburg, Bucknell Univ., Samek AG: Regeneration. Contemp. Chin. Art form China and the US (Wander-Ausst.); New York, Internat. Center of Photogr. (ICP), Seattle, u.a.: Between Past and Future. New Photography and Video from China (Wander-Ausst.; u.a. auch 2005 im Rahmen der Bienn. in Venedig gezeigt); Altkirch (Ober-Elsaß), Centre Régional d'Art Contemp. (CRAC) ALSAC: Le Printemps de Chine; New York, Salvatore Ferragamo Gall.: Chin. Object. Dreams & Obsessions / 2006 Sydney: Bienn. / 2024 Bietigheim-Bissingen, StG: Reiche Ernte - Früchte in der Kunst des 20. und 21. Jh. / 2024 München, Alexander Tutsek-Stiftung: The World in My Hand (K).
Weitere Lexika:
U.Grosenick/C.H. Schübbe (Ed.), China art book, Köln 2007
Gedruckte Nachweise:
Tu mu. Young archit. of China (K), B. 2001. Créateurs du nouveau monde. Artistes chinois d'aujourd'hui (K Bienn. internat. d'art contemp. chinoirs, Montpellier), Gallargues 2005; W.Boers (Ed.), Touching the stones, Köln 2006; China now (K Slg Essl), Klosterneuburg 2006; art 2007(7)Beilage: Documenta 12 von A-Z; Kunstforum internat. 187:2007(Aug./Sept.)420-423, 428-443; P.Jodidio, CN, archit. in China, Köln u.a. 2007 (s.v. Fake Design); P.Tinari (Text)/M.Ciampi (Fotogr.), Artists in China inside the contemp. studio, Lo. 2007; D.Denaro (Ed.), Aurum. Gold in der zeitgen. Kunst (K Biel), Nü. 2008; H.Schütz, Kunstforum Internat. 298:2024(Sept./Okt.)240-242.
Onlinequellen:
Website A.