Gruppe
Frei zugänglich

OMA (Architekturbüro)

Gegründet
1975
Land
Niederlande
GND-ID
Weitere Namen
Office for Metropolitan Architecture (Ursprünglicher Name)
Berufe
Architekt*in; Stadtplaner*in; Architekturzeichner*in; Modellbauer*in
Wirkungsorte
London, Rotterdam, Doha, New York, Dubai, Hongkong, Highgate Hill/Queensland, Beijing
Zur Karte
Von
Mittmann, Elke
Zuletzt geändert
13.04.2025
Artikel veröffentlicht am
27.01.2025
Veröffentlicht in
AOW 2024

Mitglieder

Frei zugänglich

Hadid, Zaha

* 1950, Bagdad
2016, Miami
Frei zugänglich

Koolhaas, Rem

* 1944, Rotterdam

Graaf, Reinier de (1964)

* 1964, Schiedam

Zenghelis, Elia

* 1937, Athen

Gigon, Annette

* 1959, Herisau (Aargau)

Geyter, Xaveer de

* 1957, Tournai (Hainaut)

Neutelings, Willem Jan

* 1959, Bergen-op-Zoom (Noord-Brabant)

Zenghelis, Zoe

* 1937, Athen

Vriesendorp, Madelon

* 1945, Bilthoven (Utrecht)

Xu, Tiantian

* 1975, Fujian

Brunier, Yves

* 1962, Evian-les-Bains (Haute-Savoie)
1991, Evian-les-Bains (Haute-Savoie)

Maas, Winy

* 1959, Schijndel (Noord-Brabant)

Scheeren, Ole

* 1971, Karlsruhe

Loon, Ellen van

* 1963, Hulst (Zeeland)

Prince-Ramus, Joshua

* 1969

Sauerbruch, Matthias

* 1955, Konstanz

Christiaanse, Kees

* 1953, Amsterdam

VITAZEILE

OMA (Office for Metropolitan Architecture), niederl. Architekturbüro, gegr. 1974 in London und 1978 in Rotterdam, heutige Bürostandorte (Stand 2024) sind New York, Hongkong, Beijing, Dubai, Doha und High Gate Hill /Qusld. (Australien)

LEBEN UND WIRKEN

OMA gehört zu den weltweit führenden Büros für Archit., Städtebau und Archit.-Theorie sowie für Kultur-, Ausstellungs- und Designprojekte. Das Büro wird 1975 in London gegr. von Rem Koolhaas (vgl. AOW-Artikel) und seinem Doz. Elia Zenghelis (vgl. AOW-Art.) gemeinsam mit ihren Ehefrauen, der Grafikdesignerin Madelon Vriesendorp (vgl. AOW-Art.) und der Designerin Zoe Zenghelis (vgl. AOW-Art.). 1981 wird die von Koolhaas geleitete Dependance in Rotterdam eröffnet, 1982 folgt ein Zweigbüro in Athen, das Zenghelis bis 1985 neben der Londoner Niederlassung leitet. Weitere Mitarb. bzw. Partner sind danach u.a. Kees Christiaanse (ab 1980, Partner: 1983-89), Joshua Prince-Remus (ab 1996, Partner: 2000-06), Floris Alkemade (ab 1989, Partner: 2000-07) und Ole Scheeren (ab 1995, Partner: 2002-10). Das Büro und seine Dependancen werden heute (2024) u.a. geleitet von Rem Koolhaas (seit 1975), Reinier de Graaf (ab 1996, 2002 Mitbegr. von AMO), Ellen van Loon (ab 1996, Partnerin: 2008-2024), Shohei Shigematsu (ab 1998, Partner seit 2008), Iyad Alsaka (ab 2007, Partner seit 2011), Chris van Duijn (ab 1996, Partner seit 2014), Jason Long (ab 2003, Partner seit 2014), Ippolito Pestellini Laparelli (ab 2007, Partner 2014-20), Michael Kokora (seit 2014), Clement Blanchet (ab 2004, Partner seit 2008) und David Gianotten (ab 2008, Partner seit 2010). Die meisten von ihnen lehren auch als Doz. oder Prof. an internat. Universitäten. - Schwerpunkt und Ziel des Büros ist seit fast fünf Jahrzehnten, neue Arten von theoretischen und praktischen Beziehungen zw. Archit., Städtebau und kult. Phänomenen der Gegenwart (u.a. Globalisierung, Digitalisierung, Konsumkultur) zu definieren und innovative Gest. aufzuzeigen. Koolhaas studiert 1968-72 an der Architectural Assoc. in London bei Zenghelis und beschäftigt sich v.a. mit der archit. Neo-Avantgarde, die sich seit E. der 1950er Jahre in England (Peter und Alison Smithson), Italien (Superstudio) und in Österreich (Hans Hollein) formiert und zum Vorbild des "SuperDutch" wird (cf. Lootsma, 2000). 1972-75 studiert Koolhaas an der Cornell Univ. in Ithaca sowie bei Peter Eisenman in New York und der Netherlands Film and Television Acad. in Amsterdam. Die enge Zusammenarbeit Koolhaas-Zenghelis beginnt in London mit Koolhaas' Dipl.-Arbeit, dem utopisch-dystopischen Projekt Exodus, or the voluntary prisoners of archit. (1971), das abgeleitet ist aus der mon.-axialen Dimension der Berliner Mauer, die sich als eine Metaarchitektur im Exodus-Projekt eine Schneise in die Häuser von London schlägt und das vorhandene Stadtgefüge mit der übergeordneten Superstruktur umgruppiert. Es folgen die fiktiven "Papier"-Projekte City of the captive globe (1974), Hotel Sphinx (1975), New Welfare Island/Welfare Palace Hotel (1975-76) und Roosevelt Island redevelopment (1975), die nicht gebaut werden (oder werden sollen); alle sind im New Yorker Stadtteil Manhattan angesiedelt, der als Paradigma der Heterogenität zeitgen. großstädtischer Phänomene angesehen wird. 1977 beteiligt sich Koolhaas an der Manifest-Studie von Oswald Mathias Ungers Die Stadt in der Stadt. Berlin: Ein grünes Archipel (1977). Aufbauend auf diesen Recherchen erlangt er hohe Anerkennung mit seinem Buch Delirious New York. A retroactive manifesto for Manhattan (1978), in dem New York als Schauplatz für das Endstadium der westlichen Zivilisation dargestellt ist als mythisches Labor für die Erfindung eines revolutionären Lebensstils: der Kultur der Überfüllung. Diese polemische Untersuchung dokumentiert die symbiotische Beziehung zw. der mutierten Großstadtkultur Manhattans und der einzigartigen Archit., die sie hervorgebracht hat. Die Konsistenz und Kohärenz der scheinbar unzusammenhängenden Episoden des Urbanismus werden offengelegt als Produkt einer unformulierten Bewegung, des "Manhattanismus". Mit der Analyse der Erfindung Manhattans zu Beginn des 20. Jh. bezeichnet Koolhaas die Archit. und die Stadtplanung als "Rezeptakel", aber v.a. als Katalysator für neue Nutzungen und eine zeitgen. Großstadtkultur. Bereits in seinen ersten Projekten erforscht das Büro räumliche und archit. Dispositive wie das Raster, die durchgehende geneigte Ebene, die Subtraktion von Volumen oder die Evolutivität der Komponenten. 1980 nimmt OMA an der vom Architekten Paolo Porthoghesi (cf. AOW-Art.) organisierten Ausst. La presenza del passato (Die Gegenwart der Vergangenheit) auf der 1. Architekturbiennale in Venedig teil: Die Strada Novissima war eine szenografische Auseinandersetzung über die urbane europ. Straße. Zehn Fassaden pro 'Straßenseite' wurden auf einer Länge von 70 Metern im Arsenale ausgestellt. Die Strada Novissima war die Metapher eines mod. Marktplatzes, der perfekte performative Raum des Konsums. Die ersten großen Aufträge von OMA, die die Auseinandersetzung mit der Postmoderne zeigen, sind in Den Haag das Niederl. Tanztheater (1984-87), das durch sein gewelltes Dach und seine klar gegliederte Raumfolge auffällt, die Polizeistation in Almere (1982-85), ein Busbahnhof in Rotterdam (1985-87, 2005 abgerissen) und der Wohnblock Byzantium in Amsterdam (1985-91). Auch zwei Wohngebäude aus dieser Zeit sind als herausragend zu erwähnen: Das im Stil von Ludwig Mies van der Rohe entworfene Duo von Terrassenvillen in Rotterdam (1985-88), das in einen Deich eingefügt ist, sowie die Villa Dall'Ava in Paris (1984-91). Emblematisch für diese Haltung wird 1985-86 der für die Mailänder Trienn. organisierte Beitr. Casa Palestra (palestra = ital: Sporthalle), der anlässlich des originalgetreuen Wiederaufbaus des Mies-van-der-Rohe-Pavillons in Barcelona (1929/1985) in ironisch überhöhter Form zum Paradigma der Konfrontation mit der Moderne wird. Die Casa Palestra unterminiert die archit. Hülle, die zu einem bloßen Träger für ein Übermaß an performativen Ereignissen geworden ist, indem sie weder Marmor noch Onyx oder verchromte Oberflächen verwendet, sondern nur sehr billige Materialien wie Spanholz, selbstklebende Spiegel oder Klebstoffe, die die Textur von Marmor simulieren. Diese Collage aus Formen und Materialen sowie Referenzen der Moderne und Strukturelemente (u.a. Rampen als Erschließungssysteme), verbunden mit narrativer Geste, die sich in zahlr. gebauten und nichtgebauten OMA-Projekten zeigt, lässt diese Archit. zu Metaobjekten werden, die in abstrakter Form einen Ausdruck der Postmoderne und der beginnenden Konsumkultur verbildlichen. 1988 beteiligt sich OMA an der richtungsweisenden Ausst. Deconstuctivist Architecture (New York, MoMA), auf der sieben internat. renommierte Büros vorgestellt werden (Frank O. Gehry, Daniel Libeskind, Peter Eisenman, Zaha M. Hadid, Bernard Tschumi, Coop Himmelb[l]au). Verdrehungen, Verzerrungen und Faltungen ersetzen, aufbauend auf den Praktiken des sowjetischen Konstruktivismus der 1920er Jahre und den Theorien des frz. Philosophen Jacques Derrida, die traditionellen Praktiken von Einheit, Harmonie und Klarheit durch Brüche und Disharmonien. Der Dekonstruktivismus beansprucht die Phil. der Postmoderne, insbesondere deren Ideen der Fragmentierung und der negativen Polarität, die er mit nichtlinearen Designprozessen und Themen wie der nichteuklidischen Geometrie verbindet, indem er Themen der mod. Archit. wie den Gegensatz zw. Struktur und Hülle oder Boden und Wand usw. übertreibt. Für Koolhaas/OMA wird diese Ausst. ein Ausgangspunkt für einen radikal uneingeschränkten und utopischen Ansatz. Im Gegensatz zu and. Dekonstruktivisten stützt sich Koolhaas jedoch nicht so sehr auf die Theorie, sondern auf eine Auseinandersetzung mit Formen, Strukturen und Volumina. Koolhaas nimmt als postmoderne Projektionsfläche die Archit. der Moderne von Mies van der Rohe oder Le Corbusier auf. Zu formalen Charakteristika entwickeln sich diagonales und versetztes Übereinandergreifen von Quadern oder and. geometrischen Formen, die Schaffung trapezoidaler Blöcke mit Aussparungen an den Kanten und weitläufige Auskragungen, die augenscheinlich der Schwerkraft entgegen konstruiert zu sein scheinen. Dabei werden oft bahnbrechende Ingenieurkonstruktionen geschaffen. Das Konzept der 'Globalisierung' wird 1991 von der niederl. Soziologin Saskia Sassen u.d.T. Titel "The Global City New York, London, Tokyo" publ., was auf OMA inspirierenden Einfluss ausübt. Im Lehrkontext an der Harvard Univ. identifiziert Koolhaas 1996-97 mit Studierenden die Phänomene von Meta-Urbanität und „Bigness“ anhand der chin. Region Pearl River Delta (Hongkong, Shenzen, Dongguan, Guangzhou, Zuhai, Macau), deren Bevölkerung sich von zwölf Millionen bis 2020 in eine Megalopolis mit 36 Millionen Einwohnern verwandeln sollte. Dieser Wirtschaftsraum ist das Ergebnis einer rasanten Entwicklung, die in ihrem Ausmaß und ihrer Plötzlichkeit weltweit beispiellos war und für die alle üblichen städtebaulichen Konzepte und Werkzeuge völlig unwirksam und überholt waren. In einer R. von unabhängigen Studien gelingt es OMA, die Komplexität der hist. Ereignisse und die erstaunliche Urbanität dieser Metropolen zu entwirren, die sowohl von kommunistischer Politik als auch von zügellosem Kapitalismus geprägt ist. Diese neue Form der urbanen Koexistenz wird vom Team um Koolhaas als "City of exacerbated difference" bezeichnet als ein neues städtebauliches Paradigma, das dominiert ist von Geschwindigkeit und Effizienz der Konstruktion, der Höhe der Gebäude, dem wirtschaftlichen Wettb. zw. den Städten sowie einem Raum, der von Kommunikationsströmen, Geld, Personen und Gütern durchzogen ist. Der „Bigness“-Diskurs widerspiegelt diese neue Wahrnehmung des zeitgen. Urbanen und eröffnet damit auch neue Perspektiven der Planung. 1995 veröffentlichen Koolhaas/OMA zus. mit dem kanad. Grafikdesigner Bruce Mau die grundlegende Publ. S, M, L, XL, K (1995), die neben einem WV der eig. Projekte aus den vergangenen 20 Jahren auch Essays, Manifeste, Tagebuchskripte und fiktive Narrationen enthält, darunter zur "Bigness" in der Archit. oder zur "Stadt ohne Eigenschaften". Auch ein Zyklus konzeptioneller Annäherungen an das Urbane im großstädtischen Kontext ist enthalten. - Ungezählte Masterplanprojekte und Studien von OMA (cf. Übersicht auf Website 1986-2024) basieren bis heute auf diesen konzeptionellen Ansätzen und thematisieren das Phänomen des Globalen und weltweit Vernetzten, wobei oft das orthogonale Raster als Reminiszenz des Manhattanismus als strukturelles Gerüst dient. Die Palette reicht von den Masterplänen Uithof (Utrecht 1986), IJ Plein (Amsterdam 1988), Yokohama (1991), Hanoi New Town (1997) über Riga Port City (2006), Kuwait AI Rai (2006), La Defense (Paris 2008) bis hin zu HIA Airport City (Doha, seit 2013), Taiyuan Industrial Heritage Transformation (2014), Wuhan Yangtze River Waterfront (2017), Tencent Broadband City (Shenzhen 2020) und Chengdu Future Science and Technology City (seit 2021). Häufig wird dabei mit and. Büros oder Architekten kooperiert, z.B. beim emblematischen Projekt des Masterplans Euralille (1989-94) um den neuen Bahnhof von Lille (Architekt: Jean-Marie Duthilleul), der wie ein Paradigma die zukünftige Stadt (aufbauend auf Infrastrukturen, Konnektivität und neuen Kommunikationsformen) zeigen sollte und zudem ein R. von Büros und sozialen Zentren versammelt, an denen Jean Nouvel (cf. AOW-Art.), Christian de Portzamparc (cf. AOW-Art.) oder Kazuo Shinohara (cf. AOW-Art.) durch den Bau einzelner Gebäude beteiligt sind. - Im Gegensatz zu vielen Architekten dieser Zeit, die eine unverwechselbare Ästhetik entwickeln, legen die Protagonisten von OMA keine formale und ästhetische Sprache fest. Stattdessen etabliert das Büro eine Archit., die unter Verwendung der modernsten Technologien und Materialien auf die Bedürfnisse des jeweiligen Standorts und Auftraggebers eingeht. Realisiert werden in den 1990er Jahren u.a. das Nexus Housing Projekt (1989-91) in Fukuoka (Japan), die Kunsthal (1992) in Rotterdam und das Univ.-Mehrzweckgebäude Educatorium (1993-97) in Utrecht sowie die für einen auf einen Rollstuhl angewiesenen Verleger errichtete Privatresidenz Maison Lemoine (1994-98) in Bordeaux. Das Gebäude Maison Lemoine besteht aus mehreren Teilen, die wie eine bewegliche 'Orthese' gestaltet sind: Die Büroplattform kann vertikal durch drei aufeinander gestapelte "Häuser" (Beton- und Glasvolumina) bewegt werden und zu jedem Zeitpunkt ihrer Bewegungen entlang einer elf Meter hohen Bibl. anhalten und die 100 Laufmeter Regalfläche anbieten. Bei jeder Bewegung verwandelt sich die Arch. des Hauses durch neue Perspektiven, neue Beziehungen und Lichteffekte. Der originäre Entwurf entsteht zus. mit dem brit.-srilankischen Ing. Cecil Balmond. - Die Auseinandersetzung von OMA mit der Archit. von Einkaufszentren, Shoppingmals u.a. Handels-Gebäuden inklusive der Inszenierung von Konsumkultur, die schon 1980 im Beitrag zur Venedig-Bien. sichtbar wird, mündet ab 1998/99 in die permanente Zusammenarbeit mit dem Mailänder Modeunternehmen Prada. Zeitgleich wird vom Architekturbüro OMA die Gruppe AMO (OMA umgekehrt geschrieben), die Koolhaas zus. mit Reinier de Graaf als autonome Denkfabrik (Think Tank) gründet. Ziel dieser Abt. ist es, die Beziehungen zw. Kultur und Kommerz durch archit.-experimentelles Forschen neu zu definieren und mit der Erstellung von Inhalten und Videos eine neue archit. Fähigkeit zur Aufwertung und Transformation zur Luxusmarke Prada durch versch. Medien zu demonstrieren. Bald widmet sich AMO unter seinem Dir. Reinier de Graaf auch der Produktion von nicht-archit. Arbeiten, darunter Ausstellungs- und Identitätsdesign sowie szenogr. Installationen (u.a. auf den Bienn. in Venedig Expansion Neglect, 2005; The Gulf, 2006; Cronocaos, 2010; OMA*AMO for/with Prada, 2011; Monditalia, La Feria Concreta, Fundamentals, Elements of Architecture, 2014). Ebenso werden Klimawandel, Nachhaltigkeit und Energieplanung zu zentralen Themen von AMO-Publ. wie Roadmap 2050. A practical guide to a prosperous, Low-Carbon Europe (2010 zus. mit der European Climate Found.). - 2003 findet die OMA-Ausst. Content in der Neuen NG (Berlin) statt: Hier inszeniert das Büro die Dimensionen des "Trash", "Pulp" und "Bad Taste" als neue Wegbereiter von Archit., die in Form von Modellen, unscharfen Fotos und Computerplots integriert sind. Koolhaas selbst kreiert in diesem Zusammenhang die These vom "Junkspace", also einem Ort ohne Eigenschaften, dessen Paradigma die Shoppingmall in einem peripheren und antiurbanen Raum geworden ist. 2002 ist in New York das Prada Epicenter fertiggestellt und OMA etabliert für Prada Sponge (Los Angeles) ein Installationsprojekt mit dem Mat. Polyurethan: Diese installative Zusammenarbeit führt seit 2004 zu theatralen Szenografien und Show-Sets für die Prada-Modeschauen im Hauptquartier (Mailand, Via Fogazzaro), die in Kooperation des Büros mit Miuccia Prada und später mit Raf Simons entstehen. Seit 2018 finden diese Shows im von OMA entworfenen Torre der Fond. Prada am Largo Isarco im Süden von Mailand statt; die urbane Präsenz visualisiert sich auch nachts durch eine Neoninstallation. Weitere Projekte des OMA-Portfolios der zw. Mode, Kunst und Szenografie changierenden "experience economy" sind u.a. Ladengeschäfte (Coach-Omotesando Flagship, Tokio 2013; Maison Ullens, Paris 2014; Off-White Flagship Store, New York 2018; Tiffany & Co. Showroom, Doha/Qatar 2023; Jacquemus Shop-in-Shop , Dubai, London, Paris, 2023) und weit über 100 Ausst.-Projekte, darunter zuletzt die von der Büropartnerin Ellen van Loon konzipierte Marmorexposition Monumental wonders (Mailand 2022) und die erste Firmenpräsentation des traditionsreichen span Modehauses Loewe überhaupt Loewe Crafted World (Shanghai 2024) sowie die vom Büropartner Shohei Shigematsu in Tokio realisierten Ausst. Christian Dior. Designer of Dreams (2022) und Miss Dior (2024). - In den letzten zwei Jahrzehnten ändert sich die OMA-Architektursprache: Was noch bis in die 2000er Jahre als verschachtelte eigenständige Volumina sichtbar war, transformiert sich mehr und mehr in eine mon. monolithhafte Archit., in der blockförmige, oftmals gestapelte Türme und Scheiben in Dialog treten. Gleichzeitig wird das Thema der Leere integriert, indem großformatige Volumina "durchlöchert" sind und damit noch mehr an Monumentalität und Sichtbarkeit im städt. Gefüge gewinnen. Gebäude werden somit zu neuen Zeichen, die das Meta-Urbane und "Bigness" symbolisieren. Herausragende realisierte Bsp. hierfür sind der Hauptsitz des chin. Fernsehens CCTV (Beijng 2012), der Wafra Tower Wohnkomplex (Kuweit City, seit 2019) oder das New Mus. in New York (Eröffnung 2025). - Die Fragen von Infrastruktur- und Kommunikationssystemen werden von OMA auch im Rahmen von Ingenieurbauwerken bearbeitet, wobei bahnbrechende Lösungen gefunden werden, z.B. bei Brücken (u.a. Fußgängerbrücke in Jojutla de Juarez/Mexiko, 2018) oder Bahn- und Flughäfen (zu Realisierungen und Wettb.-Beteiligungen cf. Website). Zu weiteren großmaßstäblich in die Umgebung eingreifenden Projekten gehört beispielsweise der Unterwasserskulpturen-Park mit einem künstlichen Riff in Miami (2020). - Seit fast 50 Jahren hat OMA wegbereitende und paradigmatische Archit. und stadtplanerische Tendenzen sowohl im praktischen als auch im theoretischen Sinn in einem internat. Kontext für das E. des 20. und das erste Drittel des 21. Jh. geschaffen. Dabei realisiert das Büro heterogene Designformen vom Möbeldesign über multiple szenografische Rauminstallation bis hin zu Archit. und Stadtplanungen, die sich auch gegenseitig ständig beeinflussen und somit alle Maßstäbe miteinander verbinden und übergreifende Ansätze schaffn, die seit den 1990 Jahren alle folgenden Architekturgenerationen maßgeblich beeinflusst haben. Zahlr. nat. und internat. Ausz. (vgl. Website).

WERKE

Almere, Block 6, Einkaufszentrum, 1999-2004. - Masterplan Innenstadt, 1994-2007. Amsterdam, IJ Plein Masterplan, Schule und Gymnasium, 1981-88. - Byzantium, 1985-91. - Firmensitz G-Star RAW, 2008-14. Beijing, H-Projekt, 1995. - Samsung Cult. Found., 2002-04. - CCTV, Hauptsitz des nat. Fernsehens, 2002-12. - Nat. Univ. MoA, 2005. - Genesis Gangnam (Autohaus), 2017. - UCCA, Center for Contemp. Art (priv. KM), 2017. - Internet-Fa. Tencent (Hauptsitz), 2019. Berlin, Wohnkomplex Checkpoint Charlie, 1990. - Niederl. Botschaft, 2003. - Axel Springer Campus, 2020. Bordeaux, Brücke Simone Veil, 2013-24. Breda, Chassé Campus, 1994-2000. Brighton, College (Erweiterung), 2020. Buffalo/New York, Buffalo AKG AM, 2023. Caen, Bibl. Alexis de Tocqueville, 2017. Chicago, McCormick Tribune Campus, 1997-2003. Dallas, Dee and Charkes Wyly Theatre, 2001-09. Den Haag, Het Paard van Troje, Konzerthalle, 1995-2003. Denver, Denver AM Gall. and Studio, 2018-21. Detroit, Lantern, 2021-24. Dubai, Concrete at Alserkal Av., 2017. Essen, Ruhr-Mus. (Umbau Zollverein Kohlenwäsche), 2001-07. Glasgow, Maggie's Centre-Gartnavel, 2007-11. Groningen, Wohnhauskomplex de Brink, 1983-88. - Öff. Toiletten Super & Popular, 1995. Helsinki, Pasila Tripla, 2011-20. Ithaca, Millstein Hall Cornell Univ., 2006-11. Kopenhagen, BLOX/DAC Danish Architecture Center, 2006-17. Las Vegas, Guggenheim Mus., 2002. Lille, Congrexpo, 1990-94. London, New Court Rothschild Bank, 2005-11. - Commonwealth Inst. (Umbau zu Holland Green), 2008-16. Lusanga/Kongo, Gall. White Cube, 2017. Luxemburg, Hauptsitz Arcelor Mittal, 2017. Mailand, Fond. Prada (Umbau Industriekomplex Largo Isarco), 2008-18. Manchester, Aviva Studios, 2023. Melbourne, MPavilion (in Queen Victoria Gardens), 2017. Miami/Fl., Wohnkomplex Park Grove, 2013-18. Moskau, Inst. für Media, Archit. und Design (Strelka), 2013. - Garage, Zentrum für zeitgen. Kultur, Stiftung Iris, 2011-15. München, Firmensitz Unicredit, 2023. New York, Brooklyn Acad. of Music, 2002. - Eagle + West (Wohntürme), 2022. - Tiffany Landmark, 2023. Paris, Gal. Lafayette, 2018. Perth, Western Australia Mus. Boola Bardip, 2019. Porto, Casa da Música, 2005. Qatar, NB, 2017. Rotterdam, Patio-Villa Joop Linthaus, 1984-88. - Alliance française, 1996. - De Rotterdam (drei Wohntürme), 1997-2013 (2014 Best Tall Building Award). - Timmerhuis, 2009-15. San Francisco, Wohnkomplex The Avery, 2014-19. St. Petersburg, Ermitage Guggenheim Stiftung, 2003-05. Seattle/Wash., Zentralbibliothek, 2004. Seminyak/Bali, Potato Head Studios & Suites, 2020. Seoul, H-Projekt, 1995. - Samsung Cult. Found., 2002-04. - Nat. Univ. MoA, 2005. - Genesis Gangnam (Autohaus), 2017. Shanghai, Lujiazui Harbour City Exhib. Centre, 2014-17. Shenzhen, Börse, 2006-13. Singapur, Wohnkomplex The Interlace, 2007-13. - AIR Circular Campus and Cooking Club, 2024. Stockholm, Norra Tornen (Wohnhochhäuser), 2013-20 (2020 Highrise Award für Rainier de Graaf). Stuttgart, Kaufhaus Breuninger, 1996. Taipei, Taipei Performing AC, 2022. Tirana, Wohnkomplex Mangalem 21, 2015-23. Tokio, Toranomon Hills Station Tower, 2023. Toulouse, MEETT Gal. und Konferenzzentrum, 2011-20. Zell am See, Einfamilienhaus (Austrian House), 2018-23. Zürich, Airport 2000 Suisses, 1995.

SELBSTZEUGNISSE

R.Koolhaas/E.van Loon, Casa da Musica Porto, Br. 2005; R.Koolhaas / R.de Graaf, Zeekracht. A strategy for masterplanning the North Sea, Utrecht 2008; R.Koolhaas/H.Foster, Junkspace with running room, Lo. 2013; R.de Graaf, Four walls and a roof, C., Mass. 2017; R.de Graaf, Architect, verb - the new language of building, Lo./N.Y. 2023.

AUSSTELLUNGEN

Einzelausstellungen:

1981 London, Architectural Assoc.: Projects 1978-81 (Debüt) / Berlin: 1981 Gal. Aedes: Vollendung des Wiederaufbaus […] in Rotterdam; 2003-04 Neue NG: Content. Rem Koolhaas/OMA/AMO. Bauten, Projekte und Konzepte seit 1996 (internat. Wander-Ausst.) / New York, MoMA: 1988 Deconstructivist archit.; 1994-95 O.M.A. at MoMA; 2006-07 OMA in Beijing […] / 1988 Basel, Schweiz. Archit.-Mus.: OMA / 1989 Rotterdam, BvB: The first decade / 1990 Paris, Inst. Français d'Archit.: Fin de siecle - OMA Rem Koolhaas / 2001 Mailand, Fond. Prada: OMA Rem Koolhaas & Herzog & De Meuron / 2011 Paris, ÉcBA: (Im)Pure, (In)Formal, (Un)Built / 2012 Bordeaux, Archit. Center Arc en Rêve: Bordeaux 50000 (alle K). - Weitere Ausst. cf. Website O.

 

QUELLEN

Weitere Lexika:

M.Emanuel (Ed.), Contemp. architects, N.Y. u.a. 31994; DA XVIII, 1996; Dict. de l'archit. du XXe s., P. 1996.

 

Gedruckte Nachweise:

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Onlinequellen:

Website OMA (Ausst., Lit., WV); architectsnotarchitecture.com; archiv.ub.uni-heidelberg.de/artdok